Mitgefühl zeigen: Beispiele für mehr Empathie

Wer gerade eine schwierige Phase durchmacht, erhofft sich Mitgefühl von anderen. Mal in den Arm genommen zu werden, tröstende Worte gesagt zu bekommen und zu wissen, dass man mit seinem Leid nicht allein ist: All das ist dann wichtig. Aber nicht jeder verhält sich mitfühlend. Dabei ist Mitgefühl ein soziales Schmiermittel, das Beziehungen zu anderen stärkt. Was es von Mitleid unterscheidet und wie Sie mitfühlender werden können…

Mitgefühl zeigen: Beispiele für mehr Empathie

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Definition: Was ist Mitgefühl?

Ganz allgemein bezeichnet Mitgefühl (englisch: compassion) die Teilnahme am Gefühl anderer. Ist jemand beispielsweise in Trauer, finden wir Worte des Trostes. Oder wir zeigen Verständnis dafür, dass jemand vor einem wichtigen Ereignis sehr nervös war. Das kann soweit gehen, dass jemand zum Teil die gleichen Emotionen empfindet wie eine bestimmte Person. Oft wird Mitgefühl synonym zu Empathie und Einfühlungsvermögen genannt. Je nach wissenschaftlicher Position gibt es allerdings unterschiedliche Definitionen.

Demnach beschreiben Empathie und Einfühlungsvermögen ein regelrechtes Hineinfühlen in eine andere Person. Mitgefühl hingegen sei die daraus resultierende Handlung. Daneben ist Mitgefühl abzugrenzen von Mitleid. So zeichnet sich Mitgefühl durch ein Gefühl auf Augenhöhe aus: Wir empfinden den Schmerz oder die Trauer einer Person und versuchen, ihn durch Trost und Hilfsbereitschaft zu lindern. Wer mitfühlt, hat immer noch genügend eigenen Handlungsspielraum, kann eigenes und fremdes Leid voneinander unterscheiden.

Unterschied zwischen Mitfühlen und Mitleid

Bei Mitleid hingegen existiert ein Gefälle: Man erkennt das Leid einer anderen Person. Aber glücklicherweise stecken Sie selbst nicht in dieser Situation. Mitleid kann dann dazu verleiten, andere vornehmlich als Opfer zu betrachten. Das nimmt diesen einen Teil ihrer Würde.

Zumal eine scheinbar bemitleidenswerte Person ihre Situation nicht ebenso interpretieren muss. Eine andere Gefahr: Indem Sie beispielsweise das große Elend eines anderen begreifen, gehen Sie selbst völlig im „Mit-Leiden“ auf. Das erstickt wiederum hilfreiche Handlungen.

Sprüche und Zitate zum Mitgefühl

  • „Eigentlich sollte man einen Menschen nicht bemitleiden, besser ist es, ihm zu helfen.“ (Maxim Gorki)
  • „Das Mitgefühl mit allen Geschöpfen ist es, was Menschen erst wirklich zum Menschen macht.“ (Voltaire)
  • „Mitleid kann tödlich sein – Mitgefühl niemals.“ (Alfred Selacher)
  • „Wir wollen unser Mitgefühl für unsere Freunde zeigen nicht durch Klage, sondern durch Fürsorge.“ (Epikur)
  • „Das aufrichtigste Mitgefühl empfindet, wer den Schmerz aus eigener Erfahrung kennt.“ (John Gay)
  • „Mitgefühl ist nie verschwendet, es sei denn, man hat Mitleid mit sich selbst.“ (Henry Dunant)
  • „Teilnahme ist der goldene Schlüssel, der die Herzen anderer öffnet.“ (Samuel Smiles)
  • „Mitgefühl ist das Verständnis des Herzens.“ (Helga Schäferling)
  • „Was wäre höchstes Glück und tiefstes Unglück, würde niemand daran teilnehmen.“ (Kurt Haberstich)
  • „Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das schönste Glück auf Erden.“ (Carl Spitteler)
  • „Vom Abend bis zum Morgen saß er am Bett des Kranken und weinte. Am nächsten Morgen starb er, der Kranke aber lebte weiter.“ (Saadî)

Mitgefühl in Psychologie und Evolutionsbiologie

Die Evolutionsbiologie geht davon aus, dass Mitgefühl beim Menschen zunächst nur in Kleingruppen bestand. Hintergrund war der, dass die Menschen in diesen Gruppen aufeinander angewiesen waren und sich gegenseitig halfen. Das sicherte das eigene Überleben – andere, weiter entferntere Gruppen schloss das nicht ein. Studien aus der Soziologie und Psychologie kommen auch für heutige Verhältnisse zu ähnlichen Ergebnissen:

Ganz oft ist Mitgefühl nahestehenden Personen gegenüber ausgeprägt. Oder solchen, die uns im Wesen ähnlich sind. Heißt: Je vertrauter uns eine Denkweise, ein Verhalten oder sogar das Äußere sind, desto mitfühlender reagieren wir in der Regel. Im Umkehrschluss ist das Verständnis für fremde und andersdenkende Menschen nicht selten geringer. Das kann Vorurteile und Diskriminierung fördern. Muss es aber nicht. Menschen können Mitgefühl erlernen und trainieren.


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Tipps: So können Sie Ihr Mitgefühl trainieren

Lange galt, dass mitfühlendes Verhalten und Empathie nicht jedem gegeben sei. Bester Beleg für diese These schien die Existenz von Soziopathen und Krankheitsbildern wie Autismus zu sein. Mittlerweile kommt die Psychologie zu anderen Ergebnissen. Selbst soziopathische Straftäter sind nicht völlig empathielos.

Und mehr noch: Untersuchungen bei Kindern konnten zeigen, dass das menschliche Gehirn auf liebe und freundliche Zuwendung reagiert. Und dies ebenso bei anderen anwendet. Eher unterentwickelt ist mitfühlendes Verhalten jedoch, wenn jemand selbst in jungen Jahren wenig Empathie und Zuwendung erfahren hat. Trainieren lässt es sich dennoch:

Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf andere

Wer nur um sich selbst kreist, kann schwerlich Mitgefühl lernen. Nehmen Sie Anteil am Leben anderer, erkundigen Sie sich nach Familie und Hobbys. Auch eine gute Beobachtungsgabe hilft zu erkennen, was in anderen Menschen vorgeht. Sofern eine Person ihren Gemütszustand nicht offen anspricht, zeigen sich Anzeichen von Stress oder Trauer oft in der Körperhaltung und Mimik.

Zeigen Sie Verständnis für die Lage

Öffnet sich jemand Ihnen gegenüber, ist eine angemessene Reaktion darauf wichtig. Äußern Sie Verständnis, beispielsweise indem Sie sagen, dass Sie sich vorstellen können, dass etwas schwierig oder belastend ist. Aber Vorsicht: Todesfälle sind eine extrem heikle Sache. Hier sollten Sie vorsichtig mit Äußerungen wie „Ich weiß, was Du fühlst“ sein. Hier können Erwiderungen wie „Es tut mir sehr leid“ oder „Ich kann gar nicht fassen, was passiert ist“ passender sein. Bei engen Kontakten ist eine Umarmung oder eine Hand auf der Schulter angemessen. Wenn Ihnen die Worte fehlen, können Sie auch das aussprechen.

Ergründen Sie Ihre Emotionen

Um andere besser verstehen zu können, ist es wichtig, auch Klarheit über die eigene Gefühlswelt zu besitzen. Wie geht es Ihnen in vergleichbaren Situationen? Oder wie würden Sie etwas empfinden? Und was würden Sie sich dann wünschen? Die Antworten auf diese Fragen helfen Ihnen, bei anderen Menschen entsprechend mitfühlend zu reagieren.

Lernen Sie neue Menschen kennen

Wie eingangs dargelegt, ist das Mitgefühl bei Freunden und Bekannten ähnlich gelagert. Umso wichtiger, dass Sie neue Menschen kennenlernen. Je besser Sie diese kennenlernen, desto mehr erschließen Sie sich neue Reaktionspaletten: Andere Menschen ticken anders, zeigen, dass es unterschiedliche Ansichten und Empfindungen gibt. Das schult Sie für zukünftige Situationen.

Fragen Sie nach dem Grund

Statt über die Gefühlslage eines Freundes einfach hinwegzugehen, sollten Sie nachfragen. Das gilt umso mehr, wenn Sie etwas nicht auf Anhieb nachvollziehen können. Fragen Sie nach dem Grund, warum jemand traurig, genervt, nervös oder wütend ist. Gut möglich, dass die Erklärung ihnen einen Aspekt zeigt, den Sie bisher nicht kannten oder übersehen haben. So können Sie den Grund besser verstehen und entsprechendes Mitgefühl entwickeln.

Üben Sie mit der Metta-Meditation

Aus dem Buddhismus stammt die Metta-Meditation. Sie vereint die vier Grundeigenschaften Metta (etwa: Allumfassende Liebe, Herzensgüte), Karuna (Mitgefühl), Mutida (Mitfreude) und Upekkha (Gleichmut). Dahinter verbirgt sich eine Methode, sich selbst und seinen Mitmenschen gegenüber eine wohlwollende, liebevolle Haltung einzunehmen. Folgende Formeln sollten Sie dazu an sich selbst und an andere richten:

  • Möge ich/mögest Du glücklich sein.
  • Möge ich mich/ mögest Du Dich sicher und geborgen fühlen.
  • Möge ich/mögest Du gesund sein.
  • Möge ich/mögest Du unbeschwert leben.

Weitere Details zu den Hintergründen und wie Sie diese Meditation praktizieren können, erfahren Sie hier:

Metta-Meditation


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Tiefstes Mitgefühl ausrücken: Beispiele für Anteilnahme

Tiefstes Mitgefühl ist vor allem in schwierigen und belastenden Situationen gefragt. So beispielsweise bei Scheidungen, einer schlimmen Diagnose oder im Trauerfall. Hat ein Freund oder Nachbar einen geliebten Menschen verloren, ist es üblich, dass wir unsere Anteilnahme ausdrücken. Das kann im direkten Gespräch geschehen oder schriftlich, wenn Sie eine Trauerkarte schreiben. Wir geben Ihnen Beispiele, wie Sie reagieren können:

  • „Ich schreibe Dir, damit Du weißt, dass mich der Tod von ___ sehr bewegt und ich zutiefst Anteil an Deiner Trauer nehme. Mein aufrichtiges und herzliches Beileid.“
  • „Mein aufrichtiges Beileid zum Verlust Deiner/Deines ___. Ich bin immer noch absolut fassungslos. Wenn Du meine Hilfe benötigst, kannst Du Dich jederzeit auf mich verlassen. Mit stillem Gruß und mitfühlender Anteilnahme.“
  • „Mit großer Bestürzung habe ich vom Tod Deiner Frau erfahren. Zu diesem Verlust möchte ich Dir von ganzem Herzen mein aufrichtiges Beileid ausdrücken. Ich werde ____ als lebensfrohen und liebevollen Menschen in Erinnerung behalten. Wenn es etwas gibt, das ich für Dich in dieser schweren Zeit tun kann, brauchst Du nur Bescheid zu sagen. In freundschaftlicher Verbundenheit.“
  • „Tief erschüttert habe ich in der Zeitung vom Tod Ihres Mannes erfahren. Ich habe Sie beide immer als liebenswerte Nachbarn erlebt. Ihr Mann wirkte immer so vital und fröhlich. Auch wenn Worte kaum ausdrücken, was ich fühle: Mein aufrichtiges Beileid zu diesem tragischen Verlust. Gerne unterstütze ich Sie bei anstehenden organisatorischen Dingen oder auch Einkäufen.“
  • „Zum Tode Ihrer Frau möchten wir Ihnen unsere herzliche Anteilnahme aussprechen. Unsere Gedanken sind bei Ihnen und Ihrer Familie.“

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[Bildnachweis: Ruslan Huzau by Shutterstock.com]

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