COPD: Krankheitsbild, Lebenserwartung, Behandlung

Hinter COPD verbirgt sich eine chronische Lungenerkrankung. Sie kann die Lebenserwartung unter Umständen deutlich verkürzen. Wer viel hustet, Probleme mit der Atmung und womöglich sogar eine lange Zeit geraucht hat, sollte daher der Ursache für die Beschwerden auf den Grund gehen. Wir zeigen, wie Sie COPD-Symptome erkennen, wie es um die Lebenserwartung und den Verlauf der Krankheit steht und welche Behandlung möglich ist.

COPD: Krankheitsbild, Lebenserwartung, Behandlung

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COPD-Symptome

Hinter der Abkürzung COPD verbirgt sich der englische Begriff „chronic obstructive pulmonary disease“. Auf Deutsch übersetzt bedeutet das „chronisch obstruktive Lungenerkrankung“. Dahinter verbergen sich genau genommen verschiedene Erkrankungen der Lunge und Bronchien, die vor allem das Ausatmen erschweren.

Typische Symptome sind:

  • Atemnot
  • Husten
  • Auswurf

Die COPD-Definition im Deutschen beinhaltet neben COPD auch die Abkürzung COB für chronisch obstruktive Bronchitis. Zwei Schlüsselbegriffe sind in dieser Definition enthalten, nämlich chronisch und obstruktiv:

  • Von einer chronischen Bronchitis ist laut WHO die Rede, wenn die obigen Symptome innerhalb von zwei aufeinanderfolgenden Jahren für mindestens drei Monate auftreten.
  • Obstruktiv bedeutet, dass es sich um entzündete und dauerhaft verengte Atemwege handelt. Das führt zu einer stärkeren Anfälligkeit bei Infekten.

COPD beziehungsweise die chronische Bronchitis kann mit einem Lungenemphysem einhergehen. Bei einem Lungenemphysem handelt es sich um eine überblähte Lunge, der Gasaustausch ist gestört. Das Blut wird daher nicht genügend mit Sauerstoff versorgt. Auch wenn es Ähnlichkeiten in der Symptomatik mit Asthma gibt, sind Ursachen, Verlauf und Prognosen unterschiedlich.

COPD-Test: Wie stelle ich fest, ob ich COPD habe?

Wenn Sie an chronischem Husten leiden, kann COPD eine Ursache sein – muss es aber nicht. Um die Wahrscheinlichkeit etwas einzugrenzen, bietet sich folgender kurzer Test an:

  • Rauchen Sie (beziehungsweise: Haben Sie lange geraucht)?
  • Husten Sie oft, ohne dass Sie erkältet sind?
  • Ist dieser Husten mit Auswurf verbunden?
  • Haben Sie Probleme, Luft zu bekommen, wenn Sie sich anstrengen (beispielsweise beim Treppensteigen)?
  • Wenn Sie erkältet sind: Haben Sie das Gefühl, dass diese länger andauert als bei anderen Menschen?
  • Sind Sie bezüglich Ihres Wohnortes oder Ihrer (ehemaligen) Arbeit über viele Jahre erhöhter Feinstaubbelastung ausgesetzt?

Ihr Risiko, an COPD erkrankt zu sein, steigt, je mehr dieser Fragen Sie mit JA beantwortet haben. Trotzdem kann und soll dieser Test eine ärztliche Untersuchung keinesfalls ersetzen.

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COPD Lebenserwartung

Wie lange kann man mit COPD noch leben? Wie tödlich ist COPD? Grundsätzlich lässt sich leider festhalten: COPD ist irreversibel. Die geschilderten Symptome lassen sich nach derzeitigem Kenntnisstand nicht heilen. Da sie sich oft über einen längeren Zeitraum manifestieren, werden sie erst spät registriert.

Der anfängliche Husten wird nicht weiter beachtet, bis sich schließlich Auswurf und Kurzatmigkeit hinzugesellen. COPD führt dazu, dass die Regenerationsfähigkeit der Flimmerhärchen nachlässt. Auf Dauer verkleben sie und können den vermehrt produzierten Schleim nicht mehr abtransportieren.

Erkrankte leiden unter zunehmender Atemnot und haben Probleme, den Schleim abzuhusten. Die verschlechterte Lungenfunktion bedingt eine geringere Sauerstoffzufuhr und schädigt auf Dauer die Organe. Eine drastisch sinkende Lebenserwartung ist die Folge.

Folgeerkrankungen

COPD führt zu einer Reihe anderer Erkrankungen. Eine Folge ist eine spezielle Herzschwäche, „Cur pulmonale“ genannt. Darüber hinaus können weitere Beschwerden auftreten:

  • Blutarmut
  • Erkrankungen an Muskulatur und Skelett
  • Fieber
  • Gewichtsverlust
  • Infektionen (inklusive Lungenentzündungen)
  • Muskelabbau
  • Wassereinlagerungen

Die körperlichen Beeinträchtigungen führen zu seelischen Beeinträchtigungen. Gerade die zunehmende Atemnot löst Ängste bis hin zur Depression aus. Alle genannten Faktoren begünstigen eine geringere Lebenserwartung. Die WHO geht davon aus, dass COPD die dritthäufigste Todesursache weltweit ist.

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COPD-Behandlung

„Ich habe COPD besiegt“, liest man hin und wieder in den Boulevard-Medien. Diese reißerischen Überschriften stellen sich bei genauem Hinsehen leider meist als haltlos heraus.

COPD lässt sich lediglich im Frühstadium noch aufhalten. Klar gesagt werden muss, dass ein gesunder Lebensstil die beste Möglichkeit ist, COPD vorzubeugen oder zu lindern. Dies betrifft in erster Linie das Rauchen. Wer erst gar nicht raucht oder beschließt, das Rauchen aufzugeben, erhöht seine Lebenserwartung deutlich. Im Falle von einer Suchterkrankung ist dies eine Herausforderung.

Allerdings fördern viele Krankenkassen Kurse zur Rauchentwöhnung und bieten sie kostenlos an oder bezuschussen sie. Außerdem wird im Rahmen der Rauchentwöhnung geklärt, ob jemand tatsächlich nikotinabhängig ist. Das heißt, er zeigt Entzugserscheinungen (Schlaf- und Rastlosigkeit, Schweißausbrüche) bei Abstinenz.

Nicht selten stellt sich heraus, dass Rauchen weniger eine Frage körperlicher Abhängigkeit, als vielmehr des Verhaltens ist. Wird die COPD durch den Arbeitsplatz ausgelöst, müssen natürlich auch hier entsprechende Schutzmaßnahmen getroffen werden.

Lernen, den Alltag zu bewältigen

Da COPD nicht heilbar ist, zielen die meisten Behandlungen auf eine Linderung der Beschwerden ab. Eine Möglichkeit sind regelmäßige Impfungen, um Atemwegsinfekte vorzubeugen. Wer ohnehin bereits Last mit der Atmung hat, wird durch Hals-Nasen-Ohreninfekte und Fieber erst recht geschwächt.

Verschiedene Programme setzen außerdem da an, wo bestimmte Faktoren die Symptome von COPD besonders negativ beeinflussen. Dazu gehören Trainingsprogramme für Ausdauer- und Kraftsport.

Andere Programme widmen sich der Rehabilitation durch spezielle Lungen- und Atemübungen sowie Physiotherapie. Darunter fallen Atemtechniken und Körperhaltung, die zu einer besseren Atmung führen und so das Angstgefühl reduzieren. In schweren wird die geschädigte Lunge über eine Sauerstoff-Langzeittherapie mit genügend Sauerstoff versorgt. Bei 16 bis 24 Stunden am Tag führt dies zu einer verbesserten Prognose.

Medikamente und Operation

Medikamente gegen COPD wirken im Wesentlichen auf zwei unterschiedliche Arten: Die eine Sorte trägt dazu bei, die Atemwege zu erweitern und die Atemnot zu verringern. Sie tragen so zu einer besseren Sauerstoffversorgung bei. Sogenannte Bronchodilatatoren wie Beta-2-Mimetika, Anticholinergika und Methylxanthine werden meist als Pulver zur Inhalation dargereicht. Die andere Sorte Medikamente wirkt vor allem entzündungshemmend. Dazu gehören kortisonhaltige Präparate in Spray- oder Tablettenform oder sogenannte PDE-4-Hemmer, die ebenfalls als Tabletten genommen werden.

Operationen bei COPD kommen nur unter bestimmten Voraussetzungen infrage. Zum einen müssen erst andere Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft werden. Zum anderen gibt es bestimmte Ausschlusskriterien im Falle einer Lungentransplantation: Patienten über 60 Jahre werden in der Regel nicht mehr operiert (in Ausnahmefällen: 65 Jahre). Auch starkes Übergewicht sowie bestimmte andere Erkrankungen können ein Ausschlusskriterium sein. Dazu kommt, dass es oftmals schlichtweg an Spenderorganen fehlt.

Wenn aufgrund einer COPD operiert wird, kommt häufig eine Bullektomie infrage. Dabei werden funktionslose Lungenblasen, die das gesunde Lungengewebe unnötig belasten, entfernt. Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz von Lungenventilen (bronchoskopische Lungenvolumenreduktion) in Atemwegen, die bei der heterogenen Form des Lungenemphysems praktiziert wird.

Alle diese Operationen können zu einer besseren Atmung und damit gesteigerter Lebensqualität führen, bergen aber einige Probleme. Um zu vermeiden, dass ein Spenderorgan vom Körper abgestoßen wird, müssen dauerhaft Medikamente eingenommen werden. Außerdem bestehen wie bei jeder Operation die typischen Risiken wie die einer Thrombose.

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COPD-Stadien: Der Verlauf von COPD

Der Verlauf von COPD wird in fünf Stadien beziehungsweise Schweregraden unterschieden. Diese Stufen nennt man in der Wissenschaft GOLD-Stadien (nach der Initiative „Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease“):

  • GOLD Stufe 0: Risikogruppe
    Die Patienten leiden unter chronischem Husten, haben jedoch keinerlei Atemprobleme.
  • GOLD Stufe 1: Leichtgradiger COPD
    Bei den Betroffenen kommt nun bei starker körperlicher Belastung und Sport eine Atemnot dazu.
  • GOLD Stufe 2: Mittelgradiger COPD
    In diesem Stadium ist die Atemnot zusätzlich bei geringeren Belastungen zu spüren.
  • GOLD Stufe 3: Schwerer COPD
    Das Atmen ist nun stark eingeschränkt. Schon kurze Spaziergänge können zur Belastung werden.
  • GOLD Stufe 4: Sehr schwerer COPD
    Hier handelt es sich um eine dauerhaft unzureichende Sauerstoffversorgung. Der Patient muss beatmet werden.

Wenn COPD Stufe 4 erreicht ist, beträgt die Lebenserwartung selten länger als nur wenige Monate.

Anzeichen werden lange verharmlost

Vielleicht haben Sie Ihrer Kurzatmigkeit in der Vergangenheit nicht so viel Beachtung geschenkt: Dass man mal aus der Puste ist, wenn man länger kaum Bewegung hatte – normal. Ist das allerdings ein Dauerzustand, fällt Ihnen neuerdings immer das Treppensteigen schwer oder müssen Sie bereits nach einer kurzen Fahrt mit dem Fahrrad nach Luft schnappen, könnten das Indizien dafür sein, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Im Zuge der COPD verändert sich das Gewebe in den Bronchien und der Lunge. Bei einem Lungenemphysem ist das Lungengewebe zerstört. Tauchen die Symptome auf, machen viele Raucher den Fehler, verharmlosend von „Raucherhusten“ zu sprechen: Die Betroffenen husten mehrmals am Tag, denn das Rauchen führt zu einer vermehrten Schleimproduktion. Durch das Husten versucht der Körper, die Atemwege von dem Schleim zu befreien.

Ist der Auswurf anfänglich noch klar (oder weißlich), verfärbt er sich im Laufe der Zeit gelblich-grün, ein klarer Hinweis für einen bakteriellen Infekt. Morgens nach dem Aufstehen sind Husten und Auswurf besonders stark. Grund dafür ist, dass in der Nacht die Flimmerhärchen, die für den Abtransport des Schleims zuständig sind, Zeit zur Regeneration hatten.

Solange die Überproduktion von Schleim, der Husten und der Auswurf nicht dauerhaft auftreten, kann eine einfache chronische Bronchitits behandelt werden. Anders gesagt: Die Veränderungen in der Lunge können sich noch zurückbilden, sind reversibel. Wird der Raucherhusten aber nicht ernstgenommen, ändert der Raucher nichts an seiner Lebensweise, kann daraus eine COPD entstehen.

Die genannten Symptome – nach den jeweiligen Anfangsbuchstaben von Atemnot, Husten, Auswurf auch als AHA-Effekt bezeichnet – verschlimmern sich, immer häufiger werden Erkrankte von starker Müdigkeit und Engegefühl im Brustraum geplagt. Je nach Ausprägung der COPD zeigen sich gewölbte Fingernägel („Uhrglasnägel“), zyanotisch blau verfärbte Lippen und Nägel bei verschiedenen Krankheitstypen.

COPD: Ursache ist meist das Rauchen

Es wurde schon mehrfach angedeutet: Hauptursache für COPD ist das Rauchen. Betroffene sind damit überwiegend Raucher und Passivraucher. Um die Dimensionen einmal zu verdeutlichen: Bis zu 90 Prozent aller COPD-Erkrankten sind infolge des Zigarettenrauchs erkrankt. Das gilt auch für Nichtraucher, wenn sie nur lang und massiv genug regelmäßig dem Qualm ausgesetzt waren. Die Hälfte aller Raucher entwickelt eine chronische Bronchitis, Männer deutlich häufiger als Frauen.

Neben dem Rauchen gibt es weitere Ursachen für COPD:

  • Feinstaub
    Schon lange ist bekannt, dass das Leben an einer Hauptverkehrsstraße nicht gerade gesund ist. Die Feinstaubbelastung führt zu großer Luftverschmutzung und wessen Lebensmittelpunkt direkt an einer vierspurigen Hauptverkehrsader liegt, der atmet deutlich mehr Abgase und Feinstaub ein als jemand, der außerhalb wohnt. Auch deuten häufige Infekte im Kindeshalter daraufhin hin, deutlich eher eine COPD zu entwickeln.
  • Beruf
    Neben der Wohnlage kann auch der ausgeübte Beruf beziehungsweise der Arbeitsplatz schädlich sein und zu COPD führen. Betroffen sind Berufe, bei denen im Tunnel- oder Bergbau gearbeitet wird, aber auch beispielsweise in der Chemie oder Textilindustrie, wo Menschen reizenden oder giftig wirkenden Gasen, Dämpfen und Stäuben ausgesetzt sind. Die exakte Diagnose wird allerdings dadurch erschwert, dass diese Berufsgruppen oftmals starke Raucher sind.

Ist COPD ansteckend?

Die gute Nachricht ist: COPD ist nicht ansteckend. Da die Krankheit auf den Einfluss schädlicher Partikel beruht und nicht auf Viren oder Bakterien, können Sie sich nicht einfach damit infizieren.

Neben äußeren Faktoren kann jedoch eine genetische Disposition Ursache für COPD sein. Bei Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (ALPHA-1) handelt es sich um eine Erbkrankheit. Diese bewirkt, dass das notwendige Enzym Alpha-1 nicht in der benötigten Konzentration gebildet wird. Das führt im Laufe der Zeit zu einer Zersetzung des Lungengewebes. Wie bei COPD durch Nikotin oder Stäube kann sich ein Lungenemphysem bilden. Der Enzymmangel kann außerdem Schäden an der Leber bis hin zur Leberzirrhose bewirken.

Bei Erkrankten, die zusätzlich noch rauchen oder unter häufigen Infektionen leiden, verläuft die COPD schneller, das heißt, die Symptome treten früher auf.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen. Vor der Einnahme eines Medikamentes lesen Sie bitte die Packungsbeilage sorgfältig durch und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

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