Schwindel: Was tun, wenn der Boden schwankt?

Wenn sich plötzlich alles dreht und der Boden zu schwanken scheint, dann leiden Sie womöglich unter Schwindel. Viele Menschen sind von diesen Gleichgewichtsstörungen geplagt.

Die Ursachen können völlig harmlos sein, aber auch auf eine ernste Erkrankung hindeuten.

Welche das sein können und wie Sie Ihren Schwindel in den Griff bekommen, betrachten wir an dieser Stelle detaillierter für Sie.

Schwindel: Was tun, wenn der Boden schwankt?

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Was sind Schwindelgefühle?

Der berühmte Hitchcock-Film Vertigo, der Schwindelgefühle aufgrund von Höhenangst cineastisch sicht- und erlebbar machte, trägt die wissenschaftliche Bezeichnung für Schwindel bereits schon im Titel. Die Hauptfigur scheint es magisch wie in einem Sog nach unten zu ziehen, alles dreht sich, das Gleichgewicht geht verloren.

Doch nicht nur Höhenangst ist eine Ursache für Schwindel-Attacken. Viel häufiger betreffen diese Menschen in alltäglichen Situationen: morgens nach dem Aufstehen aus dem Bett oder nach dem Erbehen von einem Sessel, bei einer schnellen Bewegung, nach längerem Stehen oder vermeintlich sogar aus heiterem Himmel.

Oft ist der Schwindel von weiteren Symptomen begleitet. So zum Beispiel:

  • Übelkeit
  • Panikattacken
  • Erhöhter Puls
  • Veränderter Blutdruck
  • Mitunter gar Ohnmacht oder ein Kreislaufkollaps

Ungefähr zehn Prozent aller Patienten, die Ihren Hausarzt aufsuchen, klagen über Schwindel in der unterschiedlichsten Ausprägung. Die Tendenz ist dabei mit zunehmendem Lebensalter steigend. Einige äußern dabei, dass sich bei den Schwindel-Attacken alles um sie herum dreht (sogenannter „Drehschwindel“), andere, dass der Boden auf dem sie stehen zu schwanken scheint (sogenannter „Schwankschwindel“) oder dass sie sich nach oben und unten gezogen fühlen (sogenannter „Liftschwindel“).

Viele entwickeln dadurch eine Fallneigung, also das Gefühl, umzukippen. In den meisten Fällen sind schwere Stürze dann auch tatsächlich die Folge. Andere taumeln zumindest benommen durch die Gegend bis sie sich irgendwo halten oder setzen können.

Das alles ist ein Zeichen des Gehirns, dass etwas mit dem Gleichgewichtssinn nicht stimmt. Wer nach einer wilden Fahrt in einer Achterbahn oder einem Karussell davon betroffen ist, für den wird sich das schnell wieder geben. Aber wenn der Schwindel häufig ohne erkennbaren äußeren Grund auftritt, so ist er durchaus als Alarmzeichen zu werten und muss untersucht werden.

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Ursachen von Schwindel

Schwindel-Attacken sind ein Symptom, keine eigenständige Krankheit. Sie deuten vielmehr auf andere Erkrankungen hin, die das Gleichgewichtsempfinden im Gehirn stören. So zum Beispiel:

  • Medikamente
    Bestimmte Medikamente (zum Beispiel Chemotherapeutika gegen Krebs, Antibiotika, Psychopharmaka gegen Depression, Blutdruckmedikamente) können Schwindel-Anfälle auslösen. Treten diese Nebenwirkungen häufiger auf, sollten Sie mit Ihrem Arzt über eine veränderte Medikation reden.
  • Gefäßverstopfungen
    Verstopfte Blutgefäße und Ablagerungen können dazu führen, dass das Gehirn nicht ausreichend durchblutet wird. Befinden sich diese Verstopfungen im Gehirn selbst, kann dies zu einem Apoplex führen.
  • Herzschwäche
    Wer an Herzinsuffizienz leidet, bei dem schafft es der wichtigste Muskel nicht mehr, ausreichend Blut in den Organismus zu pumpen. Auch Herz-Rhythmusstörungen oder Blutarmut können in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen.
  • Blutdruckprobleme
    Sowohl Bluthochdruck als auch ein zu niedriger Blutdruck können zu Schwindel führen. Besonders der zu hohe Blutdruck ist in diesem Zusammenhang ein großes Problem, da er auch andere Organe schädigen und weitreichenden Erkrankungen führen kann.
  • Stoffwechselstörungen
    Im Alter nimmt unser Stoffwechsel sukzessive an Tempo ab. Auch hormonell bedingt kann er sich verändern. Kommen dann weitere Abnutzungserscheinungen dazu, treten Schwindel-Anfälle auf. Diabetes oder eine Unterzuckerung verstärken dies noch.
  • Lungenerkrankungen
    Wenn unsere Lunge nicht mehr zufriedenstellend funktioniert (zum Beispiel bei einer Embolie oder einer Entzündung), wird der Körper und somit die einzelnen Zellen nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Uns wird schwindlig.
  • Psychische Probleme
    Stress, Trauer, Ängste, Phobien aber auch eine Depression oder Hypochondrie beeinflussen nicht nur unsere Gefühlswelt, sondern auch die Steuerung unserer Körperfunktionen. Wenn wir seelisch belastet sind, kann sich dies also auch mit Schwindel äußern.
  • Entzündungen
    Bestimmte Entzündungen im Gehirn (zum Beispiel bei der von Zecken übertragenen FSME) können ebenfalls Schwindel auslösen. Aber auch zum Beispiel eine Innen- oder Mittelohrentzündung: Das Gleichgewichtsorgan im Gehörgang arbeitet dann nicht mehr so, wie es sollte.
  • Neurologische Erkrankungen
    Es gibt noch diverse weitere Erkrankungen, die das Gehirn und das zentrale Nervensystem betreffen und schädigen können: von der Migräne über Parkinson und Multiple Sklerose bis hin zu einem eventuellen Hirntumor. Eine häufige Erkrankung ist auch die sogenannte Menière-Krankheit, die meist noch von Hörproblemen wie Schwerhörigkeit oder Tinnitus begleitet wird. Aber auch eine Alkoholsucht beziehungsweise ein Entzug kann Schwindel hervorrufen.
  • Verletzungen
    Schwindel kann auch die Folgeerscheinung von einer externen Verletzung oder einem Schädel-Hirn-Trauma infolge eines Unfalls oder eines Sturzes sein. Oftmals sind dabei die Nervenbahnen in der Halswirbelsäule betroffen. Manchmal können sogar einfache Verspannungen eine Schwindel-Attacke auslösen.
  • Weitere Gründe
    Auch Probleme mit den Augen und dem Sehnerv beziehungsweise Fehlsichtigkeit oder aber Schlafstörungen sind häufig für Schwindel verantwortlich. Mitunter kann eine Fehl- oder Unterernährung ebenfalls akute Schwindel-Anfälle auslösen.
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Was tun bei häufigem Schwindel

Da die Ursachen für Schwindel mannigfaltig sind, ist es wichtig, dass Sie sich in ärztliche Behandlung begeben, wenn Sie öfters darunter leiden.

Haben die Schwindelbeschwerden einen bestimmten, nachvollziehbaren, externen Grund (zum Beispiel die Angst vor Höhe, vor freien Plätzen, vor engen Räumen oder schlichtweg eine See- beziehungsweise Reisekrankheit), ist dies mitunter noch kein Grund zur Besorgnis und muss einfach bis zu einem gewissen Maße akzeptiert werden. Manchmal reicht auch eine neue Brille oder ein Gleichgewichtstraining.

Treten die Beschwerden aber ohne klar ersichtlichen Grund auf und halten länger an oder wird der Schwindel von Kopfschmerzen, Fieber, Ohrproblemen, Ohnmacht, Müdigkeit, Herzrasen, Atemnot und / oder Übelkeit begleitet, sollten Sie Ihren Hausarzt aufsuchen.

Nach einer ausführlichen Anamnese, also einen intensiven Vorgespräch und einigen Untersuchungen zu Ihrem Gleichgewicht, wird er Sie sehr wahrscheinlich an einen Facharzt weiter überweisen. So zum Beispiel zu einem:

  • Hals-Nasen-Ohrenarzt
  • Neurologen
  • Internisten
  • Augenarzt
  • Psychiater
  • Orthopäden

In einigen deutschen Krankenhäusern sind all diese Spezialisten auch unter einem Dach in sogenannten „Schwindelambulanzen“ vereint. Hier greifen gerade bei nicht eindeutigen Schwindelbeschwerden die Untersuchungen und Diagnosen Hand in Hand und auch das passende Gleichgewichtstraining und die entsprechende Therapie kann hier schneller und zentraler umgesetzt werden.

Sofort-Tipps bei Schwindelattacken

Schwindel schränken Lebensfreude und -qualität stark ein. Daher ist es wichtig, die Ursachen umgehend abzuklären. Doch wenn Sie eine solche Attacke zum ersten Mal oder nur sehr selten packt, dann gibt einige Tipps, die Ihnen dabei helfen, die Situation besser durchzustehen:

  • Atmen Sie mehrmals tief und langsam ein und aus.
  • Trinken Sie ein Glas mit kalten Wasser.
  • Essen Sie ein Stück Schokolade oder etwas anderes Süßes gegen eine eventuelle Unterzuckerung.
  • Lagern Sie Ihre Beine hoch.
  • Drehen Sie den Kopf mehrmals langsam und bedächtig sowohl horizontal als auch vertikal um 90 Grad.
  • Gönnen Sie sich Ruhe und Entspannung.
  • Öffnen Sie das Fenster und lüften Sie.
  • Sobald der Schwindel nachgelassen hat, bewegen Sie sich an der frischen Luft. Unternehmen Sie einen kleinen Spaziergang.
  • Sehen Sie in die Ferne.
  • Prüfen Sie regelmäßig Ihren Blutdruck.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen. Vor der Einnahme eines Medikamentes lesen Sie bitte die Packungsbeilage sorgfältig durch und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

[Bildnachweis: 9ong by Shutterstock.com]

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