Seniorenstudium: Was kann man als Rentner studieren?
Der Begriff Seniorenstudium ist zunächst einmal ein Sammelbegriff. Darunter verbergen sich viele verschiedene Angebote mit den unterschiedlichsten Namen: Seniorenuniversität, Seniorenkolleg, Seniorenakademie oder ähnliches.
Sie alle eint eines: Ein Seniorenstudium wird immer an einer Hochschule absolviert. In den allermeisten Fällen wird es von bereits bestehenden, traditionellen Universitäten angeboten und ist speziell auf die Bedürfnisse der Generation 60 plus ausgerichtet. Sie können aber auch schon mit 50 daran teilnehmen.
Beliebte und stark nachgefragte Themen für ein Seniorenstudium sind:
- Theologie
- Psychologie
- Geschichte
- Philosophie
- Germanistik
- Naturwissenschaften
- Archäologie
Was sind die Unterschiede zwischen einem normalen und einem Seniorenstudium?
Ein Seniorenstudium unterscheidet sich vor allem inhaltlich von einem regulärem Studium, das selbstverständlich älteren Menschen ebenfalls nach wie vor offen steht.
Die Inhalte im Seniorenstudium sind eher allgemeiner gehalten als in einem regulären Studium. Das bedeutet jedoch nicht, dass Senioren vom normalen studentischen Alltag ausgegrenzt sind. Im Gegenteil: Viele Vorlesungen und Seminare im Seniorenstudium sind in die normalen Abläufe einer Hochschule eingegliedert.
Es gibt etliche Angebote für ein Seniorenstudium, für das Sie – mit Ausnahme von Bayern – ohne Abitur problemlos eine Zulassung erhalten. Insbesondere Themen der Kultur und der Allgemeinbildung sind häufig von diesen Beschränkungen ausgenommen. Sie müssen daher keine Sorge haben, dass Sie jungen Studenten einen Platz weg nehmen.
Inzwischen bieten über 50 deutsche Universitäten ein Seniorenstudium an – oft als fächerübergreifendes Angebot, bei dem die älteren Studenten ausgewählte Lehrveranstaltungen als Gasthörer besuchen. Die Angebote unterscheiden sich dabei von Hochschule zu Hochschule.
Wie viele Senioren studieren?
Ein Seniorenstudium hat weniger das Erreichen eines akademischen Abschlusses oder das Absolvieren von Prüfungen zum Ziel, sondern soll vielmehr die Freude an der wissenschaftlichen Weiterbildung vermitteln – ganz ohne Zeitdruck.
Das kommt gut an: Knapp 50.000 Senioren sind aktuell an einer Hochschule eingeschrieben – Tendenz steigend.
So sitzen häufig junge und ältere Semester zusammen in den Veranstaltungen und profitieren so gegenseitig voneinander. Die Jungen von der Lebens- und Praxiserfahrung der Älteren und diese wiederum umgekehrt von frischen Denkansätzen der jüngeren Studenten.
Was kostet ein Seniorenstudium?
Selbstverständlich ist ein Seniorenstudium nicht von den Studiengebühren ausgenommen. Im Gegenteil: Manche Universitäten verlangen von den älteren Semestern sogar höhere Gebühren als von den Jungakademikern.
Die Bandbreite ist dabei riesig: Manche Hochschulen berechnen lediglich 50 Euro pro Semester für einen Gasthörer-Status, andere erheben Studiengebühren von 500, 800 oder gar 1.000 Euro pro Semester. Diese entsprechen oft einem regulären Studium und sind daher meist an Zugangsvoraussetzungen geknüpft. Mehr Infos zu den Zugangsvoraussetzungen erhalten Sie weiter unten.
Die Anmeldung sowie eine Übersicht der Kosten sind inzwischen an jeder Hochschule online möglich.
Welche Angebote für ein Seniorenstudium gibt es konkret?
Die Auswahl an Möglichkeiten, ein Seniorenstudium aufzunehmen, ist nicht bundeseinheitlich geregelt. Da die Bildungspolitik grundsätzlich Sache der Bundesländer ist und es für ein Seniorenstudium keine einheitlichen Standards gibt, gestaltet jede Hochschule ihr eignes Programm, von dem sie der Meinung ist, dass darin ihre Stärken liegen und es die Senioren interessiert.
Grob lassen die Angebote dabei in drei Bereiche unterteilen:
- Studium Generale:
Dieses akademische Bildungsangebot richtet sich nicht nur an Senioren, sondern an breite Teile der Bevölkerung und enthält keinerlei Zulassungsbeschränkungen. Allerdings bleiben die Vorträge und Kurse häufig nur auf oberflächlichem Niveau. - Gasthörerstudium:
Dieses Angebot geht wissenschaftlich gesehen schon tiefer. Die älteren Studenten suchen sich aus ausgewählten und geöffneten Lehrveranstaltungen ihren passenden Stundenplan zusammen. Häufig erhalten Sie dafür eine Teilnahmebescheinigung oder ein Zertifikat. - Bachelor-, Master- oder Promotionsstudium:
Dieses reguläre Vollzeitstudium setzt als Zulassungsvoraussetzung das Abitur voraus. Die Studenten nehmen ganz normal an den Lehrveranstaltungen teil, schreiben Ihre Prüfungen, Haus- und Abschlussarbeiten. Der Vorteil ist, dass eine hohe Spezialisierung auf den gewählten Fachgebiet erfolgt. Eine breite Streuung über mehrere Fachbereiche ist nicht vorgesehen. Zudem ist der Zeitaufwand ziemlich hoch.
Spezielle Angebote und weiterführende Links
Um in dem Dschungel an Angeboten einen Überblick zu erhalten, hat der Akademische Verein der Senioren in Deutschland (AVDS) einen Studienführer für Senioren erstellt, den Sie sich unter obigem Link abrufen können.
Für internationale Angebote ist besonders die Uni Ulm bekannt.
Ebenfalls hat sich die Uni-Frankfurt mit einem breiten Angebot speziell für Senioren hervorgetan.
Außerdem gibt es seit dem Jahr 2006 eine reine Seniorenuniversität. Diese befindet sich in Bad Meinberg im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Der Vorteil ist, dass sich das Angebot dieser Bildungseinrichtung zu hundert Prozent auf die Bedürfnisse der älteren Semester ausrichtet – jedoch fehlt der Austausch mit den Jungakademikern.
Ein weiteres innovatives Modell für ein Seniorenstudium wird seit etlichen Jahren an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg angeboten. Hier bieten junge und hochqualifizierte Akademiker, die vorübergehend ohne Anstellung sind, spezielle Lehrveranstaltungen nur für die Generation 60 plus an.
Voraussetzungen für ein Seniorenstudium
Je nachdem, für welches Angebot und welchen Ort Sie sich entscheiden, gibt es unterschiedliche Zugangsvoraussetzungen für ein Seniorenstudium. Die traditionellen Gasthörer-Studiengänge oder das Studium Generale sind dabei außerhalb Bayerns oft nicht an einen bestimmten Schulabschluss gebunden.
Wer sich in einen regulären Studiengang einschreiben möchte, benötigt dafür in aller Regel das Abitur. Je nach Fachbereich kann sogar ein Numerus Clausus herrschen, also eine Notenbegrenzung oder andere Einschränkungen.
Manche Hochschulen gestatten jedoch die Zulassung zu bestimmten Studiengängen, wenn eine abgeschlossene Berufsausbildung, sowie Berufspraxis und/oder entsprechende Fortbildungen nachgewiesen werden können.
Fernstudium für Senioren
Wer nicht in einer Universitätsstadt wohnt oder wem die regelmäßige Anwesenheit in einem Hörsaal nicht taugt, muss nicht auf ein Seniorenstudium verzichten. Per Fernstudium lässt sich ebenfalls gut studieren. Zum Beispiel bei folgenden, großen und seriösen Anbietern:
- Fernakademie
- Institut für Lernsysteme (ILS)
- Laudius
- Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD)
Weitere Angebote von Fernunis erhalten Sie hier.
Meist sind die Kosten für ein kommerzielles Fernstudium höher als bei einem Seniorenstudium an einer traditionellen Universität. Dafür bekommen Sie die aufbereiteten Unterlagen bequem nach Hause geschickt und können in aller Ruhe und in Ihrem eigenen Tempo lernen. Die Lehrkräfte sind per Mail, Chat oder Telefon erreichbar.
Allerdings entfällt das Kennenlernen jüngerer Kommilitonen sowie der typische und von vielen so geschätzte studentische Alltag.
Alternativen zum Seniorenstudium
Wer an der Zulassung scheitert oder wem ein Seniorenstudium schlicht zu stressig ist, aber dennoch das lebenslange Lernen nicht aus den Augen verlieren möchte, hat diverse weitere Möglichkeiten, sind im Alter weiterzubilden:
- Volkshochschulen sind selbst in kleineren Orten vertreten und verfügen über ein vielseitiges und breit gefächertes Angebot.
- Wer gerne Sprachen lernen möchte, kann sich an eine der Sprachschulen oder Internetangebote wenden.
- Ein Ehrenamt (zum Beispiel im Bereich der Seelsorge) ist in den allermeisten Fällen ebenfalls damit verbunden, Neues zu erlernen.
- Lesezirkel oder Lesegemeinschaften bieten bei regelmäßigen Treffs die Möglichkeit, sich in einer Gruppe über Bücher auszutauschen und deren Hintergründe zu reflektieren.
- Ein Selbststudium anhand einer gut sortierten Bibliothek braucht nicht immer einen akademischen Hintergrund. Schon das Stöbern in wissenschaftlichen Abteilungen der Büchereien kann neue Horizonte öffnen.
Warum Seniorenstudium? Vorteile des Studiums im Alter
Wer sich fragt, warum man sich im verdienten Ruhestand noch einmal ein Studium antun sollte, muss sich zunächst über seine eigenen Motive klar werden. Diese unterscheiden sich von denen ihrer jüngeren Kommilitonen deutlich. Es geht nicht mehr darum, sich möglichst fit für eine Berufskarriere zu machen.
Die Gründe für ein Seniorenstudium nach dem Renteneintritt sind andere:
- Neue Eindrücke und Erfolgserlebnisse erhalten
- Über den Tellerrand hinausschauen und neugierig bleiben
- Freude am Austausch mit einer anderen Generation
- Qualifizierung für einen Nebenjob im Alter
- Einblick in aktuelle Entwicklungen bekommen
- Aktiv neue Kontakte und Geselligkeit erleben
- Sich in einer veränderten Welt besser zurecht finden können
- Einen langersehnten Traum vom Studium erfüllen
- Eigene Ressourcen ohne großen Druck fordern und fördern
- Einsamkeit oder Langeweile entgegenwirken und den Tag strukturieren
- Erfahrungen weitergeben
Ob Sie sich für ein Seniorenstudium entscheiden, bleibt letztendlich Ihnen überlassen. Dennoch ist die Weiterbildung im Alter durchaus zu empfehlen, um gedanklich fit und flexibel zu bleiben.
Tipps für ein erfolgreiches Seniorenstudium
Das Klischee, dass alte Menschen nicht mehr so gut lernen können, ist inzwischen längst widerlegt. Aufgrund ihrer Lebenserfahrungen lernen sie zwar anders, aber sicher nicht weniger intensiv oder mit weniger Begeisterung.
Damit das Seniorenstudium dennoch ein Erfolg wird, haben wir einige Tipps für Sie:
- Tauschen Sie sich möglichst häufig mit jüngeren Studenten aus. Soziale Kontakte fördern das jeweilige Verständnis zwischen den Generationen.
- Halten Sie sich dabei jedoch mit vermeintlich gut gemeinten Ratschlägen aus Ihrer Lebenserfahrung zurück.
- Informieren Sie sich vorab gründlich über die Vorlesungen und die Inhalte, um maximal davon zu profitieren.
- Überlegen Sie sich vor jeder Veranstaltung, was Sie genau wissen möchten und notieren Sie sich Ihre Fragen.
- Beginnen Sie zunächst nur mit Vorlesungen. Das ist zunächst einfacher als Seminare, da sie klarer strukturiert sind.
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