Hospiz: Vor- und Nachteile, Kosten – ein Leitfaden

Im Hospiz können schwerkranke Menschen ihr Leben in Würde und Geborgenheit ausklingen lassen. Eine heilende Therapie gibt es für sie nicht mehr, doch im Hospiz werden sie umfassend und einfühlsam betreut.
Die Entscheidung, jemanden ins Hospiz zu bringen, ist hoch emotional und muss sorgfältig abgewogen werden. In diesem Artikel gehen wir detailliert auf alle relevanten Fragen ein und bieten Ihnen wertvolle Informationen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Hospiz: Vor- und Nachteile, Kosten - ein Leitfaden

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Was ist ein Hospiz?

Ein Hospiz ist spezialisiert auf die Pflege und Betreuung von Menschen, deren Lebenserwartung aufgrund schwerer, unheilbarer Krankheiten wie Krebs, fortgeschrittener Herzinsuffizienz oder chronischer Lungenerkrankungen begrenzt ist. Anders als in einem Krankenhaus geht es im Hospiz nicht darum, die Krankheit zu heilen oder das Leben zu verlängern, sondern Ziel ist es, die verbleibende Zeit möglichst angenehm und schmerzfrei zu gestalten. Hier stehen die Wünsche und Bedürfnisse der Patienten ganz im Mittelpunkt.

Der Ursprung und die Philosophie des Hospizes

Das moderne Hospizwesen hat seine Wurzeln in der Hospizbewegung, die in den 1960er Jahren von der britischen Ärztin Cicely Saunders ins Leben gerufen wurde. Saunders legte großen Wert auf eine ganzheitliche Betreuung, bei der nicht nur körperliche, sondern auch psychische, soziale und spirituelle Bedürfnisse Beachtung finden. Der Begriff „Hospiz“ kommt vom lateinischen „hospitium“ und bedeutet „Gastfreundschaft“. In dieser Tradition sehen sich Hospize als Orte der Fürsorge, die Sterbenden und deren Angehörigen eine möglichst angenehme Umgebung bieten.


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Was sind die Vor- und Nachteile vom Sterben im Hospiz?

Die letzten Tage seines Lebens im Hospiz zu verbringen, ist ein großer und schwerer Schritt, der lange überlegt werden sollte. Wir haben für sie die wichtigsten Vor- und Nachteile zusammengestellt.

Sterben im Hospiz – Nachteile

Auch wenn Hospize eine wertvolle Rolle in der letzten Lebensphase spielen, gibt es einige Nachteile, die sowohl Patienten als auch Angehörige beachten sollten:

  • Emotionaler Abschied von der gewohnten Umgebung

    Viele Menschen verbringen ihre letzten Tage lieber in ihrer vertrauten Umgebung. Der Umzug ins Hospiz, verbunden mit einem Abschied vom Zuhause und manchmal auch von Haustieren, kann emotional belastend sein und die Eingewöhnung erschweren.

  • Eigene Endlichkeit stets vor Augen

    Das nahende Lebensende wird mit dem Einzug ins Hospiz ganz offensichtlich: Wer sich im Hospiz aufhält und andere Bewohner kennenlernt, wird mitbekommen, wenn diese sterben. Der Umgang mit dem Tod ist hier selbstverständlich, aber manche Kranken möchten gedanklich dieses Thema lieber ausblenden und den Moment genießen.

  • Weniger Einfluss auf Behandlungsmethoden

    Das Hospiz ist flexibler als Krankenhäuser oder Pflegeheime, aber im Gegensatz zur häuslichen Pflege, wo man sich stark auf die individuellen Bedürfnisse einrichtet und Kranke und Angehörige mehr mitentscheiden können, übernehmen im Hospiz Pflegekräfte und Ärzte auch Entscheidungen. Dies kann für Familienmitglieder ungewohnt und auch belastend sein.

  • Längere Fahrtzeiten für Angehörige

    Während in der häuslichen Pflege Angehörige ihren kranken Liebsten direkt um sich haben, müssen sie – je nachdem wo das Hospiz liegt – längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen und können nicht im gleichen Maß zu Besuch kommen

  • Längere Wartezeiten möglich

    Patienten, Angehörige und das medizinische Personal brauchen lange, um die Entscheidung zu treffen, dass keine weiteren Heilungsversuche mehr vorgenommen und nur noch palliativ behandelt werden soll. Wenn dann erst die Suche nach dem geeigneten Hospiz beginnt, kann es schon zu spät sein, weil momentan kein Platz vorhanden ist.

Vorteile des Sterbens im Hospiz

Ein Hospiz bietet jedoch zahlreiche Vorteile, die vielen Menschen den Abschied von dieser Welt erleichtern und die verbleibende Zeit bereichern:

  • Individuelle Pflege und Schmerzlinderung

    Ein großer Vorteil ist die spezialisierte palliative Versorgung, die auf die Bedürfnisse und Beschwerden des Patienten individuell abgestimmt ist. Schmerz- und Symptombehandlung spielen eine zentrale Rolle und verbessern die Lebensqualität erheblich.

  • Ganzheitliche Betreuung durch ein interdisziplinäres Team

    Im Hospiz arbeiten nicht nur Ärzte und Pflegekräfte, sondern auch Psychologen, Seelsorger und Sozialarbeiter. Diese kümmern sich nicht nur um die körperlichen, sondern auch um die seelischen und spirituellen Bedürfnisse der Patienten. Auch Angehörige werden begleitet und unterstützt.

  • Entlastung der Angehörigen

    Der Pflegeaufwand für einen schwerkranken Menschen kann sehr intensiv und belastend sein. Angehörige haben im Hospiz die Gewissheit, dass der Patient gut versorgt ist, und können die verbleibende Zeit für den persönlichen Abschied nutzen.

  • Würdevolles Sterben in einem ruhigen Umfeld

    Das Hospiz bietet eine ruhige und respektvolle Umgebung, in der der sterbende Mensch würdevoll Abschied nehmen kann. Es gibt keinen Zeitdruck oder medizinischen „Leistungsdruck“, wie er oft in Krankenhäusern vorhanden ist.

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Was bedeutet es, wenn man ins Hospiz kommt?

Die Entscheidung für einen Hospizaufenthalt ist ein einschneidender Schritt, der den Beginn der finalen Lebensphase markiert. Ärzte beraten darum den Patienten und seine Angehörigen intensiv.

Ein Hospizaufenthalt bedeutet, dass der Fokus nun nicht mehr auf einer heilenden Bedhandlung liegt, sondern auf einer palliativen, also ist die Behandlung nur noch auf die Linderung von Beschwerden ausgerichtet.

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Wann ist der richtige Zeitpunkt für das Hospiz?

Wann richtige Zeitpunkt für den Einzug ist – diese Frage ist gar nicht leicht zu beantworten. Dieser Zeitpunkt variiert.

In der Regel empfehlen Ärzte den Übergang ins Hospiz, wenn die Prognose nur noch wenige Wochen oder ein paar Monate beträgt und keine kurativen (heilenden) Behandlungsmöglichkeiten mehr bestehen.

Die Entscheidung ist jedoch individuell und hängt von vielen Faktoren ab, darunter die Symptome, die Belastung für die Angehörigen und die eigenen Wünsche des Patienten.

Das sind Anzeichen, welche darauf hindeuten, dass ein Hospizaufenthalt in Betracht gezogen werden sollte:

  • Zunehmende Schmerzen und Beschwerden, die nicht mehr effektiv zu Hause behandelt werden können
  • Erhöhte Pflegebedürftigkeit, die eine 24-Stunden-Betreuung erforderlich macht
  • Wunsch des Patienten, die verbleibende Zeit in einer ruhigen, respektvollen Umgebung zu verbringen

Wie lange ist die durchschnittliche Wartezeit auf einen Hospizplatz?

Die Verfügbarkeit von Hospizplätzen hängt stark von der Region und dem jeweiligen Hospiz ab. In Ballungsgebieten kann die Nachfrage hoch sein, wodurch sich längere Wartezeiten von mehreren Wochen ergeben können. In ländlichen Gebieten sind die Wartezeiten eventuell kürzer, allerdings gibt es weniger Plätze. Viele Hospize versuchen, die Dringlichkeit der Fälle zu berücksichtigen und besonders schwerkranke Patienten bevorzugt aufzunehmen.

Was sind die Voraussetzungen für eine Aufnahme im Hospiz?

Menschen mit einer unheilbaren und weit fortgeschrittenen Erkrankung, welche nur noch eine Lebenserwartung von Tage, Wochen oder wenigen Monaten haben, können in einem Hospiz aufgenommen werden, wenn…

  • keine Krankenhausbehandlung erforderlich ist,
  • der Patient die Aufnahme wünscht,
  • der Arzt die Aufnahme auch medizinisch begründet
  • und es keine Möglichkeit gibt, den Kranken im Haushalt ambulant z.B. durch einen ambulanten Hospizdienst zu versorgen.

Was kostet ein Hospiz im Monat? Wie hoch ist der Eigenanteil?

Die Kosten für einen Hospizaufenthalt werden in Deutschland in der Regel von den Kranken- und Pflegekassen übernommen. Die Höhe des Tagessatzes variiert regional. Einmal im Jahr wird für jedes Hospiz anhand der anfallenden Kosten dieser Tagessatz festgesetzt.

Die gesetzlichen Krankenkassen tragen etwa 95 Prozent der Hospizkosten, der verbleibende Eigenanteil von fünf Prozent wird durch Spenden finanziert. Das bedeutet, dass für den Patienten und seine Angehörigen in der Regel keine direkten Kosten für den Hospizaufenthalt anfallen. Ein Eigenanteil ist normalerweise nicht vorgesehen.

Wie lange darf man in einem Hospiz leben?

Der Hospizaufenthalt ist für Menschen mit einer begrenzten Lebenserwartung vorgesehen, das heißt Tage, Wochen oder wenige Monate. Diese Zeitangabe ist jedoch flexibel. Der Aufenthalt endet im Regelfall, wenn die Person verstirbt. Der Kranke wird dort so lange im Hospiz versorgt wie nötig.

Was ist der Unterschied zwischen Palliativpflege und Hospiz?

Die Begriffe „Palliativpflege“ und „Hospiz“ werden oft verwechselt, sind jedoch nicht synonym. Die Palliativpflege ist eine Behandlungsform, die das Ziel hat, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität von schwerkranken Patienten zu verbessern. Diese Pflege kann im Krankenhaus, zu Hause oder in speziellen Palliativstationen stattfinden. Sie richtet sich an Patienten in verschiedenen Stadien schwerer Erkrankungen, nicht nur in der Endphase.

Das Hospiz hingegen ist eine spezialisierte Form der Palliativpflege, die ausschließlich für die letzten Lebenswochen oder -monate konzipiert ist. Im Hospiz steht das Wohl des sterbenden Menschen und seiner Angehörigen im Mittelpunkt, mit besonderem Augenmerk auf Schmerzfreiheit und psychischer Stabilität.

Die Rolle der Angehörigen im Hospiz

Angehörige spielen im Hospiz eine wichtige Rolle, da sie oft als Hauptbezugspersonen für den Patienten fungieren. Sie sind in das Betreuungskonzept eingebunden und werden durch Psychologen und Sozialarbeiter unterstützt. Die meisten Hospize bieten Angehörigen die Möglichkeit, im Hospiz zu übernachten und aktiv an der Pflege teilzunehmen, wenn sie dies wünschen.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen.


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[Bildnachweis: Herbstlust.de; Shutterstock.com]

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