Liebeskummer bei Senioren – ein Tabu-Thema
Liebeskummer kennt kein Alter. Wenn junge Menschen unter Liebeskummer leiden, ist das gesellschaftlich anerkannt. Ganz anders sieht es bei Senioren aus. Leidet ein reifer Mensch unter Liebeskummer wird dies eher belächelt. Folglich möchte er sich mit seinen Gefühlen nicht outen – und schweigt. Senioren machen den Kummer mit sich selbst aus. Woran liegt das?
Allgemein werden ältere Menschen in der Gesellschaft als geschlechtsneutral eingestuft. Ihnen wird der Wunsch nach Zärtlichkeit oder sexuelle Gefühle gar nicht zugetraut. In Wahrheit können diese jedoch ein sexuell aktives Liebesleben führen und ein tiefes Verlangen nach Zärtlichkeit haben. Zweisamkeit ist auch für sie ein Thema – und sei es nur, um mit einem anderen liebenswerten Menschen das Leben zusammen zu genießen.
Fühlen sie sich abgelehnt, ist auch bei Senioren der Kummer stark – und die daraus resultierende Einsamkeit ein großes Thema.
Wie äußert sich Liebeskummer im reifen Alter?
Grundsätzlich äußert sich der Herzschmerz im reifen Alter genauso wie im jungen Alter. Der große Unterschied ist, dass junge Menschen noch agiler sind und mehr Möglichkeiten haben, sich abzulenken. Außerdem sind sie in ihrer Lebensplanung noch nicht so festgelegt. Ein junger Mensch hat noch die Hoffnung, einen neuen Lebenspartner zu finden. Ältere hingegen sehen sich in ihrem letzten Lebensabschnitt, den sie nicht allein verbringen wollen, und haben kaum Hoffnung, die Leere auszufüllen.
Sechs Folgen von Liebeskummer
Die Folgen von Liebeskummer sind für junge, wie alte Menschen die Gleichen: Der Kummer raubt Kraft. Wenn ihr Herz gebrochen wurde, fehlt mit einem Mal jegliche Energie. Woran liegt das?
-
Entzugserscheinungen
Mediziner haben herausgefunden, dass das „Gefühl des Verliebtseins“ dem des Drogenrauschs gleicht. Dopamin, auch als „Glücks-Hormon“ bezeichnet, wird ausgeschüttet. Der Verliebte schwebt auf den Wolken. Gleichzeitig wird Adrenalin freigesetzt und der Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Alles dreht sich nur noch um die große, neue Liebe.
Ein drittes Hormon kommt in einer Partnerschaft hinzu. Das“ Wohlfühlhormon Oxytocin“. Es sorgt dafür, dass wir uns sicher fühlen. Es schenkt Innigkeit und Vertrauen. Dadurch wird die Angst reduziert.
Wird ein Mensch nun verlassen, verliert er diese wunderbaren Gefühle und Schmerz macht sich – wie bei einem Drogenentzug – im Körper breit. -
Stress
Wer unter Liebeskummer leidet, ist schlaflos und hat Herzrasen. Die Folgen davon sind steigender Blutdruck und ein höherer Puls. Grund dafür sind die Stresshormone Noradradrenalin und Cortisol. Sie werden ausgeschüttet, weil der Verlassene noch um seine Liebe kämpft. Er möchte, sie wieder zurück gewinnen.
-
Geschwächtes Immunsystem
Das Immunsystem wird durch die ausgeschütteten Stresshormone geschwächt. Proteine, welche eine Entzündung fördern, können sich im Körper vermehren, während die körpereigene Abwehr nur langsam aktiv wird. Der Betroffene wird somit anfälliger für Krankheiten.
-
Veränderung des Gewichts
Beides ist möglich: Die einen haben keinen Hunger, haben regelrecht Magenschmerzen – und nehmen ab. Die anderen essen sich Kummerspeck an, weil sie sich mit Essen trösten möchten.
-
Schmerzen in der Brust
Mediziner sprechen hier vom „Broken Heart Syndrom“. Psychischer Stress kann zu einer Funktionsstörung des Herzmuskels führen. Man spürt es als stechenden Schmerz und Kurzatmigkeit, ähnlich wie bei einem Herzinfarkt.
-
Depressive Verstimmung
Nach dieser Aufregung fällt der Verlassene in ein Loch. Er hat keine Kraft mehr und isoliert sich selbst. Am liebsten möchte er nur noch Ruhe haben und zieht sich zurück.
Wer in einer solchen Ausnahmesituation im reiferen Alter ist und ein ohnehin schwächeres Herz hat, ist jetzt besonderes gefährdet. Senioren haben aufgrund ihrer körperlichen Konstitution oft nicht die phsysische Kraft, mit dieser besonderen Situation umzugehen.
Wenn Sie spüren, dass der Liebeskummer sich gesundheitlich auf Ihre Körper auswirkt, sollten Sie sich unbedingt die Unterstützung eines Hausarztes holen. Konsultieren Sie den Arzt Ihres Vertrauens, damit Sie den Trennungsschmerz mit professioneller Hilfe verarbeiten können.
Liebeskummer: Phasen der Verarbeitung
-
Phase: Leugnung und Verdrängung
Der Betroffene kann das Geschehene nicht verinnerlichen. Er wird von dem Gedanken „Das kann nicht wahr sein!“ beherrscht und verdrängt die Trennung. Er glaubt nicht daran, dass die Beziehung endgültig vorbei ist, und hofft: „Es gibt bestimmt noch eine Chance auf Versöhnung. Das Ganze war bestimmt nur ein Missverständnis.“
-
Phase: Schock und Verharren
In einem regelrechten Schockzustand befindet sich der Verlassene, nach dem er begriffen hat, dass er abgelehnt wurde und die Beziehung beendet ist. Dabei kann er die Emotionen kaum zu lassen und das Weinen fällt ihm schwer. Er fühlt sich hilflos, weiß keinen Rat – und verharrt.
-
Phase: Kämpfen
„Das kann nicht das Ende sein!“ ist nun der vorherrschende Gedanke. Der Leidende mobilisiert noch einmal seine Kraft und nutzt all seine Kreativität, damit sich die Situation doch noch wieder zum Guten wendet.
-
Phase: Trauer und Wut
Das ist die Phase der Verarbeitung: Schmerz und Ärger wechseln sich ab. Der Liebeskummer bricht raus und der Zurückgebliebene trauert um die Liebe, parallel wachsen auch in ihm Selbstzweifel. Dann kommt die Wut über die oder den Ex hoch: „Warum hat er/sie diese wertvolle Beziehung beendet?“
-
Phase: Akzeptanz und Loslassen
Das Ende der Verarbeitung wird eingeleitet. Das Beziehungsende wird akzeptiert und die Ablehnung realisiert. Der Betroffene wagt eine ersten Blick in die Zukunft und entwickelt neue Pläne für sein Leben. Er hofft, wieder eine große Liebe zu finden.
Liebeskummer überwinden
Jeder empfindet Liebeskummer anders. Er ist einfach individuell – genauso individuell, wie die Liebe, um die man trauert.
Der eine geht optimistisch ins Leben und glaubt an eine neue Liebe, während der andere pessimistisch denkt und glaubt, keine zu finden. Es gibt Menschen, die sich zurückziehen und grübeln, und andere, die rausgehen, um sich in diverse Aktivitäten zu stürzen. Ein Allheilmittel gibt es nicht. Darum wählen Sie auch hier das für Sie Passende aus den folgenden Ideen aus.
Partnersuche im Internet: Eine Lösung gegen Liebeskummer?
Heute wird gerne die Partnersuche im Internet empfohlen, um einen Partner oder Partnerin zu finden. Insbesondere jüngere Menschen suchen hier einen Lebensgefährten. Es liegt nahe, auch den älteren Menschen die Suche auf den Plattformen zu empfehlen. Dies hat einen Haken, der nicht von der Hand zu weisen ist:
Junge Leute haben eher den Mut und auch die Kraft sich auf ein Blind-Date einzulassen, um einen potenziellen Partner im wirklichen Leben kennen zu lernen. Senioren hingegen sind nicht so mobil. Sie lassen sich erst einmal lange auf einen Email- oder Whatsapp-Kontakt ein, bis sie ihrer neuen Liebe wirklich begegnen. Dabei können sie falsche Vorstellungen darüber entwickeln, wie der andere aussieht, wie er wirkt und sich gibt.
Das Verliebtheits-Gefühl gründet geradezu in Wunschvorstellungen. Jeder, der sich auf Partnerbörsen tummelt, sollte daher so schnell wie möglich aus der Deckung herauskommen, auf lange Mail-Wechsel verzichten und sich wirklich verabreden. Nur so können Illusionen und Enttäuschungen vermieden werden.
8 Tipps gegen Liebeskummer
Ablenkung ist mit Sicherheit das beste Mittel gegen Liebeskummer. So schnell wie möglich neue Ziele stecken und andere Beschäftigungen suchen, ist eine gute Lösung.
Interessanterweise gehen Männer und Frauen unterschiedlich mit Liebeskummer um. Frauen suchen das Gespräch mit anderen. Sie besuchen ihre Freundinnen, um über ihren Kummer und ihre Gefühle zu sprechen, wenn sie abgelehnt werden. Männer hingegen suchen schnell Trost bei einer neuen Partnerin. Erleben sie Liebeskummer, suchen sie sich meist eine jüngere Partnerin, um die Enttäuschung zu verarbeiten. Die Gefühle werden auf diesem Weg nur schwer aufgearbeitet. Es wirkt eher wie eine Flucht vor dem Schmerz, der sie nach einiger Zeit einholen kann.
Was Sie gegen Liebeskummer tun können:
-
Lassen Sie sich Zeit.
Trauern ist in Ordnung. Sie müssen dieses Gefühl nicht verdrängen. Lassen Sie Ihre Traurigkeit heraus. Jede Träne, die fließt, ist richtig. In sich Hineinfressen hingegen ist keine Verarbeitung.
-
Nehmen Sie keinen Kontakt auf.
Die Unruhe ist groß und am liebsten würden Sie Ihrer verflossenen Liebe schreiben. Lassen Sie es bleiben. Verfassen Sie auf keinen Fall eine Email oder Whatsapp-Nachricht – und rufen Sie nicht an. Auch Ihr oder Ihre Ex braucht jetzt den Abstand. Sie erreichen nichts, wenn Sie hinterherlaufen.
-
Löschen Sie alle Nachrichten.
Lesen Sie keine alten Whats-App-Nachrichten oder Emails. Lassen Sie das Vergangene ruhen – und löschen Sie es am besten. Jedes Mal, wenn Sie alte Fotos oder Texte anschauen, reißen Sie die Wunde nur auf.
-
Misten Sie aus.
Erinnerungsstücke helfen Ihnen nicht dabei, Ihren Kummer loszuwerden. Legen Sie sie in eine Kiste und verbannen Sie diese aus Ihrem alltäglichen Leben. Wenn Sie es nicht schaffen, die Sachen in den Müll zu werfen, dann verstecken Sie diese in der hintersten Kellerecke oder auf dem Dachboden. Aber rühren Sie sie nicht an.
-
Lenken Sie sich ab.
Jetzt ist die Zeit sich Ihrem Hobby zu widmen: Malen, Lesen, Gymnastik, Nordic Walking. Suchen Sie sich etwas aus, was Ihr Herz erfreut. Eine Reise ist bringt auch neue Eindrücke und Erfahrungen mit sich. Oder sie widmen sich intensiv Ihrer Familie und ihren Freunden.
-
Bleiben Sie nüchtern.
Lassen Sie die Hände weg vom Alkohol. Wie eingangs beschrieben, glich Ihr Verliebtsein einem Drogenrausch. Betäuben Sie Ihren Schmerz nicht mit Alkohol. Wenn Sie sich nun sinnlos betrinken, hilft es Ihnen leider nicht weiter. Sie kommen gesünder durch diesen Entzug, wenn Sie „trocken“ bleiben.
-
Blicken Sie nach vorn.
Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie traurig in die Vergangenheit blicken, oder ob Sie positiv in die Zukunft blicken. Selbst in der Gegenwart lässt sich Schönes entdecken.
-
Holen Sie sich Hilfe
Sie stellen fest, dass Sie nach ein paar Monaten immer noch vom Liebeskummer belastet sind, dann suchen Sie sich Unterstützung von außen. Wenn das Gespräch nicht weiterhilft, suchen sie sich professionelle Hilfe. Man ist nie zu alt für einen Therapeuten.
Weiterführende Artikel
- Aufbauende Sprüche für die Seele: Kraft für heute
- Emotionen verstehen: Definition, Bedeutung, Regulierung
- Freundschaft: Wer ist ein wahrer Freund?
- Umarmung: Balsam für Körper und Seele