Appetitlosigkeit und Müdigkeit: Ursachen und Gründe
Appetitlosigkeit („Anorexie“) kann viele Ursachen haben. Meist sind sie psychisch bedingt, zuweilen aber auch physisch. Dabei ist zu unterscheiden zwischen vorübergehender und dauerhafter Appetitlosigkeit: Stress oder mentale Anspannungen sorgen dafür, dass im Körper ein Hormoncocktail ausgeschüttet wird. Dieser aktiviert die Kraftreserven aktiviert, fokussiert die Gedanken und fährt im Gegenzug die für den Moment eher unwichtigen Körperfunktionen wie die Verdauung herunter. Der Appetit nimmt somit deutlich ab, ebenso das Hungergefühl. Ist die Stresssituation vorbei, kommt auch der Appetit wieder. Dieser Vorgang ist völlig normal und natürlich.
Anders sieht es mit einer langfristigen oder dauerhaften Appetitlosigkeit aus. Wer über Tage und Wochen nichts oder kaum etwas isst, baut nicht nur Muskelmasse, sondern auch nachweislich Gehirnvolumen ab. Die Symptome sind dann nur Appetitlosigkeit sondern meist auch Müdigkeit. Die Ursachen können dabei äußerst unterschiedlich sein:
- Dauerhafte psychische Belastung (zum Beispiel durch Dauerstress, Depression, Magersucht oder anderen psychischen Problemen)
- Krankheiten des Magen-Darm-Trakts (zum Beispiel Magengeschwür, Hepatitis, Sodbrennen, Gallensteine, Darmentzündungen, Darmkrebs, Magenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Leberkrebs)
- Suchtverhalten (zum Beispiel Drogenmissbrauch, Alkoholabhängigkeit aber auch nicht stoffgebundene Abhängigkeiten wie Spielsucht)
- Einnahme bestimmter Medikamente (zum Beispiel Digitalis, Antibiotika, Morphin, Chemotherapeutika, Nahrungsergänzungsmittel Vitamin A oder D in Überdosierung)
- Nachlassender Geruchs- und Geschmackssinn im Alter
- Schwangerschaft bei Appetitlosigkeit junger Frauen
- Schluckstörungen oder Erkrankungen im Rachen- und Mundraum
- Lebensmittelvergiftung, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder falsche Ernährung
- Infektionskrankheiten (zum Beispiel HIV-Infektion, Bandwurmbefall, Gelbfieber oder die sogenannten Kinderkrankheiten im Erwachsenenalter)
- Anderweitige Erkrankungen (zum Beispiel Diabetes, Demenz, Nierenschwäche, Herzinsuffizienz, Unterfunktion der Schilddrüse, starke Kopfschmerzen beziehungsweise Migräne)
Appetitlosigkeit, Übelkeit und Psyche hängen zusammen
Mit der Zeit entwickelt sich ein Teufelskreis: Appetitlosigkeit löst psychische Blockaden aus. Alleine der Gedanke ans Essen verursacht dann oft Übelkeit. Aus Angst, erbrechen zu müssen, vermindert sich der Appetit weiter.
Dabei ist es egal, ob der Auslöser ebenfalls psychisch ist oder nicht: Die Psyche verstärkt die Appetitlosigkeit.
Appetitlosigkeit beheben
Doch was kann man tun gegen Appetitlosigkeit? Um Appetitlosigkeit überwinden zu können, müssen Sie dem Grund auf die Spur kommen. Liegt eine andere Krankheit als eigentliche Ursache vor, muss diese selbstverständlich behandelt werden.
Liegt die Ursache jedoch in einer psychologischen Hemmschwelle begründet, können bereits einige kleine Tipps und Tricks helfen, die Appetitlosigkeit zu mindern oder abzuwenden und so die Lust auf die Mahlzeiten wieder deutlich zu steigern:
- Anrichten der Speisen
Wir essen mit allen Sinnen. Nicht umsonst lautet ein bekannter Spruch: „Das Auge isst mit“. Richten Sie also die Speisen appetitanregend an. Zum Beispiel, in dem Sie unterschiedliche Farben als Dekoration wählen (ein paar Kräuter, ein Salatblatt, eine Tomatenscheibe oder ein aufgeschnittenes Radieschen wirken dabei oft Wunder). Dies gilt auch und besonders, wenn Sie auf Trinknahrung angewiesen sind. - Duft der Speisen
Der Duft des Essens spielt eine ebenso zentrale Rolle. Kochen Sie mit beliebten Gewürzen, die auch den Appetit wieder zurückbringen können. So sind zum Beispiel Rezepte mit Senf, Zimt oder Orangenaroma besonders appetitanregend. Auch bestimmte Aromaöle können Ihnen helfen, Ihren Appetit wieder zu finden. - Menge der Speisen
Erhöhen Sie den Druck nicht noch zusätzlich, in dem Sie den Teller so voll wie möglich packen. Im Gegenteil: Mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt sind viel effektiver bei Appetitlosigkeit. Die Erinnerungsfunktion des Smartphones kann Ihnen dabei helfen, dies nicht zu vergessen. Variieren Sie dabei gerne mit den Zeiten, bis Sie den geeigneten Rhythmus für sich gefunden haben. - Abwechslung der Speisen
Wechseln Sie öfters mal in Ihrer Ernährung ab. Exotische Früchte können zum Beispiel die Neugier fördern und so den Appetit anregen. Überlegen Sie, was Ihnen schmeckt und was Sie an Ihre schöne Zeiten erinnert. - Zwischen den Speisen
Um den Appetit über den Tag hinweg anzuregen, können Sie es auch mit einem Tee versuchen. Bestimmte Kräuteraufgussgetränke wirken diesbezüglich Wunder: zum Beispiel Tee aus Löwenzahn, Scharfgabe, Kümmel, Wermut, Ingwer, Tausendgüldenkraut oder gelbem Enzian. Außerdem können ein veränderter Schlafrhythmus und viel Bewegung an der frischen Luft (zum Beispiel Spazieren, Wandern oder Nordic Walking) den Appetit zusätzlich anregen. - Frische der Speisen
Je frischer die Lebensmittel sind, mit denen Sie kochen, umso appetitanregender. Viele ekeln sich vor Fertigprodukten oder Fast Food. Verständlich: Sind hier doch selten wirklich hochwertige Produkte verarbeitet. Kochen Sie besser frisch und ernähren Sie sich somit abwechslungsreich. - Einnahme der Speisen
Essen Sie nach Möglichkeit in Gesellschaft. Zu zweit macht die Nahrungsaufnahme deutlich mehr Spaß. Eine nette Unterhaltung am Esstisch fördert den Appetit mehr als das Essen alleine vor dem Fernseher.
Zudem können Entspannungstechniken wie Meditation, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson dabei helfen, die Appetitlosigkeit besser in den Griff zu bekommen. Auf Alkohol als Appetitanreger sollten Sie allerdings verzichten. Dieser wirkt kontraproduktiv.
Appetitlosigkeit im Alter überwinden
Appetitlosigkeit im Alter ist ein häufiges Problem. Wie erwähnt liegt dies oft daran, dass bestimmte Medikamente zu Appetitlosigkeit führen.
Gegebenenfalls muss also eine vorhandene Medikation um- oder anders eingestellt werden, damit der Appetit wieder zurück kommt. Ansprechpartner ist hier Ihr Hausarzt.
Sind Medikamente gegen Appetitlosigkeit sinnvoll?
Zwar bieten Apotheken und Drogerien eine Vielzahl von Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente gegen Appetitlosigkeit an, dennoch ist davon abzuraten.
Ein Großteil dieser Medikamente zeigt ohnehin kaum eine Wirkung. Oder aber sie haben unerwünschte Nebenwirkungen.
Wie bereits erwähnt, ist es wichtig, die konkrete Ursache für die Appetitlosigkeit herauszufinden. Ist diese ärztlich erkannt, können bestimmte Medikamente sehr wohl hilfreich sein. Aber eben nicht direkt gegen die Appetitlosigkeit sondern gegen eine möglicherweise zugrunde liegende Erkrankung. Appetitlosigkeit als solche ist hingegen keine Krankheit, sondern lediglich ein Symptom.
Wann mit Appetitlosigkeit zum Arzt?
In vielen Fällen ist die Appetitlosigkeit ein Anzeichen, dass etwas aus medizinischer Sicht in Ihrem Körper nicht stimmt. Daher sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen, wenn die Appetitlosigkeit länger als zwei oder drei Tage anhält.
Dieser wird Sie zunächst genau befragen, um die Ursachen heraus zu finden. Wichtig sind in diesem Zusammenhang insbesondere:
- Die Dauer
- Eine eventuelle Gewichtsabnahme
- Stressfaktoren und Schlaflosigkeit
- Weitere Symptome
- Eine eventuelle Medikation
- Vorerkrankungen
Um insbesondere schwerwiegende Ursachen im Magen-Darm-Trakt ausschließen oder genau diagnostizieren zu können, wird Ihr Arzt im Anschluss Ihr Blut und eine Stuhl- beziehungsweise Urinprobe analysieren. Zudem wir er eine Computer-, Kernspintomografie (CT / MRT) oder Ultraschalluntersuchung durchführen.
Eine Magen- oder Darmspiegelung sowie ein Allergietest geben letzte Aufschlüsse und können mit Gewissheit bestimmte Krankheiten nachweisen beziehungsweise ausschließen.
Folgen von Appetitlosigkeit
Die Folgen von Appetitlosigkeit können erheblich sein, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussehen mag. Viele freuen sich sogar, wenn sie ein paar Kilogramm abgenommen haben. Doch je länger die Betroffenen an Appetitlosigkeit leiden, umso schlimmer die möglichen Folgen wie beispielsweise:
- Unterernährung
- Nährstoffmangel
- Apathie
- Kreislaufversagen
Dies kann weitere Krankheiten auslösen. Sowohl körperlich als psychisch ist der Patient geschwächt und anfällig für Infektionen oder eine Depression. Auch das Gehirn und andere Organe nehmen bei einer Unterernährung auf Dauer Schaden.
Wenn langfristig nichts gegen die Appetitlosigkeit unternommen wird, kann sie bei extremer Ausprägung zum Verhungern, also zum Tod führen. In vielen Fällen beschränkt sich der mangelnde Appetit zudem nicht nur auf das Essen sondern auch auf das Trinken. Die Betroffenen dehydrieren dann schnell, was in der Folge zu schnellem Organversagen beziehungsweise dauerhaften Organschäden führt.
Daher sollten Sie Appetitlosigkeit nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wer einen oder zwei Tage lang aufgrund von Stress oder eines Infektes nichts essen mag oder kann, ist dabei noch nicht gefährdet. Doch je länger Sie sich an die Appetitlosigkeit gewöhnen, umso schädlicher für Ihren Organismus.
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Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen. Vor der Einnahme eines Medikamentes lesen Sie bitte die Packungsbeilage sorgfältig durch und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.