Definition: Was heißt senil sein?
„Senil“ ist der Fachbegriff für altersschwach. Gemeint ist damit das Nachlassen körperlicher Leistungsfähigkeit, die infolge fortgeschrittenen Alters eintritt. In der Regel ist die Gedächtnisleistung davon betroffen. Die betroffene Person gilt als Greis, der in seinen Möglichkeiten beschränkt ist. Häufig fallen die Betroffenen durch mehr oder weniger kindische Äußerungen oder Handlungen auf.
Der Begriff wird teilweise abwertend für Personen gebraucht, die zittrig oder gebrechlich wirken. Auch wenn jemand vergesslich ist, bezeichnen einige das als „senil“. Dabei muss Vergesslichkeit nichts mit tatsächlicher Senilität oder Demenz zu tun haben. Das Gegenteil von senil wäre übrigens juvenil.
Bedeutung in der Medizin
Im Gegensatz zur allgemeinsprachlich ungenauen Verwendung ist die Bedeutung in der Medizin auf Menschen im hohen Lebensalter beschränkt. Die sogenannte Altersschwäche wird als eigenständige Todesursache gewertet. So kann sie beispielsweise zu Multiorganversagen mit Todesfolge führen.
Unterschied zwischen Senilität und Demenz
Wann ist man senil? Wann dement? Beide Begriffe werden umgangssprachlich synonym verwendet. Es gibt zwar Überschneidungen, aber es handelt sich um unterschiedliche Erkrankungen. Die Unterschiede im Einzelnen:
Senilität
Analog zu senil ist Senilität der Fachbegriff für Altersschwäche. Heißt: Diese Erkrankung tritt nur im hohem Alter auf und ist eine natürliche Folge des Alterns. Bisher sind keine weiteren Ursachen bekannt, die dazu führen. Gleichzeitig können Krankheiten oder ein Unfall diesen Prozess negativ beeinflussen.
Senilität Symptome
Senile Personen sind deutlich körperlich eingeschränkt. Ihre Bewegungsfähigkeit und -motivation nimmt rapide ab. Dazu kommt eine eingeschränkte Leistung des Gehirns:
- Vergessen wichtiger Jahrestage oder Verwechslung von Wochentagen
- Lange Überlegungen sind notwendig, bis eigentlich bekannte Namen oder Begriffe einfallen
- Überforderung bei der Bedienung einfacher technischer Geräte verbunden mit Bitte um Hilfe
- Verlieren oder Verlegen von Dingen
- Betroffene fühlen sich oft müde oder sind desorientiert
Demenz
Demenz hingegen ist der Oberbegriff für mehrere Erkrankungen. Gekennzeichnet sind sie durch den fortlaufenden Abbau der geistigen Fähigkeiten. Das zeichnet zwar auch senile Personen aus. Aber: Demenz ist altersunabhängig, das heißt, sie kann auch in jüngeren Jahren auftreten. Und sie kann unterschiedliche Ursachen haben. Sie kann Merkmal einer Erkrankung sein. So beispielsweise bei der Alzheimer-Krankheit. Diese ist jedoch nur eine von mehreren Demenz-Erkrankungen, zu denen auch Parkinson gehört.
In anderen Fällen beeinflussen Unfälle oder Erkrankungen wie zum Beispiel Krebs, wie dement ein Mensch ist. Demenz ist dann eine Folge der Umstände. Auch Alkohol und Medikamente (vor allem bei missbräuchlichem Konsum) können dem geistigen Verfall Vorschub leisten.
Was ist die senile Demenz?
Senile Demenz spezifiziert die Demenzform und betont die Ursache – in dem Fall das Alter. Da die konkreten Auswirkungen von Senilität beziehungsweise Demenz vergleichbar sind, legen viele Menschen gar keinen großen Wert auf eine genaue Unterscheidung medizinischer Prozesse. Senile Demenz dient daher als praktische Bezeichnung für alle Abbauprozesse des Gehirns.
Lassen Leistungsfähigkeit und Erinnerungsvermögen nach und nimmt der Grad der Verwirrung zu, können viele Menschen den Alltag nicht mehr bewältigen. Der Begriff „senil“ beziehungsweise „senile Demenz“ beinhaltet aber de facto noch mehr. Meistens ist das emotionale Verhalten mit betroffen. Soziale Kompetenzen wie Empathie oder Rücksichtnahme gehen verloren.
Senile Bettflucht eher scherzhaft
Auch die vielgerühmte senile Bettflucht hat nichts mit Demenz zu tun, noch sind Betroffene tatsächlich senil: Vielmehr ändert sich im Alter das Schlafbedürfnis. Benötigen Menschen im mittleren Lebensalter noch bis zu acht Stunden pro Nacht, kommen Senioren teilweise mit sechs Stunden aus. Ein Mittagsschlaf oder Powernapping kann dann das mittägliche Tief überwinden.
Tipps gegen Senilität
Wer frühzeitig etwas für seine Gedächtnisleistung tut, der kann dadurch möglicherweise den Ausbruch von Senilität verzögern. Geeignet sind hierzu ganz unterschiedliche Maßnahmen.
- Gedächtnis trainieren
Machen Sie regelmäßig spielerisches Gedächtnistraining. In diesem Zusammenhang haben sich Denkspiele und Memory als besonders hilfreich erwiesen. - Ernährung abstimmen
Achten Sie auf gesunde und ausgewogene Ernährung. Greifen Sie zu Vollkornprodukten. Die langkettigen Kohlehydrate beugen Heißhunger und eine hohe Insulinausschüttung vor. Auf Alkohol und Rauchen sollten Sie möglichst verzichten. Schränken Sie den Konsum von Fleisch (besonders Rind und Schwein) und gesundheitsschädlichen Genussmitteln wie Zucker sowie gesättigte Fettsäuren (in Butter, Sahne) ein. - Leistung fördern
Bestimmten Präparaten und Wirkstoffen sagt man leistungsfördernde Wirkung nach. Gut sind zum Beispiel Omega-3-Fettsäuren, Ginseng oder Ginkgo. Ein völlig simples, aber sehr effektives Mittel: Trinken Sie genügend Wasser. Das enthält nicht nur wichtige Elektrolyte, sondern beugt Dehydrierung sowie Konzentrationsschwierigkeiten vor. - Bewegung einbauen
Motivieren Sie sich zu körperlicher Bewegung. Das muss kein großer Sport sein. Eine kleine Runde an der frischen Luft bei Tageslicht wirkt oft schon Wunder.
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Senil: Diagnose und Untersuchungsmethoden
Wer senil ist, muss regelmäßig ärztlich untersucht und beobachtet werden. Denn Senilität ist nicht umkehrbar. Die Entwicklung ist jedoch bei jedem Menschen anders. Aus diesem Grund wird zunächst die genaue Krankengeschichte der Betroffenen erfasst. Dies beinhaltet die Beobachtung der Entwicklung des Symptome und Verhaltensveränderungen. Zusätzlich spielen Lebensumstände wie Krankheiten und Medikation sowie familiäre Vorbelastungen und weitere Risikofaktoren wie Alkohol und Rauchen eine Rolle.
Dazu kommen neurologische und psychologische Untersuchungen. In verschiedenen Tests und Schritten werden Aufmerksamkeit, Orientierungsfähigkeit, Sprachvermögen und logische Fähigkeiten untersucht. Die Untersuchungsmethoden umfassen sowohl die radiologische Diagnostik und Bluttests als auch diverse Sprach- und Orientierungstests. Einer der bekanntesten (weil einfachsten) ist dabei der Uhrentest. Der Patient wird gebeten, eine bestimmte Uhrzeit anhand der Zeigerstellung aufzumalen. Menschen, die im Frühstadium bereits senil sind, scheitern an dieser Stelle.
Verlauf der Senilität
Senil wird man nicht von heute auf morgen. Bei vielen Betroffenen schreitet die Krankheit langsam in einem Zeitraum von fünf, zehn oder gar mehr Jahren voran. Dabei sind verschiedene Etappen zu verzeichnen, die sich aber nicht bei jedem Menschen gleich entwickeln. Dennoch lassen sich insgesamt fünf Phasen einteilen:
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1. Phase
Das erste Stadium ist geprägt von Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Erste kleine Gedächtnisausfälle werden noch geleugnet. Im Gegenzug nehmen Reizbarkeit und negative Gedankenmuster zu.
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2. Phase
Wenn der senile Zustand weiter voranschreitet, ist die Anpassungsfähigkeit an neue Umstände, Umgebungen oder Aufgaben nur noch schwer möglich. Wer senil ist, dem fällt es schwer, neue Dinge zu erlernen oder sich damit zu arrangieren. Oft kann dies auch ein Auslöser für eine Depression sein.
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3. Phase
Hier kommen Störungen der Gemüts- und Gefühlslage hinzu. Angehörige berichten oft davon, dass senile Menschen nicht mehr im Stande sind, Freude oder Leid zu empfinden. Sie versinken in einer Art Gleichgültigkeit.
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4. Phase
Der fließende Übergang erfolgt in das vierte Stadium. Persönlichkeitsveränderungen nehmen zu und Anpassungsfähigkeit an alltägliche Abläufe nehmen ab.
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5. Phase
In der letzten Phase ist der Verfall deutlich erkennbar, der Pflegefall tritt ein. Die Betroffenen sind pflegebedürftig. Selten kommen Angehörige nun ohne 24-Stunden-Hilfe aus. Zumeist gibt es spätestens jetzt keine Alternative zu einem Umzug in ein Pflegeheim.
Wenn ein Mensch senil ist, gibt es keine Aussicht auf eine Heilung. Aber die Entwicklung lässt sich vor allem in den frühen Phasen durch Aktivitäten und Motivation zu Gedächtnistraining aufhalten. Eine Umkehr auf diesem Weg ist hingegen leider ausgeschlossen.
Senile Eltern: Tipps zum Umgang
Wenn die eigenen Eltern senil werden, sind Angehörige zu Beginn oft unsicher. Wie geht man am besten mit ihnen um? Ist es sinnvoll, das Problem zu verschweigen? Oder sollte es im Gegenteil offen angesprochen werden? Das liegt nicht nur am zwischenmenschlichen Verhältnis, sondern auch an der Persönlichkeit des Betroffenen. Wir haben folgende Tipps zur Kommunikation mit senilen Personen:
Blick- und Körperkontakt
In der direkten Kommunikation nimmt die Körpersprache mit 55 Prozent den größten Anteil ein. Danach kommt die Stimme mit 38 Prozent. Der Inhalt wird lediglich zu 7 Prozent gewertet. Dies betrifft nicht nur senile Menschen, sondern unseren tagtäglichen Umgang. Dies bedeutet: Selbst wenn jemand nicht mehr den Inhalt verstehen kann, verbleiben uns immer noch 93 Prozent der Kommunikationsmöglichkeit. Setzen Sie daher bewusst eine ruhige Stimme ein und suchen Sie vertrauensvollen Blick- und Körperkontakt.
Haltung und Zugewandtheit
In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass Sie auf Augenhöhe mit der senilen Person gehen. Wer zum Beispiel in einem Rollstuhl sitzt, wird nur ungern von oben herab angesehen. Gehen Sie daher in die Hocke und signalisieren Sie Ihren Eltern so, dass Sie sie ernst nehmen und ihnen zugewandt sind.
Einfache und wertschätzende Sprache
Sprechen Sie langsam und nutzen Sie einfache, kurze Sätze. Wer senil ist, braucht meist bedeutend länger zum Verstehen. Legen Sie daher nach jedem Satz eine Sprechpause ein. Wichtig ist in diesem Zusammenhang ebenfalls, dass Sie Ihre Eltern bestärken und wertschätzen. Nicken Sie, geben Sie zurück, wenn Sie inhaltlich und vor allem emotional verstehen.
Rituale und Biographiebezug
Wenn jemand senil ist, tun ihm Rituale gut. Gleiche Abläufe geben Sicherheit. Diese finden sich zuhauf in der Biografie und dem persönlichen Verhältnis zwischen Ihnen und Ihren Eltern. Das können Aktivitäten wie gemeinsame Mahlzeiten oder Spaziergänge zu festen Zeiten sein. Oder einfach nur bestimmte Sätze, die Sie miteinander emotional verbinden.
Fragen und Verständnis
Es ist ein weit verbreitetes Vorurteil, dass man Personen, die senil sind, keine Fragen stellen sollte. Entscheidend ist vielmehr, WIE Sie fragen. Vermeiden Sie Entscheidungsfragen à la Entweder-Oder. Nutzen Sie eher Ja-Nein-Fragen. Idealerweise spiegeln Sie so Ihrem Gegenüber zurück, was bei Ihnen zwischen den Zeilen angekommen ist. „Habe ich das richtig verstanden, dass…“ ist eine schöne Art, gegenseitig mehr Verständnis zu erreichen. Oder aber Sie nutzen offene Fragen. Zum Beispiel: „Wie meinst du das?“
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