Definition: Was versteht man unter Seelsorge?
In der Regel bezeichnet Seelsorge ein Gespräch unter vier Augen. Ratsuchende nehmen es in Anspruch, wenn Freunde und Familie an ihre Grenzen stoßen oder wenn schlichtweg jemand zum reden fehlt. Dabei ist der Seelsorger verpflichtet, über die Inhalte des Gespräches Stillschweigen zu bewahren. Nur so kann ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden. Die Sorge um die Seele, also die Seelsorge, ist traditionell eine Aufgabe der großen christlichen Kirchen.
Daher wurden und werden Menschen in Lebenskrisen von speziell ausgebildeten Personen seit jeher geistlich begleitet und unterstützt. Diese Seelsorger sind traditionell meist Geistliche, aber inzwischen auch Personen anderen Glaubens oder Atheisten. Mit den Veränderungen der Gesellschaft hat sich auch das Bild der Seelsorge gewandelt und geöffnet.
Häufige Fragen & Antworten rund um die Seelsorge
Ursprünglich gehörte die Religion zur Seelsorge. Menschen beichteten ihre Verfehlungen, um von Geistlichen Absolution zu erhalten. Gemäß christlichem Selbstverständnis schließt die Beratung heutzutage aber nicht mehr nur Gläubige, sondern alle Menschen ein. Wie sich die Seelsorge konkret gestaltet, hängt vom Ratsuchenden ab.
Manche suchen das Gespräch, andere Unterstützung und Mut bei privaten Herausforderungen. Wieder andere wollen gemeinsam mit dem Seelsorger beten. Wichtig: Seelsorger unterliegen mindestens der Schweigepflicht, als Geistliche sogar dem Beichtgeheimnis. Was konkret das Thema Ihres Gesprächs ist, bleibt also geheim.
Es gibt es keinen pauschalen Verlauf, wie Seelsorge auszusehen hat. Jede Unterstützung ist anders und richtet sich nach den Bedürfnissen der Ratsuchenden. Manche Seelsorgegespräche gehen nur weniger Minuten, andere erstrecken sich über einen langen Zeitraum und werden immer wieder aufgegriffen.
Durch das Telefon und andere modernen Medien kann Seelsorge inzwischen auch ortsunabhängig agieren. So nutzen viele die Möglichkeit, anonym und niederschwellig die neutrale Sichtweise einer außenstehenden und für schwere Situationen ausgebildeten Person einholen zu können.
Nein, Seelsorge-Angebote sind immer ehrenamtlich organisiert. Für die Gespräche aus dem Festnetz übernimmt die Deutsche Telekom AG die Gebühren. Das bedeutet, dass sie für Ratsuchende kostenfrei sind. Etwas anders sieht es unter Umständen aus, wenn Sie vom Handy aus anrufen: Je nach Vertrag und Aufenthaltsort (Nicht-EU-Ausland) können Gebühren anfallen.
Da das Angebot prinzipiell kostenlos ist, freut sich jede seelsorgerisch tätige Organisation über eine freiwillige Zuwendung. Schließlich ist die Infrastruktur für diese Organisationen nicht gratis. Um also solche Angebote und Leistungen weiterhin am Leben erhalten zu können, sind Spenden jederzeit willkommen.
Telefonseelsorge kann helfen, wenn andere Arten der Seelsorge nicht infrage kommen. Beispielsweise wenn jemand entlegen wohnt oder nicht mobil ist. Oder außerhalb der Öffnungszeiten anruft: Telefonseelsorge ist rund um die Uhr besetzt. Auch weichen manche Menschen lieber aufs Telefon aus:
Es erlaubt ihnen eine gewisse Anonymität, die im direkten Kontakt nicht gegeben wäre. Manche empfinden beispielsweise Scham, wenn ihnen die Tränen kommen. Anderen wiederum mag das Schreiben im Chat zu unpersönlich oder anstrengend sein, so dass die Telefonseelsorge ein gutes Angebot für sie darstellt.
Die Telefonseelsorge ist ein Angebot, bei dem über 300 Festangestellte und 8.000 Ehrenamtliche Mitarbeiter arbeiten. Im Gegensatz zum Krisendienst oder dem sogenannten Sozialpsychiatrischen Dienst stammen Telefonseelsorger aus den unterschiedlichsten Berufen. Studenten und Rentner können ebenso dort tätig sein wie Mütter und Väter in Elternzeit oder Arbeitslose.
Wichtigste Qualifikation: Mindestens 120 Stunden Schulung in Gesprächsführung, den eigenen Umgang mit Sorgen anderer und typische Problemfelder. Ein offenes Ohr und Mitgefühl allein reichen nicht. Denn auf die Mitarbeiter kommen 15 Stunden Telefondienst (oder Chatten) zu, Nachtschichten inklusive.
Seelsorge am Telefon: Nummer und Erreichbarkeit
Neben der persönlichen Seelsorge gibt es noch die Seelsorge am Telefon. Für die Telefonsorge gibt es diverse Angebote. Wir haben für Sie drei zusammengefasst:
Seelsorge am Telefon: Telefonseelsorge
Die klassische Telefonseelsorge ist unter den Nummern 0800 111 0 -111 und -222 beziehungsweise 0116 123 erreichbar: Hier sind mehr als 8.000 Ehrenamtliche an 105 Standorten rund um die Uhr im Einsatz. Einschränkungen bezüglich Zeit oder Thema gibt es nicht.
Psychologische Seelsorge: Deutsche Depressionshilfe
Die Deutsche Depressionshilfe erreichen Sie unter der Nummer 0800 33 44 5 33: Hier soll es in erster Linie darum gehen, bei dem Verdacht oder einer diagnostizierten Depression Hilfe und Information zu geben. Das Angebot kann Montag, Dienstag und Donnerstag zwischen 13 und 17 Uhr, sowie Mittwoch und Freitag zwischen 08.30 Uhr und 12.30 Uhr genutzt werden.
Beratung des BApK: Seelefon
Das Seelefon ist ein Angebot des Bundesverbands der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (BApK). Sie erreichen das Seelefon unter der Nummer 0228 71 00 24 -24 auf Deutsch. Außerdem unter der Endnummer -25 auf Arabisch, Englisch oder Französisch: Dieses Angebot richtet sich insbesondere an Angehöre von depressiven Patienten und ist von Montag bis Donnerstag zwischen 10 und 12, 14 und 20 Uhr, sowie Freitags bis 18 Uhr erreichbar.
Seelsorge online
Alle Angebote bieten auch Internet- und Online-Beratung an. Außerdem finden Sie unter Internetseelsorge.de und das-sorgentelefon.com weitere Möglichkeiten der Seelsorge per neuen Medien. Bedenken Sie dabei jedoch, dass eine Antwort selten sofort erfolgen kann, sondern etwas Zeit benötigt – meist ein oder zwei Tage.
Wann kann ich mich an einen Seelsorger wenden?
Manche ältere Menschen empfinden vor allem große Einsamkeit, vielleicht wohnt die Familie weit weg. In solchen Gesprächen steht weniger die Lösung eines Problems im Vordergrund, sondern das aktive Zuhören und Annehmen des Ratsuchenden. Zuweilen gehen die Seelsorge-Angebote auch darüber hinaus und bieten eine Art Lebensberatung an. Oft sind es dann Menschen in Krisensituationen, die sich an einen Seelsorger wenden. Klassische Themen bei der Seelsorge sind beispielsweise:
- Krankheiten
- Verluste und Trennungen von geliebten Menschen
- Suchtproblematiken
- Verlust des Arbeitsplatzes
- Finanzielle Probleme
- Mobbing
- Ehe- oder Beziehungskrisen
- Sinnkrisen
- Spirituelle Fragen
Wichtig ist aber auch hier, dass Seelsorge keine vermeintlich einfache, pauschale oder naheliegende Lösung aufdrängt. Vielmehr unterstützt und ermächtigt sie den Ratsuchenden, sich selbst zu helfen.
Wie finde ich einen guten Seelsorger?
Viele sind sich unsicher, mit welchem Problem sie zur Seelsorge gehen dürfen und wohin sie sich dabei genau wenden sollten. Seelsorge ist nicht an einen bestimmten Anlass geknüpft. Jeder Mensch kann in jeder für ihn einschneidenden Krisensituation das Angebot annehmen. In den letzten Jahrzehnten haben sich auch außerhalb der großen Kirchen reichlich Seelsorge-Angebote aufgetan.
Die verschiedenen Beratungsstellen nutzen zur Unterstützung sowohl Telefon, Chat, SMS, Post oder E-Mail als auch das traditionelle, persönliche Gespräch. Ganz nach Wunsch des Ratsuchenden. Seelsorge-Angebote gibt es dabei für die unterschiedlichsten Zielgruppen, zum Beispiel in folgenden Bereichen: Altenheim-Seelsorge, Blinden- oder Gehörlosenseelsorge, Frauen- beziehungsweise Männerseelsorge, Krankenhausseelsorge, Migrantenseelsorge, Notfallseelsorge oder die Telefonseelsorge.
Tipp: Auf was sollte ich bei meiner Wahl achten?
Seelsorge ist nicht nur Zuhören. Gute Seelsorger haben einen ganzen Strauß von Möglichkeiten und Methoden, den Ratsuchenden zu helfen und sie zu unterstützen. Sie bieten:
- Geistlichen Beistand und Begleitung
- Hilfe bei der Sinnsuche
- Empfehlungen für weiterführende Hilfen und Angebote
- Erweiterungen des Horizonts
- Perspektivenwechsel
- Antworten auf drängende Fragen
Welche Eigenschaften sollte mein Seelsorger mitbringen?
Wer gerne den persönlichen Kontakt zu einem Seelsorger aufnehmen möchte, findet bei den Kirchen die entsprechenden Ansprechpartner. Diese sind entweder Pfarrer, Diakone oder Ordensschwestern, aber auch Psychologen und Sozialpädagogen. Wichtig ist, dass Ratsuchende sich vom ersten Moment an wohl und angenommen fühlen. Der zwischenmenschliche Draht zwischen Ihnen und dem Seelsorger sollte einfach stimmen. Folgende Fähigkeiten zeichnen einen guten Seelsorger aus:
- Belastbarkeit
Seelsorger sollten nicht den Eindruck erwecken, dass sie vor dem Anliegen seines Gegenübers zurückschrecken. - Einfühlungsvermögen
Sie sollten Einfühlungsvermögen zeigen. Die Perspektive ihres Gegenübers können sie nachvollziehen und verstehen. - Zugewandtheit
Ein guter Seelsorger lässt voll und ganz auf den Ratsuchenden ein. Er vermittelt ihm nicht das Gefühl, dass er nur eine Person von vielen ist. - Toleranz
Seelsorger sollten sich auch mit Lebensentwürfen beschäftigen können, die nicht ihrer Einstellung oder ihrem Glauben entsprechen.
Seelsorge-Ausbildung: Kann ich selbst Seelsorger werden?
Nach christlichen Selbstverständnis sollte jeder Christ in der Lage sein, das Einfühlungsvermögen aufzubringen, um seelsorgerisch tätig werden zu können. Dabei steht Vertraulichkeit an oberster Stelle. Wenn Sie unter dieser Voraussetzung selbst ehrenamtlich in der Seelsorge mitarbeiten möchten, dann können Sie das freilich tun. Die Arbeit in der Seelsorge stärkt nicht nur die eigene Selbstreflexion, sondern auch Ihre Empathiefähigkeit.
Neue Interessenten erhalten professionelle Schulung. Damit haben sie das Rüstzeug, um mit neuen, ungewohnten Situationen umgehen zu können. Psychologen vermitteln Ihnen in einem Einführungskurs und durch fortlaufende Betreuung per Supervision die nötigen Kompetenzen in der Gesprächsführung und arbeiten mit Ihnen schwierige Gespräche nach. Sie werden also nicht alleine gelassen.
Seelsorge-Ausbildung: Was sollte ich mitbringen?
Folgende Soft Skills sind hilfreich, wenn Sie ehrenamtlich in der Seelsorge mitarbeiten möchten:
- Sie können aufmerksam zuhören.
- Ihr Verständnis können Sie kurz und prägnant wiedergeben.
- Sie verstehen Emotionen hinter dem Gesagten.
- Mit geeigneten Fragen können Sie Themen auf den Punkt bringen und Probleme klar eingrenzen.
- Sie verurteilen andere Haltungen oder Lebensentwürfe nicht, auch wenn diese aus Ihrer Sicht oder sogar objektiv gesehen falsch sein sollten.
Fachkenntnisse benötigen Sie in der Regel keine. Je nach Einsatzbereich werden Ihnen diese vermittelt, zum Beispiel in der Palliativmedizin, der Suchtproblematik oder dem Migrationsrecht.
Grenzen der Seelsorge
Seelsorge ersetzt keine Psychotherapie. Zwar sind viele Seelsorger auch ausgebildete Therapeuten, aber es geht nicht vorrangig darum ein Problem zu lösen, sondern darum, zuzuhören und Annahme zu vermitteln. Zeichnen sich zum Beispiel schwerwiegende psychische Problematiken ab, muss ein Seelsorger den Ratsuchenden an entsprechende Experten verweisen.
Meist kooperieren Seelsorgestellen mit Psychotherapeuten oder Kliniken. Hierin liegt auch die Kunst eines guten Seelsorgers: Die eigenen Grenzen des Handels erkennen. Allerdings kommen in der Gesprächsführung der Seelsorge zunehmend auch psychotherapeutische Methoden zum Einsatz.
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