Definition: Was ist Obstipation
Eine klare Abgrenzung zwischen noch normaler Häufigkeit des Stuhlgangs und Verstopfung ist schwierig – wird Obstipation doch sehr unterschiedlich als ein Problem wahrgenommen: Der eine spricht bereits schon davon, wenn ein Tag keine Stuhlentleerung möglich ist, beim anderen ist der problematische Zeitraum erst ab einigen Tagen erreicht.
Dies hängt auch immer mit der Menge und der Art der Nahrungsaufnahme zusammen.
Zudem geht es bei der Obstipation nicht nur um die Häufigkeit, sondern auch um die Menge und die Konsistenz der Darmentleerung. Auch wer nur unter Schmerzen oder anderen Beschwerden seinen Stuhlgang verrichten kann, leidet unter Obstipation.
Daher haben Mediziner einer Faustregel aufgestellt, die besagt, dass drei Stuhlgänge pro Woche noch als für den Körper erträglich gelten, seltener jedoch problematisch ist. Ebenfalls kann sehr harter und bisweilen schmerzhafter Stuhl ein Zeichen auf Obstipation sein.
Nach dieser Definition leiden nur circa ein Viertel der Patienten, die selbst behaupten, Sie würden an Verstopfung leiden, wirklich an medizinisch bedenklicher Obstipation.
Frauen sind dabei im Vergleich zu Männern etwa doppelt so häufig davon betroffen. Dies liegt jedoch vor allem daran, dass in Schwangerschaft und Stillzeit sowie in den Wechseljahren der weibliche Körper hormonell bedingt zu Verdauungsbeschwerden neigt.
Ebenfalls nimmt die Neigung zu Obstipation im Alter zu. Gerade typische Medikamente, die ältere Menschen häufig zu sich nehmen müssen, führen oftmals zu Verstopfung.
Die Symptome sind dabei in vielen Fällen:
- Harter Stuhl
- Stuhlgang nur mit starkem und teils schmerzhaftem Pressen möglich
- Völlegefühl
- Blockadegefühl im Bereich des Enddarms
- Bauchschmerzen
- Blähungen
Ursachen von Obstipation
Bei Obstipation arbeitet entweder der Dickdarm sehr langsam oder der Enddarm ist durch harten Stuhl blockiert. In beiden Fällen funktioniert der Dünndarm normal und drückt somit von oben neuen Stuhl nach, was zu Schmerzen führen kann.
Die Liste der möglichen Ursachen ist lang und sehr unterschiedlich. So kann Obstipation auf folgenden Gründen beruhen:
- Ballaststoffarme Ernährung sowie Flüssigkeitsmangel
- Bewegungsmangel
- Darmerkrankungen wie Polypen, Verwachsungen, Abszesse, Hämorrhoiden, Darmkrebs, Reizdarm, Morbus Crohn oder andere Entzündungen
- Nervenerkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson
- Muskelerkrankungen
- Hormonelle Veränderungen bei Frauen
- Hormonstörungen beispielsweise durch Diabetes oder Erkrankungen der Schilddrüse
- Nebenwirkungen von Medikamenten wie Schmerzmittel, Mittel gegen Bluthochdruck, Antidepressiva oder harntreibenden Medikamenten.
- Einnahme bestimmter Nahrungsergänzungsmittel wie zum Beispiel Eisen
Info: Bei diesen Anzeichen sollten Sie aufpassen
Nicht jede Obstipation beeinträchtigt die Betroffenen, andererseits ist nicht jede Beeinträchtigung gleich eine besorgniserregende Obstipation. So mancher Betroffene ignoriert auch die Beschwerden und oftmals klingen diese nach einiger Zeit auch von selbst wieder ab.
Schwierig wird es jedoch, wenn in Zusammenhang mit der Verstopfung noch andere Symptome hinzukommen, wie zum Beispiel:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Blutiger Stuhl
In diesem Fall kann es sich um einen gefährlichen Darmverschluss oder gar ein Anzeichen auf Darmkrebs handeln.
Sollten Sie diese genannten Symptome in Zusammenhang mit einer Obstipation verspüren, ist es äußerst ratsam, so bald als möglich einen Arzt zu konsultieren. Ein Vertrauen darauf, dass sich die Beschwerden von selbst wieder auflösen, ist in diesem Fall eher schädlich.
Obstipation: Diagnose, Verlauf und Therapie
Bei einer ärztlichen Untersuchung wird dieser zunächst eine ausführliche Anamnese vornehmen, also nach Lebensgewohnheiten, Medikamenten und Vorerkrankungen fragen. Blut- und gegebenenfalls Stuhlproben werden zunächst ebenfalls genommen und untersucht.
Zudem wird der Arzt Ihren Bauch abtasten und die Darmgeräusche abhören. Deutet nichts auf eine ernste andere Erkrankung hin, wird er Ihnen im Anschluss zunächst in einem ersten Schritt ballaststoffreiche Ernährung verordnen.
Sollte der Verdacht auf eine schwerwiegende Ursache der Obstipation vorliegen, werden weitere Untersuchungen durchgeführt wie eine Darmspiegelung oder eine radiologische Untersuchung.
Außerdem wird durch den sogenannten Hinton-Test die Blockade und die Funktion des Dickdarm betrachtet. Dabei schluckt der Patient eine Woche lang täglich eine Kapsel mit Kontrastmitteln. Diese zeigen an, wie und wo genau Blockaden oder die Trägheit genau zu verorten sind.
Ferner kommen spezielle Sonden zum Einsatz, die Funktion des Enddarms genau anzeigen können.
Die anschließende Therapie richtet sich dann nach den konkreten Befunden. Wie erwähnt wird eine Umstellung der Ernährung und eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr in den meisten Fällen als erster Schritt empfohlen. Meist reicht dies schon aus. Andernfalls werden zusätzliche Ballaststoff wie Leinsamen oder ähnliches verordnet.
Zudem werden die Lebensgewohnheiten des Patienten auf Stress hinterfragt und Entspannungsmethoden sowie verdauungsfördernde Schlaf- und Bewegungstipps gegeben.
Liegen andere Erkrankungen als Ursache für die Obstipation vor, werden diese selbstverständlich ebenfalls entsprechend therapiert. Eine Umstellung der Medikation kann außerdem Wunder wirken.
In den allermeisten Fällen lässt sich der Verstopfung also schnell und unkompliziert in den Griff bekommen. Medikamentöse Behandlung oder gar ein Eingriff sind nur sehr selten nötig.
Sollten all diese Therapien keinen Erfolg verzeichnen, bleibt dem Arzt oft nur die Verschreibung von Abführmitteln, die entweder das Wasser im Darm binden oder dessen Tätigkeit anregen sollen. Diese sollten jedoch nur so lange genommen werden, bis Sie wieder eine normale Stuhlentleerung verzeichnen können, also in der Regel nur für kurze Zeit und in niedriger Dosierung.
Für Frauen sind außerdem noch spezielle rezeptpflichtige Medikament zugelassen, die allerdings starke Nebenwirkungen haben und nur im allerschlimmsten Fall verschrieben werden, wenn bereits alle anderen Therapiemöglichkeiten versagt haben.
Tipp: Hausmittel gegen Verstopfung
Ist die Obstipation nicht schmerzhaft und treten auch keine andere Beschwerden auf, können Sie sich zunächst auch mit den klassischen Hausmitteln behelfen.
Hier einige Vorschläge, wie Sie eine Verstopfung wieder in den Griff bekommen können. So sollten Sie zum Beispiel…
- …vor den Mahlzeiten ausreichend Wasser, Kräutertee, Orangen- oder Grapefruitsaft trinken.
- …den Unterbauch mit kleinen Bewegungen und dezentem Druck massieren.
- …eine Wärmflasche auf den Bauch legen.
- …abführende Nahrungsmittel zu sich nehmen wie Sauerkraut, Pflaumen oder Feigen (frisch oder getrocknet) sowie Rohkost.
- …auf regelmäßige und tägliche Bewegung achten.
- …ballaststoffreiche Ernährung wie zum Beispiel Vollkornprodukte, Leinsamen oder Kleie zu sich nehmen.
- …Geduld und Entspannungstechniken walten lassen.
Wichtig ist dabei, dass Sie diese Hausmittel nicht nur einmalig einsetzen, sondern zur Gewohnheit machen, wenn Sie zu Obstipation neigen. Denn nur dann können sie auch erfolgreich sein.
Vorbeugung vor Verstopfung
Oben genannte Hausmittel sind nie verkehrt, mit Ihnen lässt sich auch der Obstipation vorbeugen. Vor allem viel Trinken (etwa zwei bis drei Liter täglich) und ausreichend Bewegung (Spazieren gehen, Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren haben sich dabei bewährt), also mindestens eine Stunde pro Tag, halten auch die Verdauung in Takt.
Ansonsten funktioniert eine Vorbeugung nur bedingt, da Obstipation wie erwähnt häufig auch andere Ursachen wie Erkrankungen oder Medikamente haben kann und oft nur ein Symptom für ein anderes Problem darstellt.
Daher ist allgemein ein gesunder und ausgeglichener Lebenswandel mit frischer und abwechslungsreicher Ernährung die beste Basis für ein möglichst beschwerdefreies Leben.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen. Vor der Einnahme eines Medikamentes lesen Sie bitte die Packungsbeilage sorgfältig durch und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
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