Narzissmus: Symptome erkennen & heilen

Von Narzissmus als übersteigerter Form der Selbstliebe liest man häufiger: Scheinbar ist die narzisstische Persönlichkeitsstörung nicht so selten. Überall lauern Narzissten. Es gibt allerdings Unterschiede zwischen den Ausprägungen. Wir zeigen, welche Symptome Menschen mit Narzissmus haben und wann er krankhafte Züge annimmt. Außerdem: Wie sich dieses Persönlichkeitsmerkmal bei Frauen äußert…

Narzissmus: Symptome erkennen & heilen

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Definition: Was ist Narzissmus?

Umgangssprachlich steht der Begriff Narzissmus für eine Person, die äußerst selbstbezogen ist. Sie schätzt ihre eigene Bedeutung für immens ein. Diese Ansicht geht nicht selten mit einer Abwertung anderer einher. Narzissten brauchen die ständige Bewunderung. Gleichzeitig reagieren sie überempfindlich auf Kritik.

Oft zeigt sich dieses Persönlichkeitsmerkmal durch herablassendes, rücksichtsloses Verhalten anderen gegenüber. Dabei hat ein Narzisst interessanterweise nicht mal zwangsläufig ein hohes Selbstwertgefühl. Häufig verbirgt sich dahinter ein schwacher Charakter, der in Wirklichkeit Angst hat zu versagen.

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Narzissmus Symptome: Woran erkennt man es?

Es ist gar nicht so leicht, Narzissmus in allen Ausprägungen zu erkennen. Denn bis zu einem gewissen Grad kommt er in der Gesamtbevölkerung vor. Jeder hat leicht narzisstische Züge. Stark ausgeprägter Narzissmus ist die Ursache für viel Leid. Einerseits haben Narzissten eine hohe Erwartungshaltung an andere: Sie glauben, dass ihnen ständige Wertschätzung und Aufmerksamkeit einfach zustehen.

Alles was sie machen, ist toll. Und das muss sich in Komplimenten von anderen widerspiegeln. Umgekehrt sind sie ihrerseits nicht in der Lage, die Leistungen anderer Menschen zu sehen. Schlimmer noch: Geringschätzung und Abwertung anderer ist typisch für Narzissten. Nur so können sie sich selbst überhöhen. In der Forschung unterscheidet man daher drei Arten von Narzissmus:

  • Vulnerabel-fragiler Narzissmus
    Bei dieser Art ist der Narzisst verletzlich und schüchtern. Dieser Typus reagiert sehr empfindsam bei Misserfolg, leidet mitunter an Depressionen. Weil diese Form auf den ersten Blick wenig narzisstisch wirkt, spricht man auch von verdecktem Narzissmus.
  • Exhibitionistischer Narzissmus
    Dieser Typ zeichnet sich häufig durch wettbewerbsorientiertes, erfolgreiches Verhalten aus. Er selbstbewusst und arrogant und steht zu sich. Diese Form ist als offener Narzissmus bekannt.
  • Grandios-maligner Narzissmus
    Hier liegt die bösartige Form des Narzissmus vor. Solche Narzissten sind antisozial, aggressiv und von ihrer Großartigkeit überzeugt. Um ihre Ziele zu erreichen, ist ihnen jedes Mittel recht. Nicht ausreichende Wertschätzung durch andere oder (gefühlten) Beleidigungen ziehen Rache nach sich. Ungeachtet dessen, ob die Beleidigung und Geringschätzung real oder eingebildet war.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Den Stempel als Narzisst bekommt eine Person leicht aufgedrückt. Dazu reicht es bereits, wenn ihre Selbstwahrnehmung und die Fremdwahrnehmung ihres Umfelds auseinanderklaffen. Von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sprechen Psychologen aber erst, wenn man eine krankhafte Form des Narzissmus vermutet. Die muss nach dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-IV) mindestens fünf der folgenden Symptome aufweisen:

  1. Die Person empfindet sich für übermäßig wichtig. Sie bläht ihre Bedeutung mit Übertreibungen auf.
  2. Macht, Erfolg und Schönheit sind typische Fantasien, um die der Betroffene kreist.
  3. Er hält sich für besonders und einzigartig; nur ebensolche Personen können ihn verstehen.
  4. Demzufolge beansprucht er übermäßige Bewunderung von anderen.
  5. Er erwartet bevorzugte Behandlung.
  6. Zwecks Zielerreichung nutzt er andere aus.
  7. Es mangelt an Empathie; die Wünsche anderer ignoriert er.
  8. Häufig empfindet er Neid auf andere. Oder er unterstellt anderen Neid auf sich.
  9. Er tritt arrogant, hochmütig und überheblich auf.

5 Schwächen von Narzissten, die Sie kennen sollten

Fünf Eigenschaften sind besonders weit verbreitet bei Narzissmus:

  • Sie sind süchtig nach Aufmerksamkeit
    Ein Narzisst sucht den ständigen Beifall. Für alles. Lob und Anerkennung für ihn und seine Leistung müssen die Regel sein. Dabei fühlt er sich innerlich oft klein und unbedeutend. Um das zu kompensieren, muss er andere geringschätzig behandeln. Menschen, die ihm diese Aufmerksamkeit und Bewunderung versagen, verunsichern ihn.
  • Sie sind unbelehrbar
    Widerspruch und Kritik empfinden Narzissten als Angriff auf die eigene Person. Selbst Ursache für bestimmte Konfliktsituationen zu sein, kommt nicht infrage. Schließlich macht er keine Fehler. Daher wird er durch Manipulation versuchen, seinem Gegenüber den schwarzen Peter zuzuschieben.
  • Sie sind schnell abgelenkt
    Narzissten sind schlechte Zuhörer. Denn erzählt ein anderer, stehen sie nicht im Mittelpunkt. Dann erhalten sie nicht die hundertprozentige Aufmerksamkeit, die sie so dringend benötigen. Daher reden sie die meiste Zeit lieber selbst, versuchen mit übertriebenen Erzählungen andere zu binden. Somit erhalten Narzissten allerdings auch keinen Einblick in das Innenleben anderer. Das führt direkt zum nächsten Punkt über:
  • Sie sind empathielos
    Durch ihre permanente Ich-Bezogenheit verpassen Narzissten die Chance, andere Menschen wirklich kennenzulernen. Und vielleicht auch von ihnen zu lernen. Sie kreisen lediglich um sich selbst, erhalten keine neuen Impulse. Probleme und Sorgen anderer lassen sie völlig kalt. Das macht sie zu wenig empathischen und an anderen Menschen desinteressierten Zeitgenossen.
  • Sie sind gierig
    Ebenfalls typisch für Narzissten: Sie sind von Macht und der Gier nach Erfolg getrieben. Als äußeres Merkmal seiner Macht und seines Erfolgs benötigt er Statussymbole. Durch seinen materiellen Besitz will er andere beeindrucken und deren Bewunderung auf sich lenken. Dieser Wunsch ist so groß, dass manche Narzissten den Überblick über ihre Finanzen verlieren. Das kann dazu führen, dass sie sich übernehmen und finanziell abstürzen.

Narzissmus Ursachen

Worin die Ursachen von Narzissmus zu suchen sind, ist noch nicht ganz klar. Als gesichert gilt, dass die Ursprünge in der Kindheit liegen. Zwei Thesen sind in der Forschung verbreitet. Die eine besagt, dass Narzissmus durch abweisende, lieblose Eltern entstehen kann. Wenig Zuwendung und Anerkennung durch die Eltern führt dann zur Fokussierung auf Leistungen, für die das Kind Lob erhält.

Konträr dazu eine andere These: Hier vermuten Experten, dass übermäßige Aufmerksamkeit und Verhätscheln ursächlich sind. Das Kind hat demnach nie Grenzen gesetzt bekommen. Ebensowenig hat es gelernt, mit Frustration umzugehen. Daher bildet sich ein völlig unrealistisches Selbstbild heraus.


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Narzissmus bei Frauen und Männern

Etwa sechs Prozent der Gesamtbevölkerung leidet an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Ob man zwischen einem Narzissmus bei Frauen und einem bei Männern unterscheiden kann, ist fraglich. Einige Publikationen gehen davon aus, dass der vulnerabel-fragile Typ häufiger bei Frauen vorkommt. Dieser Narzissmus ist aber wie oben geschildert nicht so leicht zu erkennen. Der grandios-maligne Narzissmus sei hingegen bei Männern häufiger verbreitet. Dieser ist durch sein hohes Maß an sozialer Unverträglichkeit leicht zu erkennen.

Antisoziales, ausbeuterisches Verhalten ist noch das Harmloseste. Grandios-maligne Narzissten gehen buchstäblich über Leichen. Als Vertreter dieses Typus gelten beispielsweise Diktatoren wie Hitler und Stalin. Allerdings gelangen Frauen ohnehin seltener in solche Positionen, weibliche Regierungschefs oder Führungskräfte sind noch in der Minderheit. Und Narzissmus bei Frauen äußert sich in noch einem Punkt anders. Auch sie wollen stete Bewunderung. Daher achten sie verstärkt auf ihr Aussehen. Attraktivität und ein gepflegtes Äußeres ist ihnen besonders wichtig.

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Narzissmus Test: Sind Sie ein Narzisst?

Wenn Narzissmus so verbreitet ist, fragen Sie sich vielleicht, ob Sie ein Narzisst sind. Oder: Wie viel Narzissmus steckt in mir? Die Antwort darauf können Sie mit diesem Narzissmus Test herausfinden. Er ersetzt zwar keine Psychoanalyse oder Narzissmus Therapie. Aber er gibt Ihnen Anhaltspunkte und lädt zur Selbstreflexion ein:

Narzissmus Test online + Lösung

Bitte prüfen Sie die folgenden Aussagen und haken Sie gleich online an, welcher Aussage Sie zustimmen. Am Ende zählen Sie bitte zusammen, wieviele Angaben Sie angekreuzt haben.

  • Über persönliche Angelegenheiten oder meine Beziehungen zu anderen gerate ich schnell ins Grübeln.
  • Spöttische Äußerungen und Beleidigungen anderer verletzen und reizen mich leicht.
  • Wenn ich einen Raum betrete, habe ich häufig das Gefühl, dass die Augen der anderen auf mich gerichtet sind.
  • Gibt es einen Erfolg zu feiern, denke ich, dass der mehrheitlich auf meiner Leistung beruht.
  • Meine eigenen Problemen reichen mir. Daher muss mich nicht zusätzlich noch mit denen anderer belasten.
  • Ich halte mich für deutlich ausgeglichener als die meisten anderen Menschen.
  • Bemerkungen aus meinem Umfeld nehme ich häufiger persönlich.
  • Ich kann mich in meinen eigenen Ideen und Interessen schon mal verlieren und die Existenz von anderen dabei vergessen.
  • Gruppen sind nicht so meins – es sei denn, ich weiß, dass ich von allen geschätzt werde.
  • Es nervt mich, wenn andere meine Aufmerksamkeit oder Mitleid mit ihren Problemen erregen wollen.
  • Bei attraktiven Menschen bin ich neidisch.
  • Kritik empfinde ich als demütigend und nehme sie persönlich.
  • Viel mehr Menschen sollten meine Talente und Qualitäten erkennen und anerkennen.
  • Ich neige dazu, Menschen entweder großartig oder schrecklich zu finden.
  • Manchmal habe ich Gewaltfantasien, ohne sie erklären zu können.
  • Ich bin ebenso sensibel für Erfolge wie für Fehler.
  • Es irritiert mich hin und wieder, dass offenbar keiner außer mir versteht, worum es geht.
  • Ich versuche Ablehnungen möglichst zu vermeiden.
  • Meine geheimsten Gedanken, Gefühle und Handlungen würden meine Freunde vermutlich schockieren.
  • Meist führe ich Beziehungen, in denen ich meinen Partner mal verehre und dann wieder verachte.
  • Selbst in einer Gruppe von Freunden fühle ich mich öfters allein und unwohl.
  • Ich missgönne es manchem, der hat, was ich gerne hätte.
  • Misserfolge beschämen oder ärgern mich – aber das lasse ich nicht nach außen.

Narzissmus Test Auflösung

Und das ist das Ergebnis:

  • Bis zu 12 Zustimmungen
    Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen. Ein bisschen Narzissmus ist nicht tragisch, auch hat jeder mal einen schlechten Tag.
  • Mehr als 16 Zustimmungen
    Die Anzahl der getroffenen Aussagen spricht dafür, dass Sie ein heimlicher Narzisst sind.
  • Ab 20 Zustimmungen
    Mit 20 oder gar mehr angekreuzten Aussagen stimmen Sie so ziemlich allem zu. Das lässt jedoch schon auf eine gehörige Portion Selbstverliebtheit – und damit Narzissmus – schließen.

Narzissmus heilen: Geht das?

Besonders Partner narzisstischer Persönlichkeiten leiden unter dem Verhalten. Daher stellt sich die Frage, ob Narzissmus heilbar ist. Das setzt aber vor allem die Mitarbeit des Betroffenen voraus. Denn häufig kommen verschiedene Therapiemethoden zum Einsatz. Bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung kann beispielsweise eine Psychotherapie in Kombination mit Medikamenten sinnvoll sein, wenn beispielsweise eine Depression vorliegt.

Die Therapie soll dem Narzissten dabei helfen, sein eigenes Verhalten kritisch zu reflektieren und zu verstehen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit zu verstehen, wieso er (oder sie) bei seinen Mitmenschen oft negativ ankommt. Gemeinsam mit dem Therapeuten lernt der Betroffene, seine Gefühle in akzeptabler Form zu äußern und so besser mit anderen interagieren zu können. Wichtig ist hier die Einsichtsfähigkeit des Narzissten.

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[Bildnachweis: Herbstlust.de]

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