Demenz: Definition und Abgrenzung
Der aus dem Lateinischen stammende Begriff (dementia = ohne Geist; Wahnsinn, Torheit) beschreibt genau genommen die Nichtanwesenheit dessen, was für viele eine Person ausmacht, nämlich der Geist. Mit Geist sind hier sämtliche kognitiven Fähigkeiten gemeint, die dem Menschen dabei helfen, seinen beruflichen und privaten Alltag zu bewältigen.
Die Demenz wirkt sich dabei nicht nur auf die reine Gedächtnisleistung im Sinne von „sich etwas merken können“ aus. Vielmehr können Sprach-, Auffassungs- und Denkvermögen sowie die Orientierung betroffen sein. Genau diese Fähigkeiten, die teilweise angeboren, teilweise erlernt sind, gehen im Zuge dieser Erkrankung sukzessive verloren.
Es gibt viele Namen für diese Krankheit. Früher sprach man ungenau von Tüdeligkeit, Senilität oder Altersvergesslichkeit. Mittlerweile ist das Gehirn deutlich besser erforscht und Demenz als eigene Krankheit klassifiziert.
Es gibt genau genommen gar nicht DIE Demenz, sondern etliche verschiedene Formen der Erkrankung, weshalb vom demenziellen Syndrom gesprochen wird. Das heißt, es kommen etliche verschiedene Symptome zusammen, die in der Summe diese Erkrankung ausmachen.
Keine normale Vergesslichkeit
Demenz ist nicht dasselbe wie Altersvergesslichkeit. Wie alle Organe, altert auch das Gehirn des Menschen. Das heißt, bestimmte Zellen erneuern sich nur noch langsam oder irgendwann gar nicht mehr. Dadurch verschlechtert sich die Leistungsfähigkeit und Vernetzung des Gehirns.
Das äußert sich beispielsweise darin, dass wir Dinge verlegen, Termine vergessen oder uns an bestimmte Details kürzlich erlebter Ereignisse nicht mehr so gut erinnern können. Prinzipiell lassen sich solche Symptome zwar auch bei einer Demenz beobachten. Im Unterschied zu dieser schreitet die Altersvergesslichkeit jedoch deutlich langsamer voran und ein vollständiger Gedächtnisverlust ist nicht zwingend.
Allerdings lässt sich beobachten, dass in vielen Fällen eine Altersvergesslichkeit im Laufe der Jahre in eine Demenz übergeht.
Demenz Stufen: Verlauf der Krankheit
Langfristig verläuft die Krankheit irreversibel. Sehr häufig verschlechtert sich die Krankheit in Schüben. Darüber hinaus kann es erhebliche Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten geben. Dies kann innerhalb eines Tages ebenso vorkommen wie innerhalb einer Woche.
Grundsätzlich kann man aber sehr wohl verschiedene Stadien unterscheiden:
- Stadium 1: Leichte Demenz
Im frühen Stadium äußert sich die Erkrankung zunächst mit leichten Orientierungsproblemen und zunehmender Vergesslichkeit. Die Aufmerksamkeit leidet zeitweise, viele alltäglichen Tätigkeiten fallen schwerer. - Stadium 2: Mittelschwere Demenz
Im weiteren Verlauf der Krankheit treten zunehmend Persönlichkeitsveränderungen zu Tage: Unruhe oder gar Angstzustände bestimmen den Tag. Vielen fällt es schwer, sich zu artikulieren. Dazu kommt mitunter Inkontinenz. - Stadium 3: Schwere Demenz
Im Endstadium zerfällt das Gedächtnis zusehends und mitunter rapide. Viele Patienten sind nicht nur bettlägerig, sondern müssen rund um die Uhr gepflegt werden.
Demenz Lebenserwartung
Die gute Nachricht: Eine altersbedingte Demenz geht üblicherweise mit einem stolzen Alter einher. Die Lebenserwartung der Menschen ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen, besonders Frauen werden immer älter. Das erklärt wiederum den Anstieg von demenziellen Erkrankungen.
Ganz allgemein lässt sich sagen, dass sich dadurch nicht unbedingt die Lebenserwartung verkürzt. Wenn jemand mit Demenz stirbt, dann aufgrund seines (meist hohen) Alters. Mit der Krankheit lässt es sich mühelos mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte leben, sofern die körperliche Gesundheit ansonsten mitspielt.
Sterbeprozess bei Demenz
Es lässt sich jedoch beobachten, dass bei schwerer Demenz das Immunsystem stark beeinträchtigt ist. Nach Auskunft der Deutschen Alzheimer Gesellschaft sterben 80 Prozent aller Alzheimer-Patienten an einer Lungenentzündung.
Ebenfalls kann das Versagen anderer Organe in diesem Zusammenhang zum Tod führen. Die meisten Demenzpatienten sind vor ihrem Tod dementsprechend bettlägerig und ein Fall für eine pflegerische 24-Stunden-Betreuung. Viele von ihnen versterben daher im Pflegeheim – Plätze in einer speziellen Demenz-WG sind leider rar gesät.
Demenz: Schnelle Verschlechterung?
Nicht jede Demenz entwickelt sich gleich. Bei vielen dauert der Prozess durch die drei Stadien etliche Jahre. Es gibt allerdings Patienten, bei denen sich die Krankheit rapide verschlechtert. Mitunter kann das nur wenige Monate oder gar Wochen dauern.
Grund dafür ist meist eine sogenannte sekundäre Demenz. Sie tritt im Zuge einer anderen Erkrankung wie Depression, Multiple Sklerose oder einer Schilddrüsenstörung auf. Weitere Gründen können Medikamentenmissbrauch, Alkoholsucht, Vitaminmangel, Tumore oder ein Schädel-Hirn-Trauma sein.
Im Gegensatz zur primären Demenz existiert hier immer ein exogener Faktor. Wird die eigentliche Ursache schnell erkannt, können durchaus realistische Heilungsaussichten bestehen.
Demenz Ursachen: Vaskuläre Demenz oder Alzheimer
Bis zu 90 Prozent aller Demenzerkrankungen lassen sich hingegen als primäre Demenz klassifizieren. Das heißt, sie haben ihren Ursprung im Gehirn. Der Verfall der Nervenzellen im Gehirn ist beschleunigt und die Verbindung der Nervenzelle untereinander ist zerstört. Diese Form gilt als unheilbar und wird als neurodegenerative Erkrankung bezeichnet. Die häufigste Ausprägung ist mit etwa 60 bis 65 Prozent die Alzheimer-Krankheit.
Eine andere Form ist die gefäßbedingte Demenz infolge von Durchblutungsstörungen im Gehirn. Die als vaskuläre Demenz bezeichnete Form tritt in 20 bis 30 Prozent aller Fälle auf. So beispielsweise, wenn die betroffene Person wiederholt kleinere Schlaganfälle hat. Diese führen zu einem Absterben der Hirnzellen. Auf den ersten Blick wirken die Symptome wie bei einer Alzheimer-Erkrankung, allerdings kommen weitere körperliche Beschwerden wie Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen hinzu.
Die Lewy-Körperchen- und die seltene frontotemporale Demenz sind ebenfalls dieser Kategorie hinzuzurechnen.
Demenz-Test: Anzeichen für Demenz erkennen
Im Frühstadium ist eine Demenz nur schwer von der üblichen altersbedingten Vergesslichkeit zu unterscheiden. Einige Fragen können in diesem Zusammenhang nähere Hinweise geben:
- Vergessen Sie kürzlich zurückliegende Ereignisse auffallend oft?
- Suchen Sie des Öfteren nach Worten und Formulierungen?
- Haben Sie Probleme damit, alltägliche Tätigkeiten auszuführen?
- Fühlen Sie sich unter Druck, Verwechslungen oder Irrtümer kaschieren oder abstreiten zu müssen?
- Lässt Ihr Interesse an Freundschaften, Hobbys oder anderen Tätigkeiten nach?
- Haben Sie größere Probleme als früher sich in einer neuer Umgebung zurechtzufinden?
- Sind Sie zuletzt in eine gefährliche Situation geraten, weil Sie diese grundlegend falsch eingeschätzt haben?
- Wurde Ihnen zurückgemeldet, dass Sie zuletzt auffallend unter Stimmungsschwankungen oder unter verstärkter Angst leiden?
- Verlieren Sie zunehmend den Überblick über Ihre Finanzen?
Da wie erwähnt kein Verlauf dem anderen gleicht, kann dieser Test lediglich eine Tendenz aufzeigen. Genaue Untersuchungen müssen von einem Arzt vorgenommen werden. Dazu gehört zum Beispiel der bekannte Uhrentest. Hier sollen die Betroffenen die aktuelle Zeit auf einem Papier, auf dem eine Uhr abgedruckt ist, einzeichnen.
Was sind typische Demenz-Symptome?
Im weiteren Verlauf der Krankheit lassen sich die typischen Symptome vor allem in drei Kategorien einteilen:
- Gehirnleistung
Zu Beginn einer Demenz ist vor allem das Kurzzeitgedächtnis betroffen. Verlegte Gegenstände werden gesucht und an unpassenden Orten wiedergefunden (der Hausschlüssel beispielsweise im Bad, das Portemonnaie im Kühlschrank). Der Betroffene kann bekannte Wege nicht ohne Weiteres abgerufen werden, die Orientierung fällt schwer. Neben der starken Vergesslichkeit haben Betroffene Schwierigkeiten zu rechnen oder Wortfindungsstörungen.Im Verlauf der Erkrankungen ist zunehmend das Langzeitgedächtnis betroffen, so dass Erinnerungen von vor mehreren Jahrzehnten nicht mehr abgerufen werden können. Die erkrankte Person kann sich irgendwann nicht mehr an die Namen oder Gesichter von Angehörigen erinnern.
- Motorik
Diese Störungen müssen nicht zwingend Teil der Demenzerkrankung sein. Die Parkinson-Krankheit, die ohnehin mit motorischen Störungen einhergeht, kann im Zusammenhang mit einer Demenz stehen. Der Körper versteift sich zunehmend, die Schritte werden unsicher und schlurfend. Gleichzeitig erhöht sich damit die Sturzgefahr. Einige Studien deuten darauf hin, dass bereits ein verlangsamter Gang auf eine Demenz hinweisen kann. - Verhalten
Bei einer Demenz lassen sich oft Verhaltensstörungen beobachten. Die Persönlichkeit des Erkrankten kann sich verändern – so werden sonst freundliche Menschen plötzlich zunehmend gereizt oder sogar streitsüchtig. In anderen Fällen sind sie übermäßig weinerlich oder ängstlich. Selbst sonst aktive Menschen sind plötzlich lustlos und inaktiv. Ein verändertes Verhalten schlägt sich zuweilen sogar in Halluzinationen und Störungen im Tag-Nacht-Rhythmus nieder.
Demenz: Behandlung und Linderung
Nach derzeitigem Kenntnisstand sind leider nur die Demenzformen heilbar, die durch andere Erkrankungen hervorgerufen werden. Das größte Dilemma ist vielleicht, dass sich einige Veränderungen so schleichend bemerkbar machen, dass sie zunächst übersehen werden.
Da die weitaus häufigeren primären Demenzformen als unheilbar gelten, hat jegliche Behandlung einer Demenz das vorrangige Ziel, die Symptome zu lindern und die Erkrankung möglichst lange aufzuhalten. Vor allem zu Beginn einer Demenz kann auf eine medikamentöse Behandlung zurückgegriffen werden.
Dazu wird beispielsweise auf Antidementiva bei Alzheimer-Patienten zurückgegriffen. Durch sogenannte Acetylcholinesterasehemmer wird verhindert, dass der Nervenbotenstoff Acetylcholin abgebaut wird. So kann die Gedächtnisleistung besser erhalten werden.
Einsatz von Antidepressiva und Musik
Antidepressiva werden verabreicht, wenn sich Gehirnzellen infolge einer Depression abbauen. Seltener kommen Neuroleptika gegen Sinnestäuschungen zum Einsatz, da sie starke Nebenwirkungen verursachen.
Je nachdem, ob sich Patienten in frühen beziehungsweise mittleren oder schweren Stadien der Demenz befinden, kommen verschiedene Therapieansätze zum Einsatz. So ist zum Beispiel bekannt, dass Musik positive Erinnerungen und Gefühle hervorruft. Bei leichten Formen der Demenz können Betroffene im Rahmen einer Musiktherapie sogar selbst Instrumente spielen und singen.
Viele dieser Therapieansätze zielen darauf ab, die noch existenten Fähigkeiten der Betroffenen zu trainieren und das Selbstwertgefühl somit zu stärken. Eine individuelle Ergotherapie kann beispielsweise dabei helfen, dass die erkrankte Person den Alltag mit Einkaufen, Kochen und kleineren Haushaltstätigkeiten selbst bewältigen kann.
Tipps zur Vorbeugung
Es gibt viele Faktoren, auf die Sie Einfluss nehmen können, um Demenz vorzubeugen beziehungsweise zu verlangsamen. Wichtig ist daher, dass Sie möglichst früh mit der Prävention beginnen. Dazu haben Sie vor allem diese Möglichkeiten zur Vorbeugung:
- Lebensstil
Eigentlich ist es hinlänglich bekannt, aber der Vollständigkeit halber sei es gesagt: Rauchen und Alkohol im Übermaß schädigen die Gesundheit, führen zu verkalkten Aterien. Medikamentenmissbrauch trägt ebenfalls dazu bei, die Gefahr für eine Demenz zu erhöhen. - Bewegung
Sorgen Sie für ausreichend Bewegung. Das hilft dabei, das Gewicht und die Cholesterinwerte im Normbereich zu halten, denn Übergewicht und erhöhtes Cholesterin sind schädlich. Gleichzeitig sorgen Sie mit regelmäßigen Spaziergängen und Sport dafür, Stress zu reduzieren – einer der Hauptfaktoren für erhöhte Cholesterinwerte. - Behandlungen
Gerade Männer scheuen regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt, gehen erst dann, wenn es fast schon zu spät erscheint. Regelmäßige Vorsorgetermine helfen dabei, mögliche Erkrankungen frühzeitig zu entdecken. Gerade Bluthochdruck, Diabetes und Herzrhythmusstörungen lassen sich heutzutage gut behandeln. - Gedächtnistraining
Außerdem schwören viele Experten auf Gedächtnistraining. Das Gehirn wird wie ein Muskel betrachtet und der will schließlich regelmäßig gefordert werden. Dazu eignen sich Sudoku-Spiele, mathematische Knobelaufgaben und vor allem eine aktive Freizeit mit vielen sozialen Kontakten.
Ist Demenz vererbbar?
In weniger als zwei Prozent aller Fälle spielen genetische Faktoren eine Hauptrolle bei der Entwicklung einer Demenz. Wenn Demenz in Ihrer Familie bereits häufig vorkam, können Sie dennoch unbesorgt sein. Die stärksten Risikofaktoren sind eher:
- Alkoholmissbrauch
- Diabetes
- Erhöhter Blutdruck
- Erhöhte Cholesterinwerte
- Herzrhythmusstörungen
- Rauchen
- Übergewicht
Was andere Leser noch gelesen haben
- Vergesslichkeit im Alter: Normal oder schon bedenklich?
- Pflegeheim: Hilfe für Ihre Suche und Wahl
- Senioren-WG: Selbstbestimmt Leben in einer harmonischen Gemeinschaft
- Musik: So wichtig für unser Wohlbefinden
- Depression: Wenn die Seele streikt
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen. Vor der Einnahme eines Medikamentes lesen Sie bitte die Packungsbeilage sorgfältig durch und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.