Definition: Was ist Leukämie?
Wenn die Zahl weißen Blutkörperchen, der sogenannten Leukozyten, unkontrolliert zunimmt, spricht man von Leukämie (zu Deutsch: „weißes Blut“).
Grundsätzlich sind die weißen Blutkörperchen ein wichtiger Bestandteil unseres Blutes. Sie verhindern und bekämpfen Infektionen durch Bakterien und Viren sowie andere Fremd- und Giftstoffe.
Doch liegt ihre Anzahl zu hoch, können sie sich gegen den eigenen Körper wenden und diesen schädigen. Denn eine zu hohe Anzahl weißer Blutkörperchen bedeutet auch immer eine zu niedrige Anzahl roter Blutkörperchen, die dafür verantwortlich sind, den Sauerstoff in unsere Zellen zu transportieren.
Dadurch ergibt sich eine Schwächung und erhöhte Anfälligkeit des Organismus. Die Leistungsfähigkeit lässt rapide nach – der Betroffene fühlt sich nur noch schwach und abgeschlagen.
Jährlich erkranken etwa 14.000 Deutsche an Leukämie. Die meisten Patienten sind älter als 60 Jahre, aber der Blutkrebs kann auch Kinder und junge Erwachsene treffen.
Wird die Leukämie früh erkannt, ist sie in vielen Fällen therapierbar. Hat sie jedoch ein chronisches Stadium erreicht, geht es oftmals nur noch im lebensverlängernde Maßnahmen statt um vollständige Heilung.
Symptome von Leukämie
Leukämie ist in ihrem Verlauf von Patient zu Patient unterschiedlich. Manchmal tritt sie plötzlich auf, in anderen Fällen auch nach und nach. In ersterem Fall spricht man akuter Leukämie, im zweiten Fall von einer chronischen.
Die Beschwerden, an denen die Betroffenen leiden, sind dabei häufig nicht genau lokalisierbar. Meist sind es Verschlechterungen des Allgemeinzustandes wie zum Beispiel:
- Müdigkeit
- Herzrasen
- Fieber
- Gewichtsverlust
- Übermäßiger Nachtschweiß
- Gliederschmerzen
- Schwindelgefühle
- Atemnot
- Blässe
- Blutungen
- Geschwollene Lymphknoten
- Hautausschläge
Leukämie kann dabei unterschiedliche Formen annehmen und mehr oder minder schwer verlaufen. Gerade eine chronische Leukämie durchläuft dabei mehrere Stadien, in denen die Beschwerden unterschiedlich schwer zu Tage treten.
Info: Ursachen von Leukämie
Es ist wissenschaftlich noch nicht einwandfrei erforscht, was letzten Endes eine Leukämie auslösen kann. Fest steht aber, dass neben dem Alter vor allem die genetische Veranlagung ein hohes Risiko darstellt.
Insbesondere bei genetischen Erkrankungen wie Trisomie 21 – auch als Down Syndrom bekannt – ist die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs von Leukämie bis zu zwanzig Mal höher als bei Menschen ohne Beeinträchtigung.
Weitere Risikofaktoren sind außerdem:
- Rauchen
- Erhöhte Strahlenbelastung
- Arbeit mit Lösungs-, Insektenvernichtungs- oder Unkrautvernichtungsmitteln (unter Umständen reichen hier schon kleine Dosen)
Diagnose bei Leukämie
Bei einer akuten Leukämie treten die Symptome recht plötzlich und deutlich auf. Ein Hämatologe (Spezialist für Bluterkrankungen) oder ein Onkologe (Spezialist für Krebserkrankungen) können nach einer ausführlichen Anamnese, also einem Vorgespräch über Beschwerden, Vorerkrankungen und Lebenswandel, durch eine Blutanalyse schnell Hinweise auf eine Leukämie finden.
Bestätigt sich der Verdacht, wird eine Probe des Knochenmarks entnommen, was meist im Beckenbereich bei örtlicher Betäubung geschieht und mit einem kleinen Einstich in einer Viertelstunde erledigt ist.
Ergeben die labortechnischen Analysen von Blut und Knochenmark zweifelsfrei die Diagnose Leukämie, werden noch mittels Ultraschall und radiologischen Untersuchungen wie CT (Computertomografie) und nuklearmedizinischer Szintigrafie die inneren Organe auf Metastasen abgeklärt.
Auch eine Untersuchung im Kernspintomografen (MRT) hilft dabei, eine Ausbreitung – zum Beispiel ins Gehirn oder in die Nervenbahnen – schnell zu erkennen und therapieren zu können.
All diese Untersuchungsmethoden sind schmerzfrei und unkompliziert. Auch die radioaktive Belastung in CT und Szintigrafie hält sich dabei in Grenzen.
Handelt es sich um eine chronische Leukämie, verläuft eine Diagnose grundsätzlich ähnlich. Allerdings häufig meist mit einem deutlich negativerem Ergebnis. Da die Symptome nur schleichend auftreten, suchen viele Patienten den Weg zu Arzt zu spät. In vielen Fällen ist die Leukämie dann kaum noch therapierbar, häufig werden im CT und in der Szintigrafie dann auch Metastasen festgestellt.
Tipp: Leukämie-Vorsorge
Die Krankheitsbilder in den verschiedenen Leukämie-Erkrankungen ähneln sich. Dennoch ist eine Untersuchungsmethode zur Früherkennung der Krankheit noch nicht entwickelt.
Viele Patienten kommen wegen unspezifischer Beschwerden zum Arzt, der dann häufig eher zufällig bei einer Routineuntersuchung auf den Verdacht auf Leukämie stößt.
Da alle Symptome – gerade bei einer chronischen Leukämie – auch auf andere, deutlich harmlosere Krankheiten oder verschleppte Infekte hindeuten können, ist eine Früherkennung schwierig.
Daher bleibt als Vorsorge vor Leukämie nur, einen möglichst gesunden Lebenswandel zu pflegen und sich so wenigen Giftstoffen wie möglich auszusetzen.
Zudem wird allgemein vor überflüssigen radiologischen Untersuchung abgeraten, um die Strahlenbelastung auf den Körper möglichst zu minimieren. Bedenken Sie zudem, dass auch häufige Flugreisen ein erhöhtes Strahlenrisiko bergen. Gerade wer beruflich in der Luftfahrt unterwegs ist, erhöht die Wahrscheinlichkeit, an Leukämie zu erkranken.
Außerdem sollten Sie Ihren Körper möglichst nicht Kontakt mit Giftstoffen bringen. Dazu zählt im Übrigen auch der Rauch von Zigaretten – also auch das Passivrauchen.
Verlauf und Behandlung von Leukämie
Je nach Form und Ausprägung der Leukämie wird eine Therapie individuell angepasst. Zudem spielt dabei die allgemeine körperliche Verfassung des Patienten eine wesentliche Rolle: Bei einem schlechten Allgemeinzustand oder im hohen Alter sind einige Behandlungsmethoden mitunter zu belastend für den Betroffenen.
Um eine Leukämie erfolgreich behandeln zu können, gibt es dabei verschiedene Möglichkeiten, die gegebenenfalls miteinander kombiniert werden:
- Chemotherapie
Meist werden die mutierten weißen Blutkörperchen mit Chemotherapeutika (den sogenannten Zytostatika) bekämpft. Sie vernichten nicht nur die vorhandene Krebszellen, sondern hindern auch neue daran, zu entstehen. Da diese Medikamente jedoch auch gesunde Zellen angreifen, ergeben sich aus dieser Behandlung häufig Nebenwirkungen wie Haarausfall oder Übelkeit. Da auch das Immunsystem angegriffen wird, das durch die Leukämie sowieso schon erheblich geschwächt ist, wird bei Blutkrebs im Allgemeinen sehr vorsichtig mit Chemotherapie umgegangen und die Medikamente genau aufeinander abgestimmt, um nicht einen gegenteiligen Effekt hervorzurufen. - Stammzellentherapie
Als Stammzellen bezeichnet man die Ursprungszellen des Knochenmarks, die das korrekte Erbgut mit sich tragen. Bei einer Leukämie können diese mutieren, so dass neue, gesunde Zellen transplantiert werden müssen. Ziel ist es, dass diese eine Zerstörung der Krebszellen bewirken und durch neue ersetzen. Diese Therapie ist jedoch noch vergleichsweise jung und nicht ohne gehöriges Risiko, da hier in körpereigene Prozesse eingegriffen wird. - Strahlentherapie
Hat die Leukämie bereits in das Nervensystem oder in die Lymphknoten gestreut, werden diese Bereiche gezielt bestrahlt, um die dortigen Tochtergeschwulste zu bekämpfen und zu vernichten. - Tyrosinkinasehemmertherapie
Tyrosinkinasehemmer sind bestimmte Medikamente, die gerade bei einer chronischen Leukämie gezielt das Wachstum neuer Blutkrebszellen hemmen sollen. Sie müssen meist für den Rest des Lebens in Tablettenform eingenommen werden. Parallel dazu wird der Erfolg dieser Mittel regelmäßig kontrolliert und ihre Dosis gegebenenfalls angeglichen. - Immuntherapie
Mit dieser Behandlungsmethode werden dem Patienten Antikörper injiziert, welche die betroffenen Krebszellen markieren und zusammen mit der körpereigenen Immunabwehr bekämpfen sollen.
In den allermeisten Fällen kommt zunächst eine Chemotherapie zum Einsatz – oft sogar stationär. In einer zweiten Phase, der Konsolidierungsphase, geht es dann darum, die ersten Erfolge zu erhalten und den Patienten zu stabilisieren. Meist dauert eine solche Therapie deutlich länger als ein Jahr.
Gegen die Nebenwirkungen werden meist auch unterstützende Medikamente eingesetzt – so zum Beispiel um die Übelkeit bei einer Chemotherapie zu abzumildern.
Da das Immunsystem angegriffen ist, können auch Antibiotika bakterielle Infektionen bekämpfen oder gar verhindern. Die Gabe von Schmerzmitteln und Bluttransfusionen gegen eine eventuelle Blutarmut sind ebenfalls Bestandteil einer Begleittherapie. Selbst wenn die Leukämie nicht mehr heilbar ist, können diese Behandlungen das Leben des Patienten verlängern und angenehmer gestalten.
Leider kommt es bei einer behandelten Therapie oft zu Rückfällen. Daher ist eine gründliche Nachsorge und eine regelmäßige Beobachtung von großer Bedeutung.
Grundsätzlich gilt: Je jünger und je fitter der Patient ist, umso besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Heilung von der Leukämie. Und selbst wenn sich der Blutkrebs nicht mehr vollständig zu bekämpfen ist, so ist eine Lebensverlängerung von mehreren Jahren möglich.
Bleibt die Krankheit jedoch unbehandelt, liegt die Lebenserwartung dagegen häufig nur unter sechs Monaten.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen. Vor der Einnahme eines Medikamentes lesen Sie bitte die Packungsbeilage sorgfältig durch und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
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