Nierenschmerzen Test: Klopfen und Fragebogen
Nur wenige denken bei Beschwerden im unteren Rücken oder dem Bauchraum an Nierenschmerzen. Selbst die Psyche wird zu unrecht verdächtigt. Das liegt daran, dass diese Beschwerden meist diffus in verschiedene Bereiche des Beckenbereichs ausstrahlen: sowohl einseitig rechts, links oder beidseitig.
Ob die Nieren tatsächlich die Ursache sind, können Sie mit einem einfachen Test abchecken: Klopfen Sie mit Ihrer Handkante leicht in die Seiten. Dies sollte ungefähr eine halbe Handbreit über dem Beckenkamm erfolgen. Verspüren Sie dabei Schmerzen, sind die Nieren mit großer Sicherheit der Grund. Ist dies der Fall, sollten Sie weitere Punkte berücksichtigen. Zur besseren Übersicht können Sie zutreffende Aussagen direkt im Browser abhaken:
- Verspüren Sie beim Wasserlassen ein Brennen?
- Haben Sie oft Kopfschmerzen, Fieber oder Schüttelfrost?
- Ist in der Urin in der letzten Zeit dunkler oder schäumender geworden?
- Leiden Sie an Bluthochdruck?
- Essen Sie viel Fleisch und Eier?
- Trinken Sie mehr als fünf Tassen Kaffee pro Tag?
- Leiden Sie an Gicht oder Diabetes?
- Hat Ihr Hausarzt bei Ihnen bereits Harnsteine oder einen Urinrückfluss festgestellt?
- Ist Ihr Immunsystem geschwächt (zum Beispiel durch eine Chemotherapie)?
- Haben Sie oft ungeschützten Geschlechtsverkehr?
Je öfter Sie mit JA geantwortet haben, umso höher ist Risiko an einer Nierenerkrankungen zu leiden. Suchen Sie daher umgehend Ihren Hausarzt auf.
Häufige Fragen und Antworten rund um die Niere
Der Klopftest eignet sich gut, um als Laie Nierenschmerzen festzustellen. Meist handelt es sich bei Nierenschmerzen um einen dumpf drückenden Schmerz in den Flanken oder im unteren Rücken. Da sich die Nieren jedoch in der Nähe der Wirbelsäule befinden, strahlen die Schmerzen oft dahin aus und werden so als Rückenschmerzen fehlgedeutet. Genauer gesagt strahlt die Niere auf die Lendenwirbelsäule aus.
Von Rückenschmerzen unterscheiden sich die Beschwerden dadurch, dass Nierenschmerzen meist bewegungsunabhängig ist. Das heißt, es gibt nicht die „falsche Bewegung“, die plötzlich Schmerzen hervorruft, sondern sie treten von Zeit zu Zeit auf. Zusätzlich sind Schmerzen im Unterbauch möglich. Dann meist krampfartig.
Meist treten Nierenschmerzen einseitig auf. Entweder links oder rechts. Seltener sind beide Nieren betroffen, so dass sich der Schmerz beidseitig zeigt. Bei einem eher mittigen Schmerzempfinden spricht einiges für Rückenbeschwerden. Die Lokalisierung des Schmerzzentrums ist daher ein weiterer Parameter, um die Ursache auf Rücken beziehungsweise Nieren zurückzuführen. Aus diesem Grund ist die Frage „Wo hat man Schmerzen?“ so wichtig.
Ob Sie jedoch lediglich einseitig Nierenschmerzen links oder rechts haben, sollte nicht alleiniges Kriterium sein. Wie so oft sind mehrere Faktoren ausschlaggebend. Aus diesem Grund sollten Sie auf jeden Fall den obigen Fragebogen und das Klopfen als Test durchführen.
Je nach Ursache sind Nierenschmerzen oft von Übelkeit und anderen Begleiterscheinungen geprägt. Diese können neben dem Brechreiz noch folgende sein: Bluthochdruck, Kopf- und Gliederschmerzen, Hautspannungen, Urinveränderungen oder Wassereinlagerungen.
Treten diese Symptome in Kombination auf, deutet das auf eine gestörte Funktion der Nieren. Nierenerkrankungen können ernstzunehmende Folgen haben, wenn sie nicht oder falsch behandelt werden. Daher ist ein Arztbesuch auch dann wichtig, wenn Sie selbst die Lage noch nicht dramatisch einschätzen. Alarmierend sind nicht nur Nierenschmerzen allein, sondern Symptome wie Blut im Urin.
Treten Ihre Nierenschmerzen nur nachts auf? Einige Fachärzte beobachten, dass ihre Patienten Beschwerden in der Nierengegend für Nierenschmerzen halten. Tatsächlich lassen sich aber muskuläre Ursachen feststellen. Das ist vor allem bei einseitiger Belastung der Fall – etwa durch die gleiche Schlafposition oder langes Sitzen.
Allerdings begünstigt die immer gleiche Schlafposition Nierensteine. Das fanden Wissenschaftler der Universität von San Francisco heraus. Von ihren 110 untersuchten Patienten schliefen 93 auf einer bevorzugten Seite. In drei von vier Fällen kam es zu Nierensteinen auf dieser Seite. Grund: Vermutlich wird die unten liegende Niere schlechter durchblutet. Lösung: Häufiger die Schlafposition wechseln.
Mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen, ASS oder Diclofenac sollten Sie bei Nierenschmerzen grundsätzlich vorsichtig sein. Gerade bei längerer oder höher dosierter Anwendung können diese das Nierengewebe schädigen. Bereits wenn Sie öfters als dreimal monatlich zu Schmerzmitteln greifen, kann sich das langfristig negativ auf die Nieren auswirken.
Diese Schmerzmittel verringern die Nierendurchblutung und die Harnbildung. Infolgedessen kann sich der Blutdruck erhöhen und die Wirkung von blutdrucksenkenden Mitteln nachlassen. Alternative: Zur langfristigen Einnahme von Schmerzmitteln sollten Sie Ihren Arzt befragen. Schmerzmittel mit Paracetamol als Wirkstoff gelten zudem als nierenschonend.
Nierenschmerzen: Hausmittel für leichte Beschwerden
Die Behandlungsmöglichkeiten bei Beschwerden in der Nierengegend hängen von der Ursache ab und welchen Rat der Arzt gibt. Zuständige Fachärzte sind Urologen und Nephrologen. Drei Hausmittel gegen Nierenschmerzen der harmloseren Art helfen fast immer:
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Flüssigkeitszufuhr
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist beispielsweise bei einer Blasenentzündung geboten. So werden die Harnleiter durchgespült und Bakterien ausgeschieden. Flüssigkeitszufuhr in Form von Nieren- und Blasentee, grünem Tee und Wasser eignet sich besonders gut. Viel trinken sollten gerade Betroffene mit Nierengrieß und Nierensteinen. Wichtig: Sie sollten vor allem auf schwarzen Tee, saure Fruchtsäfte, Kaffee oder Alkohol verzichten.
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Wärme
Wärme wirkt entkrampfend und ist ein Hilfsmittel bei Schmerzen unterschiedlichster Herkunft. So auch bei Blasenentzündungen, Koliken und Nierenschmerzen. Hierfür können Sie die Nierengegend besonders warm einpacken mit Decke oder Schal. Ebenso können Sie die Wärmewirkung verstärken, indem Sie eine Wärmflasche oder ein Körnerkissen zur Schmerzlinderung nehmen. Heiße Vollbäder wirken sich ebenfalls positiv auf die Beschwerden aus. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Wärme sind nicht nur bei akuten Nierenschmerzen Hausmittel, sondern wirken vorbeugend: Wer ausreichend trinkt, verhindert bereits Ablagerungen im Harn. Unbedingt sind Unterkühlung und nasse Füße zu vermeiden, da beides das Immunsystem schwächt.
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Ernährung
Eher langfristig als Hausmittel gegen Nierenschmerzen ist gesunde Ernährung. Wer sich regelmäßig ausgewogen ernährt und Zucker sowie Fleisch meidet, hat eine geringere Wahrscheinlichkeit, Nierenschmerzen zu bekommen. Zitrusfrüchte, Ingwer sowie Äpfel gelten außerdem als besonders nierenschonend.
Ursachen von Nierenschmerzen: Alkohol kann schaden
Manche behaupten, dass regelmäßiger Biergenuss die Nieren schützen würde. Zwar regt die Flüssigkeitszufuhr die Nierenfunktion an. Der enthaltene Alkohol jedoch belastet die Nieren genauso wie andere Organe. Bakterien haben so leichteres Spiel. Für die Nierenschmerzen ist Alkohol daher zuweilen indirekt mitverantwortlich. Meist beruhen sie letztendlich trotzdem auf anderen Ursachen:
Nierenentzündung
Ursache einer Nierenentzündung ist meist eine Infektion mit Streptokokken aus den Atemwegen. Die Symptome zeigen sich erst spät, nach Abklingen des eigentlichen Auslösers. Dafür geht eine Nierenentzündung dann mit sehr starken Nierenschmerzen einher. Eine unbehandelte Nierenentzündung kann zu einer Nierenschwäche führen, die schlimmstenfalls in Nierenversagen mündet. Da die Nieren die anfallende Flüssigkeit nicht mehr filtern können, sind Sehstörungen, Kopfschmerzen oder Ödeme (vor allem an den Beinen) die Folge. Häufig haben die Betroffenen außerdem noch mit Fieber und Übelkeit zu kämpfen.
Nierenbeckenentzündung
Vor allem Frauen leiden häufiger unter Nierenbeckenentzündung, da ihr Harnleiter viel kürzer als bei Männern ist. Hier ist eine Infektion des Nierenbeckens und des Nierengewebes die Ursache für die Nierenschmerzen. Auslöser sind ebenfalls Bakterien, die bei einer Blasenentzündung vom Harnleiter zur Niere wandern. Ähnlich wie bei der Nierenentzündung kann einige Zeit verstreichen, bis sich Beschwerden zeigen. Unerkannt und unbehandelt können Niereninsuffizienz und Nierenversagen die Folge sein. Symptome sind hohes Fieber, sehr starke Flankenschmerzen, Übelkeit, Schmerzen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang (bei geringen Urinmengen) sowie allgemein ein schweres Krankheitsgefühl.
Nierensteine
Substanzen wie Kalzium, Phosphat, Harnsäure oder Oxalat sind ursächlich für Ablagerungen im Harn. Diese entwickeln schließlich Kristalle in Form von Nierengrieß. Klumpen die zusammen, können daraus sogar Nierensteine werden. Männer zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr sind besonders häufig betroffen. Kleinere Steine in den Nieren sind meist komplikationslos. Wandert der Nierengrieß allerdings in den Harnleiter, sind starke Beschwerden die Folge – typischerweise stechende, krampfartige Schmerzen, die in Rücken und Unterbauch auftreten und von Übelkeit begleitet werden können. Während dieser Nierenkolik kommt es zu einem akuten Steinabgang.
Nierenstau
Nierenstau kann die Folge von Nierensteinen beziehungsweise Nierenentzündungen sein. Der Harn kann nicht mehr abfließen und staut sich. Die Folge können erhebliche Schmerzen sein. Diese beginnen oftmals leicht und entwickeln sich dann mitunter schnell von einem Ziehen hin zu starken Beschwerden mit Fieber. Meist werden sie begleitet von Übelkeit und Erbrechen. Beim Wasserlassen nehmen die Schmerzen außerdem zu – sofern überhaupt noch etwas Harn kommt. Ein Nierenstau fühlt sich extrem schmerzhaft an und ist daher ein Notfall.
Schwangerschaft
Bei Schwangeren können Nierenschmerzen aufgrund verschiedenster Ursachen auftreten. Beispielsweise kann sich die Lage des Embryos ungünstig auswirken – etwa, indem es auf die Niere drückt oder den Harnleiter abklemmt. Eine ebenfalls mechanische Ursache liegt bei einer vergrößerten Gebärmutter vor, die auf angrenzende Organe wie Niere, Harnleiter und Blase drückt. Nierenschmerzen sind hier die Folge eines Urinstaus. Möglich auch ein Harnleiterinfekt aufgrund eines geschwächten Immunsystems während der Schwangerschaft.
Nierenkrebs
Vorab das Wichtigste: Nierenkrebs ist eine der seltensten Krebserkrankungen überhaupt und wird hier nur der Vollständigkeit halber aufgeführt. Wenn, dann tritt Nierenkrebs allerdings eher bei Männern auf. Grund dafür sind die auslösenden Risikofaktoren wie Rauchen, Alkohol, Schmerzmittel. Neben starken Nierenschmerzen äußern sich die Symptome in Flankenschmerz beim Ertasten des Tumors, Blut im Urin, Fieber, Müdigkeit und starkem Gewichtsverlust.
Nierenschmerzen: Corona als Grund?
Das neuartige Corona-Virus SARS-CoV-2 ist noch nicht zur Gänze erforscht. Infolge einer CoViD-19-Erkrankung treten bei manchen Menschen selbst Wochen nach der Genesung Schäden an Organen außerhalb der Lunge auf.
Schuld ist dabei oftmals gar nicht mehr das Virus, sondern die übermäßige Immunreaktion des eigenen Körpers. So wurde bereits schon von Hirn- oder Leberschäden berichtet. Die Nieren gehören aber – bei allem was man bislang weiß – nicht zu den geschädigten Organen infolge einer Corona-Infektion.
Symptome bei Nierenschmerzen
Meist zeigen sich die Beschwerden durch deutliche Flankenschmerzen, oft einseitig und etwa in der Mitte des Rückens. Die Symptome von Nierenschmerzen sind teilweise abhängig von der Ursache: Bei Menstruationsbeschwerden oder Schwangerschaft können vermeintliche Nierenschmerzen auftreten. Unbedingt einen Arzt aufsuchen sollten Sie bei diesen Symptomen:
- Beschwerden über mehrere Tage
- Urin ist rot verfärbt
- Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und Durchfall treten zeitgleich auf
- Schwierigkeiten beim Ausscheiden des Urins oder fehlender Urin
- Herzschlag ist verlangsamt
- Abgeschlagenheit, Schwindel bis zur Bewusstlosigkeit
- Wasseransammlungen in Beinen (sogenannte Ödeme)
Ursächlich können beispielsweise eine Nierenbeckenentzündung, Nierensteinleiden oder Harnstau sein. Schwere Erkrankungen wie Nierenkrebs oder Niereninsuffizienz zeigen erst im fortgeschrittenen Stadium Beschwerden wie Bluthochdruck, schäumenden oder blutigen Urin. Hier können Schwellungen an der Niere äußerlich zu ertasten sein.
Hintergrund: Funktion und Lage der Nieren
Bei der Niere – genau genommen haben wir zwei davon – handelt es sich um ein etwa faustgroßes, bohnenförmiges Organ. Diese zwei Nieren liegen im hinteren Bereich des Bauchraums unter den Rippen und übernehmen die Funktion einer Entgiftungsstation: Über die Nahrung nehmen wir Giftstoffe auf, welche die Nieren aus dem Blut filtern. So sorgen die Nieren dafür, dass wir uns nicht selbst vergiften und sichern unser Wohlbefinden. Gleichzeitig filtern sie aus dem sogenannten Primärharn Wasser, wichtige Salze und Nährstoffe heraus. Rund 180 Liter werden in den Nieren so verarbeitet. Nur das, was der Körper nicht mehr verwerten kann, gelangt als Urin schließlich in die Blase und wird vom Körper ausgeschieden.
Unsere Nieren regulieren jedoch nicht nur den Salz- und Wasserhaushalt: Wichtige Hormone gehen ebenfalls auf ihr Konto, nämlich Renin, das den Blutdruck reguliert und Erythropoetin, das entscheidend für die Bildung roter Blutkörperchen ist. Treten Nierenschmerzen auf, ist das ein Zeichen dafür, dass die Entgiftungsfunktion der Nieren gestört ist.
Ärztliche Untersuchung und Behandlung bei Nierenschmerzen
Nicht die Nierenschmerzen an sich, sondern die dahinterliegende Krankheit behandelt der Arzt. Genauere Aufschlüsse über die Ursache der Nierenbeschwerden gibt eine Blutanalyse. Außerdem wird der Arzt eine Urinprobe untersuchen sowie gegebenenfalls eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) durchführen. Aufgrund dieser Ergebnisse lassen sich krankhafte Veränderungen der Nieren feststellen und entsprechenden Therapien einleiten.
Mündet eine Nierenentzündung oder eine Nierenbeckenentzündung in einer Niereninsuffizienz, kann das zur Folge haben, dass Sie an die Dialyse angeschlossen werden müssen. Dabei handelt es sich um ein künstliches Verfahren zur Blutwäsche. Dieses übernimmt fortan die Aufgaben, welche die geschädigten Nieren nicht mehr leisten können.
Bei bakteriellen Infektionen wie beispielsweise einer Nierenbeckenentzündung kommen entzündungshemmende Mittel oder Antibiotika zum Einsatz. Unterstützende Maßnahmen wie Hüpfen und gesteigerte Flüssigkeitsaufnahme sollen bei Nierensteinen einen spontanen Abgang bewirken. Nierensteine, die nicht von selbst abgehen, werden mit Laser zertrümmert. Operative Eingriffe kommen nur im äußersten Notfall infrage, etwa bei sehr großen Steinen oder starken Beschwerden.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen. Vor der Einnahme eines Medikamentes lesen Sie bitte die Packungsbeilage sorgfältig durch und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
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