Was macht man als Seelsorger?
Seelsorger sind für Ratsuchende da. Die kommen allein nicht mehr weiter und suchen jemanden zum Reden. Daher ist der wohl wichtigste Aspekt in der Seelsorge das aktive Zuhören. Mindestens ebenso wichtig: Alle Gesprächsinhalte unterliegen der Schweigepflicht, bei Geistlichen sogar dem Beichtgeheimnis.
Die Ratsuchenden stecken aktuell in einer Notsituation: Beziehungskrisen, Arbeitslosigkeit, Trauer und Verlust sind typische Themen. Aber auch Sinnkrisen, Suchtprobleme, finanzielle Probleme und spirituelle Fragen fallen darunter. Beistand erfahren die Ratsuchenden zudem dadurch, dass die Seelsorger über ein gut ausgebautes Netzwerk an Experten in den verschiedensten Bereichen verfügen. An diese verweisen sie, sofern der gewünschte Rat über die einfache Seelsorge hinaus geht.
Seelsorger werden: Ausbildung und Werdegang
Der Begriff Seelsorger ist nicht geschützt. Theoretisch kann sich so jeder nennen, der sich empathisch um andere Menschen kümmert. Klassischerweise ist die Seelsorge jedoch ein Betätigungsfeld der katholischen und evangelischen Kirche. Daher gibt es auch Menschen, die von Beruf als Seelsorger arbeiten. Das sind dann in der Regel Priester oder evangelische Pfarrer, die zuvor ein Theologiestudium absolviert haben.
Daneben gibt es weitere Berufe, in denen hauptamtliche Experten seelsorgerisch tätig werden. So etwa Sozialpädagogen und Sozialarbeiter, die Sozialpädagogik oder Soziale Arbeit studiert haben. Auch Psychotherapeuten benötigen ein Studium in Psychologie und Psychotherapie, bevor sie praktizieren und anderen Menschen helfen können.
Seelsorger ohne Kirche: Ehrenamtliche Seelsorge
Nach christlichem Selbstverständnis kann theoretisch jeder gute Christ Seelsorger werden, auch ohne Studium. Seelsorgerisch Tätige kommen aus allen möglichen Berufsfeldern. Daher eignet sich die Tätigkeit auch fürs Ehrenamt. Gleichzeitig ist diese Aufgabe nicht an die Kirche gebunden: Weder Glaube noch Konfession spielen eine Rolle. Aber Interessierte sollten eine ausgeprägte Sozialkompetenz in diesen Bereichen mitbringen:
- Toleranz
Seelsorger beraten nicht nur die Schäfchen der Gemeinde, sondern auch Konfessionslose oder Atheisten. Daher sollten Sie auch Lebensentwürfe respektieren, die von ihren eigenen oder ihrem Glauben abweichen. - Belastbarkeit
Die Ratsuchenden konfrontieren ihr Gegenüber teilweise mit schlimmen Erlebnissen und Problemen. Seelsorger sollten sich innerlich abgrenzen können und ihrerseits emotional stabil sein. - Einfühlungsvermögen
Für die Ratsuchenden ist es wichtig, dass das Gegenüber ihre Perspektive einnehmen und sie verstehen kann. - Zugewandtheit
Ein guter Seelsorger lässt sich voll und ganz auf den Ratsuchenden ein. Er vermittelt ihm nicht das Gefühl, dass er nur eine Person von vielen ist.
Vorbereitung auf das Ehrenamt
Wer sich in der Seelsorge engagieren möchte, kann sich an seine Gemeinde wenden. So gibt es beispielsweise von der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover spezielle Basiskurse für ehrenamtlich Tätige in der Seelsorge. Diese richten sich an Menschen im Alter von 25 bis 70 Jahren. Auch andere Gemeinden bieten nach den Richtlinien der Landeskirche Ausbildungen für Ehrenamtliche an. Meist dauern solche Kurse ein Jahr. Rund 15 Stunden monatlich entfallen auf Schulung, Besuche, Mentoratsgespräche und Supervision.
Die Interessenten üben unter anderem seelsorgliche Gesprächsführung. Daneben geht es darum, die Kompetenzen in den spezifischen Seelsorgefeldern zu erweitern, Orientierungshilfe bei ethischen und rechtlichen Fragestellungen zu bieten und psychologische Grundkenntnisse zu erweitern. Die Ehrenamtlichen lernen bei der Vorbereitung, worauf es im Gespräch mit Betroffenen ankommt und wie sie auf verschiedene Situationen reagieren können.
Seelsorger Gehalt
Ob Sie als Seelsorger ein Gehalt bekommen, hängt davon ab, ob Sie ehrenamtlich oder hauptamtlich tätig sind. Als angestellter Pfarrer Ihrer Gemeinde, als Psychotherapeut einer Klinik oder Sozialpädagoge in einer Einrichtung erhalten Sie natürlich ein Gehalt für Ihre Tätigkeit. Das richtet sich nach Ihrer Position, der Region, der Größe des Arbeitgebers beziehungsweise der Institution sowie Ihrer Berufserfahrung. Häufig gilt der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes.
Anders beim Ehrenamt: Ehrenamtliche Seelsorge wird wie andere ehrenamtliche Tätigkeiten nicht entlohnt. Aber Sie können eine Aufwandsentschädigung erhalten. Damit honoriert die Organisation Ihren zeitlichen Aufwand, Material- und Fahrtkosten. Das kann sie pauschal mit der Ehrenamtspauschale tun oder aber mithilfe des Aufwendungsersatzes. In dem Fall müssen Sie allerdings sämtliche Belege und Quittungen aufbewahren und Ihre Auslagen exakt nachweisen.
Häufige Fragen und Antworten rund ums Ehrenamt
Als Rentner dürfen Sie so viel ehrenamtlich arbeiten, wie Sie möchten. Manche Ehrenämter haben einen Zeitaufwand von wenigen Stunden im Monat, andere von wenigen Stunden pro Woche. Berufstätige sollten den Umfang der Tätigkeit mit ihrem Arbeitgeber klären, sofern er den Bereich der Nebenberuflichkeit überschreitet.
Als Nebentätigkeit gilt alles, was bis zu maximal einem Drittel der Vollzeit-Erwerbstätigkeit zeitlich in Anspruch nimmt. Je nach Arbeitszeit sind dies zwischen 11 und 14 Stunden pro Woche.
Beispiel: Sie leiten in Ihrem Urlaub eine Jugendfreizeit leiten, die über zwei Wochen 24-Stunden am Tag andauert. Dies ist als Ehrenamt zu werten, wenn das zeitliche Engagement aufs ganze Jahr gesehen unter einem Drittel Ihres Hauptberufs bleibt.
Auch Arbeitslose können ein Ehrenamt ausüben. Allerdings hat der die Vermittlung in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit immer Vorrang. Daher ist auch der Bezug von Arbeitslosengeld an einige Vorgaben geknüpft: Sofern Ihr Ehrenamt mehr als 15 Stunden pro Woche in Anspruch nimmt, müssen Sie dies der Arbeitsagentur melden.
Zudem darf die Aufwandsentschädigung nicht den Betrag von 200 Euro pro Monat überschreiten. Andernfalls wird Ihnen dies auf die Leistungen der Agentur für Arbeit angerechnet.
Die Ehrenamtspauschale ist steuer- und sozialversicherungsfrei. Allerdings muss sie in der Steuererklärung aufgeführt werden. Dafür muss es sich um eine ideelle Tätigkeit handeln, etwa die Mitarbeit bei der Tafel.
Wer als aktiver Fußballer von seinem Verein eine Zahlung erhält, muss diese also voll versteuern und bei der Sozialversicherung angeben. So etwas fällt nicht unter die Ehrenamtspauschale.
Um das soziale Engagement bei einer Prüfung belegen zu können, ist letztlich die Satzung des Vereins oder der Institution entscheidend. Dazu muss der Vorstand die Ehrenamtspauschale dem Ehrenamtlichen aktiv bestätigen.
Weiteres Kriterium ist die pauschale Zahlung der Aufwandsentschädigung. Eine Bezahlung nach Stundenlohn ist keine ehrenamtliche Tätigkeit mehr, sondern ein Nebenjob.
Die Ehrenamtspauschale geben Sie dort in der Steuererklärung an, wo Sie auch Ihre hauptberuflichen Einnahmen eintragen. Bei Selbstständigen ist dies die Einnahmen-Überschussrechnung (EÜR), bei Arbeitnehmern die Anlage N.
Übersteigen die Einnahmen durch das Ehrenamt die Höhe der Pauschale, so muss der darüberliegende Betrag als Nebeneinnahme eingetragen werden.
Zusätzlich können Sie durchs Ehrenamt entstandene Aufwendungen als Betriebskosten beziehungsweise Werbungskosten absetzen. Wer jedoch für die ehrenamtliche Tätigkeit bereits von einer Steuerbegünstigung profitiert (beispielsweise dem Übungsleiterfreibetrag) kann die Ehrenamtspauschale nicht anwenden.
Doppeltes Profitieren für die gleiche Tätigkeit ist ausgeschlossen. Gleiches gilt für die Kombination mehrerer Ehrenämter. Der Gesamtbetrag für alle Tätigkeiten zusammen erhöht sich nicht – die Ehrenamtspauschale bleibt immer bei den 840 Euro.
Bei einer Mitarbeit in einer sozialen Organisation, in Vereinen sowie Körperschaften öffentlichen Rechts sind Sie in der Regel gesetzlich unfall- und krankenversichert. Zudem haben alle Bundesländer für ehrenamtlich Tätige Sammelverträge zur Haftpflichtversicherung abgeschlossen.
Fragen Sie Ihre Organisation vorab, ob ausreichender Versicherungsschutz (Unfall-, Berufsunfähigkeits- und Haftpflichtversicherung) existiert. Gegebenenfalls müssen Sie selbst tätig werden. Das gilt auch für ehrenamtliches Engagement im privaten Bereich: Wer also im Rahmen der Nachbarschaftshilfe oder als Leihoma mit den Nachbarskindern etwas unternimmt, muss sich selbst versichern.
Stellenangebote: Wo arbeiten Seelsorger?
Viele Seelsorger arbeiten in Einrichtungen der Kirche, bei Behörden oder Hilfsinstitutionen. Je nach Zielgruppe gibt es spezielle Angebote zur Seelsorge, in denen Ehrenamtliche tätig sein können. Dazu zählen:
- AIDS-Seelsorge
- Altenheim-Seelsorge
- Betriebsseelsorge
- Blindenseelsorge
- Gefängnisseelsorge
- Gehörlosenseelsorge
- Krankenhausseelsorge
- Militärseelsorge
- Notfallseelsorge
- Polizeiseelsorge
- Schulseelsorge
Häufig bilden die jeweiligen Einrichtungen selbst ihre ehrenamtlichen Seelsorger aus, so etwa die Polizei oder in der Justiz für die Gefängnisseelsorge.
Seelsorge via Telefon, online per Mail und Chat
Nicht immer findet die Seelsorge im direkten Gespräch unter vier Augen statt. Die Telefonseelsorge gibt es bereits seit über 60 Jahren. Zum Vergleich: Gerade mal 300 Festangestellte, aber knapp 8.000 Ehrenamtliche arbeiten in der Telefonseelsorge. Im Einsatz sind Berufstätige ebenso wie Rentner, Hausfrauen oder Studierende.
Neben der Seelsorge am Telefon können ehrenamtliche Seelsorger auch per Mail oder Chat helfen. Das Angebot richtet sich an Ratsuchende, die beispielsweise aufgrund der Entfernung oder Scham das persönliche Gespräch nicht wahrnehmen können oder scheuen.
Telefonbesuchsdienst der Malteser
Ein Zwischending aus Alltagsbegleiter und Telefonseelsorge ist der Telefonbesuchsdienst der Malteser. Die katholische Hilfsorganisation bildet ebenfalls Seelsorger im Bereich der Telefonseelsorge aus. Und bietet mit dem Telefonbesuchsdienst eine Alternative für Interessierte, die ins Ehrenamt hineinschnuppern möchten. Hier bieten Sie Senioren Ihre Zeit für Telefonate, die keine persönlichen Besuche empfangen können oder möchten. Häufig mangelt es an sozialen Kontakten, dennoch ist der Gesprächsbedarf groß. Mit dem Telefonbesuchsdienst springen Ehrenamtliche in diese Lücke.
Wichtige Telefonnummern und Links
Weiterführende Informationen sowie Ansprechpartner finden Sie hier:
- Telefonseelsorge
0800 / 1110111 oder 0800 / 1110222 oder 116 123 - Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover
0511 / 79 00 31-13 - Seelsorge Aus-, Fort- und Weiterbildung
030 / 3191390, 0160 / 1900178
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