Organspende: Pro und Contra, Ablauf

Organspende ist ein sensibles Thema. Nach wie vor ist es emotional extrem aufgeladen und wird dementsprechend hitzig diskutiert – nicht nur in der Bevölkerung, auch in den Parlamenten.

Viele Menschen fühlen sich dabei nach wie vor nicht ausreichend informiert, einige möchten sich auch gar nicht mit dem Thema Organspende auseinandersetzen.

Dabei ist es wichtig – egal, wie Sie sich letzten Endes entscheiden. Aus diesem Grund fassen wir das heiße Eisen Organspende einmal ganz unvoreingenommen und sachlich an…

Organspende: Pro und Contra, Ablauf

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Organspende: Pro und Contra

Niemand gibt gerne her, was ihm gehört. Schon gar nicht, wenn er nicht weiß, was genau damit passiert. Dies scheint auch beim Thema Organspende eine zentrale Rolle für viele Menschen zu spielen. Außerdem verlangt eine Auseinandersetzung damit, sich mit der eigenen Sterblichkeit und Vergänglichkeit zu befassen. Für viele mindern solche Gedanken die aktuelle Lebensfreude. Die wenigsten denken gerne an den Tod.

Dennoch tritt dieser unweigerlich ein. Nichts ist sicherer als diese Tatsache. Die Frage ist, was dann mit unserem Körper – speziell: mit unseren Organen – passiert. Sie können im Körper verbleiben und mit ihm beerdigt werden, so wie es schon seit Jahrtausenden geschieht. Oder sie können gespendet werden. Für beides gibt es gute Argumente.

Für eine Organspende spricht:

  • Sie können Leben retten
    Über 12.000 Menschen warten hierzulande im Schnitt auf ein Spenderorgan. Viele sterben, weil sie kein geeignetes bekommen haben. Mit einer Organspende lässt sich dem einen oder anderen sein Leben erhalten. Wer selbst jemanden kennt, der auf ein Organ wartet, für den spielt dieser Aspekt noch einmal eine erheblich zentralere Rolle.
  • Sie nehmen die Last von den Schultern Ihrer Angehörigen
    Wenn Sie sich zu Lebzeiten nicht mit dem Thema Organspende auseinandergesetzt haben, bürden Sie die Last der Entscheidung Ihren Angehörigen auf, die das entscheiden müssen. Diese sind eh schon voll Trauer und sollen nun überlegen, welche Entscheidung in Ihrem Sinne gewesen wäre.
  • Sie benötigen die Organe nicht mehr
    Was sehr platt und salopp klingt, ist nichts anderes als die Wahrheit. Die Ärzte müssen nach strengen gesetzlichen Auflagen den Tod feststellen, ehe ein Organ überhaupt entnommen werden darf. Dafür gibt es klare Überprüfungsmechanismen. Ein Organspender wird also nicht eher „sterben gelassen“ als ein Nicht-Spender, nur um an seine Organe zu kommen. Diese häufig vorgebrachte Angst ist eindeutig ein Mythos.
  • Sie handeln christlich
    Auch die Bischöfe und Kirchen in Deutschland sehen die Organspende inzwischen längst nicht mehr als Widerspruch zum Auferstehungsglauben, sondern vielmehr als Akt der Nächstenliebe.

Als Argumente, die gegen eine Organspende sprechen, werden häufig folgende genannt:

  • Eine Organspende funktioniert nur intensivmedizinisch
    Ein Organ kann nur entnommen werden, wenn der Patient auf der Intensivstation liegt und dort verstirbt. Ein würdevolles Abschiednehmen seitens der Verwandten und Freunde ist in diesem Kontext oftmals nicht so leicht. Wünschen Sie in Ihrer Patientenverfügung zudem keine lebenserhaltenden Maßnahmen, kann es sein, dass dies Ihrem Wunsch nach Organspende widerspricht.
  • Eine Organspende wird aufgrund des Hirntods beurteilt
    Vielen Menschen bereitet der Gedanke Unbehagen, dass der Hirntod die Voraussetzung ist, um ein Organ entnehmen zu können. Zwar gilt es inzwischen als wissenschaftlich gesichert, dass nach dem Hirntot keine Schmerzen oder ähnliches mehr verspürt werden, allerdings ist strenggenommen der Verstorbene noch nicht „komplett“ tot – einzelne Organe leben ja noch, außerdem gibt es noch vereinzelt Muskelreflexe.
  • Eine Organspende zieht ethische Fragen nach sich
    Wer sich als Organspender ausweist, trägt quasi einen Blankoscheck mit sich. Er kann nicht entscheiden, wer seine Organe nach dem Tod erhält. Womöglich hätte man selbst anders entschieden als die Ärzte? Womöglich wird das Organ vom Empfänger sogar abgestoßen? Womöglich verlängert die Transplantation das Leiden des Empfängers nur noch? Womöglich wird in diesem Fall viel Geld in unserem Gesundheitssystem unnötig ausgegeben und fehlt an andere Stelle?
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Wie läuft eine Organspende ab?

Für eine Organspende gibt es klare Regeln. Diese sind im Transplantationsgesetz unmissverständlich definiert. Danach ist eine Organspende nur dann möglich, wenn eine deutliche Einwilligung vorliegt: Entweder seitens des Spenders durch einen Organspendeausweis oder seitens der Angehörigen. Der Handel mit Organen ist eindeutig verboten und stellt eine erhebliche Straftat dar.

In Deutschland verläuft eine Organspende nach einem festgelegten Schema:

  1. Zwei Fachärzte müssen unabhängig voneinander den Hirntot feststellen. Dafür gibt es klare Richtlinien der Bundesärztekammer.
  2. Erst jetzt wird geklärt, ob eine Einwilligung zur Organspende vorliegt.
  3. Der Organspender wird medizinisch untersucht. Dabei wird beurteilt, ob und welche Organe zur Spende geeignet sind sowie welche Blutgruppe und Organstruktur vorliegen.
  4. Diese Daten werden an die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) übermittelt, die wiederum die internationale Vermittlungsstelle Eurotransplant (ET) in Kenntnis setzt. Dort werden die Daten mit der Warteliste der Organempfänger abgeglichen und ein geeigneter Empfänger gesucht.
  5. Ein Entnahmeteam reist in das entsprechende Krankenhaus und kümmert sich um Entnahme und Transport. Ein würdevoller Umgang mit dem Verstorbenen ist dabei zu jeder Zeit gewährleistet.
  6. Das entsprechende entnommene Organ wird dem ausgesuchten Organempfänger am Zielort eingepflanzt. Medikamente sollen dabei verhindern, dass das fremde Organ von dessen Körper wieder abgestoßen wird, was in den allermeisten Fällen gut gelingt.

Welche Organe kann man spenden?

Nicht jedes Organ lässt sich spenden und verpflanzen. Für die Organspende eignen sich lediglich:

  • Herz
  • Leber
  • Nieren
  • Lunge
  • Darm
  • Bauchspeicheldrüse

Außerdem lassen sich noch bestimmte Gewebe transplantieren wie beispielsweise Haut, Gefäße, Herzklappen sowie Knochen- und Knorpelgewebe. Diese werden meist konserviert, also in sogenannten Gewebebanken zwischengelagert und bei Bedarf transplantiert.

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Organspendeausweis: So werden Sie Organspender

Wer sich dazu entscheidet, Organspender zu werden, kann dies einfach und unkompliziert tun. Es gibt dabei verschiedene Möglichkeiten:

  • Sie können sich einen Organspendeausweis kostenlos aus dem Internet herunterladen und ausdrucken. Sie finden diesen auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums oder unter Organspende-Info.
  • Sie können auch unter der Telefonnummer 0800/90 40 400 einen Organspendeausweis kostenlos anfordern.
  • Bei Ihrem Hausarzt, Ihrer privaten oder gesetzlichen Krankenversicherung, in Apotheken und Krankenhäusern erhalten Sie ebenfalls unkompliziert und kostenlos einen Organspendeausweis.

Füllen Sie den Organspendeausweis so aus, wie Sie es wünschen. Sie können dabei grundsätzlich alle Organe zur Spende frei geben oder je nach Wunsch bestimmte Einschränkungen machen. Sie können einen Organspendeausweis auch dazu nutzen, wenn Sie einer Organspende komplett widersprechen, um Ihren Willen zu verdeutlichen.

Idealerweise tragen Sie den Ausweis in Ihrem Geldbeutel, damit dieser schnell auffindbar ist. Sie sollten zudem unbedingt Ihre Angehörigen über Entscheidung informieren – egal, wie diese auch immer ausgefallen sein mag. Dies macht es ihnen leichter, Ihren Willen nach dem Tod umzusetzen. Diese Entscheidung, die Sie für oder gegen eine Organspende getroffen haben, ist dabei sowohl für Ihre Angehörigen als auch vor allem für die Ärzte rechtlich bindend.

Sie können Ihre Entscheidung dabei jederzeit ändern oder komplett widerrufen. Einfach den alten Ausweis vernichten und einen neuen ausfüllen – fertig.

Voraussetzungen für eine Organspende

Um nach dem Hirntod zum Organspender zu werden, gibt es gewisse rechtliche Rahmenbedingungen, die unabdingbar eingehalten werden müssen:

  • Der Organspender muss mindesten 16 Jahre alt sein.
  • Das gespendete Organ muss funktionstüchtig sein.
  • Der Organspender darf nicht an Krebs leiden oder HIV-positiv sein.

Die Lebendspende

Eine Ausnahme bildet bei der Organspende die sogenannte Lebendspende. Teile der Leber oder eine der beide Nieren können auch abgegeben werden, wenn der Spender noch lebt, da ein anschließendes beschwerdefreies Weiterleben problemlos möglich ist.

Allerdings ist der Eingriff eine Operation mit den üblichen Risiken. Insofern finden die meisten Lebendspenden statt, um einem Familienmitglied mit einer Organspende ein Weiterleben zu ermöglichen. Ein kommerzieller Handel mit Organen ist auch und gerade auf diesem Sektor strengstens verboten.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen. Vor der Einnahme eines Medikamentes lesen Sie bitte die Packungsbeilage sorgfältig durch und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

[Bildnachweis: Birgit Reitz-Hofmann by Shutterstock.com]

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