Darum ist die Erinnerung wichtig
Die Erinnerung (englisch: Memory) an unser Leben prägt unsere Identität. Unsere Persönlichkeit ist zu großen Teilen aus der Summe unserer Erlebnisse beeinflusst. Dies betrifft nicht nur unser Wissen. Die Gefühle sind ebenfalls stark von unserer Erinnerung abhängig. So beeinflusst nicht nur die Umgebung unsere Erinnerung, sondern auch umgekehrt.
Diese Erlebnis-Sammlung wird synonym als autobiografisch-episodisches Gedächtnis bezeichnet. Wir erinnern uns mitunter an Ereignisse, die sehr weit zurückliegen und zugleich an Passwörter, die wir vor nur wenigen Tagen oder Wochen erstellt haben.
Dabei differenziert unser Gehirn sehr genau, welche Erinnerung wichtig ist und welche nicht. Diese Entscheidung ist nicht zuletzt davon abhängig, wie häufig wir diese Information brauchen. So bilden sich im Laufe unseres Lebens sogenannte Erinnerungsinseln heraus. Hier sind nicht nur wichtige Informationen für unseren Alltag gespeichert.
Ereignisse, die uns besonders nachhaltig in Erinnerung geblieben sind, können ebenso besondere Momente wie Hochzeit oder Urlaube sein. Zudem bleiben nachhaltige, negative Ereignisse wie Trauer und Schmerz hängen. Dies alles prägt uns Menschen in unserem Wesen und macht uns aus.
Die Jugendzeit ist eine ganz besondere Erinnerung
Da sich in unserem Leben vor allem in den Jugendjahren zwischen 12 und 20 am meisten in unserem Körper und der Wahrnehmung verändert, prägen uns diese Erinnerungen besonders stark. Während wir uns an unsere Kindheit eher nur an kurze Episoden oder gar bloß einzelne Bilder erinnern können, beginnt ab diesem Alter unser Leben zu einem Film zu werden.
Dies hängt damit zusammen, dass wir nach und nach unser gelerntes Wissen anwenden und Ziele entwickeln können. Deshalb können wir uns an diese prägende Zeit oft bis ins hohe Alter erinnern. Selbst bei einer Demenz sind diese Erinnerungen häufig noch zu großen Teilen präsent.
So kann unser Gehirn eine Erinnerung hinzufügen
Wie bilden wir Erinnerungen? Diese Frage bewegt Forscher seit Jahrhunderten. Und genau können sie diese bis heute nicht beantworten. Was man inzwischen sicher weiß, ist, dass die Erinnerung nicht an einem Ort im Gehirn sitzt. Mehr als 100 Milliarden Gehirnzellen bilden ein neuronales Netz, mit dem andauernd die Eindrücke des Alltags verarbeitet werden. Diese Erlebnisse bilden eine Kette bezüglich des Ablaufs – eine Erinnerung ist geboren.
In aller Regel werden diese im Hippocampus abgespeichert. Aber nicht in einer bestimmten Zellregion und schon gar nicht in einer einzigen Zelle, sondern als Muster in verschiedenen Nervenzellgruppen.
Damit unser Gedächtnis nicht mit zu vielen Erinnerungen überlastet wird, verblassen diese mit Zeit, wenn sie nicht abgerufen werden. Dabei ist die Erinnerung selbst nicht verloren – lediglich der Zugang wird schwächer. Die neuronalen Verbindungen werden anderweitig verknüpft. Zumindest so lange, bis wir uns durch einen externen Reiz dieses Ereignisses wieder bewusst werden.
Die Krux mit der zeitlichen Wahrnehmung
Unsere Erinnerung ist daher keine feststehende Bibliothek. Unser Gedächtnis ist ständig in Bewegung und verändert sich mit jeder Minute des Lebens. Vor allem Routinen und Augenblicke, in denen wenig Überraschendes passiert, werden im Nachgang gerne ausgeblendet oder zumindest stark zusammengefasst.
Sie kommen uns dann paradoxerweise in unserer Erinnerung kürzer vor als im erlebten Moment. Dort führt die Langeweile sogar mitunter dazu, dass wir den Augenblick subjektiv länger wahrnehmen, als er tatsächlich ist.
Umgekehrt scheinen abwechslungsreiche Tage in der Gegenwart viel schneller vorbei zu gehen. Da hier so viel passiert ist, nehmen diese Momente jedoch in unserer Erinnerung einen viel größeren Platz ein.
Unsere Erinnerung kann uns täuschen
Daran zeigt sich, dass uns unsere Erinnerung sogar täuschen kann. Dies passiert nicht nur auf der zeitlichen Schiene. Inhaltlich kommt es mindestens ebenso oft zu Fehlern. Dies hat verschiedene Gründe:
- Zunächst einmal ist unsere Wahrnehmung selektiv. Wir sortieren also ungewollt bereits frühzeitig aus, was wir überhaupt bewusst aufnehmen und was nicht.
- Als nächstes kommt unser Ultrakurzzeitgedächtnis ins Spiel. Dieses hat nur wenige Augenblicke Kapazitäten. So ist es uns beispielsweise möglich, Buchstaben beim Lesen zu Wörtern und Wörter zu Sätzen zu verbinden.
- Dinge, die wir länger behalten möchten, landen im sogenannten Kurzzeitgedächtnis. Dort speichert unser Gehirn alles, was wir für einige Minuten oder Stunden brauchen – zum Beispiel eine Einkaufsliste. Danach können wir dies vergessen beziehungsweise die Erinnerung „überschreiben“.
- Erst was es schafft, diese Hürden zu überspringen, wird im Langzeitgedächtnis abgespeichert. Wie erwähnt kann eine solche Erinnerung jedoch verblassen oder sich mit der Zeit verkürzen, um Ressourcen in unserem Gedächtnis zu schonen.
In unserem Bewusstsein existieren folglich eine Reihe von Filtern. Dazu kommt, dass keine Erinnerung im hohlen Raum abgespeichert wird. Das Erlebte wird permanent mit den Erinnerungen abgeglichen und vermischt. So entstehen Mischungen und neue Narrative. Dieser Vorgang ist bei jedem Menschen individuell.
Die Folgen der Täuschungen
Dieser neuen Narrative müssen wir uns bewusst werden. Selbst Erinnerungen, die wir für absolut wahr halten, können beeinflusst sein, wie diverse Untersuchungen gezeigt haben. Schwierig wird es dann, wenn wir aufgrund dieser Narrative bestimmte selektive Verallgemeinerungen vornehmen.
Zum Beispiel, dass wir immer im Leben den Kürzeren gezogen hätten und dass wir bestimmt auch dieses Mal wieder ein Opfer der Umstände werden. Wenn uns unsere verfälschte Erinnerungen soweit treiben, beeinflusst dies nicht nur unsere Umgebung negativ. Vor allem bei für uns selbst kann dies Folgen haben – bis hin zu einer Depression.
Umgekehrt können uns diese Täuschungen in der Erinnerung auch von Nutzen sein. Wenn wir bestimmte Erlebnisse mit zeitlichem Abstand positiver bewerten, kann uns dies Kraft und Selbstbewusstsein für ein akutes Problem und dessen Bewältigung verleihen.
Erinnerungen Sprüche
Erinnerungen bewegen uns Menschen seit wir denken können. So ist es kein Wunder, dass sich bereits viele große Denker und Zeitgenossen darüber so ihre Gedanken gemacht haben. Eine kleine Auswahl:
- „Aufmerksam zu beobachten bedeutet, sich deutlich zu erinnern.“ (Edgar Allen Poe)
- „Jeder braucht seine Erinnerungen. Sie halten den Wolf der Bedeutungslosigkeit von der Tür fern.“ (Saul Bellow)
- „Man lebt zweimal: Das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mal in der Erinnerung.“ (Honoré de Balzac)
- „Wenn unsere Erinnerungen unsere Träume überwiegen, sind wir alt geworden.“ (Bill Clinton)
- „Gemeinsame Erinnerungen dienen jedem anders.“ (Robert Evans)
- „Erinnerungen sind nicht nur über die Vergangenheit. Sie bestimmen unsere Zukunft.“ (Jeff Bridges)
- „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man uns nicht vertreiben kann.“ (Jean Paul)
- „Im Abschied ist die Geburt der Erinnerung.“ (Salvador Dalí)
- „Die Erinnerung ist eine Zerrlinse, die ungeheuer scharf belichtet.“ (Hildegard Knef)
- „Gott hat der Hoffnung einen Bruder gegeben. Er heißt Erinnerung.“ (Michelangelo)
- „In der Erinnerung scheint alles mit Musik zu geschehen.“ (Tennessee Williams)
- „Erinnern heißt, eines Geschehens so ehrlich und rein zu gedenken, dass es zu einem Teil des eigenen Innern wird. Das stellt große Anforderungen an unsere Wahrhaftigkeit.“ (Richard von Weizsäcker)
- „Das Leiden der Hysterischen kommt hauptsächlich von ihren Erinnerungen.“ (Sigmund Freud)
- „Was mir an Fotos gefällt, ist, dass sie einen Moment einfangen, der für immer verloren ist, unmöglich zu reproduzieren.“ (Karl Lagerfeld)
- „Jemand sagte, dass Gott uns Erinnerungen gab, damit wir im Dezember Rosen haben.“ (J. M. Barrie)
- „Sie denken vielleicht nicht, dass Sie ein gutes Gedächtnis haben, aber Sie erinnern sich, was Ihnen wichtig ist.“ (Rick Warren)
- „Wir erinnern uns nicht an Tage; wir erinnern uns an Momente.“ (Cesare Pavese)
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