Was ist Gelassenheit und warum ist sie wichtig?
Merkmal von Gelassenheit ist eine innere Ruhe, die frei von Anspannung oder Aufregung ist. Das Besondere daran: Diese Haltung bewahren gelassene Menschen selbst in stressigen, herausfordernden Situationen. Statt wie ein kopfloses Huhn aufgescheucht herumzurennen und in Panik zu verfallen, gehen sie nüchtern und abgeklärt an die zu erledigende Aufgabe heran.
Sie strahlen eine Souveränität aus, die anderen Respekt abfordert. Gleichzeitig ermöglicht dieser Gleichmut, rational vorzugehen. Wer von seinen Gefühlen übermannt wird, erlebt den Kontrollverlust. Andersherum bleibt der Gelassene handlungsfähig. Mit kühlem Kopf nimmt er zudem viel mehr Optionen und Alternativen wahr als der Gestresste.
Gelassenheitsgebet ermöglicht Kontrolle
Viele Menschen kennen das bekannte Gelassenheitsgebet, das der amerikanische Theologe Reinhold Niebuhr verfasst hat:
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Auch angesichts vielfältiger Krisen ist Gelassenheit gefragt. In diesem Zusammenhang könnte man sie mit Souveränität oder Angstfreiheit gleichsetzen. Diese kann nicht nur uns, sondern auch unserem Umfeld Ruhe und Sicherheit geben. Und zwar gerade dann, wenn die Welt aus den Fugen zu geraten scheint.
Durch Gelassenheit schaffen wir es, handlungsfähig zu bleiben. Situationen, die sich nicht ändern lassen, können wir so annehmen. Es geht schlichtweg darum, sich gedanklich den Parametern zu widmen, die wir beeinflussen können. Das kann jedem gelingen, wenn wir sukzessive an unserer Einstellung arbeiten.
Wie erlange ich mehr Gelassenheit: 6 Sofortmaßnahmen
Wie komme ich zu Ruhe und Gelassenheit? Vorab: Nicht von heute auf morgen. Gelassenheit hängt von einigen Faktoren ab, von denen die Persönlichkeit nur einer ist. Aber es ist auch eine Entscheidung. Kocht mal eine Situation über, können diese Sofortmaßnahmen helfen, um kurzzeitig gelassener zu werden:
- Atmen
Tief tief durch den Bauch einatmen und gedanklich bis zehn zählen. Ebenso tief langsam ausatmen. So aktivieren Sie das Sonnengeflecht im Bauch. Diese Nerven entspannen sich bei dieser Übung bereits merklich. - Trinken
Trinken Sie ein Glas Wasser. So spülen Sie den Ärger geradewegs herunter. - Analysieren
Überlegen Sie ehrlich, was genau Ihre Reizbarkeit ausgelöst hat und warum. Die Kränkung beginnt in einem selbst. Womöglich lohnt sich der Ärger aber gar nicht. - Schweigen
Einfach mal nichts sagen – das minimiert auch das Risiko, im Ärger Dinge zu sagen, die Sie später bereuen. - Ignorieren
Tun Sie so, als hätten Sie nichts gehört. Mit dieser Reaktion rechnet Ihr Gegenüber vermutlich nicht. Sie dürfte ihn somit deutlich stärker verunsichern als ein böses Kontra – was ohnehin nur im Schlagabtausch endet. - Gewichten
Auch wenn ein Rückschlag Genugtuung brächte: Bedenken Sie die Konsequenzen. Lassen Sie anschließend verbrannte Erde zurück, dürfte es sich nicht gelohnt haben.
Gelassenheit trainieren: 12 Tipps für mehr Gleichmut
Wollen Sie Gelassenheit lernen, müssen Sie langfristig einige Dinge ändern. Es geht darum, täglich aufs Neue seine Haltung zu hinterfragen und eine veränderte Lebenseinstellung an den Tag zu legen. Es lohnt sich jedoch, an sich zu arbeiten. Daher hier einige Tipps, wie Sie Ihre Gelassenheit trainieren können:
Praktische Anwendungen für Gelassenheit
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Nutzen Sie Wartezeiten
Nichts ist so nervtötend wie auf etwas warten zu müssen. Betrachten Sie sich in solchen Momenten nicht als ausgeliefert. Führen Sie stattdessen immer etwas mit sich, mit dem Sie sich vernünftig beschäftigen können. Eine gute Möglichkeit ist zum Beispiel, ein kleines Notizbuch dabei zu haben und die Gedanken aufzuschreiben, die Sie in dem Moment bewegen.
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Sprechen Sie mit einem Freund
Vielen Menschen hilft es, mit einem gutem Freund über Ärgernisse des Alltags zu reden. Sie werden einerseits das Erlebte los und können sich so erneut damit auseinandersetzen. Gleichzeitig erhalten Sie womöglich wertvolle Anmerkungen und Hinweise, wie man Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten kann.
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Suchen Sie sich einen Ausgleich
Wer etwas tut, was einem Spaß macht, gewinnt das Gefühl der Kontrolle zurück. Am besten eignen sich körperliche Betätigungen in Form von Bewegung. Nutzen Sie die frische Luft und das Tageslicht zum Ausgleich. Sport ist nicht nur für die körperliche Fitness gut – Sie kommen auf andere Gedanken, der Körper schüttet anschließend Glückshormone aus.
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Führen Sie Selbstgespräche
Ist gerade kein Freund für ein Gespräch zur Hand, können sogar Selbstgespräche helfen, den Ärger zu reduzieren. Indem Sie die Dinge formulieren, gehen Sie sie im Einzelnen durch. Mit dem inneren Dialog beruhigen Sie Ihr Gehirn. Sie arbeiten mit demselben Trick, der auch bei Autosuggestion funktioniert, nämlich mit positiver Selbstbeeinflussung. Wichtig dabei: Formulieren Sie klare, einfache Sätze und vermeiden Sie anklagende Äußerungen an die eigene Position.
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Praktizieren Sie Entspannungstechniken
Die Palette reicht von bewussten Atemtechniken über aktive Entspannungsübungen wie die Progressive Muskelentspannung, Yoga bis hin zu Meditationen. Alle diese Techniken bauen Ärger und Stress ab und entspannen sowohl gedanklich als auch körperlich.
Psychotricks für mehr Gleichmut
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Ändern Sie Ihre Wahrnehmung
Nichts ist nur schlecht oder negativ. Vermeintliche Realität ist immer subjektiv. Lassen Sie sich davon nicht beherrschen. Sie entscheiden, ob Sie sich ärgern wollen oder nicht. Suchen Sie nach der hellen Seite der Medaille und schreiben Sie diese am besten auf.
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Nehmen Sie es nicht persönlich
Oft scheinen andere Personen Schuld an unserer aussichtslosen Situation zu sein. Doch jeder Mensch hat Gründe für sein Handeln, die sich Ihnen auf den ersten Blick oft nicht erschließen. Versuchen Sie sich in die Lage Ihres Gegenübers hineinzuversetzen, anstatt sein Verhalten als Angriff auf Sie zu deuten.
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Setzen Sie Prioritäten
Dazu gehört, dass Sie sich trauen, öfters nein zu sagen. Es ist wichtig, die eigenen Grenzen klar zu kommunizieren. Damit geraten Sie seltener in Momente, in denen Sie sich ausgeliefert fühlen und behalten häufiger das Heft in der Hand.
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Formulieren Sie positiv
Sprache formt Denken: „Schnell mal eben was machen“, „Ich muss dies und das erledigen“ – allein solche Formulierungen können schon Stress verursachen. Anstatt von Katastrophen und Problemen zu sprechen, könnten Sie die Situationen zum Beispiel als Herausforderung betrachten.
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Lachen Sie den Ärger hinfort
Menschen mit Humor haben häufig eine positive Lebenseinstellung. Häufiges Lachen hilft im Übrigen dabei. Sie bauen so Anspannung und Stress ab. Und das trägt gleich zu mehr Gelassenheit bei.
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Lassen Sie bei Streitigkeiten los
Anstatt Diskussionen eskalieren zu lassen, schweigen Sie und gehen aus der
Streit-Situation heraus. Jede Meinungsverschiedenheit lässt sich auch zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgreifen und lösen. Dann hatten beide Parteien Zeit, den Zwist in Ruhe zu analysieren. -
Vergeben Sie Ihrem Gegenüber
Nachtragend zu sein, ist nicht nur wenig konstruktiv – am Ende belasten Sie selbst sich damit, indem Sie alte Geschichten immer wieder aufwärmen. Jeder Mensch macht Fehler. Akzeptieren Sie diese Tatsache und vergeben Sie Fehlverhalten anderer. Dieses Wohlwollen wird früher oder später positiv auf Sie zurückfallen.
Es ist wichtig, die eigene Einstellung jeden Tag ein kleines bisschen zu verändern. Im Prinzip geht es dabei immer um das Loslassen. Das Loslassen vom dem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, von der besten Lösung oder vom eigenen Ehrgeiz. Auf diesem Weg sollten Sie Gelassenheit und Geduld mit sich üben – Schritt für Schritt.
Gelassenheit Buch: Hier finden Sie vertiefende Gedanken
Wer sich mehr mit dem Thema Gelassenheit beschäftigen möchte, dem sei das Buch „Gelassenheit lernen“ der Autorin Elke Nürnberger empfohlen. Dort zeigt sie in aller Ausführlichkeit auf, wie man Unabänderliches akzeptiert und damit angemessen umgeht.
Sie zeigt den Weg von blinder Wut oder gar Ohnmacht hin zu Souveränität und Angstfreiheit. Dieser Weg führt ihrer Ansicht nach über das Reflektieren und das Erkennen der eigenen Macht. „Je mehr Möglichkeiten wir wahrnehmen, desto besonnener bleiben wir – und je gelassener wir an die Dinge herangehen, desto mehr Handlungsspielraum haben wir.“, so Nürnberger.
Gelassenheit Beispiele: Diese Vorteile hat sie
Der Bär Balu aus dem Film „Das Dschungelbuch“ steht für ein gelassenes und angenehmes Leben. Sein Lebensmotto: „Probier’s mal mit Gemütlichkeit. Mit Ruhe und Gemütlichkeit jagst du den Alltag und die Sorgen weg.“ Und wirklich: Es lohnt sich, gelassener an Dinge heranzugehen. Menschen können so leichter Zufriedenheit und Dankbarkeit empfinden. Und Gelassenheit bewirkt noch mehr. Einige Beispiele:
- Wer weniger grübelt, schafft es, sich schneller zu entscheiden.
- Mit mehr innerem Abstand kommen wir häufig zu besseren, vor allem aber lösungsorientierten Entscheidungen.
- Ruhepole sind beliebter und wirken positiver auf andere Menschen.
- Sich weniger zu sorgen, bedeutet eine bessere psychische und physische Gesundheit.
- Gelassenheit beugt der Gefahr von Beeinflussung durch Angstmacherei vor. Wir werden unabhängiger von den Interessen anderer.
Was hindert uns daran, gelassen zu sein?
Der Umgang mit Problemen ist erlernt. Wir reagieren häufig unüberlegt und reflexartig. Diese automatisierten Verhaltensmuster schaukeln bestimmte Situationen meist nur noch unnötig hoch. So schaden wir uns im Endeffekt selbst. Wichtig daher, dass wir gelassen Lösungen oder Wege des Umgang finden. Dieser Ansatz ist vielen jedoch nicht geläufig und wir müssen uns immer wieder erneut dazu zwingen, ihn zu wählen. Das scheint schwierig. Gewohnte Reaktionsmuster wirken verführerisch einfach. Kurzfristig mag das stimmen. Langfristig fahren wir jedoch mit Gelassenheit besser.
Eine weitere Schwierigkeit liegt darin, dass es uns oftmals ein Gefühl der Zugehörigkeit gibt, wenn wir uns gemeinsam über etwas aufregen können. Es entsteht ein „Wir-Gefühl“ gegenüber anderen – oft dem fiesen Chef oder einem Außenseiter. Diese Gemeinschaft ist leider trügerisch, da der gemeinsame Fokus auf negative Dinge nur unnötige Ressourcen frisst. Es gilt daher, sich dessen immer wieder aufs Neue bewusst zu werden.
Gelassenheit: Zitate und Sprüche
Die Gelassenheit hat bereits viele Philosophen, Prominente und andere Zeitgenossen seit Jahrhunderten beschäftigt. Einige hübsche Zitate und Sprüche über Gelassenheit haben wir deshalb an dieser Stelle für Sie gesammelt. Zum Schmunzeln, Reflektieren oder einfach nur als Halt in schwierigen Zeiten.
- „Gelassenheit ist eine anmutige Form des Selbstbewusstseins.“ (Marie von Ebner-Eschenbach)
- „Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen.“ (Günter Jauch)
- „Gelassenheit nimmt das Leben ernst, aber nicht schwer“ (Ernst Reinhardt)
- „Der höhere Mensch hat Seelenruhe und Gelassenheit, der gewöhnliche ist stets voller Unruhe und Aufregung.“ (Konfuzius)
- „Gelassenheit bedeutet Loslassen von Vergangenheit und Zukunft und Freilassen von Ängsten.“ (Ebo Rau)
- „Man braucht Gelassenheit. Ich habe mich zu diesem Grundsatz entschlossen: Ich bin nicht beleidigungsfähig.“ (Manfred Rommel)
- „Gelassenheit gewinnt man nur in der Besinnung auf das Wesentliche.“ (Georg Moser)
- „Die Gelassenheit ist ein nebenwirkungsfreies Antibiotikum gegen Alltagsstress.“ (Helmut Glaßl)
- „Der Gelassene nutzt seine Chancen besser als der Getriebene.“ (Thornton Wilder)
- „Halb so schlimm ist fast schon doppelt so gut.“ (Peter Silie)
- „Gelassenheit ist der stete Begleiter aller tieferen Philosophie.“ (Peter Rudl)
Gelassenheit im Alter – ein Mythos?
Viele glauben, ältere Menschen seien gelassener. Dies trifft insbesondere bei großen gesellschaftlichen Problemen und Missständen zu, wie beispielsweise der Corona-Krise.
Der bekannte Altersforscher und Sozialexperte Professor Dr. Thomas Klie meint dazu: „Gelassenheit ist eine Tugend, die generell gelingendes Altern auszeichnet – nicht zu verwechseln mit Ignoranz. Ältere Menschen sind typischerweise eher gelassen im Umgang mit Risiken. Sie sind lebenserfahren. Rückblickend haben sie sowohl persönlich als auch historisch kritische Zeiten überstanden. Es verleiht ihnen subjektiv Zuversicht: Auch diese Krise werden wir schon überstehen. Auf der anderen Seite wissen sie: Uns bleibt nur noch eine begrenzte Lebensspanne, irgendwann ist es ohnehin zu Ende.“
Dennoch ist diese Gelassenheit nicht in jeder Situation gegeben. Kleine, persönliche Auseinandersetzungen können älteren Menschen genauso zusetzen wie jüngeren. Manchmal sogar noch stärker, da die zwischenmenschliche Verletzbarkeit im Alter durch immer wiederkehrende Trigger zunehmen kann. Darum lohnt es sich auch für Ältere, weiter an ihrer Gelassenheit zu arbeiten. Weniger was den Umgang mit gesellschaftlichen Umwälzungen betrifft, aber sehr wohl in der Herangehensweise mit persönlichen Kränkungen.
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