Zu hoher oder zu niedriger Blutdruck?
Wer es nicht gewohnt ist, auf seine Blutdruck-Werte zu schauen, fragt sich womöglich: Wie hoch darf mein Blutdruck sein? Wann ist er zu niedrig und wann zu hoch?
Die Werte des optimalen Blutdrucks, die in Ordnung sind und nicht direkt behandelt werden müssen, liegen durchschnittlich bei…
- 100 (oben) zu 61 mmHg (unten) bei Frauen.
- 110 (oben) zu 61 mmHg (unten) bei Männern.
Der sogenannte hochnormale Blutdruck (also gerade noch normal) liegt indes bei beiden Geschlechtern im Schnitt bei 139 zu 89 mmHg.
Einteilungen beim Blutdruck: Tabelle
Wie sich der optimale, normale und hochnormale beziehungsweise Bluthochdruck darstellt, können Sie der folgenden Tabelle zur Klassifizierungen der Blutdruckwerte durch die WHO entnehmen:
Dabei handelt es sich jedoch um Durchschnitts-Werte. Der Blutdruck kann über den Tag hinweg schwanken. Er ist abhängig von verschiedenen Faktoren:
- Körperlage:
Liegen, sitzen oder stehen Sie gerade? Der Blutdruck wird in den unterschiedlichen Lagen verschiedene Werte haben. - Körpertemperatur:
Wenn Sie gerade eine hohe Körpertemperatur, eventuell sogar Fieber haben, werden Sie einen höheren Blutdruck messen. - Physische Belastung:
Haben Sie gerade gegessen? Ist Ihre Blase gefüllt? Haben Sie sich gerade stark körperlich betätigt? Ihr Blutdruck wird steigen. - Psychische Belastung:
Wenn Sie gerade Ihren Blutdruck messen wollen und erwarten schon, dass Sie einen hohen Blutdruck haben, dann wird Ihr Blutdruck höher sein als in einem gelassenen Ruhezustand. - Außentemperatur:
Ist es draußen kalt, wird Ihr Blutdruck steigen, damit der Körper überall optimal mit Blut versorgt ist. - Blutvolumen:
Wenn Ihr Körper Blut verloren hat, fällt Ihr Blutdruck ab. - Messort am Körper:
Gerne wird der Blutdruck am Oberarm gemessen, möglich ist es auch am Unterarm, knapp über dem Armgelenk. Am Armgelenk ist die Messung jedoch etwas ungenauer, weil es schwieriger ist, den richtigen Messpunkt zu finden. Der Blutdruck kann anders ausfallen als am Oberarm.
Welcher Blutdruck ist normal in welchem Alter?
Der oben angegebene Normal-Blutdruck verändert sich zudem im Laufe des Lebens minimal. Bei jüngeren Menschen liegt er etwas niedriger als bei Älteren. Welcher Blutdruck in welchem Alter normal ist, können Sie folgender Tabelle entnehmen:
- Im Alter von 20 bis 29 Jahren liegt der normale Blutdruck bei 120/78
- Im Alter von 30 bis 39 Jahren liegt der normale Blutdruck bei 126/84
- Im Alter von 40 bis 49 Jahren liegt der normale Blutdruck bei 133/88
- Im Alter von 50 bis 59 Jahren liegt der normale Blutdruck bei 143/89
- Im Alter von 60 bis 69 Jahren liegt der normale Blutdruck bei 150/86
- Im Alter von über 70 Jahren liegt der normale Blutdruck bei 155/83
Die Grenzen zwischen den einzelnen Altersgruppen sind hier selbstverständlich fließend.
Für Kinder gelten völlig andere Werte: Bei Neugeborenen gilt der Wert von 60/40 als normal, bei Säuglingen sind es 80/60, im Jugendalter 105/70.
Normaler Blutdruck im Alter von 60 Jahren
Oft steigt der Blutdruck bei Männern und Frauen nach dem 60. Lebensjahr. Bluthochdruck im Alter sollte ernst genommen werden, weil er das Risiko für einen Herzinfarkt, Herzinsuffizienz oder einem Schlaganfall erhöht.
Allerdings ist ein moderater Anstieg des Blutdrucks im Alter auch völlig normal, sofern er nicht völlig aus dem Ruder läuft. Sollten Ihre Blutdruck-Werte also mit den Jahren leicht zunehmen, ist es zwar wichtig, dies im Blick zu behalten aber nicht automatisch ein Grund zur Panik.
Blutdruck messen: So geht’s
Wenn Sie Ihren Blutdruck messen wollen, sollten Sie ein paar Hinweise beherzigen, um das Ergebnis nicht zu verfälschen. Am einfachsten lässt sich der Blutdruck mit einem digitalen Blutdruckmessgerät mit Oberarmmanschette messen. Diese können Sie in der Apotheke ausleihen. Wenn der Arzt Ihnen empfiehlt, regelmäßig den Blutdruck zu messen, lohnt sich eine Anschaffung. Gute Geräte gibt es schon für rund 50 Euro.
Folgendes sollten Sie bei Ihren Messungen beachten:
- Messen Sie den Blutdruck immer zum gleichen Zeitpunkt: am besten am Morgen, vor dem Frühstück.
- Schaffen Sie sich hierfür eine ruhige Umgebung.
- Setzen Sie sich entspannt an einen Tisch, und kommen Sie erst einmal zur Ruhe.
- Die Beine sollten einfach nebeneinander stehen, keinesfalls übereinander geschlagen. Das sorgt für Anspannung und lässt den Blutdruck steigen.
- Atmen Sie für fünf Minuten ruhig ein und aus.
- Legen Sie die Manschette auf dem nackten Oberarm an. Der Messpunkt sollte auf der Höhe des Herzens sein. Bei den meisten Menschen ist das zwei bis drei Zentimeter über dem Ellenbogen. Beachten Sie, dass kein zurückgeschobenes Kleidungsstück den Oberarm abschnürt.
- Der Unterarm liegt locker auf dem Tisch.
- Schalten Sie Ihr Messgerät an, und lassen Sie es die Messung durchführen.
Wichtig: Während der Messung sollten Sie sich nicht bewegen, auch nicht husten oder sogar sprechen. Jede noch so kleine Bewegung beeinflusst das Messergebnis.
Ein weiterer häufiger Fehler ist, dass die Manschette nicht richtig sitzt, weil sie zu fest oder locker angelegt wurde. Messen Sie am besten Ihre Oberarmweite, damit Sie die richtige Manschettengröße wählen.
Damit Sie Ihre Werte im Blick haben, bieten wir Ihnen hier eine Blutdruck-Tabelle an, die Sie sich gerne kostenlos hier als PDF herunterladen können, um Ihre Werte festzuhalten.
Was ist der Blutdruck? Einfach erklärt
Der Blutdruck wird mit dem Messgerät immer in zwei Zahlen angegeben, einem oberen und einem unteren Wert:
- Oberer Wert
Wenn das Herz Blut durch den Körper pumpt, ziehen sich die Herzmuskeln zusammen. Man sagt auch, das Herz kontrahiert. Bei der maximalsten Kontraktion erreicht der Blutdruck seinen höchsten Wert. Dieser wird systolischer Blutdruck genannt. - Unterer Wert
Wenn das Herz erschlafft, pumpt es kein Blut mehr. Der Blutdruck sinkt auf den niedrigsten Wert – den diastolischen Blutdruck.
Blutdruck zu hoch? Tipps zum Blutdruck senken
Der Blutdruck wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst:
- Rauchen
- Alkohol
- Übergewicht
- Mangelnde körperliche Bewegung
- Stress über längere Zeit
- Erhöhter Konsum von Kochsalz
- Schlafapnoe-Syndrom
Wenn im Ruhezustand dauerhaft der Wert von 140 zu 90 mmHg überschritten wird, spricht man von Hypertonie – Bluthochdruck im Volksmund. Hier ist ein Besuch beim Hausarzt unerlässlich.
Zudem gibt es weitere Tipps, was Sie gegen ein Bluthochdruck tun können:
- Ausgeglichener Lebensstil:
Sorgen Sie dafür, dass Sie ausreichend schlafen. Vermeiden Sie Stress und suchen Sie immer wieder Möglichkeiten zur Entspannung. - Übergewicht senken:
Haben Sie als Mann einen Bauchumfang von 102 Zentimetern und mehr beziehungsweise als Frau von 88 Zentimetern sollten Sie unbedingt Ihr Bauchfett reduzieren. - Ausgewogene Ernährung:
Wenn Sie sich salzarm ernähren, auf Fastfood und andere fettreiche und zuckerhaltige Lebensmittel verzichten und stattdessen sich ballaststoff-, vitamin- und mineralienreich ernähren, wird sich Ihr Blutdruck positiv verändern. - Verzicht auf Alkohol:
Auch wenn Alkohol kurzfristig gefäßerweiternd wirkt, steigt bei regelmäßigen Alkoholkonsum der Blutdruck aufgrund Hormonausschüttung langfristig. Männer sollten täglich nicht mehr als 30 Gramm Alkohol trinken. Das entspricht einem Viertel Liter Wein oder einem halben Liter Bier am Tag. Frauen wiederum sollten nicht mehr als 20 Gramm Alkohol täglich zu sich nehmen. - Verzicht auf Rauchen:
Nikotin verengt die Gefäße und lässt den Blutdruck steigen. - Bewegung:
Moderater Ausdauersport ohne Extrembelastungen, Spazieren gehen, Wandern, E-Bike-Touren oder Schwimmen hilft ebenfalls, den Blutdruck auf Dauer zu senken.
Symptome: Wie äußert sich hoher Blutdruck?
Patienten mit Bluthochdruck haben lange Zeit keine Beschwerden. Im Gegenteil: Sie fühlen sich fit und belastbar. Der zu hohe Blutdruck bleibt deshalb lange unerkannt.
Dennoch leidet das Herz auf Dauer unter der Überlastung und durch die hohe Beanspruchung der Kapillare setzt die natürliche Gefäßalterung schon früher ein.
Folgende Symptome können bei starkem Bluthochdruck auftreten:
- Gerötetes Gesicht
- Nervosität
- Schwindelgefühl
- Ohrensausen
- Übelkeit
- Kopfschmerzen
- Nasenbluten
- Müdigkeit
- Schlafstörungen
- Herzrhythmusstörungen
- Luftnot bei physischer Belastung
Wann ist hoher Blutdruck ein Notfall?
Liegt der Blutdruck plötzlich bei über 220/120 mmHg und die oben genannten Symptome treten auf, handelt es sich um eine Blutdruckkrise. In dem Fall sollten Sie direkt einen Arzt kontaktieren oder sogar den Notarzt alarmieren.
Bei einer Blutdruckkrise müssen Sie umgehend handeln, damit mögliche Organschäden verhindert werden:
- Rufen Sie sofort einen Notarzt, Telefonnummer: 112.
- Lagern Sie den Patienten liegend, aber mit leicht erhöhten Oberkörper. Auf keinen Fall sollten Sie die Beine hochlagern.
- Lockern Sie die Kleidung.
- Beruhigen Sie den Patienten und vermeiden Sie jegliche Panik.
- Öffnen Sie das Fenster für frische Luft.
- Behalten Sie die ganze Zeit die Atmung und den Puls des Patienten im Auge.
- Falls der Patient bewusstlos wird, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage.
- Wenden Sie Wiederbelebungsmaßnahmen an, wenn ein Herzstillstand vorliegt.
- Der Notarzt wird schon im Krankenwagen ein blutdrucksenkendes Mittel geben.
Auch im Krankenhaus wird der Blutdruck engmaschig kontrolliert. Oft werden die Patienten auf der Intensivstation betreut. Ziel der Behandlung ist es, den Blutdruck innerhalb von 24 Stunden auf einen unkritischen Wert herunter zu bekommen.
Wie wird zu hoher Blutdruck normalerweise behandelt?
Unterhalb dieses kritischen Werts kann der Bluthochdruck verschiedene Abstufungen haben und wird unterschiedlich behandelt. Eine medikamentöse Behandlung ist in vielen Fällen notwendig. Es existieren aber auch nicht-medikamentöse Maßnahmen, die den Blutdruck auf Dauer senken.
Wenn der zu hohe Blutdruck spät diagnostiziert wird, lässt er sich meist nur mit Medikamenten senken. Der Arzt wird über blutdrucksenkende Mittel entscheiden und einen Plan erstellen, wie die Tabletten eingenommen werden sollen. Folgende Medikamente können angewendet werden:
- ACE-Hemmer oder AT-1-Rezeptorantagonisten:
Angiotensin Converting Enzyme ACE wandelt normalerweise das Hormon Angiotensin I in Angiosentin II um. ACE-Hemmer hemmen diese Umwandlung und das Angiosentin II kann sich nicht mehr so stark bilden. Die Blutgefäße weiten sich und das Herz muss weniger Kraft aufwenden, um das Blut durch den Körper zu pumpen. - Betarezeptorenblocker (kurz ‚Beta-Blocker‘): Dieses Medikament senkt die Frequenz, in der das Herz pro Minute schlägt. Dadurch wird auch der Blutdruck gesenkt. Beta-Blocker eignen sich besonders für Menschen, die noch andere Herzerkrankungen haben.
- Diuretiker:
Diuretiker werden im Volksmund auch ‚Wassertabletten‘ genannt. Ihre Substanz sorgt dafür, dass der Körper mehr Flüssigkeit und Salze ausscheidet, deshalb nimmt das Blutvolumen in den Gefäße ab und der Blutdruck fällt. - Kalziumantagonisten:
Die Substanzen des Kalziumantagonisten hemmen die Kalziumaufnahme in den Wänden der Muskelzellen. Auch in den Blutgefäßen befinden sich kleine Muskeln. Die Gefäße erschlaffen nun und der Blutdruck fällt.
Niedriger Blutdruck: Erkennen und behandeln
Die Grenzwerte für (zu) niedrigen Blutdruck liegen bei Männern und Frauen unterschiedlich:
- Frauen: unter 100 (oben) zu 60 mmHg (unten).
- Männer: unter 110 (oben) zu 70 mmHg (unten).
Niedriger Blutdruck: Symptome
Auch der zu niedrige Blutdruck zeigt sich durch diverse Symptome, zum Beispiel:
- Schwindel (vor allem am Morgen oder wenn man schnell aufsteht)
- Blässe
- Schwarzwerden vor den Augen oder verschwommenes Sehen
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Kalte Füße und Hände
- Müdigkeit
- Konzentrationsmangel
- Herzrasen
- Ohrensausen
- Atemnot
- Engegefühl in der Brust
- Kurze Bewusstlosigkeit
Niedriger Blutdruck: Was tun?
Auf jedem Fall sollten Sie einen Arzt aufsuchen, wenn die oben genannten Symptome häufiger auftreten. Nur so kann die genaue Ursache eindeutig festgestellt werden. Es ist wichtig, eine mögliche Herzschwäche (die sogenannte Herzinsuffienz) auszuschließen. Diese muss dringend medizinisch behandelt werden.
Wenn es sich bei dem niedrigen Blutdruck um eine primäre Hypothonie handelt, werden vom Arzt meistens keine Medikamente verschrieben. Der niedrige Blutdruck ist hier keine Erkrankung, sondern eher ein Symptom. Oft tritt er ohne erkennbaren Grund auf und betrifft eher junge, schlanke Frauen. Er kann aber auch bei älteren Menschen auftreten.
Der Arzt wird in diesem Fall Tipps für einen veränderten Lebenswandel geben. Er wird Maßnahmen empfehlen, die die Durchblutung und die Sauerstoffversorgung verbessern. Dazu gehören zum Beispiel:
- Morgens schon vor dem Aufstehen, im Bett den Kreislauf ankurbeln, indem man auf dem Rücken liegend mit den Beinen in der Luft „Rad fährt“.
- Wechselduschen durchführen: erst warm, dann kalt duschen. Wer sich überwinden muss, kann erst mit einzelnen Körperpartien, zum Beispiel bei den Unterschenkeln, beginnen.
- Sich öfter flach hinlegen und die Beine hochlagern.
- Kompressionsstrümpfe oder Stützstrümpfe tragen. Das regt die Blutzirkulation an.
- Auf die Ernährung achten. Möglicherweise benötigen Sie eine kochsalzreichere Kost sowie Lebensmittel mit vielen Mineralstoffen und Vitaminen, wie zum Beispiel in Obst und Gemüse.
- Versorgen Sie Ihren Körper ausreichend mit Wasser und trinken Sie mindestens zwei Liter am Tag.
- Treiben Sie Sport. Ausdauersportarten wie Radfahren und Nordic Walking stärken Ihren Blutdruck.
- Führen Sie Entspannungstechniken und Atemübungen durch. Diese fördern die Durchblutung und verbessern die Sauerstoffversorgung im Gehirn.
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Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen. Vor der Einnahme eines Medikamentes lesen Sie bitte die Packungsbeilage sorgfältig durch und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.