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Definition: Was versteht man unter Tagespflege?
Grundsätzlich ist die Tagespflege ein Betreuungsangebot für Senioren, die ihren Alltag nicht mehr ohne Hilfe bewältigen können. Oft müssen deren pflegenden Angehörigen tagsüber arbeiten. Dennoch wollen oder können sie ihr Familienmitglied nicht alleine lassen. Vor allem bei Erkrankungen wie Demenz ist es wichtig, die Betreuung zu sichern. Die Betroffenen können schlimmstenfalls eine Gefahr für sich oder andere darstellen, etwa weil sie vergessen den Herd auszuschalten.
Damit ergänzt die Tagespflege die Versorgung durch den ambulanten Pflegedienst. Die älteren Menschen werden bis zu acht Stunden tagsüber in einer Einrichtung versorgt – sei es mit Mahlzeiten oder Freizeitgestaltungen. Ihr Lebensmittelpunkt liegt allerdings weiterhin noch in den eigenen vier Wänden. Diese Form der Tagesbetreuung gehört ebenso wie die Nachtpflege zu der teilstationären Unterbringung für pflegebedürftige Personen.
Voraussetzungen für die Tagespflege
Anders als bei der Kurzzeitpflege werden die Senioren nur tagsüber stationär betreut. Dafür kann es mehrere Gründe geben:
- Der Pflegebedürftige lebt alleine und hat kein soziales Umfeld, das sich um ihn kümmert.
- Durch die Einsamkeit droht er in eine Depression abzurutschen.
- Die pflegebedürftige Person kann ihren Haushalt nicht mehr bewältigen.
- Aufgrund von Demenz ist die Person orientierungslos und kann den eigenen Tag nicht mehr strukturieren.
- Sie ist nicht mehr imstande, selbstständig zu essen oder zu trinken oder vergisst es.
- Es besteht erhöhte Sturzgefahr für die Person.
- Die pflegebedürftige Person ist körperlich stark beeinträchtigt, etwa infolge einer Operation oder eines Apoplex.
Tagespflege in der Nähe finden
Wer nach einer Tagespflege in der Nähe sucht (meist sind es die Angehörigen, zuweilen aber auch die pflegebedürftige Person selbst), kann zwischen zwei verschiedenen Organisationsformen wählen:
- Stationäre Tagespflege
Hier findet die Tagesbetreuung in einem Pflegeheim oder einer extra dafür geschaffenen Einrichtung statt. - Stundenweise Tagespflege
Häufig bieten ambulante Pflegedienste diese Versorgungsform an.
Um eine geeignete Tagespflegeeinrichtung zu finden, haben Sie mehrere Möglichkeiten:
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Empfehlungen durch Freunde
Idealerweise kennen Sie jemanden, der bereits ein pflegebedürftiges Familienmitglied zur Tagespflege in einer Pflegeeinrichtung untergebracht hat. Eine Empfehlung durch Freunde oder Bekannte gibt einem ein besseres Gefühl; auch können die bereits aus eigener Erfahrung Vor- oder Nachteile benennen.
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Beratungsstellen in der Nähe
Alternativ oder zusätzlich informieren Sie sich bei Ihrer Kommune über die Angebote in Ihrer Nähe. Beratungsstellen für Senioren sind hier eine willkommene Anlaufstelle. Wer in einer Metropole wie Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt oder Stuttgart sucht, dürfte kaum Probleme haben, eine breite Auswahl zu finden. Anders sieht es auf dem Land aus, wo Pflegebedürftige beziehungsweise ihre Angehörigen mitunter längere Fahrtwege in Kauf nehmen müssen.
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Recherche im Internet
Nicht immer passen Öffnungszeiten und eigene Freizeit zusammen – umfangreiche Angebote zu Pflegediensten, Pflegeformen und Möglichkeiten finden Sie im Internet. In diesem Zusammenhang sei auf Suchmaschinen beziehungsweise Informationsportale wie der Pflegelotse verwiesen. Diese Plattform ermöglicht die Suche von Pflegeeinrichtungen nach Postleitzahl. Sie erfahren nicht nur, welche Leistungen diese erbringt, sondern erhalten auch Informationen zu den anfallenden Kosten. Der vielleicht wichtigste Punkt: Der Pflegelotse bietet Bewertungen für alle Einrichtungen. Diese basieren auf den Daten vom Medizinischen Dienst. Dabei prüfen unabhängige Ärzte oder Pflegekräfte die verschiedenen Pflegeeinrichtungen auf die Qualitätsstandards.
Tipp: Machen Sie einen Schnuppertag aus
Wichtig ist, dass Sie sich bei der Suche Zeit nehmen. Vereinbaren Sie ein ausführliches Beratungsgespräch in der entsprechenden Einrichtung. Am besten ist es natürlich, wenn Sie einen Schnuppertag ausmachen können, bei dem Sie und der Pflegebedürftige das Angebot der Einrichtung testen können – sei es die Versorgung mit den Mahlzeiten, das Beschäftigungsprogramm oder aber die Gesellschaft.
Tagespflege zu Hause
Eine Tagesbetreuung muss nicht zwangsläufig an eine externe Institution gebunden sein – auch wenn dies den Regelfall darstellt. Es gibt auch die Möglichkeit, mit dem ambulanten Pflegedienst eine Tagespflege zu Hause zu vereinbaren.
Hier wird neben den Pflegeleistungen auch eine Betreuung angeboten – zum Beispiel durch einen Alltagsbegleiter. Auch eine Tagesbetreuung im Rahmen einer 24-Stunden-Betreuung könnte eine Möglichkeit sein. Diese übernehmen meist sogenannte polnische Pflegekräfte, genauer: Betreuerinnen aus Osteuropa.
Kosten der Tagespflege
Grundsätzlich ist die Tagesbetreuung nicht billig. Wer die Tagespflege komplett aus eigener Tasche finanzieren muss, sollte mit Kosten zwischen 50 und 100 Euro pro Tag rechnen. Das ist der Fall, wenn lediglich Pflegegrad 1 vorliegt oder offiziell noch keine Pflegebedürftigkeit festgestellt wurde. Diese Kosten stammen vor allem aus der Verpflegung mit Mahlzeiten und der Betreuung (sogenannte „Hotelkosten“). Für diese muss der Versicherte in jedem Fall selbst aufkommen (Eigenanteil).
Wie teuer die Tagespflege insgesamt ausfällt, richtet sich aber auch nach dem Bundesland. Die bundesweit teuersten Einrichtungen sind nach einer Erhebung des Verbands der Ersatzkassen (VDEK) in Nordrhein-Westfalen. Außerdem kann eine Tagespflegeeinrichtung die sogenannten Investitionskosten auf die anfallenden Kosten umlegen. Da fallen beispielsweise die Anschaffung neuer Möbel oder Renovierungen mit hinein.
Was wird von der Pflegekasse bezahlt?
Geht es um Erstattung der Kosten, sind es gerade die medizinischen und pflegerischen Leistungen, die ins Gewicht fallen. Besteht ein anerkannter Pflegegrad, übernimmt die Pflegeversicherung diese ganz oder teilweise. Bei Pflegegrad 1 können Sie immerhin den Entlastungsbetrag von 125 Euro monatlich dafür verwenden. Auch ist es möglich, die Kosten für den Fahrdienst und die pflegerische Versorgung von der Pflegekasse zu beantragen. Umfangreicher sind da schon die monatlichen Leistungen ab Pflegegrad 2:
Neben den Zuschüssen für die teilstationäre Versorgung besteht Anspruch auf die ambulanten Pflegesachleistungen und/oder Pflegegeld. Auch andere Leistungen wie etwa die Verhinderungspflege bleiben von der Tagespflege unbenommen. Ab Pflegegrad 2 rechnet die Einrichtung die Leistungen direkt mit der Pflegekasse ab.
Den Entlastungsbetrag müssen Sie hingegen eigenständig beantragen. Dabei handelt es sich um einen Erstattungsbeitrag, bedeutet: Sie gehen in Vorleistung und sammeln die Rechnungen. Diese reichen Sie anschließend bei der Pflegekasse ein. Sollten Sie in einem Monat nicht die vollständigen 125 Euro aufgebraucht haben, können Sie den restlichen Betrag für den nächsten Monat ansparen und haben entsprechend mehr zur Verfügung.
Tagespflege: Nachteile und Vorteile
Gerade die Kosten und der mögliche Eigenanteil hindern viele daran, eine Tagespflege in Anspruch zu nehmen. Auf der anderen Seite ist die Tagespflege in der Regel immer noch deutlich günstiger als eine vollstationäre Versorgung im Pflegeheim. Zudem sind die Pflegebedürftigen froh und glücklich, wenn sie weiterhin noch das Gefühl haben, in den eigenen vier Wänden und der gewohnten Umgebung wohnen und schlafen zu können.
Vorteile der Tagespflege
Darüber hinaus bietet die Tagespflege noch weitere Vorteile:
- Sie müssen sich keine Sorgen und Gedanken um die Grundpflege und die Mahlzeiten (bis zu dreimal täglich) machen – diese ist gemäß strenger Qualitätsvorgaben in der Tagespflege-Einrichtung gesichert.
- Die Gruppen in der Tagesbetreuung sind klein – meist sind es zehn bis zwölf Tagesgäste. Die genauen Angebote und der zeitliche Umfang sind dabei flexibel wählbar.
- Der Pflegebedürftige erhält professionelle Betreuung. Ein passendes Freizeitprogramm von gut ausgebildeten Kräften ist gewährleistet. Zum Beschäftigungsangebot gehören beispielsweise Gedächtnistraining, Vorlesen, Spiele, Gymnastik, Musizieren oder Spaziergänge.
- Professionelle Pflegekräfte stehen für Toilettengang und Hilfestellungen beim Essen bereit. Diese sind auch auf spezielle Krankheiten geschult, wie beispielsweise Demenz.
- In den meisten Einrichtungen legt man viel Wert auf eine Wohlfühlatmosphäre. Die geschieht zum Beispiel durch eine ansprechende Inneneinrichtung, farblich gestaltete Räumlichkeiten oder spezielle Lichtkonzepte.
- Die Versorgung in einer Tagespflegeeinrichtung erhält Selbstständigkeit. So lässt sich der Umzug in eine vollstationäre Einrichtung vermeiden oder zumindest deutlich herauszögern.
Nachteile der Tagespflege
Doch eine Tagespflege hat auch Nachteile. Dies sind nicht nur die Kosten. Insbesondere sind folgende Punkte zu berücksichtigen und mit dem Pflegebedürftigen intensiv zu erörtern:
- Der Pflegebedürftige findet sich einen Großteil seines Tages in einer für ihn fremden Umgebung wieder.
- Durch die Schichtdienste des Pflegepersonals wechselt die Betreuung häufig. Dies bedeutet gerade in der Anfangszeit eine große Umstellung für den Pflegebedürftigen.
- Die Fahrt von und nach zu Hause kann für den Pflegebedürftigen einen Stressfaktor bedeuten. Auch der permanente Wechsel der Umgebung ist gerade bei Demenz ein Stressor. Dieser lässt sich gegebenenfalls abmildern, indem man die Betroffenen langsam an die Situation gewöhnt und anfangs nur zwei- oder dreimal wöchentlich zur Tagesbetreuung gibt.
So stellen Sie einen Antrag auf Tagespflege
Ein Antrag auf Tagespflege ist grundsätzlich unkompliziert. Voraussetzung ist lediglich ein anerkannter Pflegegrad vorliegen. Dann können Sie die Tagespflege bei Ihrer Pflegekasse auf dem gleichen Weg beantragen wie eine stationäre oder ambulante Pflege.
Das bedeutet, der Antrag muss vom pflegebedürftigen Versicherten beziehungsweise seinem gesetzlichen Vertreter oder Betreuer gestellt werden. Selbstverständlich können Sie als Angehöriger den Pflegebedürftigen dabei unterstützen. Unterschrieben werden muss der Antrag jedoch vom Betroffenen selbst.
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