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Was ist ein Hospiz?
In einem Hospiz werden schwerkranke Menschen in ihrer finalen Phase des Lebens begleitet. Es handelt sich dabei stationäre Einrichtungen mit nur wenigen Plätzen. Sie funktionieren im Prinzip wie kleine Pflegeheime, nur dass die Sterbebegleitung einen zentralen Aspekt einnimmt. Meist verbleibt den Bewohnern eines Hospizes nicht mehr viel Zeit.
Ein Netzwerk aus Seelsorgern, Sozialarbeitern begleitet die Sterbenden psychosozial. Dies schließt die Unterstützung und die Trauerbegleitung der Angehörigen mit ein. Daher sind Hospize in der Regel recht klein, das Umfeld persönlich und behaglich. Die Besuchszeiten sind flexibel gestaltet – die Angehörigen können mitunter sogar dort übernachten. Neben dem Hospiz als Pflegeeinrichtung gibt es auch spezielle Palliativabteilungen oder -zimmer. Diese befinden sich dann in Kliniken oder Pflegeheimen.
Ambulante Hospiz-Dienste im häuslichen Umfeld
Damit Todkranke nicht in fremder Umgebung sterben müssen, gibt es zudem die Möglichkeit, einen ambulanten Hospiz-Dienst wahrzunehmen. In dem Fall suchen die Sterbebegleiter die Patienten zuhause beziehungsweise im Pflegeheim auf. Die meist ehrenamtlichen Helfer sind speziell geschult und nehmen sich in Gesprächen Zeit für Betroffene und Angehörige. Dies kann sogar über Nacht sein.
Pflegerische Aufgaben übernehmen diese Helfer nicht – dafür ist nach wie vor der ambulante Pflegedienst da. Auch nach dem Tod sind die ambulanten Hospiz-Dienste für die Angehörigen da und begleiten diese in ihrer Trauer.
Hospiz Kosten: Was kostet ein Platz im Hospiz?
Nur bei einer ärztlichen Verordnung besteht eine Chance, einen Platz in einem Hospiz zu bekommen. Und nur dann finanziert die gesetzliche Krankenversicherung beziehungsweise die Pflegeversicherung zu großen Teilen (95 Prozent) den Aufenthalt. Den Rest der Kosten trägt das jeweilige Hospiz über Spenden oder die Unterstützung Ehrenamtlicher. Lediglich die übliche Selbstbeteiligung für Medikamente und Heilmittel müssen die Patienten tragen – ähnlich wie bei einer ambulanten Behandlung.
Daher ist jedes Hospiz dankbar für Spenden und Unterstützungen. Viele Sterbende vermachen einen Teil ihres Erbes dem Hospiz, in dem sie ihre letzten Tage zugebracht haben – oder aber die Angehörigen spenden etwas. Im Endeffekt bleibt dies aber jedem selbst überlassen. Um das Überleben solcher Einrichtungen jedoch zu gewährleisten, ist ein solcher Gedanke erwägenswert.
Hat ein Hospiz Nachteile?
Wer in ein Hospiz kommt, kann sich dem Gedanken nicht entziehen, dass dies sein letzter Ort ist, den er lebend betritt. Dies kann für viele zunächst ein Schock sein. Bei der Wahl des letzten Ortes sind verschiedene Aspekte abzuwägen:
Hospiz Nachteile
- Wer sich für einen Platz in einem Hospiz entscheidet, verlässt vertraute Umgebung.
- Je nach Ort/Lage kann das Mehraufwand und längere Fahrtzeiten für die Angehörigen bedeuten.
- Bei ärztlicher Leitung des Hospizes ist die freie Arztwahl eingeschränkt.
Dennoch hat ein Hospiz etliche Vorteile, auch gegenüber der Unterbringung in einem Krankenhaus: Wo dort oft keine Zeit oder Personal für Zuwendung und Gespräche existiert, gehört dies in einem Hospiz zu den Kernaufgaben. Auch sind die Räumlichkeiten nicht so klinisch steril, sondern möglichst angenehm gestaltet. Für Angehörige von Schwerstkranken kann es zudem eine Erleichterung sein, die geliebte Person professionell umsorgt zu wissen.
Ziele von Hospizen und Hospizarbeit
Bei dieser Versorgung steht nicht mehr die Therapie im Vordergrund, da keine Heilung möglich ist. Auch spielen lebensverlängernde Maßnahmen keine Rolle mehr. Ziel ist stattdessen, die verbleibende Zeit für die Patienten möglichst angenehm und vor allem schmerzfrei zu gestalten.
Hintergrund ist die Hospizbewegung, die sich hierzulande aus dem englischen Palliative-Care-Gedanken entwickelt hat. All diese Hospiz-Angebote zielen darauf ab, den Sterbenden einen würdevollen und schmerzfreien letzten Weg zu gestalten. Außerdem sollen die Themen Sterben und Trauer zurück in die Mitte der Gesellschaft und heraus aus der Tabuzone geholt werden. Die Hospizbewegung will das Sterben aus der Anonymität herausholen und individuell und menschlich gestalten. Obwohl wir alle im Tod gleich sind, liegt der Fokus bei der Sterbebegleitung auf der Selbstbestimmtheit.
Häufige Fragen und Antworten zu Hospizversorgung
Der Begriff „Hospiz“ leitet sich aus vom lateinischen Wort „hospitium“ ab, was so viel bedeutet wie „Herberge“ oder „Gastfreundschaft“. Ein Hospiz bezeichnet eine stationäre Einrichtung, welche auf die Versorgung von Menschen in der Sterbephase spezialisiert ist. Übernahmen früher Großfamilien diese Aufgabe, hat sich die Sterbebegleitung im Laufe des 20. Jahrhunderts deutlich verändert.
Dem trägt das Konzept der Palliative Care, aus dem die moderne Hospizbewegung hervorgegangen ist, Rechnung: „Heilen manchmal, lindern oft, trösten immer“. Heißt: Den Menschen soll ihr letzter Lebensweg so angenehm wie möglich gestaltet werden. In Deutschland gibt es Hospize seit dem Jahr 1986 – die Hospizbewegung nahm bereits schon 1967 in England ihren Anfang. Inzwischen existieren deutschlandweit rund 250 reine Hospize und mehr als 1.500 ambulante Hospiz-Dienste.
Der Begriff palliativ leitet sich vom lateinischen Wort „Pallium“ für „Mantel“ ab. Wie ein Mantel will die Palliativmedizin den Kranken umhüllen und vor Schmerzen und Qualen schützen. Palliative Versorgung steht aber auch Menschen zur Verfügung, die nicht unmittelbar im Sterben liegen.
Palliativstationen sind daher keine Sterbestationen, die Entlassung nach Stabilisierung ist vorrangiges Ziel. Anders in einem Hospiz: Hier finden Menschen einen Platz, die im Sterben liegen. Bei Schmerzen steht ihnen immer palliative Versorgung zu, um die Lebensqualität so hoch wie möglich zu halten. Eine Therapie der Erkrankung ist nicht Bestandteil der Versorgung.
Dies geschieht zum einen durch Schmerztherapie. Etwa 90 Prozent der Menschen in einem Hospiz können so behandelt werden, dass sie keine oder kaum Schmerzen haben und ausreichend Atemluft bekommen. Knapp zehn Prozent von ihnen müssen sediert werden – gerade im letzten Stadium vieler Erkrankungen.
Zum anderen ist die psychosoziale Betreuung enorm wichtig für die Patienten. Das reicht von praktischen Dingen wie der Hilfe beim Verfassen eines Testaments oder der Unterstützung von Abschiedsgesprächen mit Angehörigen bis hin zu gemeinsamen Gebeten oder dem Singen, um Glücksgefühle oder zumindest Erleichterung zu ermöglichen.
Hospiz in der Nähe finden
Jedes Hospiz ist anders. Daher empfiehlt es sich, sich frühzeitig mit den Angeboten in der Umgebung zu beschäftigen – am besten gemeinsam mit den Angehörigen. So gibt es beispielsweise spezielle Hospize für:
- Patienten mit ansteckenden Krankheiten
- Patienten mit Migrationshintergrund
- Kinder und Jugendliche
- Krebspatienten
Bei Ihrer Suche nach einem geeigneten Hospiz in der Nähe hilft Ihnen die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin. Sie hat einen Wegweiser zur Hospiz- und Palliativversorgung herausgegeben. Dieser ermöglicht die Suche nach verschiedenen Hospiz-Diensten, ambulant wie stationär nach Postleitzahl.
Schauen Sie sich die Hospize ruhig an: Viele von ihnen öffnen sich gerne nicht nur den Betroffenen, sondern auch Besuchern – sofern diese sich dezent verhalten. Wenn Sie eine angenehme, wertschätzende Atmosphäre erkennen und wahrnehmen, dass sich nicht nur die Seelsorger, sondern auch das pflegerische und medizinische Personal Zeit für die Patienten nimmt, wissen Sie, dass Sie sich in einem würdevollen und professionellen Hospiz befinden.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für das Hospiz?
Wann sollte man ins Hospiz gehen? Dafür kann es keine eindeutige Antwort geben. Um Aufnahme in einem Hospiz zu finden, muss eine eindeutige Diagnose bestehen: Erstens, dass die Krankheit unheilbar ist und zweitens, dass sie innerhalb absehbarer Zeit zum Tode führen wird. Als tödliche Erkrankungen kommen mehrere infrage:
- Krebs
- Aids
- Nervenkrankheiten mit Lähmungen (zum Beispiel ALS oder Multiple Sklerose)
- Organerkrankungen (beispielsweise an Herz, Nieren, Lunge, Verdauungstrakt oder Leber)
Wer sich in einer solchen Situation befindet, kann sich vom behandelnden Arzt eine Unterbringung in einem Hospiz verordnen lassen. Dabei muss dieser neben der Diagnose detailliert darlegen, welche Therapiemaßnahmen unternommen wurden, wie die Erfolgsaussichten weiterer Behandlungen wären, warum ein Krankenhausaufenthalt keinen Sinn mehr macht und was gegen eine ambulante Versorgung in den eigenen vier Wänden spricht.
Wie lange kann man in einem Hospiz bleiben?
Die Schweizer Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross hat sich in ihren Arbeiten über viele Jahre hinweg mit dem Thema des Sterbens beschäftigt. Dabei hat sie fünf verschiedene Phasen bei Sterbenden beobachtet, die jedoch nicht zwangsläufig als immer gleich ablaufender und linearer Prozess zu sehen sind:
- Leugnen
Kurz nach einer schwerwiegenden Diagnose, erleben viele Betroffene die Phase des Leugnens. Sie wollen nicht wahrhaben, dass keine Heilung mehr möglich ist, dass der Tod so nahe ist. - Wut
Die zweite Phase ist die Wut. Der Betroffene fragt sich: „Warum ich?“ Der Zorn richtet sich dabei oftmals unkoordiniert gegen alles und jeden – insbesondere gegen die Menschen, die leben dürfen, während sie selbst dem Tode geweiht sind. - Verhandeln
In der Phase der Verhandlung versuchen die Patienten noch ein Fünkchen Hoffnung aufrechtzuerhalten. Sowohl mit den Ärzten, als auch zuweilen mit Gott führen sie „Verhandlungen“: „Wenn Sie mich gesund machen, gebe ich Ihnen…“, „Wenn ich geheilt werde, werde ich ein besserer Mensch.“ - Niedergeschlagenheit
Sobald die Betroffenen realisieren, dass es keine Chance mehr für sie gibt, ein langes und gesundes Leben zu führen, tritt die Verzweiflung ein. Für viele führt diese Niedergeschlagenheit auch in eine depressive Episode. Sie sehen keinen Ausweg mehr. - Annahme
Als letztes folgt die Phase der Akzeptanz. Der eigene Tod wird als unweigerliches Schicksal angenommen und es geht nun primär darum, sich auf das Sterben vorzubereiten und seine Dinge zu regeln.
In einem Hospiz sind Betroffene aller Phasen vertreten. Diese können sich im Einzelfall wiederholen, manchmal überspringt ein Todkranker sie. Ziel der Hospiz-Arbeit ist es, sowohl die Patienten als auch die Angehörigen dabei zu unterstützen, in die fünfte Phase der Akzeptanz zu kommen. Daher gibt es keine pauschale Angabe, wie lange man in einem Hospiz bleiben kann. Dies können Tage, Woche oder auch Monate sein.
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