Tanzen: So sehr hält es Ihren Körper und Geist jung

Ein guter Tänzer erntet häufig bewundernde Blicke. Wer es schafft, sich elegant und rhythmisch zur Musik zu bewegen, dem wird auch gerne Erfolg in anderen Bereichen nachgesagt. Doch Sie müssen kein Naturtalent sein und das Ziel haben, Profitänzer zu werden – Tanzen lernen kann jeder. Und es lohnt sich: Wer regelmäßig tanzt, hält sich nicht nur fit und jung – Tanzen macht außerdem intelligenter…

Tanzen: So sehr hält es Ihren Körper und Geist jung

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Warum Sie im Alter Tanzen lernen sollten

So mancher Tanzmuffel mag bei dem Gedanken mit den Augen rollen: Tanzen lernen im Alter und das obwohl man sich doch das bisherige Leben lang als Bewegungslegastheniker entpuppt hat.

Doch es geht nicht darum, möglichst perfekt auszusehen. Tanzen kann ganz andere Vorteile haben. Es vereint körperliche Aktivität mit sozialer, emotionaler und musikalischer Interaktion sowie kognitiven Herausforderungen:

  • Tanzen erhält die Beweglichkeit
  • Tanzen fördert die kognitiven Fähigkeiten
  • Tanzen stärkt zwischenmenschliche Beziehungen
  • Tanzen verursacht Glücksgefühle

Kurzum: Tanzen hält Sie nicht nur fit, sondern auch jung.

Was macht man beim Tanzen?

Während die meisten Sportarten, wie Schwimmen oder Golfen, überwiegend bereits gelernte Bewegungsabläufe abrufen und diese allenfalls verfeinern, fördert Tanzen zahlreiche kognitive Prozesse. Vor allem aber wird die Fähigkeit verbessert, neue Entscheidungen zu treffen.

Denn wer tanzen lernen will, muss…

  • blitzschnell auf die Bewegungen des Partners reagieren,
  • gleichzeitig die eigenen Bewegungen mit dem Rhythmus abgleichen und
  • je nachdem neue Bewegungen, wie etwa eine Drehung oder einen Ausfallschritt, planen und choreographieren.

Das alles muss in Sekundenbruchteilen ablaufen. Und vor allem: jedes Mal anders. Denn der Tanz soll schließlich spontan aussehen und nicht wie abgespult!

Tanzen fördert die Fitness

Bewegung ist nie verkehrt, solange sie nicht exzessiv betrieben wird. Das Schöne am Tanzen ist dabei, dass es nur wenig Kondition benötigt, um daran Freude zu haben. Daher ist es sogar in hohem Alter noch möglich, Tanzen zu lernen.

Zudem ist der zeitliche Aufwand nicht zwangsläufig hoch: Neurowissenschaftler um Hubert Dinse von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) testeten vor einiger Zeit ein speziell für Senioren entwickeltes Tanzprogramm. Die zwischen 60- und 94-Jährigen tanzten anschließend sechs Monate lang, aber nur einmal pro Woche und nur eine Stunde lang.

Resultat: Nach dem halben Jahr waren sie körperlich erheblich fitter als zuvor. Dabei ging es nicht um Hochleistungssport, sondern um normale Tänze wie Foxtrott oder Walzer.

Tanzen hält geistig jung

Erstaunlicherweise macht Tanzen aber nicht nur körperlich fitter. Gemäß der erwähnten Studie verbesserten die Senioren außerdem ihre Reaktionsfähigkeit, die Aufmerksamkeit und andere kognitiven Fähigkeiten.

Nach einer Langzeitstudie des Albert Einstein College of Medicine in New York, bei der Wissenschaftler mehrere Senioren um die 75 Jahrein gemäß ihren körperlichen Aktivitäten vergleichen, wirkt Tanzen sogar erheblich besser auf die Intelligenz als andere Sportarten wie Laufen, Tennis spielen, Golfen, Schwimmen, Spazieren gehen, Radfahren oder Kraftsport.

Nahezu keine der körperlichen Aktivitäten wirkte sich nennenswert positiv auf die mentale Leistungskraft aus – außer dem Tanzen.

Freier Paartanz besonders effektiv

Daher haben Freistil-Paartänze den größten Effekt auf die Entwicklung der Intelligenz – also jene Tanzstile ohne festen Bewegungsablauf wie Swing, Foxtrott und lateinamerikanische Tänze. Ein weiterer Vorteil dieser Tänze ist, dass sie sowohl das Führen wie auch das Geführt-werden beinalten. Dies hat zur Folge, dass sich die Anzahl der dafür notwendigen Entscheidungen erhöht.

Eine Frau, die geführt wird, ist daher keinesfalls geistig passiv, sondern höchst aktiv: Sie muss die Bewegungen ihres Partners interpretieren und darauf gekonnt reagieren. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass das geistige Training umso stärker ausfällt, je häufiger sie an dem Abend ihren Tanzpartner wechselt.

Diese Regel gilt selbstverständlich ebenso für Männer. Auch sie, so die Forscher, sollten ihre Tanzpartnerinnen öfter wechseln, ihren Führungsstil verändern und sich in abwechslungsreichen Abläufen üben. Je öfter, desto besser unterstützt das Tanzen lernen die Entwicklung des Gehirns.

Tanzen als Schutz vor Demenz

Die oben erwähnte Studie verglich zudem andere kognitive Leistungen wie Bücher lesen oder schreiben, Puzzeln, Karten- oder Instrumente spielen mit dem Tanzen. Das Ergebnis war verblüffend: Regelmäßiges Lesen konnte das Risiko der Demenz um 35 Prozent senken; Senioren, die vier Tage in der Woche Kreuzworträtsel lösten, senkten ihr Demenzrisiko um stolze 47 Prozent gegenüber jenen, die nur einmal die Woche puzzelten.

Tanzen lernen aber toppte das alles: Es senkte die Wahrscheinlichkeit der schrumpfenden Geisteskraft um ganze 76 Prozent! Bei der Demenz gehen die Verbindungen zwischen den Synapsen im Gehirn verloren. Diese neuronalen Pfade entstehen jedes Mal, wenn wir etwas neues lernen und verfestigen sich über Jahre und Jahrzehnte. Diejenigen Pfade, die häufig verwendet werden, werden größer. Man könnte sie mit Straßen vergleichen, die immer breiter ausgebaut werden.

Bei einer Demenz werden diese allerdings brüchig. Zwar sucht das Gehirn zunächst noch nach Umleitungen, doch auch dies dauert zunehmend länger. Je komplexer das neuronale Netzwerk ist, also je zahlreicher die alternativen Verbindungen, umso unwahrscheinlicher ist es, dass der Zugang zum ursprünglichen Wissen verloren geht.

Die Stärkung dieses Netzwerks geschieht insbesondere durch das Nachdenken über komplexe und neue Vorgänge – so wie eben beim Tanzen.

Tanzen macht uns glücklich

Musik ist Emotion – das ist eine Binsenweisheit. Es ist inzwischen vielfach erwiesen, dass Musik in der Lage ist, unsere Gefühlswelt zu beeinflussen. Dies gilt insbesondere dann, wenn wir mit einer bestimmten Melodie oder einem bekannten Stück eine positive Erinnerung verbinden.

Allein die ersten Takte einer Musiktitels, den wir in einer glücklichen Situation gehört haben, lässt somit nicht nur die entsprechenden Bilder vor dem inneren Auge wieder präsent werden, vielmehr werden in Sekundenbruchteilen auch Glückshormone ausgeschüttet, die uns in die emotionale Stimmung zurückführen können.

Die Bewegung des Tanzes verstärkt diese positiven Gefühle noch weiter, da wir sie auf diese Weise besser ausleben und somit noch intensiver fühlen können.

Tanzen ist gesellig

Zum Tanzen lernen ist mindestens eine weitere Person nötig. Doch anders als bei Tennis oder Golf kommt man sich nahe und hat die Gelegenheit, sich besser kennen zu lernen.

Dies betrifft nicht nur die gegenseitige körperliche Bewegung. Auch für ein persönliches Gespräch ist ein Tanz förderlich. Und durch die gemeinsame Interaktion zur Musik entsteht ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Zudem lernen die Tänzer auch andere Tanzpaare kennen und tauschen sich aus. So stärkt das Tanzen die Lebensfreude.

Viele Tänze gelten auch als gesellschaftliches Erlebnis, da sie darauf angelegt sind, dass sie nur in Gruppen funktionieren. Der amerikanische Square Dance oder die Quadrille bei einem Ball sind das beste Beispiel dafür. Die Interaktion zwischen den Tänzern fördert so den Blick und die Empathie für die anderen Teilnehmer der Tanzgruppe.

Weitere Vorteile durchs Tanzen

Einige Studien aus den USA konnten zudem feststellen, dass Tanzen ganz nebenbei sowohl als Therapie als auch zur Prophylaxe gegen Depressionen wirkt. Dies hängt vermutlich mit den Glückshormonen zusammen, die beim Tanzen ausgeschüttet werden.

Zudem reichen bereits schon wenige Tanzstunden pro Monat, um eine eventuelle Parkinson-Erkrankung hinaus zu zögern.

Durch die Stärkung der Muskeln und des Gleichgewichtssinns, wird außerdem die Trittsicherheit verbessert und somit die Gefahr von gefährlichen Stürzen minimiert.

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Wo kann ich Tanzen lernen?

Selbstverständlich gibt es sie nach wie vor: die klassischen Tanzschule in der Nähe. Doch die moderne Technik macht auch vor dem Tanzen nicht Halt. Nicht wenige Senioren benutzen zum Tanzen YouTube oder andere Portale, um Tanzen zu lernen, aufzufrischen oder zu intensivieren. Einige Seiten im Internet dazu:

  • Ungewöhnliche Tänze finden Sie unter Erlebnis-Tanz.
  • Eine klassische Online-Tanzschulen-Suche finden Sie unter Tanzen.de.
  • Wer mit dem Tanzen gegen Demenz ankämpfen möchte, sollte einen Blick auf die Seite Wir-tanzen-wieder werfen.
  • Der YouTube-Kanal Tanz-Tutorial-TV bietet umfangreiche Tanz-Trainings-Videos für zuhause. Für Anfänger und Fortgeschrittene.
  • Curumba, einen Fitnesstanz für Senioren können Sie auf diesem YouTube-Kanal lernen.

Was gibt es für Arten von Tänzen?

Die Auswahl an Tänzen ist riesig. Es gibt weit über hundert Arten, seinen Körper zu Musik rhythmisch zu bewegen. Wer Tanzen lernen will, hat also die Qual der Wahl.

So ist von langsam bis schnell und von eng bis locker, von Paar bis Gruppe für jeden Geschmack etwas dabei. Eine kleine Auswahl zur Ideenfindung – jenseits der üblichen Standardtänze um Foxtrott und Walzer in alphabetischer Reihenfolge:

  • Bolero
  • Boogie-Woogie
  • Bourrée
  • Calypso
  • Cha-Cha-Cha
  • Charleston
  • Csárdás
  • Flamenco
  • Gavotte
  • Hornpipe
  • Jive
  • Lambada
  • Mambo
  • Paso doble
  • Polka
  • Rock’n’Roll
  • Rumba
  • Salsa
  • Samba
  • Sirtaki
  • Tango
  • Tarantella
  • Twist

Dazu kommen etliche weitere regionale Volkstänze. Gerade in Deutschland sind diese weit verbreitet, wie zum Beispiel der Rheinländer oder der Schuhplattler – je nachdem, wo Sie wohnen.

Wenn Sie sich daran orientieren wollen, welcher Tanz am meisten getanzt wird, dann sollten Sie zum Walzer tendieren. Ein Drittel aller Tänzer liebt diesen Tanz besonders – ist er doch der Klassiker auf jeder Hochzeit oder Jubiläumsfeier. Auf Platz zwei liegt der Salsa mit zwanzig Prozent.

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Wer hat das Tanzen erfunden?

Bis heute ist wissenschaftlich nicht gesichert, wie Tanzen erfunden wurde. Die Vermutungen gehen dahin, dass es bereits schon weit vor dem fünften Jahrtausend vor Christus praktiziert wurde. Zumindest weisen Höhlenzeichnungen darauf hin.

Im alten Ägypten wurden bereits schon anspruchsvolle, rituelle Tänze zu Ehren der Götter praktiziert.

Die heutigen Gesellschaftstänze haben sich meist aus dem Mittelalter und der Renaissance entwickelt. Zum einen aus der Tradition höfischer Feste, doch auch das einfache Volk hat zu bestimmten Festtagen den Tanz gepflegt.

Anlässe zum Tanzen

Und auch heutzutage ist der Tanz immer noch ein gesellschaftliches Ereignis. Wer Tanzen kann, möchte selbstverständlich nicht nur in den eigenen vier Wänden üben. Außerhalb der Tanzschule gibt es etliche Anlässe, um sein Können unter Beweis zu stellen und Gleichgesinnte treffen zu können:

  • Bälle
  • Tanztees
  • Hochzeiten
  • Geburtstagsfeiern
  • Jubiläen
  • Öffentliche Tanztreffs
  • Firmenfeiern
  • Themenabende in Clubs

Mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, ist gerade auf Feierlichkeiten, bei denen man kaum jemanden kennt, mit Hilfe des Tanzens oftmals einfacher. Wer sich im Small-Talk und im Ansprechen von Fremden schwer tut, findet mit dem Tanz ein geeignetes Mittel. Tanzen lernen ist also auch ein gesellschaftlicher Katalysator.

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[Bildnachweis: Pixel-Shot by Shutterstock.com]

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