Schulterschmerzen: Harmlos oder bedenklich?

Aufgrund unserer Lebensweise gehören Schulterschmerzen zu den häufigsten Symptomen, an denen die Deutschen leiden. Die Gründe dafür sind vielseitig: Sie reichen von Verspannungen durch Computer- und Smartphonenutzung über Entzündungen und Arthrose bis hin zu einem Hinweis auf einen Herzinfarkt.

Viele Menschen sind sich unsicher, was Sie mit ihren Schulterschmerzen machen sollen: einfach nur Schmerzmittel schlucken oder lieber möglichst schnell zum Arzt?

Wir klären die unterschiedlichen Ursachen und Hintergründe von Schulterschmerzen und zeigen Ihnen auf, welche Therapien es gibt – aber auch, was Sie selbst dagegen tun können.

Schulterschmerzen: Harmlos oder bedenklich?

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Schulterschmerzen: Dann sollten Sie zum Arzt

Schulterschmerzen sind nicht gleich Schulterschmerzen. Zum einen sind die Gründe und damit auch die Art des Schmerzes unterschiedlich, zum anderen stellt sich die Frage, ob der Schmerz plötzlich auftritt oder sich mit der Zeit entwickelt und immer stärker wird.

Zudem ist es wichtig, ob die Schulterschmerzen nur bei bestimmten Bewegungen oder auch im Ruhezustand auftreten – beispielsweise im Liegen. Manche Ursachen führen dabei eher zu einem ziehenden, andere zu einem stechenden, reißenden Schmerz.

Die Frage, wann Sie mit Schulterschmerzen einen Arzt konsultieren sollten, ist daher nicht pauschal und eindeutig zu beantworten. Außer vielleicht mit der grundsätzlichen Aussage: Lieber einmal zu oft als einmal zu wenig. Insbesondere wenn…

  • …die Schulterschmerzen sehr stark sind oder lange anhalten,
  • …die Schulterschmerzen immer wieder auftreten,
  • …die Schulterschmerzen zu erheblichen Einschränkungen der Beweglichkeit eines Armes führt,
  • …die Schulterschmerzen von Kribbeln oder Taubheitsgefühlen begleitet werden beziehungsweise in Nacken oder Arm ausstrahlen,
  • …die Schulterschmerzen aufgrund eines Sturzes zustande kamen,
  • …die Schulterschmerzen von Atemnot, Herzrasen, Übelkeit, Fieber oder einem schmerzendem Brustkorb begleitet werden,

ist es ratsam, umgehend einen Arzt aufzusuchen. In letzterem Fall könnte sogar ein Herzinfarkt vorliegen, daher handelt es sich bei diesen Begleitsymptomen unbedingt um einen Notfall, bei dem Sie den Rettungsdienst alarmieren sollten und Maßnahmen zur Ersten Hilfe angebracht sind – selbst wenn sich die Diagnose im Nachhinein als harmlos herausstellen sollte.

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Mögliche Ursachen von Schulterschmerzen

In mehr als vier von fünf Fällen sind die Schulterschmerzen lediglich ein Symptom für eine Einschränkung, die nicht das Schultergelenk direkt betrifft. Dazu zählen insbesondere Fehlhaltungen oder einseitig belastete Muskelpartien aber auch Erkrankungen. Häufig beruhen die Schulterschmerzen auf:

  • Verspannungen
    Durch einseitige Belastungen und unnatürliche Haltungen (Stichwort: Computer- oder Smartphonenutzung) verspannen sich die Muskelpartien im Schulter- und Nackenbereich. Schonhaltungen sind meist die Folge, die wiederum weitere Schmerzen auslösen (zum Beispiel Kopfschmerzen). Auch eine Depression kann zu Verspannungen führen.
  • Schleimbeutelentzündung
    Entweder durch eine Knocheneinengung, eine Zerrung, einen Sturz oder eine Überbeanspruchung können sich der Schleimbeutel in der Schulter und mitunter auch die Sehnenansätze entzünden beziehungsweise reißen. Diese Art von Verletzungen heilt nur sehr langsam und verursacht für eine lange Zeit Beschwerden.
  • Abnutzung
    Arthrose oder Rheuma können in allen Gelenken auftreten, also auch in der Schulter. Meist sind sie mit Durchblutungsstörungen verbunden. Im schlimmsten Fall entwickeln sich die Schulterschmerzen im Laufe der Jahre so weit, dass sich die Schulter versteift und kaum oder gar nicht mehr bewegt werden kann. Zuweilen bilden auch Kalkablagerungen eine sogenannte „Kalkschulter“.
  • Bakterielle Entzündung
    Gelangen Bakterien in die Schulterregion, können sie erhebliche Entzündungen und somit große Schmerzen auslösen. Oft strahlen solche Entzündungen in andere Körperregionen aus und verursachen mitunter sogar Fieber und andere Beschwerden. Die Auslöser sind dabei völlig unterschiedlich, häufig ist es eine Borreliose, die durch Zecken übertragen wird oder eine Gürtelrose. Antibiotika können hier helfen.
  • Orthopädische Schulterverletzung
    Durch externe Einflüsse (zum Beispiel einen Sturz oder eine Sportverletzung) kann das Schultergelenk entweder auskugeln, die Bänder und Sehnen reißen, der Knochen brechen und / oder Blut in das Gelenk gelangen. Da die Schulter ein sensibles und kompliziert aufgebautes Gelenk ist, kann sich eine Behandlung über Monate hinweg ziehen.
  • Bandscheibenvorfall
    Zwar kommt ein Bandscheibenvorfall meist im unteren Rücken vor, er kann sich aber auch in der Halswirbelsäule bilden. Die Schmerzen äußern sich dann nicht selten dort, wo eigentlich die Ursache gar nicht sitzt, sondern nur die Nervenbahnen verlaufen: im Schulterbereich.
  • Nerveneinengung
    Wenn Blutgefäße beziehungsweise Nerven durch Fehlhaltungen eingeengt werden, entstehen Taubheitsgefühle oder Kribbeln im äußeren Bereich der Schulter. Im schlimmsten Fall reichen diese bis in die Hand herunter.
  • Notfälle
    Plötzlich auftretende Schulterschmerzen können auch auf einen Notfall hindeuten. Dies können ein Herzinfarkt, eine Gallenkolik, eine Lungenembolie oder eine Lungenentzündung sein. Wenn noch andere Symptome wie Atemnot oder Herzrasen auftreten, sollten Sie umgehend einen Notarzt verständigen (lassen).
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Untersuchungsmethoden bei Schulterschmerzen

Wenn Sie mit Schulterschmerzen zum Hausarzt gehen, wird dieser Sie zunächst eingehend nach den Symptomen, der Dauer und der Art der Beschwerden befragen. Zudem wird er Ihre Lebensgewohnheiten sowie persönliche und familiäre Vorerkrankungen wissen wollen.

Im Anschluss wird er Ihre Schulter abtasten und an verschiedenen Triggerpunkten leicht drücken, um die Schmerzen zu lokalisieren. Zudem wird er die Beweglichkeit der Schulter anhand diverser Übungen prüfen. So kann er schon eine erste Eingrenzung vornehmen, ob es sich um ein orthopädisches oder ein neuronales Problem handelt.

Im Anschluss geben verschiedene Untersuchungsmethoden genaueren Aufschluss über die Herkunft Ihrer Schulterschmerzen:

  • Blutuntersuchung
  • Röntgenaufnahmen
  • Ultraschalluntersuchung
  • Punktionen (also die Entnahme von Flüssigkeit aus dem Gelenk)
  • Kernspin- und Computertomografie (MRT und CT)
  • Elektrokardiogramm (EKG) und Herzuntersuchung
  • Untersuchung der Lunge
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Behandlung von Schulterschmerzen

Je nach Ursache und Diagnose ist die Behandlung der Schulterschmerzen völlig unterschiedlich. Diese kann von einfachem Zuwarten über Physiotherapie (Krankengymnastik), Verabreichung von Medikamenten bis hin zu einer Operation reichen, zum Beispiel bei einer schweren Arthrose oder einem Bruch.

In den meisten Fällen wird das beanspruchte Gelenk jedoch zunächst ruhig gestellt, wenn die Ursachen nicht in einer anderen Erkrankung liegen (Infektion oder Störung anderer Organe). Verschriebene Schmerzmittel können verhindern, dass Sie sich einen weiteren Teufelskreis aus Schmerzvermeidung, Schonhaltung und Verschlimmerung begeben.

Liegt eine orthopädische Ursache vor, helfen neben Krankengymnastik auch häufig Behandlungen mit Kälte- beziehungsweise Wärmeanwendungen. Auch die Akupunktur aus der traditionellen chinesischen Medizin kann hier nützlich sein.

Was Sie selbst gegen Schulterschmerzen tun können

Für den Fall, dass Sie genau wissen, was Ihre Schulterschmerzen hervorgerufen hat und die Beschwerden nicht so stark sind, können Sie auch zunächst selbst zu Hausmitteln greifen. Dazu zählen folgende Tipps:

  • Probieren mittels Sie Kälte- beziehungsweise Wärmepackungen aus, ob die Beschwerden dadurch abklingen.
  • Achten Sie auf eine schulterschonende Sitzposition und verändern Sie diese auch regelmäßig.
  • Treiben Sie mäßig Sport und bewegen Sie die Schulter dabei. Schwimmen kann in diesem Kontext eine Hilfe sein, jedoch die Schulter auch überlasten.
  • Entspannen Sie. Yoga oder Meditation können den Schulterschmerzen entgegen wirken.
  • Bei akuten, kurzzeitigen Schulterschmerzen können Sie für einige Tage auf rezeptfreie Schmerzmittel zurückgreifen.
  • Heilpflanzen wie Arnika oder Rosmarin können als Salbe oder Bad schmerzlindernd wirken.

Um Schulterschmerzen vorzubeugen, ist es zudem wichtig, die Muskulatur gezielt mit Krafttraining zu stärken. Auch regelmäßige Dehnungsübungen verhindern Verspannungen, halten die Schulterpartie beweglich und machen Arthrose oder Schulterversteifungen erträglicher. Ihr Physiotherapeut zeigt Ihnen gerne diverse Übungen speziell für den Schultergürtel.

Zudem hat sich auch regelmäßiges Wellness wie Massagen, Saunagänge oder Entspannungskuren als Prophylaxe gegen Schulterschmerzen bewährt. So können Sie eine Auszeit nicht nur für Ihren Geist, sondern auch für Ihren Körper nutzen.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen. Vor der Einnahme eines Medikamentes lesen Sie bitte die Packungsbeilage sorgfältig durch und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

[Bildnachweis: Romatiolen by Shutterstock.com]

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