Welche Aufgaben übernehmen polnische Pflegekräfte?
Die Mehrzahl der polnischen Pflegekräfte sind keine voll ausgebildeten Pflegerinnen. Somit dürfen sie keine medizinischen Leistungen wie Wundversorgung, Blutdruck messen oder Medikamentengabe erbringen. Insofern wird die Begleitung durch die Betreuungskraft aus Osteuropa in den meisten Fällen noch durch einen ambulanten Pflegedienst ergänzt, der ein- oder zweimal täglich vorbeikommt und die medizinischen Aufgaben übernimmt. Sie können daher in erster Linie bei folgenden Tätigkeiten helfen:
- Aufstehen und Umlagern
- An- und Ausziehen
- Essen und Trinken
- Körperpflege
- Toilettengang
- Alltagserledigungen wie Einkauf
- Haushaltstätigkeiten wie Reinigung und Kochen
- Fortbewegung innerhalb/außerhalb der Wohnung
- Begleitung bei Spaziergängen und Arztbesuchen
- Aktivierung durch gemeinsame Spiele, Unterhaltungen oder Vorlesen
Auf diese Weise unterstützen sie den Pflegebedürftigen in der Strukturierung und der alltäglichen Bewältigung des Tagesablaufs.
Das Wichtigste im Überblick
„Polnische Pflegekräfte“ ist eine umgangssprachliche Sammelbezeichnung für Betreuungskräfte aus osteuropäischen Ländern. Dies beinhaltet nicht nur Polen, sondern auch Rumänien, das Baltikum, Ungarn, die Slowakei oder Tschechien.
Dank freier Arbeitsplatzwahl ist es für sie inzwischen problemlos möglich, innerhalb der Europäischen Union zu arbeiten. Meist sind diese Frauen zwischen 20 und 60 Jahre alt und haben ihre Familie noch in der Heimat, wohnen aber in Deutschland bei der pflegebedürftigen Person.
In der Regel bezieht sich die Bezeichnung „polnische Pflegekräfte“ auf nicht examinierte Pflegekräfte. Zwar betreuen sie die pflegebedürftige Person rund um die Uhr. Das beinhaltet jedoch keine medizinischen Aufgaben.
Diese Pflegepersonen dürfen nur pflegerische Grundaufgaben und hauswirtschaftliche übernehmen. Das beinhaltet Hilfe beim Aufstehen und Zubettgehen, bei der Körperpflege, Essen und Trinken. Hinzukommen können Erledigungen wie Begleitung zum Arzt oder Einkauf und andere aktivierende Freizeitaktivitäten.
Auch wenn umgangssprachlich von 24-Stunden-Kraft die Rede ist: Polnische Pflegekräfte unterliegen hier selbstverständlich deutschem Arbeitsrecht. Ihre gesetzliche Arbeitszeit beträgt daher 8 Stunden am Tag. Dafür sollten sie mindestens den aktuellen Mindestlohn verdienen.
Engagieren Sie eine Betreuungskraft über die Vermittlung durch eine Agentur (Entsendungsmodell), kommen zwischen 2.000 und 3.000 Euro auf Sie zu. Wenn Sie selbst polnische Pflegekräfte privat anstellen wollen, treten Sie als Arbeitgeber auf. Dann müssen Sie zusätzlich Lohn- und Sozialversicherungsbeiträge abführen. In dem Fall müssen Sie zwischen 4.000 und 5.000 Euro einkalkulieren.
Wollen Sie als Arbeitgeber eine polnische Pflegekraft privat einstellen, müssen Sie einen Arbeitsvertrag aufsetzen. Wenden Sie sich dafür an die Agentur für Arbeit und die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV). Dort erhalten Sie die benötigte Betriebsnummer.
Außerdem müssen Sie sich an die Landesunfallkasse wenden und eine Unfallversicherung abschließen. Wer in Deutschland lebt, muss sich beim Bürgeramt (Einwohnermeldeamt) melden. So auch ausländische Betreuungshilfen.
Treten Sie als Arbeitgeber auf, erhält die polnische Pflegekraft ihr Gehalt von Ihnen. Im Rahmen der monatlichen Lohnabrechnung müssen Sie dann Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge an das Finanzamt und die Krankenkasse abführen.
Das bedeutet allerdings auch, dass Sie sich um die Lohnabrechnung kümmern müssen. Mit solchen buchhalterischen Aufgaben sind viele überfordert. Sofern Ihre Betreuerin über eine Vermittlungsagentur entsandt wurde, kümmert diese sich um organisatorische Aufgaben. In diesem Fall kommt außerdem eine Vermittlungsgebühr auf Sie zu.
Da eine polnische Pflegekraft rund um die Uhr bei den Pflegebedürftigen wohnt und sich um diese kümmert, benötigt sie ein eigenes Zimmer als Rückzugsort. Dieses sollte eine ausreichende Privatsphäre, Tageslicht sowie genügend Platz bieten. Auch müssen Zugang zum Bad und zur Küche gewährleistet sein.
Wer also nur in einer kleinen Einzimmer-Wohnung wohnt, für den kommt eine polnische Pflegekraft nicht infrage. Zudem sollten Sie über einen Internetzugang verfügen. Der erleichtert Ihrer Betreuungskraft nicht nur die Kommunikation mit ihrer Familie im Heimatland. Er eignet sich auch für Rückfragen an und Schulungen durch die Vermittlungsagentur.
Zwar gibt es Pflegekräfte, die illegal (also „schwarz“) beschäftigt sind. Wer aber polnische Pflegekräfte über die Arbeitsagentur, einen sozialen Träger wie zum Beispiel der Caritas oder aber über eine offiziell zugelassene Agentur anfragt und beschäftigt, tut dies auf legale Weise. Einzig bei polnischen Pflegekräften, die auf selbständiger Basis arbeiten, riskieren alle Beteiligten hohe Strafen.
Hier könnte Scheinselbständigkeit vorliegen. Zudem sind die polnischen Pflegekräfte nicht automatisch versichert. Um polnische Pflegekräfte legal zu beschäftigen (sowohl versicherungs- als auch arbeitsrechtlich), benötigen diese zunächst einen Sozialversicherungsnachweis ihres Heimatlandes. Sofern die Betreuungskraft aus der Ukraine oder einem anderen Land außerhalb der Europäischen Union kommt, benötigt sie zudem einen Aufenthaltstitel.
Polnische Pflegekräfte privat anstellen oder über Agentur?
Für die Beschäftigung der Pflegekräfte aus Osteuropa gibt es grundsätzlich mehrere Möglichkeiten:
Arbeitgebermodell: Polnische Pflegekräfte ohne Agentur
Beim Arbeitgebermodell fungieren Sie als Arbeitgeber und müssen die Betreuerin offiziell sowohl bei der Bundesagentur für Arbeit als auch bei der „Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV)“ anmelden. Dafür ist ein regulärer Arbeitsvertrag nötig, in dem sowohl die Lohnzahlung (meist der gesetzliche Mindestlohn) als auch die Arbeitszeit (maximal 38,5 Stunden pro Woche) sowie Kost und Logis geregelt sind. Zudem muss die Pflegekraft sozialversicherungsrechtlich angemeldet werden. Die Bundesagentur für Arbeit übernimmt in diesem Fall die Vermittlung.
Entsendemodell: Polnische Pflegekräfte mit Agentur
Wer diesen Umstand scheut, kann auf das Entsendemodell zurückgreifen. Hier schließen Sie einen Vertrag mit einer osteuropäischen Vermittlungsagentur, die alles weitere regelt. Allerdings ist die Dauer einer Entsendung in diesem Fall fast immer beschränkt – meist auf mehrere Monate, maximal auf ein Jahr. Es ist also ausgeschlossen, dass eine Pflegekraft, mit der Sie sich angefreundet haben, auf diesem Weg über Jahre hinweg bei Ihnen arbeitet. Im Gegenteil: Es ist die Regel, dass alle paar Monate eine neue Betreuerin bei Ihnen einzieht.
Vorsicht bei illegalen Tricks
Bei den Agenturen gibt es immer vereinzelt schwarze Schafe, die nicht den legalen Weg beschreiten. Zu erkennen sind diese daran, dass sie von Ihnen weder einen Gewerbeschein fordern noch überhaupt einen offiziellen Vertrag abschließen. Stattdessen soll alles nur inoffiziell laufen. Auch Gehälter von unter 2.000 Euro für die polnische Pflegekraft sind fragwürdig.
In diesem Fall sollten Sie Abstand von dieser Agentur nehmen und sich eine andere suchen. Wichtige Infos darüber bietet Ihnen auch die Verbraucherzentrale in einer ausführlichen PDF-Datei.
Selbstständige Pflegekraft aus Polen
Eine weitere – theoretische – Möglichkeit ist eine selbstständige Pflegekraft aus Polen mit einem festen Stundensatz. Allerdings ist diese nur selten praktikabel beziehungsweise lohnenswert. Denn die Pflegekraft muss sich eigenständig um ihre Steuern und Versicherungen kümmern und über einen unbegrenzten Aufenthaltstitel verfügen. In der Praxis handelt es sich dabei meist um voll ausgebildete, selbstständige Pflegerinnen oder Alltagsbegleiterinnen, die schon viele Jahre in Deutschland unternehmerisch tätig sind. Dies hat natürlich seinen Preis – die Kosten sind also mit denen eines deutschen Pflegedienstes vergleichbar, sofern die Beschäftigung nicht illegal erfolgt.
Kosten für polnische Pflegekräfte
Eine polnische 24-Stunden-Pflegekraft ist meist eine günstigere Alternative zu einer einheimischen Pflegeunterstützung. Je nachdem, welche Art der Beschäftigung und Vermittlung Sie wählen, unterscheiden sich auch die Kosten. In jedem Fall sollte die osteuropäische Pflegekraft den Mindestlohn (derzeit: 9,82 Euro/Stunde) verdienen. Wird sie über eine Vermittlungsagentur beschäftigt, die überwiegend Grundpflegeleistungen erbringt, hat die Betreuungskraft sogar ein Anrecht auf den Pflege-Mindestlohn. Der liegt bei 13,50 Euro/Stunde für qualifizierte Pflegekräfte und 15,40 Euro/Stunde für Pflegefachkräfte.
Ganz grob lässt sich festhalten, dass Sie für polnische Pflegekräfte pro Monat zwischen 2.000 und 5.000 Euro bezahlen müssen – je nach Kenntnissen und Qualifikationen. Wichtig auch, ob Sie die Betreuungskraft privat anstellen oder über eine Agentur. Auf osteuropäische Betreuungskräfte spezialisierte Vermittlungsagenturen übernehmen den gesamten Aufwand, also etwaige Schulungen, An- und Abreise, Formalitäten, Versicherungen – und das zu osteuropäischen Preisen. Schlüpfen Sie hingegen in die Arbeitgeberrolle, müssen Sie die polnische Pflegekraft auch hierzulande versichern und entsprechende Abgaben abführen. Hinzu kommen Ausgaben für Kost und Logis.
Finanzierung der Betreuungskraft
Auch wenn polnische Pflegekräfte eine günstigere Alternative zum Pflegeheim sind: Einen Teil der Kosten werden Sie selbst tragen müssen. Da Pflege teuer ist, entschließen sich immer mehr Menschen zu einer Pflegezusatzversicherung. Daneben gibt es aber einige Zuschüsse und Geldmittel, die Sie einsetzen können:
Steuerliche Erleichterungen
Von den Lohnkosten für Ihre Betreuungskraft können Sie 20 Prozent (bis zu 4.000 Euro jährlich) als haushaltsnahe Dienstleistungen steuerlich geltend machen. Voraussetzung dafür ist, dass die Pflegeperson nicht auf Minijob-Basis bei Ihnen arbeitet (in diesem Fall sind es maximal 510 Euro jährlich).
Gesetzliche Pflegeversicherung
Liegt ein anerkannter Pflegegrad (ehemals: Pflegestufen) vor, übernimmt gegebenenfalls die Pflegeversicherung einen Teil der Kosten. So haben pflegende Angehörige ein Recht auf finanzielle Unterstützung durch die Verhinderungspflege, wenn sie krank sind oder zur Erholung in den Urlaub fahren wollen.
Ab Pflegegrad 2 steht pflegebedürftigen Versicherten zudem Pflegegeld zu. Damit können sie die Mühe ihrer Angehörigen und etwaige Auslagen – etwa durch eine polnische Pflegekraft – bezahlen. Darüber hinaus können Sie bei der Beschäftigung von polnischen Pflegekräften Pflegesachleistungen von bis zu 125 Euro pro Monat geltend machen.
Was spricht für polnische Pflegekräfte?
Viele pflegebedürftige Menschen haben Vorbehalte gegen die Beschäftigung einer osteuropäischen Pflegekraft. Einige befürchten Verständigungsprobleme durch vorhandene Sprachbarrieren. Anderen bereitet der Gedanke Unbehagen, über 24 Stunden mit einer bislang fremden Person unter einem Dach zu wohnen. Diese Argumente sind nicht völlig von der Hand zu weisen, zumal die Frauen zwar häufig in der Betreuung erfahren sind, medizinische Kenntnisse und Fähigkeiten jedoch meist fehlen. Allerdings bieten polnische Pflegekräfte durchaus etliche Vorteile. So zum Beispiel:
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24-Stunden-Betreuung
Da polnische Pflegekräfte direkt beim Pflegebedürftigen wohnen, ist dieser rund um die Uhr betreut. Das beinhaltet auch eine Ansprechbarkeit in der Nacht. So ist gewährleistet, dass auch alleinlebende Personen länger zuhause im gewohnten Umfeld leben können und nicht in ein Pflegeheim umziehen müssen. Im Notfall ist sofort jemand zur Stelle, der Erste Hilfe leisten und gegebenenfalls den Rettungsdienst verständigen kann.
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Zeitfaktor
Wer seinen pflegebedürftigen Verwandten in ein Altenheim unterbringen möchte, muss teilweise mehrere Jahre auf einen Platz warten. Eine polnische Pflegekraft ist oft schon innerhalb weniger Tage abkömmlich: Manche Agenturen werben sogar mit der geographischen Nähe und der Anreise binnen eines Tages.
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Entlastung
Im Gegensatz zu vielen deutschen Pflegediensten übernehmen polnische Pflegekräfte nicht nur die allernotwendigsten Tätigkeiten. Sie sind eine vollwertige Haushaltshilfe, die neben Putztätigkeiten auch kocht und die Einkäufe erledigt. Dies gibt den Betreuten psychische Sicherheit, wenn sie wissen, dass für sie gesorgt wird. Auch für die Angehörigen ist dies eine große und wichtige Entlastung.
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Begleitung
Polnische Pflegekräfte begleiten die Pflegebedürftigen auf Spaziergängen, zu Arztterminen oder in ihr Lieblingscafé. Sie sind somit eine Ansprechpartnerin und gleichzeitig eine Hilfe bei sämtlichen Freizeitaktivitäten – sowohl außer Haus, als auch daheim.
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Empathie
Die meisten osteuropäischen Betreuerinnen bringen allein schon von ihrer Kultur her eine große Empathie für ältere und hilfsbedürftige Menschen mit. Sie wertschätzen ihre Lebenserfahrung und sind aufmerksame Gesprächspartnerinnen. Viele Angehörige und Pflegebedürftige schätzen ihre Offenheit, Toleranz und Menschlichkeit, die diese Frauen ausstrahlen und in den Haushalt mit einbringen.
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Kostenaufwand
Polnische Pflegekräfte sind günstiger als Betreuerinnen aus Deutschland. Auf diese Weise können Personen eine Rundum-Versorgung bekommen, die sich das sonst nicht leisten könnten. Zudem ist eine Anmeldung und Organisation über ein Vermittlungsunternehmen beziehungsweise die Agentur für Arbeit unkompliziert.
Polnische Pflegekräfte: Erfahrungen sind meist positiv
Die Sprachkenntnisse dieser polnischen Pflegekräfte sind meist sehr gut, ebenso ihre erlernten Fertigkeiten. Zudem schätzen die Pflegebedürftigen nicht zuletzt ihr großes Herz und ihr herausragendes Engagement. Allerdings sind polnische Pflegekräfte nur für eine allgemeine Alltagsbetreuung ausgebildet. Der Begriff „Pflegekraft“ ist daher eher missverständlich. Die Frauen besitzen keine medizinische Qualifikation, weswegen sie eher mit den deutschen Alltagsbegleitern gleichzusetzen sind.
Tipp: Polnische Pflegekräfte intensiv kennenlernen
Wichtig ist dabei, dass sich sowohl der Pflegebedürftige als auch die Angehörigen intensiv mit der osteuropäischen Betreuungskraft beschäftigen, bevor sie sie einstellen. Schließlich ist es entscheidend, dass man sich versteht – nicht nur sprachlich, auch zwischenmenschlich. Ein intensives und langes Vorstellungsgespräch, sowie einige Probetage sollten daher auf jeden Fall einer dauerhaften Beschäftigung vorausgehen.
Dabei spielt auch das Alter eine wesentliche Rolle. Viele Senioren bevorzugen aufgrund der ähnlichen Interessenlage und vergleichbaren Lebenserfahrung polnische Pflegekräfte um die 50 Jahre. Andere freuen sich jedoch auch über jungen Elan und frischen Wind der jüngeren Generation. Zudem sind jüngere Betreuerinnen körperlich meist belastbarer. So oder so: Entscheidend ist, dass Sie auf der gleichen Wellenlänge liegen. Fragen Sie daher im Eingangsgespräch auch die Pflegekraft nach ihren Hintergründen, Vorlieben, Zielen und Wünschen, um sie besser kennenzulernen und einschätzen zu können.
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