Lärm: So schadet er unserer Gesundheit

Lärm empfinden die meisten Menschen als unangenehm. Aber nicht nur das: Lärm macht auch krank. Denn er wirkt unmittelbar auf unsere Psyche und somit auf den ganzen Körper. Wir zeigen, welche Arten von Lärm es gibt, was Lärm mit unserer Gesundheit macht, welche Lärm-Grenzwerte gelten und wie Sie sich schützen können…

Lärm: So schadet er unserer Gesundheit

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Definition: Arten von Lärm

Lärm (Englisch: „noise“) wird oft im Kreuzworträtsel gefragt. Als Synonym für Lärm werden zum Beispiel Begriffe wie Aufheben, Radau, Krach, Getöse, Trara oder Gepolter benutzt. Dabei unterscheidet man wissenschaftlich zwei verschiedene Arten von Lärm:

  • Den Schalldruckpegel, also die messbare Lautstärke, die in Dezibel (dB) angegeben wird
  • Die Tonbeschaffenheit, also die Höhe und Intensität des Geräuschs, die in Hertz (Hz) angegeben wird

Aber ab wann spricht man von Lärm? Dafür ist nicht nur die reine Lautstärke ausschlaggebend. Hohe und/oder unregelmäßige Töne werden als deutlich unangenehmer wahrgenommen als tiefe/regelmäßige. Lärm ist also nicht automatisch nur ein lautes Geräusch.

Dazu kommt, dass Lärm immer unerwünscht ist. Wer sich freiwillig auf ein lautes Rockkonzert begibt, wird dies kaum als Lärm wahrnehmen. Lärm ist also immer „das Geräusch der anderen“, wie es Kurt Tucholsky einmal formulierte.

Der Begriff leitet sich im Übrigen aus dem Italienischen ab: „all’arme“ heißt „Zu den Waffen!“ und ist der militärische Ruf, um die Soldaten zum „Lärmplatz“, also zum Kriegsschauplatz zu rufen. Daher stammt nicht nur das Wort „Lärm“ davon ab, sondern auch der Begriff „Alarm“.

Lärm und Lärmquellen: Beispiele

In unserer heutigen hektischen Welt sind wir täglich Lärm und Lärmquellen ausgesetzt. Zum Beispiel von:

  • Baustellen
  • Zug-, Flug und Straßenverkehr
  • Produktionsstätten
  • Nachbarn
  • Freizeitaktivitäten
  • Kirchengeläut

Studien des Umweltbundesamtes haben ergeben, dass die meisten Menschen unter Straßenlärm leiden. Dies deckt sich auch mit einer Studie der WHO aus dem Jahr 2011. Sie zeigt auf, dass die zweitgrößte Krankheitsursache in westlichen Ländern im Straßenverkehrslärm liegt.

Dabei sind jedoch auch indirekte Auswirkungen des Lärms berücksichtigt. Wie zum Beispiel ein erhöhtes Unfallrisiko durch Konzentrationsstörungen.

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Lärm: Gesundheit wird beeinträchtigt

Lärm macht krank. Das ist inzwischen wissenschaftlich hinlänglich bewiesen. Aber wie wirkt sich Lärm auf den Menschen aus? Anders als unsere Augen gegen zu grelles Licht können sich unsere Ohren nicht verschließen. Das heißt, unser Körper ist dem Lärm zunächst schutzlos ausliefert.

Das hat durchaus seinen Sinn. Denn in der Urzeit war es wichtig, stets Gefahren wahrnehmen zu können – auch im Dunkeln. Jedes ungewohnte Geräusch setzt uns daher in Alarmbereitschaft. Unser Körper schüttet Adrenalin und das Stresshormon Cortisol aus.

Das führt dazu, dass sich Puls, Atemfrequenz und Blutdruck erhöhen und wir für den Moment fokussierter und leistungsfähiger sind. Andere, für den Moment vernachlässigbare, Funktionen wie die Verdauung oder das Immunsystem werden in dieser Zeit herunter gefahren.

Unser Organismus ist jedoch nur für kurzfristige Stressreaktionen geschaffen. Danach muss er sich wieder erholen. Wird er dauerhaft oder über einen längeren Zeitraum mit Lärm gestresst, können sich Krankheiten und andere Beschwerden entwickeln. So zum Beispiel:

Lärm-Werte und was sie in uns auslösen

Es gibt keine klare Grenze, ab wieviel Dezibel Lärm definitiv gesundheitsschädlich ist. Dies hängt zu einen von der Dauer ab aber auch von der Art des Lärms.

Es gibt jedoch objektive Werte, wann Lärm schädlich sein KANN und was wir Geräusche noch als angenehm empfinden. Einige Beispiele:

  • Das leise Ticken einer Uhr beträgt circa 20 dB und ist kaum hörbar.
  • Leises Flüstern beträgt circa 30 dB.
  • Das Summen eines Kühlschranks beträgt ungefähr 40 dB.
  • Eine normale Unterhaltung zwischen zwei Personen beträgt um die 50 dB.
  • Hintergrundlautstärke in einem größeren Büro beträgt circa 60 dB. Ab dieser Lautstärke kann schon dezenter Stress auftreten.
  • Ein lautes Gespräch zwischen mehreren Menschen beträgt ungefähr 70 dB.
  • Eine vielbefahrene Stadtstraße beträgt ungefähr 80 dB.
  • Produktionsmaschinen in Fabriken betragen oft mindestens 90 dB. Ab dieser Lautstärke empfinden wir den Lärm spätestens als unangenehm.
  • Baustellenlärm oder die Beschallung in einer Diskothek beträgt um die 100 dB. Ab dieser Lautstärke ist medizinisch eine Grenze erreicht, die gesundheitsschädlich sein kann.
  • Startet ein Jet in 50 Metern Entfernung, beträgt der Lärmpegel ungefähr 110 bis 120 dB und wird längst als unerträglich wahrgenommen. Dieser Wert gilt auch als Schmerzgrenze.
  • Alles, was über diesen Werten liegt, wird innerhalb von kürzester Zeit zu Hörschäden führen. Dies kann jedoch auch schon deutlich früher der Fall sein.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine durchschnittliche Tagesbelastung von maximal 50 dB und einen Schallpegel von maximal 40 dB (besser sind 30 dB). Dies sind wohlgemerkt Maximalwerte.

Je leiser es ist, umso erholsamer die Umgebung. Denn bereits ab 45 dB ist die Kommunikation etwas erschwert beziehungsweise eine Aufwachreaktionen wahrscheinlich. Spätestens ab einer dauerhaften Lärmbelastung von 65 dB beginnen die Menschen, ihr Verhalten zu ändern: Sie schließen beispielsweise die Fenster oder verzichten auf die Nutzung ihres Balkons.

Lärm in der Wohnung messen

Wenn Sie sich in Ihrer Wohnung durch Dauerlärm beeinträchtigt fühlen, sollten Sie den Lärm messen beziehungsweise messen lassen. Lärmmessgeräte oder die Unterstützung von einem Akustik-Gutachter können helfen, die Lärmbelastung objektiv zu dokumentieren.

Hierbei wird nicht nur der Schalldruck (also die Dezibel) gemessen, sondern auch die Schallintensität (also die Frequenz in Hertz).

Das Umweltbundesamt bietet dazu nähere Informationen auf seiner Homepage, die Sie unter diesem Link erreichen können.

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Reduktion von Lärm: Physik hilft weiter

Wer Lärm reduzieren möchte, kann auch in der eigenen Wohnung damit beginnen. Wer kennt nicht die Eierkartons an der Wand von Proberäumen diverser Bands.

Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass Sie Ihre Wohnung nun mit Eierkartons verunstalten sollen. Aber Sie können sich im Kampf gegen Lärm durchaus die Physik zu Hilfe nehmen.

Denn auch bezüglich der Wohnungseinrichtung gibt es sogenannte „Lärmfresser“, die Lärm gewissermaßen schlucken. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Teppiche
  • Bilder
  • Bücherregale
  • Sofas oder wuchtige Sessel
  • Vorhänge

Lärm Grenzwerte: Lärm in der Nachbarschaft

Wenn Ihr Nachbar seine Wohnung auch noch entsprechend einrichtet, mindert das die Lärmbelastung erheblich. Gerade wenn kleine Kinder in der Wohnung über Ihnen spielen, empfiehlt sich das freundliche Gespräch darüber.

Es gibt jedoch auch die allseits in der Nachbarschaft unbeliebten Heimwerker, bei denen man die Eindruck hat, sie würden im Baumarkt die Maschinen und Gerätschaften kaufen, die möglichst die lautesten sind.

Hier stellt sich die Frage, wie viel Dezibel im Wohngebiet erlaubt ist – insbesondere am Samstag oder am Feiertag. Dabei gelten folgende Lärm-Grenzwerte:

  • Nachts gilt ein Grenzwert von 35 dB.
  • Von 6 bis 13 Uhr und 15 bis 22 Uhr gilt ein Grenzwert von 50 dB.
  • An Sonn- und Feiertagen sowie in der Mittagsruhe gilt wiederum ein Grenzwert von 35 dB.
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Tipps gegen Lärm

Neben einer Lärmmessung, einem freundlichen Gespräch mit dem Nachbarn, einer entsprechenden Wohnungseinrichtung und gegebenenfalls einer juristischen Auseinandersetzung, gibt es noch weitere Möglichkeiten, was Sie gegen Lärm tun können:

  • Lassen Sie sich Schallschutzfenster und -türen einbauen.
  • Erholen Sie sich möglichst häufig in der Natur.
  • Lernen Sie Techniken zur Meditation und Entspannung.
  • Nutzen Sie speziell von Ihrem Hals-Nasen-Ohren-Arzt angefertigte Ohrstöpsel.
  • Vermeiden Sie es, den Lärm durch andere Geräusche zu übertönen (beispielsweise indem Sie den Fernseher lauter stellen).
  • Nutzen Sie gut isolierte Kopfhörer.

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[Bildnachweis: Herbstlust.de]

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