Kirchenarbeit: Welche Art von Ehrenamt gibt es?
Beim Ehrenamt in der Kirche denken einige vielleicht vorrangig an Seelsorge für Menschen in Krisensituationen. Diese Tätigkeit zählt definitiv auch dazu, aber daneben gibt es eine Fülle an Ehrenämtern. Diese sind zum Teil in eigenen Vereinen organisiert, kooperieren aber eng mit den Kirchen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass mit der Kirche eine feste Institution vor Ort mit diversen Räumlichkeiten gegeben ist. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Tätigkeiten vor:
Gottesdienst Ehrenamt
Im Gottesdienst ist das Ehrenamt in der Kirche tatsächlich eng mit dem Glauben verknüpft, wenn Sie an der inhaltlichen Gestaltung mitwirken. Und das ist beispielsweise als Lektor oder Prädikant möglich. Das sind Laienprediger (so die alte Bezeichnung), die eigenverantwortlich den Gottesdienst in der evangelischen Kirche gestalten und leiten. Sie übernehmen die gleichen Aufgaben wie ein Pastor und dürfen auch das Abendmahl durchführen.
Für dieses Ehrenamt müssen sich Interessenten durch eine nebenberufliche Ausbildung qualifizieren. Um Spiritualität geht es auch bei Andachten, in denen sich Ehrenämtler einem bestimmten Thema widmen. Das sind gewissermaßen „kleine Gottesdienste“. Daneben gibt es ehrenamtliche Tätigkeiten rund um den Gottesdienst, die kein theologisches Wissen benötigen. Dazu gehört beispielsweise die musikalische Gestaltung durch Orchester und Chor, aber auch organisatorische Aufgaben wie Kollekte einsammeln oder Gesangbücher auslegen.
Ehrenamt in der Jugendarbeit
In der Jugendarbeit arbeiten Hauptamtliche (meist pädagogische Kräfte) und Ehrenamtliche meist Seite an Seite. Dazu zählt beispielsweise der Kindergottesdienst. Hier geht es darum, kindgerecht biblische Geschichten zu erzählen und mit den Kindern zu singen und zu beten. Ferner kann Jugendarbeit für die Kleineren in Bastel-, Kreativ- und Spielangeboten bestehen.
Ebenso sind Jugendfreizeiten, Jugendzentren, diverse Projekte und Leitungsfunktionen in der Jugendarbeit denkbar. Um ein Ehrenamt in der Jugendarbeit übernehmen zu können, erhalten die Jugendleiter einen bundesweit einheitlichen Ausweis (Juleica). Üblicherweise übernehmen Jugendliche und junge Erwachsene diese Aufgaben.
Ehrenamt Gemeinde
Daneben gibt es zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten, die nicht unbedingt in der Kirche, aber in der Gemeinde ausgeübt werden. Was allen Ehrenämtern gemeinsam ist: Hier sind Lebenserfahrung und Empathie besonders wichtig, da sich die Menschen in Krisensituationen befinden. Zum Beispiel können Sie hier arbeiten:
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Krankenhaus
Das Ehrenamt im Krankenhaus kann aus Lotsen- oder Besucherdienst bestehen. Entweder Sie helfen Patienten bei der Ankunft im Krankenhaus und begleiten sie zur Station. Oder Sie kümmern sich um Patienten einer bestimmten Station. Das umfasst unter anderem Gesellschaft zu leisten und kleinere Botengänge zu erledigen.
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Seelsorge
Als Seelsorger kümmern sich Ehrenamtliche um Menschen, die jemanden zum reden brauchen. Manchmal gibt es keine Angehörigen oder aber die Bedürftigen trauen sich nicht, mit ihnen über ihre Sorgen zu sprechen. Hier nimmt die Telefonseelsorge einen besonderen Stellenwert ein.
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Hospiz
Ähnlich anspruchsvoll das Ehrenamt im Hospiz. Hier geht es darum, die Menschen auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten. Dazu soll ihnen die verbleibende Zeit so angenehm wie möglich gestaltet werden. Spaziergänge, Unternehmungen, Gespräche, und auch aktives Zuhören zählen zu den Aufgaben. Dieses Ehrenamt erfordert hohe psychische Belastbarkeit.
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Flüchtlingshilfe
In der Flüchtlingshilfe können sich Ehrenamtliche einbringen, die beispielsweise einen Deutschkurs leiten oder Dolmetscherdienste übernehmen wollen. Gefragt ist auch Kinderbetreuung. So können die Eltern ihrerseits problemlos Deutsch- und Integrationskursen wahrnehmen. Daneben zählen Hilfe bei Behördengängen, Freizeitgestaltung oder Wohnungssuche zu den Aufgaben.
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Tafel
Bei der Tafel unterstützen Ehrenamtliche mithilfe von aussortierten Lebensmitteln. Diese qualitativ einwandfreien Produkte verteilen sie an Bedürftige. Neben der Ausgabe kann Arbeit im Lager oder Transport zum Ehrenamt gehören.
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Bahnhofsmission
Den letzten Zug verpasst, gestrandet in einer fremden Stadt? Hier helfen Mitarbeiter der Bahnhofsmission. Sie haben ein offenes Ohr, begleiten Menschen zum Zug und helfen bei der Orientierung. Da der Bahnhof oft Anziehungspunkt für Drogen- und Alkoholabhängige ist, benötigen Ehrenämtler die Fähigkeit zur Distanz und Frustrationstoleranz.
Ehrenamt in Organisation, Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit
Die Gemeindemitglieder wählen den Kirchenvorstand. Dieser ist beispielsweise für die Gebäudeverwaltung und -erhaltung zuständig. Hauptaufgabe des Kirchenvorstands ist, die Gemeinde nach außen zu vertreten und das Gemeindeleben zu fördern. Daneben zählen Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit zu möglichen ehrenamtlichen Aufgaben. Ehrenämtler werben fürs Ehrenamt in der Kirche, machen aber auch Stiftungen und Sponsoren auf sich beziehungsweise bestimmte Projekte aufmerksam.
Wichtig in diesem Zusammenhang auch die Außendarstellung der jeweiligen Kirche. Hier können sich Ehrenamtliche als Webdesigner bei der Internetpräsenz austoben, journalistische Ambitionen mit dem Gemeindebrief verwirklichen oder die Schaukästen mit Aushängen gestalten.
Ehrenamt im Alltag & bei Festen
Ehrenamtliches Engagement in der Kirche kann aber auch ganz anders aussehen: Irgendjemand muss sich um die Räume und Gebäude kümmern. Handwerkliche Fähigkeiten, Dekoration und Reinigung sind gern gesehen. Selbst die Pflege der Außenanlagen zählt dazu. Helfende Hände braucht es auch bei Sommerfesten und ähnlichen Großveranstaltungen.
Nicht selten werden diese veranstaltet, um Spenden für wohltätige Zwecke zu sammeln. Typische Arbeiten: Kuchen und Waffeln backen, Getränke ausgeben, Kassieren. Logistische Fähigkeiten und Kraft braucht es zudem für den Auf- und Abbau von Zelten, Theken, Tischen und Stühlen.
Häufige Fragen und Antworten zum Ehrenamt
Als Rentner dürfen Sie so viel ehrenamtlich arbeiten, wie Sie möchten. Manche Ehrenämter haben einen Zeitaufwand von wenigen Stunden im Monat, andere von wenigen Stunden pro Woche. Berufstätige sollten den Umfang der Tätigkeit mit ihrem Arbeitgeber klären, sofern er den Bereich der Nebenberuflichkeit überschreitet.
Als Nebentätigkeit gilt alles, was bis zu maximal einem Drittel der Vollzeit-Erwerbstätigkeit zeitlich in Anspruch nimmt. Je nach Arbeitszeit sind dies zwischen 11 und 14 Stunden pro Woche.
Beispiel: Sie leiten in Ihrem Urlaub eine Jugendfreizeit leiten, die über zwei Wochen 24-Stunden am Tag andauert. Dies ist als Ehrenamt zu werten, wenn das zeitliche Engagement aufs ganze Jahr gesehen unter einem Drittel Ihres Hauptberufs bleibt.
Auch Arbeitslose können ein Ehrenamt ausüben. Allerdings hat der die Vermittlung in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit immer Vorrang. Daher ist auch der Bezug von Arbeitslosengeld an einige Vorgaben geknüpft: Sofern Ihr Ehrenamt mehr als 15 Stunden pro Woche in Anspruch nimmt, müssen Sie dies der Arbeitsagentur melden.
Zudem darf die Aufwandsentschädigung nicht den Betrag von 200 Euro pro Monat überschreiten. Andernfalls wird Ihnen dies auf die Leistungen der Agentur für Arbeit angerechnet.
Die Ehrenamtspauschale ist steuer- und sozialversicherungsfrei. Allerdings muss sie in der Steuererklärung aufgeführt werden. Dafür muss es sich um eine ideelle Tätigkeit handeln, etwa die Mitarbeit bei der Tafel.
Wer als aktiver Fußballer von seinem Verein eine Zahlung erhält, muss diese also voll versteuern und bei der Sozialversicherung angeben. So etwas fällt nicht unter die Ehrenamtspauschale.
Um das soziale Engagement bei einer Prüfung belegen zu können, ist letztlich die Satzung des Vereins oder der Institution entscheidend. Dazu muss der Vorstand die Ehrenamtspauschale dem Ehrenamtlichen aktiv bestätigen.
Weiteres Kriterium ist die pauschale Zahlung der Aufwandsentschädigung. Eine Bezahlung nach Stundenlohn ist keine ehrenamtliche Tätigkeit mehr, sondern ein Nebenjob.
Die Ehrenamtspauschale geben Sie dort in der Steuererklärung an, wo Sie auch Ihre hauptberuflichen Einnahmen eintragen. Bei Selbstständigen ist dies die Einnahmen-Überschussrechnung (EÜR), bei Arbeitnehmern die Anlage N.
Übersteigen die Einnahmen durch das Ehrenamt die Höhe der Pauschale, so muss der darüberliegende Betrag als Nebeneinnahme eingetragen werden.
Zusätzlich können Sie durchs Ehrenamt entstandene Aufwendungen als Betriebskosten beziehungsweise Werbungskosten absetzen. Wer jedoch für die ehrenamtliche Tätigkeit bereits von einer Steuerbegünstigung profitiert (beispielsweise dem Übungsleiterfreibetrag) kann die Ehrenamtspauschale nicht anwenden.
Doppeltes Profitieren für die gleiche Tätigkeit ist ausgeschlossen. Gleiches gilt für die Kombination mehrerer Ehrenämter. Der Gesamtbetrag für alle Tätigkeiten zusammen erhöht sich nicht – die Ehrenamtspauschale bleibt immer bei den 840 Euro.
Bei einer Mitarbeit in einer sozialen Organisation, in Vereinen sowie Körperschaften öffentlichen Rechts sind Sie in der Regel gesetzlich unfall- und krankenversichert. Zudem haben alle Bundesländer für ehrenamtlich Tätige Sammelverträge zur Haftpflichtversicherung abgeschlossen.
Fragen Sie Ihre Organisation vorab, ob ausreichender Versicherungsschutz (Unfall-, Berufsunfähigkeits- und Haftpflichtversicherung) existiert. Gegebenenfalls müssen Sie selbst tätig werden. Das gilt auch für ehrenamtliches Engagement im privaten Bereich: Wer also im Rahmen der Nachbarschaftshilfe oder als Leihoma mit den Nachbarskindern etwas unternimmt, muss sich selbst versichern.
Christliche ehrenamtliche Tätigkeiten
Vorweg vielleicht eins: Ob Sie ein Ehrenamt in der katholischen oder evangelischen Kirche ausüben, macht nicht den großen Unterschied. Ungeachtet der Konfession gibt es zahlreiche Überschneidungen. Und längst nicht jedes Ehrenamt ist an die Kirche gebunden. Denn oft ist die Tätigkeit in Vereinen organisiert. Und die verstehen sich in der Regel als überkonfessionell.
Andersherum sind allerdings aus der Kirche viele christliche ehrenamtliche Tätigkeiten geboren. Der Gedanke der Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Unterstützung Hilfsbedürftiger ist alt (wenngleich fürs eigene Seelenheil). Die Armenspeisung als Teil der Obdachlosenhilfe gab es bereits im Mittelalter. Bis heute ist sie beispielsweise in Form von Suppenküchen, Kleiderkammern oder Notunterkünften erhalten geblieben.
Wie finde ich eine passende Aufgabe?
Bei dieser Vielzahl an Tätigkeiten kann es schwerfallen, sich spontan für eine Sache zu entscheiden. Um etwas klarer zu sehen, können diese Reflexionsfragen Ihnen helfen:
- Wie viel Zeit möchte ich investieren?
- Liegen mir organisatorische und verwalterische Aufgaben?
- Kann ich mir sportliche Aktivitäten vorstellen?
- Interessiere ich mich besonders für interkulturelle Begegnungen?
- Sehe ich mich in der Arbeit mit älteren oder jüngeren Menschen?
- Kann ich mit körperlich oder geistig behinderten Menschen gut umgehen?
- Möchte ich lieber im Freien oder im Büro arbeiten?
- Will ich im Team arbeiten?
- Wo verorten mich Freunde und Bekannte?
Einige Ehrenämter hängen davon ab, wie viel Zeit Sie investieren können und wollen. Grundsätzlich sind eine gewisse Regelmäßigkeit und Zuverlässigkeit wichtig. Daher sind sind zwei bis fünf Stunden wöchentlich fürs Ehrenamt wünschenswert. Wie lange Sie sich jedoch einbringen, ist Ihnen überlassen – denn vor allem ist es immer noch freiwillig.
Wenn Sie ein passendes Ehrenamt gefunden haben, können Sie sich direkt an Ihre Gemeinde oder die nächste Kirche richten. Dafür müssen Sie in vielen Fällen übrigens kein Mitglied der Kirche sein. Falls die Konfession eine Rolle spielt, ist das aus der Beschreibung des Ehrenamts ersichtlich.
Vergütung: Dank an Ehrenamtliche in der Kirche
Alle, die sich ehrenamtlich engagieren, können sich der Dankbarkeit der Gemeinde sicher sein. Öffentlich zelebriert wird dieser Dank am internationalen Tag des Ehrenamts, immer am 5. Dezember. Die Anerkennung ist wichtig, denn ein Gehalt erhalten die Helfer nicht. Damit dennoch keine finanziellen Schäden entstehen, können etwaige ausgelegte Kosten erstattet werden. Entweder zahlt die Organisation den exakten Betrag (dann Bons für Auslagenersatz aufheben). Oder Sie erhalten eine pauschale Vergütung (Ehrenamtspauschale) von bis zu 840 Euro im Jahr.
Ehrenamt Kirche: Steuer + Versicherung
Ehrenamtliche Arbeit ist sowohl steuer- als auch sozialabgabenfrei. Nichtsdestotrotz müssen Sie Vergütungen wie die Ehrenamtspauschale in der Steuererklärung angeben. Alternativ können Sie aber auch auf die finanzielle Aufwandsentschädigung verzichten. Wenn Sie das Geld stattdessen als Aufwandsspende Ihrer Organisation zukommen lassen wollen, können Sie es als Sonderausgabe steuerlich absetzen. Dafür müssen Sie eine Spendenquittung beim Finanzamt einreichen.
In der Regel sind Ehrenamtliche über die Kirche versichert. Die hat je nach Bundesland Sammelverträge zur Unfall-, Haftpflicht- und Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Auch Schäden am Privatwagen auf Dienstreisen können versichert sein. Bevor Sie ihre Tätigkeit aufnehmen, sollten Sie den Versicherungsschutz im Detail mit Ihrem Ansprechpartner besprechen.
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