Emotionen verstehen: Definition, Bedeutung, Regulierung

Emotionen sind Teil des menschlichen Lebens und begleiten uns in verschiedensten Situationen. Beispielsweise kann ein Mensch fröhlich oder traurig gestimmt sein und andere daran teilhaben lassen. Damit übernehmen Gefühle eine wichtige Funktion: Sie bewerten eine Situation und erleichtern die Kommunikation mit anderen Menschen. Gleichzeitig haben manche Schwierigkeiten, ihre eigenen Gefühle einzuordnen. Oder angemessen mit ihnen umzugehen. Welche Emotionen es gibt, wozu wir sie brauchen und wie wir damit umgehen…

Emotionen verstehen: Definition, Bedeutung, Regulierung

Anzeige

Definition: Was sind Emotionen?

Eine Emotion ist eine neurophysiologische Gefühls- oder Gemütsregung, die sich messbar im Gehirn niederschlägt. Oftmals sind ebenfalls körperliche Reaktionen durch Mimik oder Gestik erkennbar: Wir verziehen angewidert das Gesicht, kneifen die Lippen zusammen oder reißen furchtsam die Augen auf. Auch Schweißausbrüche, schnellerer Herzschlag und erhöhter Blutdruck können eine Folge von Emotionen sein.

Der Begriff wird in verschiedenen Disziplinen wie Philosophie, Psychologie oder Biologie diskutiert. Eine präzise, allgemeingütige Definition von Emotionen gibt es jedoch nicht. Vielmehr handelt es sich um einen Sammelbegriff. Mal stehen Aspekte im Vordergrund, die sich physiologisch, hormonell oder muskulär nachweisen lassen. Dann wieder das subjektive Erleben. Fakt ist: Emotionen wirken sich auf unser Denken und Handeln aus.

Unterschied zwischen Emotionen und Gefühlen

Synonym zu Emotionen ist von Affekten, Stimmungen oder Gefühlen die Rede. Allerdings unterscheiden einige Forscher hier:

  • Affekt
    Kennzeichnend ist hier die vorübergehende Gemütserregung. Ein Affekt geht häufig mit verminderter willentlicher Kontrolle einher.
  • Stimmung
    Demgegenüber ist Stimmung eine länger anhaltende Befindlichkeit. Das Individuum kann sie als positiv oder negativ empfinden. Ein älteres Synonym dazu ist Gemütsverfassung.
  • Gefühl
    Meist wird der Begriff „Gefühl“ deutlich weiter als Emotionen gefasst. Er beinhaltet sowohl das seelische als auch das körperliche Fühlen im Sinne von „tasten“. Neurobiologisch betrachtet sind Gefühle das Resultat verarbeiteter Reize, die unsere Sinnesorgane uns zuvor übermittelt haben.
Anzeige

Emotionen verstehen: Bedeutung von Gefühlen

Wann immer wir eine Erfahrung machen, verknüpfen wir diese mit einem Gefühl. Diese Emotionen geben uns im Alltag Orientierung. Wer bei anderen Emotionen verstehen beziehungsweise lesen kann, profitiert davon:

1. Emotionen bestimmen den Erfolg

Emotionen sind Teil eines Bewertungssystems. Wir teilen Dinge in gut oder schlecht, schön oder ekelerregend ein. Wir müssen Situationen einschätzen können, ob uns Gefahr droht oder nicht. Und je nachdem rufen wir aus unserem erlernten Repertoire bestimmte Verhaltensweisen ab, heißt: Wir entspannen uns, ergreifen die Flucht oder gehen in den Kampfmodus über. Somit können Emotionen Leben retten. Aber mehr noch: Der oft postulierte Gegensatz von Emotionen und rationalem Denken ist Quatsch.

Ohne Emotionen sind keine vernunftbasierten Entscheidungen möglich. Das belegen Untersuchungen von Menschen, die infolge einer Gehirnverletzung keine Emotionen empfinden. Sie können sich noch nicht einmal für eine bestimmte Krawatte entscheiden. Alles ist unterschiedslos uninteressant für sie. Zudem handeln wir oft intuitiv, noch bevor wir bewusst über etwas nachdenken. Mittlerweile ist bekannt, dass selbst das sogenannte Bauchgefühl auf Erfahrungen basiert. Das Wissen lässt sich aber deutlich schneller abrufen.

2. Emotionen erleichtern die Kommunikation

Im Austausch mit anderen sind Emotionen unentbehrlich: Worte allein können vielleicht einen Sachverhalt schildern. Was das für jemanden jedoch konkret bedeutet, erschließt sich dem Gegenüber oft erst durch Emotionen. Die genannten Basisemotionen ermöglichen eine schnelle Einordnung: Weint eine Person, kann der Gesprächspartner die Trauer erkennen. In diesem Zusammenhang spielen emotionale Intelligenz und Mitgefühl eine Rolle. Indem wir die Gefühle und Stimmungslage anderer wahrnehmen, können wir angemessen darauf reagieren.

Schwierig jedoch, wenn der Gesprächspartner sich verstellt. Grund dafür könnte sein, dass er ein Gefühl als unangemessen empfindet und sich keine Blöße geben möchte. Beispielsweise ist jemand in seine Nachbarin verliebt, hat aber Angst vor Ablehnung. Damit die wahren Gefühle nicht an die Oberfläche treten, verhält er sich manchmal betont ruppig. Sind Körpersprache und verbale Kommunikation nicht kongruent, entstehen Missverständnisse. Ebenso wenn Menschen nicht in der Lage sind, die nonverbalen Zeichen zu erkennen, beispielsweise Autisten.

Anzeige

Emotionen Liste: Was gibt es für Gefühle?

Der amerikanische Psychologe Paul Ekman zählt sieben sogenannte Grundemotionen. Diese auch als Primäremotionen benannten Gefühlsregungen gehören zur Grundausstattung eines jeden Menschen. Sie kommen in jeder Kultur vor und sind angeboren. Manche zählen auch Liebe und Hass zu den Basisemotionen. Kulturübergreifend lassen sich die mimischen Ausdrucksweisen belegen, weshalb auch diese Emojis universell einsetzbar sind:

Angst 😨

Zu den überlebenswichtigen Emotionen gehört die Angst. Mimisch an geweiteten Pupillen und aufgerissenen Augen erkennbar, führt Angst zu Herzklopfen, das Blut schießt in Arme und Beine. Evolutionsbiologisch gesehen bereitet die Furcht den Körper auf eine potenzielle Bedrohung vor: Kampf oder Flucht.

Freude 😀

Zu den positiven Emotionen zählt Freude, auch in Form von Lebensfreude. Erkennbar ist sie je nachdem an einem Lächeln oder sogar breiten Lachen. Ebenfalls je nach Ausprägung verschmälern sich die Augen und Lachfalten entstehen. Freude ist Ausdruck von Glück. Gleichzeitig erkenne viele Menschen dieses erst durch Schicksalsschläge. Dann wissen sie zu schätzen, was sie an ihrer Gesundheit, Familie, Freunde oder Job haben.

Traurigkeit 😢

Trauer beziehungsweise Traurigkeit ist Ausdruck eingeschränkter Freude. Äußerlich ist sie meist an nach unten gezogenen Mundwinkeln, hängenden Schultern und gebeugter Körperhaltung erkennbar. Auch weinen die Betroffenen in dieser Phase. Häufig als negativ empfunden, hilft Traurigkeit beim Verarbeiten von Verlusterfahrungen. So beim Tod nahestehender Personen, Trennung oder Scheidung vom Partner oder dem Arbeitsplatzverlust.

Ekel 🤢

Auslöser für Ekel können über die Sensorik Gerüche oder Geschmack sein. Auch der Anblick von verwesendem Fleisch, Mäuse oder Insekten kann diesen starken Widerwillen hervorrufen. Wer sich ekelt, rümpft die Nase, zieht die Oberlippe nach oben und die Mundwinkel nach unten. Bei manchen machen sich starker Würgereflex und Brechreiz bemerkbar. Auch diese Emotion ist evolutionsbiologisch sehr sinnvoll: Sie schützt vor dem Verzehr verdorbener Lebensmittel.

Überraschung 😯

Eine Überraschung ist eine unvorhergesehene Situation – mitunter positiv, manchmal negativ oder auch neutral. Diese Schrecksekunde kann man äußerlich an aufgerissenen Augen, angehobenen Augenbrauen und offenstehendem Mund erkennen. Diese Emotion kann Auslöser weiterer Emotionen sein – etwa Schamgefühl, wenn plötzlich die Toilettentür aufgerissen wird.

Verachtung 😤

Verachtung zeigt sich in Geringschätzung einer Person oder Institution. Diese wird von jemanden als unwert oder minderwertig empfunden. Äußerlich ist diese Emotion beispielsweise an einseitig hochgezogenen oder nach innen gepressten Mundwinkel erkennbar. Dadurch wirkt das Gesicht asymmetrisch. Auch durch aufgeblähte Nasenflügel zu schnauben oder höhnisches Lachen drücken eine herablassende Haltung aus. Verhalten sich in einer Partnerschaft zwei Menschen so zueinander, weist das auf eine starke Beziehungskrise hin.

Wut 😠

Zu den starken und negativ bewerteten Emotionen gehört Wut. Wütende Personen empfinden Zorn und Frust. Mimisch zeigt sich das in zusammengekniffenen Lippen und starrem Blick. Zwischen den Augenbrauen entsteht eine Zornesfalte. Das Ausleben von Aggressionen gilt in den meisten Kulturen als Charakterschwäche. Sie aber zu unterdrücken oder zu negieren kann krank machen.

Sekundäremotionen (Liste)

Demgegenüber sind Sekundäremotionen kulturabhängig und eine Frage der Sozialisation. Dazu zählen beispielsweise die folgenden:

  • Aufregung
  • Befriedigung
  • Belustigung
  • Bewunderung
  • Ehrfurcht
  • Erleichterung
  • Interesse
  • Langeweile
  • Nostalgie
  • Schmerz
  • Verehrung
  • Verlangen
  • Verwirrung
  • Verzückung
  • Wertschätzung
Anzeige

Emotionen regulieren: Angemessener Umgang

Je nachdem, wie stark die Emotionen ausgeprägt sind, kann der Umgang damit schwerfallen. Das schlägt sich auch sprachlich nieder: Manche Dinge sind zum „aus der Haut fahren“ oder „Ich könnte platzen vor Wut“. Besonders Ärger und Wut bahnen sich in Affekthandlungen mitunter ihren Weg. Zerstörung fremden Eigentums ist aber gesellschaftlich ebenso wenig gewünscht wie böse Worte zu Kollegen oder zum Partner.

Und das ist universell. Nicht umsonst sind Meditationen auf Achtsamkeit und die Verarbeitung von Gefühlen ausgelegt. Wer sich also gerade in Rage befindet, tut gut daran, wieder zur Ruhe zu kommen. Eine Methode liegt darin, die Dinge mit Abstand zu betrachten. Und dann sich die Konsequenzen zu verdeutlichen: Ist es die Aufregung wert? Auch Sport kann ein Ventil sein. Das gilt übrigens auch für andere Emotionen wie Nervosität, Desillusion oder Trauer.

Weiterführende Artikel

[Bildnachweis: Herbstlust.de]

Hier gleich weiterlesen