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Beten
Das Beten ist eine der ureigensten Glaubensäußerungen in den Religionen. Es wird sowohl im Christentum, als auch im Islam und Judentum praktiziert. Die äußere Form sieht jedoch unterschiedlich aus.
Vermutlich stammt das Wort Beten von dem Verb ‚bitten‘ ab. Das ist auch die naheliegendste Assoziation, die wir beim Gebet haben: „Wir bitten Gott um etwas.“ Beten ist aber weit aus mehr.
Beten – Was ist das?
Im Gebet wenden sich die gläubigen Christen Gott zu und teilen ihm mit, was sie bewegt. Das Beten ist für sie ‚Sprechen mit Gott‘. Die Inhalte umfassen grundsätzlich drei Bereiche.
Inhalte des Gebetes:
- Dank
- Bitte und Fürbitte
- Lob und Anbetung
Auch die äußere Form eines Gebets ist unterschiedlich gestaltet.
Gebetsformen:
Das Gebet kann…
- …gemeinschaftlich oder ganz allein gesprochen werden.
- …vorformuliert sein oder frei vom Beter verfasst werden.
- …einfach nur Schweigen oder ein gesungenes Lied sein.
- …zu einem bestimmten Anlass oder im alltäglichen Leben aus dem momentanen Bedürfnis heraus gesprochen werden.
Wie beten Christen?
Christen und Christinnen sprechen mit Gott, so wie sie mit einem Menschen sprechen würden. Jede/r hat die Freiheit so mit Gott zu reden, wie sie/er es auf dem Herzen hat. Es gibt keine Vorgaben wie oft mit Gott gesprochen werden muss. Jeder darf sein Gebetsleben so gestalten, wie er möchte. Einige Beispiele:
- In Familien sprechen Gläubige ein Dankgebet vor dem Essen, oder ein Abendgebet mit ihren Kindern vor der Bettruhe.
- Der Einzelne sucht die Nähe zu Gott in aller Stille zu einem selbst gewählten Zeitpunkt am Tag, es kann das Morgengebet sein.
- Oder Christen nutzen die Gemeinschaft und das Miteinander in Gottesdiensten oder anderen Veranstaltungen.
In der Wortwahl haben die Gläubigen eine große Freiheit. Sie können auf formulierte Gebete zurückgreifen, die sie lesen und auf sich wirken lassen. Oder sie formulieren frei, wie es ihnen auf der Seele liegt.
Gebete können auch in einem Lied gekleidet sein, bei dem laut mitgesungen oder nur dem nur aufmerksam zugehört wird. Gerne praktizieren Christen Rituale: In der Kirche wird eine Kerze angezündet, als Zeichen der Fürbitte – Gott möge sich um einen kranken Menschen kümmern. Oder es werden Gebetstagebücher geführt, in denen Fürbitten und der Dank festgehalten werden.
Warum legt man beim Beten die Hände zusammen?
Das Händefalten kommt vermutlich aus der germanischen Kultur. Wenn die Vasallen ihrem Herrn ihren Lehnseid versprachen, legten sie ihre Hände zusammen. Die zusammengelegten Hände legten sie wiederum als Zeichen ihrer Treue und Abhängigkeit in die Hände ihres Lehnsherrn.
Heute kennen wir diese Geste noch in der Priesterweihe: In die Hände des Bischofs legt der Weihekandidat seine zusammengelegten Hände und verspricht ihm Gehorsam und Ehrfurcht.
Diese Gebetsgeste wurde später vertieft durch ineinandergreifenden Finger. Der Betende bringt damit noch stärker seine Bindung zu Gott zum Ausdruck. Sie steht für eine tiefe Abhängigkeit von Gott.
Die bekannteste Abbildung von zusammengelegten Händen in der Kunst als Ausdruck des Betens sind die ‚Betenden Hände‘ von Albrecht Dürer.
Beten lernen
Das Gute ist: Beten kann man zu jederzeit und überall. Es braucht dafür keine Begabung, Vorbereitung oder besondere geistliche Umgebung. Jeder kann beten.
Vielleicht müssen Sie sich ein wenig zum Gebet überwinden. Eine Anleitung benötigen Sie eigentlich nicht, dennoch geben wir Ihnen einige Tipps, damit Sie das Gebet als gewinnbringend für sich erfahren.
Tipps für Ihre Gebetszeit
Damit Sie sich auf Ihr persönliches Gespräch mit Gott fokussieren können, sollten Sie einige Voraussetzungen beachten:
- Sich Zeit nehmen
Natürlich können Sie ein Stoßgebet nach oben senden. Nur „Danke“, „Bitte“ oder ein „Herr hilf mir!“ gen Himmel schicken. Wenn Sie sich aber gedanklich ausrichten möchten, sollten Sie sich ein paar Minuten mehr Zeit nehmen. Es braucht manchmal mehr als nur einen Moment, um das Gedankenkarussell im Kopf abzustellen. - Den richtigen Ort finden
Suchen Sie sich einen ruhigen Platz in Ihrer Wohnung oder in Ihrem Haus. Stellen Sie Fernsehen, Social Media – alles, was sie ablenkt – aus, sodass Sie zur Ruhe kommen können. Manche Menschen finden die Ruhe im Garten oder im Park auf einer Bank. Reisende suchen sich Kirchen, um in der Hektik innerlich einzukehren. - Rituale nutzen
Eine Kerze anzünden oder ein kleines Kreuz aufstellen sind ein sichtbares Zeichen für den Beginn der Gebetszeit. Kleine Rituale helfen, um die Besinnlichkeit zu stärken. Einige Beter erleben es als nützlich, wenn sie ein Gebetstagebuch, indem sie Tag für Tag Dank und Fürbitte festhalten, führen. - Die Gebetshaltung
Die Bibel berichtet davon, dass die Menschen die unterschiedlichsten Haltungen einnahmen: Sie standen vor Gott (1. Mose 18,22), knieten (Daniel 6,10), warfen sich auf ihr Angesicht (4. Mose 16,22). Andere hoben die Hände zum Gebet (Psalm 134,2). Jede Haltung ist Ausdruck einer Empfindung. Sie können für sich selber entscheiden, wie Sie beten möchten - Die Worte finden
In der Bibel steht, dass Gott wie ein Vater für uns ist. Wir können zu ihm kommen, so wie wir sind und einfach unsere Bitten loswerden. Er wird Sie hören: „Wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“ (Lukas 11,10) Von daher können Sie zu Gott sprechen, wie Sie mit Ihrem Vater sprechen würden. Ganz natürlich. Wenn es Ihnen dennoch schwer fällt, können Sie auch die Gebete sprechen, die wir Ihnen weiter unten empfehlen. - Einfach mal nichts sagen
Es gibt Zeitpunkte, da wiegt die Last, die Trauer zu schwer. Dann können keine Worte mehr gesagt werden. Sie können Ihren ruhigen Ort, Ihre besinnliche Zeit dafür nutzen auch einfach vor Gott still zu werden und einmal nichts zu sagen. Viele haben in solcher intimen Zeit Kraft geschöpft. - Zum Schluss: Amen
„Amen“ ist hebräisch und bedeutet „So sei es“. Wer am Ende seines Gebets „Amen“ sagt, verleiht seiner Überzeugung noch einmal Ausdruck: Er möchte entschlossen an Gott festhalten.
Wie fängt man an zu beten?
Sie haben einen ruhigen Ort aufgesucht, an dem Sie sich wohlfühlen. Die Voraussetzungen für Ihre Gebetszeit sind geschaffen.
Sie können Ihr Gebet mit einem
- „Lieber Gott“
- „Lieber himmlischer Vater“
- „Unser Vater im Himmel“
- „oder einfach nur ‚Gott'“
beginnen.
Dann führen Sie ein einfaches Zwiegespräch mit Gott. Sie können ihm danken für alles, was Ihnen Gutes widerfahren ist. Sprechen Sie Ihre Hoffnungen und Wünsche aus oder teilen Sie Ihre Sorgen und Probleme mit. Sie können auch um Heilung oder Vergebung bitten. Alles was Ihnen auf dem Herzen liegt, können Sie vortragen.
Ihr Gebet beenden Sie mit einem „Amen“. Das bedeutet „Ja, so sei es.“
Weiterführende Informationen zum Gebet finden Sie auf den Seiten der Katholischen und Evangelischen Kirche.
Warum beten wir?
Die meisten Menschen fangen an zu beten, wenn sie selber, Angehörige oder Freunde in eine Notlage geraten. Einige Beispiele:
- Wenn die Gesundheit gefährdet, man selbst oder der geliebte Mensch dem Tode nah ist,
- wenn der Jobverlust droht oder die Arbeitsstelle verloren ist.
- wenn die eigene finanzielle Situation einem Ruin gleicht.
- oder wenn das eigene Land, die Welt vom Krieg oder einer Pandemie bedroht wird.
Dann suchen viele Menschen Hilfe bei dem, der die Macht hat, die äußerst schwierige Situation wieder in Ordnung zu bringen.
Die einen beten aus Überzeugung, weil sie glauben, dass Gott (als das höhere Wesen) ihnen helfen kann. Die anderen versuchen es einfach mal. Und hoffen, dass sich etwas – positiv – verändert.
Hilft beten?
Gebet ist eine spirituelle Tätigkeit. Diese Frage kann man nicht wissenschaftlich mit klar definierten Gewinn beantworten. Der Glaubende wird sagen: Gott hört Sie – und das allein bringt schon Zuversicht in das aufgewühlte Herz.
Wir möchten dennoch näher erläutern, warum das Gebet hilft.
Darum hilft Beten
- Zunächst hilft uns das Gebet, weil wir aussprechen können, was uns bewegt. Sind die Probleme verschlossen in unserem Herz, wiegen sie schwer. Wenn wir aber sagen, was uns bewegt, wird uns von dieser Last etwas genommen. Beten wirkt an dieser Stelle befreiend, wie eine Art „Psychohygiene“. Durch das Reden mit Gott verarbeiten wir unsere Gefühle.
- Es heißt, von den 100 Prozent der Dinge, um die wir uns Sorgen machen, treffen allenfalls zehn Prozent ein. Wer betet und seine Sorgen zu Gott bringt, hat demnach in 90 Prozent der Fälle schon gewonnen. Das erinnert an das afrikanische Sprichwort: „Hakuna matata“ – frei übersetzt, heißt das: „Es gibt keine Schwierigkeiten.“ In dem Augenblick, indem wir unsere Nöte zu Gott bringen und darauf vertrauen, dass er sich der Problematik annimmt, haben wir vermutlich schon in 90 von 100 Fällen gewonnen, weil wir hoffnungsvoll und mit Leichtigkeit nach vorne schauen können.
- Bleiben noch die zehn Prozent der Fälle übrig, für die sich nicht direkt eine Lösung findet. Wer betet, der glaubt daran, dass es ein höheres Wesen gibt, das sich um uns Menschen bemüht. Glauben bedeutet zunächst einmal so viel, wie es für möglich halten, dass es einen Gott gibt, der auch heute wirkt. Wenn Sie sich in einer Notlage befinden, können Sie eigentlich nur gewinnen, wenn Sie Gott eine Chance geben, in Ihrem Leben einzugreifen.
Auch wir können Gottes Existenz nicht beweisen. Aber die Tatsache, dass im Judentum – der wohl ältesten Religion der Welt – im Christentum und im Islam zu einem einzigen (demselben) Gott gebetet wird, stimmt schon nachdenklich. Seit mehr als 5500 Jahren beten die Menschen zu einem Gott. Ist das nicht Grund genug, diesem Gott eine Chance zu geben?
Vater unser – Gebet
„Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.“
(Matthäusevangelium 6,9-13)
Bekannte Gebete
In Messen und Gottesdiensten werden gemeinsam laut Gebete gesprochen. Diese oft ritualisierten Gebete sind verbindend und stiften Gemeinschaft. Sie können aber auch von einem Gläubigen allein gesprochen werden, wenn ihm schwer fällt, etwas zu formulieren.
Die nachfolgenden Gebete sind konfessionslos und werden in Messen und Gottesdiensten der Katholiken und Protestanten gesprochen:
Der gute Hirte
Ein Psalm Davids.
„Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.“
(Psalm 23)
Das apostolische Glaubensbekenntnis
„Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.“
Irischer Segenswunsch
„Der Herr sei vor dir,
um dir den rechten Weg zu zeigen,
der Herr sei neben dir,
um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen,
der Herr sei hinter dir,
um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen,
der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen,
wenn du fällst und dich aus der Schlinge zu ziehen,
der Herr sei in dir,
um dich zu trösten, wenn du traurig bist,
der Herr sei um dich herum, um dich zu verteidigen,
wenn andere über dich herfallen,
der Herr sei über dir, um dich zu segnen.“
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