5 Phasen der Depression: Was ist das?
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat in ihrer internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten unter dem Namen „ICD-10“ die Depression als eine „affektive Störung“ eingeordnet. Dies bedeutet, dass die Erkrankung einen negativen und langfristigen Einfluss auf die Gefühlslage der Betroffenen nimmt.
Emotionen wie vermeintlich grundlose Lustlosigkeit oder Traurigkeit halten sich so über mehrere Wochen. Sie lassen sich durch Ablenkung oder Aufheiterung nicht in den Hintergrund drängen. In einer akuten Depression haben Betroffene Schwierigkeiten, selbst völlig alltägliche Dinge zu erledigen.
Dabei wird eine Depression zur besseren Übersichtlichkeit oft in fünf Phasen eingeteilt:
- Die Betroffenen befinden sich in einer negativen Gedankenspirale. Sie sehen alles pessimistisch.
- Der Appetit verändert sich. Entweder nimmt er erheblich zu, meistens leiden die Betroffenen jedoch unter Appetitlosigkeit.
- Die Depression wirkt sich auf das Schlafverhalten aus. Ein- und Durchschlafstörungen sind die Folge.
- Gedanklich können sich die depressiven Patienten nicht mehr aus der Spirale von Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen befreien.
- In der letzten Phase ist der Tag von gelegentlichen oder gar dauerhaften Suizidgedanken geprägt.
An dieser Einteilung üben Fachleute allerdings Kritik. Sie suggeriere, dass jede Depression gleich verlaufe und die Phasen aufeinander in regelmäßigen Abständen aufbauten. In der Praxis hat sich gezeigt, dass dies nicht der Fall ist. Jede Depression ist anders. Oft werden Phasen übersprungen, mehrfach durchlaufen oder miteinander vermischt. Daher gilt das Modell der fünf Phasen der Depression medizinisch als wenig praxistauglich.
Depression: Arten und Unterteilungen
Viel wichtiger ist die Unterteilung in die verschiedenen Arten einer Depression. Dazu werden genauere Differenzierungen vorgenommen.
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Depressive Episode
Die häufigste Art einer Depression ist eine depressiven Episode. Traurigkeit, Antriebslosigkeit und der zeitweilige Verlust zur Realität zeichnen eine depressive Episode aus. Meist endet sich nach einigen Wochen von alleine.
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Rezidivierende depressive Störung
Treten depressive Episoden mehrmals auf, handelt es sich um eine rezidivierende depressive Störung. Diese können nur wenige Tage andauern oder sich wochenlang halten.
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SAD
SAD steht für „seasonal affective disorder“. Darunter versteht man die jahreszeitbedingte Depression. Die häufigste Form ist dabei die Winterdepression. Antriebslosigkeit, Gewichtszunahme und erhöhtes Schlafbedürfnis zeichnen diese Form aus.
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Bipolare Affektive Störung
Bipolare affektive Störungen sind ein Überbegriff. Man versteht darunter jegliche Art von erheblichen Stimmungsschwankungen. Die Betroffenen sind entweder tief deprimiert oder befinden sich in einer Hochstimmung. Letztere gelten als manische Phasen.
In allen Fällen haben die Betroffenen das Gefühl, völlig die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren. Allein mit Willenskraft oder Selbstdisziplin ist dies nicht in den Griff zu bekommen.
Ungefähr zwölf Prozent aller Deutschen leiden in Ihrem Leben mindestens einmal an einer Depression. Die Krankheit ist daher längst nichts Außergewöhnliches. Dabei sind Frauen mit ungefähr 15 Prozent deutlich häufiger betroffen als Männer mit circa acht Prozent.
Wie erkenne ich Depressionen: Test
Als Laie eine Depression zu erkennen, ist nicht leicht. Selbst Mediziner tun sich häufig mit einer Diagnose schwer. Es gibt trotzdem eine Reihe von Anzeichen, die auf eine Depression hindeuten können. Diese müssen – gerade im Frühstadium – jede für sich noch nicht problematisch sein. In der Summe können sie aber ein Alarmzeichen sein. Dies gilt vor allem, wenn sie länger als zwei Wochen andauern.
Ein kleiner Test soll Ihnen dabei helfen, eine eventuelle Depression bei sich oder anderen besser erkennen und einordnen zu können. Natürlich kann so ein Test nie eine umfassende medizinische oder psychologische Diagnose ersetzen. Er dient lediglich als Indiz dafür, dass eine professionelle Unterstützung sinnvoll sein kann. Dies ist höchstwahrscheinlich der Fall, wenn Sie die Mehrheit der Fragen mit JA beantworten können.
- Ich fühle ständig eine innere Unruhe und Anspannung.
- Wenn ich Entscheidungen treffen soll, bin ich völlig überfordert.
- In den letzten Wochen bin ich sehr niedergeschlagen und kann mich nicht entsinnen, wann ich das letzte mal herzhaft gelacht habe.
- Mir fehlt jegliche Energie oder Kraft, Dinge zu tun.
- Ich ziehe mich von Freunden und anderen sozialen Kontakten zurück.
- Ich leide an Konzentrationsmängeln und kann keine klaren Gedanken fassen.
- Ständig kreisen Gedanken in meinem Kopf.
- Dinge, an denen ich Freude hatte, machen mir keinen Spaß mehr.
- Ich habe häufig körperliche Beschwerden wie Kopf-, Gelenk- oder Rückenschmerzen, ohne dass ein bestimmter Grund dafür vorliegt.
- Alltägliche Dinge wie Aufstehen, Waschen und Zähneputzen kosten mich Überwindung.
- Ich fühle mich nutzlos und an allem schuldig.
- Innerlich fühle ich mich absolut leer. Nichts ergibt für mich noch einen Sinn.
- Ich schlafe schlecht, kann schwer einschlafen und wache zu früh auf.
- Meine Situation ist völlig hoffnungslos. Öfters habe ich darüber nachgedacht, meinem Leben ein Ende zu setzen.
- Ich esse sehr viel mehr oder sehr viel weniger als früher.
- Mein Interesse an Sexualität ist stark reduziert.
- Morgens geht es mir meist schlechter, abends ein bisschen besser.
- Ich trinke deutlich mehr Alkohol als früher.
Depression Symptome: Was sind die Anzeichen?
Immer wieder werden Fragen gestellt wie: „Wie verhält sich ein depressiver Mensch?“ oder „Was macht man, wenn man depressiv ist?“ Diese Fragen bewegen Betroffene wie Angehörige. All die oben genannten Fragen zielen auf drei Hauptsymptome und mehrere zusätzliche Symptome ab. Als Hauptsymptome bei Depression gelten Niedergeschlagenheit sowie Antriebs- und Interesselosigkeit.
Erkrankte verlieren in der Regel die innere Motivation, Dinge zu tun, die Ihnen bislang Freude bereitet haben. Sie können sich nicht einmal zu alltäglichen Tätigkeiten wie dem Aufstehen oder einem Einkauf motivieren. Eine innere Leere beziehungsweise Kälte und gedrückte Stimmung machen sich breit. Es fällt schwer, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und zu spüren. Zusätzliche Symptome, die darüber hinaus auf eine Depression hindeuten können, sind:
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Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle
Depressiven Menschen fehlt es oft an Selbstvertrauen. Sie fühlen sich nutzlos und sind ängstlich. Selbstzweifel begleiten sie Tag für Tag.
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Grübeln und innere Unruhe
Betroffene sind permanent am Grübeln und haben Schwierigkeiten, kleinste Entscheidungen zu treffen, so dass schlimmstenfalls keine Ergebnisse erreicht werden. Zugleich sind sie von einer andauernden Unruhe und Rastlosigkeit getrieben.
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Pessimismus und Mangel an Freude
Depressive Personen sind häufig nicht in der Lage, positiv in die Zukunft zu blicken. Stattdessen erwächst das Gefühl, dass die gegenwärtige Situation das Leben auf ewig bestimmen wird. Diese negative Grundhaltung legt sich wie ein Filter auf alles. Rückblickend und aktuell wird alles als negativ eingestuft. Der Blick für das Realistische geht völlig verloren. Das geht bis hin zu Suizidgedanken.
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Schlaf- und Konzentrationsstörungen
Der Schlaf-Wach-Rhythmus ist bei vielen Depressiven gestört. Spätes Einschlafen und ein Aufwachen mitten in der Nacht haben zur Folge, dass tagsüber das Konzentrationsvermögen ab- und die Vergesslichkeit zunimmt.
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Appetitlosigkeit und Libidoverlust
Wer an Depression erkrankt ist, leidet oft an vermindertem Appetit. Da nichts mehr Freude bereitet, ist selbst das Essen kein Vergnügen mehr. Ein Gewichtsverlust ist daher oft Folge einer Depression. Gleiches gilt in Bezug auf die sexuellen Bedürfnisse, was meist miteinander einher geht.
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Körperliche Symptome
Durch eine Depression ist nicht nur die Stimmung betroffen. Der Körper kann ebenfalls Symptome zeigen, ohne dass ein offensichtlicher medizinischer Grund dafür vorliegt. Dies kann sich auf vielerlei Arten äußern. Von Magen-Darmproblemen über Herzrasen, Atemstörungen, Nacken-, Rücken- und Kopfschmerzen bis hin zu Übelkeit und Schwindelgefühlen kann nahezu alles auftreten.
Altersdepression
Gerade wenn eine Depression im höheren Alter auftritt, kommen die letztgenannten Symptome häufiger vor. Eine extreme Müdigkeit und andere körperliche Störungen, die in der körperlichen Diagnose keinen Befund ergeben, zeichnen die Depression bei älteren Menschen aus. Im Alter entwickeln sich diese Symptome aber eher schleichend und treten seltener plötzlich zu Tage. Viele flüchten sich dann in den Alkohol, was die Probleme eher verstärkt als mildert.
Nicht nur aus diesem Grund ist die Rückfallquote bei einer Altersdepression deutlich höher als bei jüngeren Menschen. Krankheiten, Schmerzen und das Gefühl nachlassender körperlicher Leistungsfähig tun ihr Übriges dazu.
Es muss trotzdem nicht immer eine Depression vorliegen. Gründe für die oben genannten Symptome können auch andere Erkrankungen sein, wie zum Beispiel eine Fehlfunktion der Schilddrüse oder der Nieren beziehungsweise eine Mangelernährung. Ebenso können diese Anzeichen auf eine Angststörung oder gar auf eine beginnende Demenz hindeuten.
Aus diesem Grund ist eine ärztliche Abklärung dringend notwendig, um eine entsprechende Behandlung einleiten zu können.
Depressionen: Was tun?
Wer den Eindruck hat, am Beginn einer Depression zu stehen, sollte diese Gefühle ernst nehmen. Es geht darum, dies nicht zu verheimlichen, sondern offen damit umzugehen und sich eine Vertrauenspersonen zu suchen.
Zudem sollten Sie Ihren Hausarzt oder einen Spezialisten aufsuchen. Für die erste Hilfe gibt es verschiedene Telefonnummern, die Sie anrufen können:
- Bei plötzlich auftretenden unbekannten Symptomen hilft der hausärztliche Notdienst unter der 116 117 weiter.
- Die Telefonseelsorge ist ebenfalls rund um die Uhr erreichbar, wenn Sie sich verzweifelt oder ängstlich fühlen. Die gebührenfreie Telefonnummern sind: 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 sowie 0800/116 123.
- Treten lebensbedrohliche Symptome wie Atemnot oder Herzprobleme auf, gilt es, den Notruf unter der 112 zu wählen.
Depression: Schweregrade entscheiden über Therapie
Welche Therapie langfristig Sinn macht, ist vom Schweregrad der Depression abhängig. Unterschieden werden leichte, mittelschwere und schwere Depressionen. Die Unterscheidung ergibt sich aus der Schwere der Symptome sowie der Art und Dauer der Erkrankung.
Psychiater und Psychotherapeuten arbeiten dabei meist zunächst mit einer kognitiven Verhaltenstherapie. Zuweilen kann es hilfreich sein, tiefenpsychologisch schädliche Verhaltensmuster zu identifizieren und neue Handlungsoptionen zu entwickeln.
In schweren Fällen werden zudem für eine gewisse Zeit bestimmte Medikamente, sogenannte Antidepressiva, verschrieben. Diese sind inzwischen weit entwickelt. Schwere Nebenwirkungen oder Abhängigkeiten gehören der Vergangenheit an. Dennoch ersetzen sie nicht die Psychotherapie, sondern ergänzen sie bei Bedarf lediglich in der akuten Phase.
Außerdem kann Bewegungstherapie helfen. Beim Sport wird das Hormon Serotonin ausgeschüttet, das sich bei Depressionen als hilfreich erwiesen hat. Entspannungsübungen runden die Therapie bei einer Depression ab. Zudem werden in Gesprächen neue Strukturen erarbeitet und eingeübt. Die Unterstützung der Angehörigen ist dabei ebenfalls ein wichtiger Bestandteil.
Medikamente: Was sind die besten Antidepressiva?
Vor der Einnahme von Antidepressiva haben manche Patienten großen Respekt. Andere sind froh, dass diese ihnen aus einer tiefen Krise akut heraushelfen können.
Dabei müssen die Medikamente individuell auf jeden Patienten eingestellt werden. Dafür sind verschiedene Parameter entscheidend:
- Art der Depression
- Dauer der Depression
- Schwere der Depression
- Individuelle Konstitution des Patienten
- Ergänzende Therapiemethoden
- Umfeld des Betroffenen
DIE besten Antidepressiva kann es daher nicht geben. Jeder Mensch reagiert in unterschiedlichen Situationen anders auf die Medikamente. Ein ständiges Überprüfen, ob der Patient medikamentös richtig eingestellt ist, gehört daher zu einer verantwortungsvollen Therapie.
Ist eine Eigentherapie bei Depressionen möglich?
Bei minderen Symptomen einer leichten Depression können Sie in der dunklen Jahreszeit die Lichtzufuhr erhöhen, um die Stimmung aufzubessern. Bewegung an der frischen Luft sowie eine Lichtdusche für daheim mit mindestens 2.500 Lux Beleuchtungsstärke, können eine erste Milderung verschaffen.
Johanniskraut- und Lavendelpräparate können die Stimmung ebenfalls etwas aufhellen. All das ersetzt bei einer schwereren Depression dennoch keinesfalls den Gang zum Arzt.
Wie lange dauert eine Depression?
Eine pauschale Aussage über die Länge einer Depression lässt sich kaum zuverlässig treffen. Sie ist immer in erheblichen Maß von der Situation des Patienten abhängig.
Die meisten Depressionen sind der Kategorie der depressiven Episoden zuzuordnen. In der Regel bilden diese sich nach einigen Wochen oder wenigen Monaten wieder zurück.
Bei circa einem Fünftel der Betroffenen hält sich die Depression länger als ein Jahr. In diesem Fällen kann es sogar sein, dass die Patienten über viele Jahre therapeutisch behandelt werden. Nichtsdestotrotz haben sich die Heilungschancen einer Depression im Großen und Ganzen in den letzten Jahrzehnten massiv verbessert.
Wird Depression als Schwerbehinderung anerkannt?
Je nach Schweregrad einer Depression kann diese unter Umständen als Schwerbehinderung anerkannt werden. Voraussetzung: Sie dauert länger als sechs Monate.
Eine einfache Krankschreibung des behandelnden Arztes ist dafür allerdings nicht ausreichend. Für eine Anerkennung eines Grades der Behinderung (GdB) muss ein umfangreiches psychologisches Gutachten angefertigt werden.
Den Antrag darauf können betroffene Patienten bei ihren zuständigen Versorgungsamt stellen.
Häufige Ursachen für eine Depression
Die genauen Ursachen einer Depression sind noch nicht bis ins Letzte erforscht. Denn in vielen Fällen gibt es keinen klaren Auslöser, auf den sie sich zurückführen lässt. Oft tritt eine Depression völlig unabhängig von äußeren Faktoren auf.
Es ist trotzdem klar, dass für eine Depression ein Ungleichgewicht bei den körpereigenen Botenstoffen Serotonin, Dopamin und Noradrenalin verantwortlich ist. Dies kann erblich bedingt sein oder von verschiedenen Risikofaktoren begünstigt werden:
- Andere Erkrankungen wie Krebs, Hormonumstellungen, Demenz, Herz-Kreislauf-Probleme, Diabetes, Bluthochdruck oder Parkinson können Depressionen auslösen. Entweder direkt oder indirekt durch die dagegen eingenommenen Medikamente.
- Chronischer Stress oder zurückliegende Traumata aus der Kindheit, sowie belastende Lebenssituationen wie der Tod oder die Trennung von einem geliebten Menschen können ebenbfalls für eine Depression verantwortlich sein.
- Eine Sucht wie zum Beispiel eine Alkoholabhängigkeit können ebenfalls in eine Depression führen.
- Chronische Schmerzen oder das Nachlassen des körperlichen und geistigen Leistungsvermögens im Alter sind ebenfalls nicht selten verantwortlich für eine Depression.
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Wichtiger Hinweis
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