Definition: Was ist Vertrauen?
Vertrauen kann sich sowohl auf Personen als auch Institutionen oder Systeme beziehen. Es bezeichnet die persönliche Überzeugung davon, dass bestimmte Aussagen der Wahrheit entsprechen, bestimmte Handlungen gerechtfertigt sind. Wer einer anderen Person vertraut, ist davon überzeugt, dass diese ehrlich und redlich ist. „Glaube“ und „Überzeugung“ sind zwischen Wissen und Nicht-Wissen angesiedelt: Jemand verlässt sich auf eine andere Person und vertraut auf ihr korrektes Handeln.
Er kann sich aber nicht absolut sicher sein. Es besteht somit das Risiko der Enttäuschung und entsprechend negativer Folgen. Auf der anderen Seite stehen Zuversicht und Hoffnung: Vor allem, wenn jemand bereits positive Erfahrungen im Umgang mit einer Person gemacht hat. Nicht zufällig besteht eine inhaltliche Verwandtschaft zu „trauen“ und „zutrauen“.
Vertrauen in Beziehungen
Damit eine Person vertrauenswürdig ist, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Angenommen, eine Familie sucht eine Leihoma. Dann sind folgende Faktoren vertrauensbildend:
- Kompetenz
Die Seniorin kann beispielsweise Erfahrung im Umgang mit Kindern nachweisen. Sie hat womöglich bereits als Babysitter gearbeitet oder war beruflich als Erzieherin tätig. - Erfahrung
Aus eigener Erfahrung weiß das Paar, dass der Umgang mit Großmüttern/Großeltern sehr bereichernd sein kann. Da die eigenen Eltern weit weg wohnen/verstorben sind, möchten sie ihren Kindern diese Erfahrungen durch eine Leihoma ermöglichen. - Integrität
Im Gespräch mit der potenziellen Leihoma entdeckt das Paar große Übereinstimmung mit eigenen Werten und Vorstellungen. Unter Umständen gibt es entsprechende Referenzen. Oder die Frau war bereits als Leihoma für diese Familie tätig und hat sich bewährt.
Nicht immer liegen alle Voraussetzungen vor. Manchmal erteilen wir einen Vorschuss. So beispielsweise, wenn wir fremde Personen kennenlernen. Damit die Beziehung – egal ob privat oder beruflich – glücklich verläuft, müssen beide Seiten sich vertrauen können.
Vertrauensmissbrauch durch Betrug
Dem ersten Eindruck nach kann jemand vertrauenswürdig wirken, obwohl wir keinerlei Belege dafür haben. Wenn wir jedoch zu vertrauensselig sind, kann das negative Konsequenzen haben. Ein Negativbeispiel für zu große Vertrauensseligkeit ist der Enkeltrick. Er beruht einerseits auf unserem Vertrauen, dass andere Menschen die gleichen Werte wie wir selbst teilen. Dass Lügen und Betrügen verboten ist.
Andererseits arbeiten die Betrüger mit Manipulation und Druck. Bei der genannten Betrugsmasche ruft ein Betrüger eine Person an und gibt sich ihr gegenüber als Enkel aus. Entlarvt werden kann der Betrüger nur, wenn der Angerufene entweder anhand der Stimme den Wahrheitsgehalt anzweifelt oder wenn er bestimmte Fangfragen beziehungsweise Fallen stellt. Tut der Angerufene das nicht, vertraut er leider dem Falschen.
Arten von Vertrauen
Der amerikanische Psychologe Julian B. Rotter differenziert zwischen generalisiertem und spezifischem Vertrauen. Letzteres speist sich aus Erfahrungen, die jemand mit einer Person oder bestimmten Situationen gemacht hat. Demgegenüber ist generalisiertes Vertrauen verallgemeinertes Erfahrungswissen, das jemand in verschiedenen Situationen gesammelt hat. Daneben lassen sich weitere Arten von Vertrauen unterscheiden:
Urvertrauen
Auf den deutsch-amerikanischen Psychoanalytiker Erik H. Erikson ist der Begriff Urvertrauen (auch Grundvertrauen) zurückzuführen. Gemeint ist damit ein „Gefühl des Sich-Verlassen-Dürfens“: Jedes Kind ist zunächst schutzlos und daher auf seine Eltern angewiesen. Sie geben ihm die erforderliche Nähe, Sicherheit und Nahrung. Umgekehrt: Erfüllen Eltern diese überlebenswichtigen Grundbedürfnisse nicht oder nicht in ausreichender Form, fühlt sich das Kind bedroht und entwickelt Ängste. Die Folge können Depression und Ur-Misstrauen sein. Wer ein gesundes Urvertrauen entwickeln konnte, wird auch im Erwachsenenalter vertrauensvoll anderen gegenübertreten.
Selbstvertrauen
Selbstvertrauen ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse. Es basiert auf den Erfahrungen, die wir in der Vergangenheit gesammelt haben: Wer sich für gewöhnlich leicht in fremder Umgebung zurechtfindet, hat auch die Zuversicht, an einem anderen neuen Ort sich gut zu orientieren. Selbstvertrauen bildet sich auf wiederholten Erfolg in verschiedenen Bereichen. Wer sich hingegen wenig zutraut, zeigt auch starke Unsicherheit im Umgang mit anderen, ist misstrauischer eingestellt.
Fremdvertrauen
Der Mensch braucht den Menschen. Für gesunde Beziehungen ist es wichtig, anderen Menschen vertrauen zu können. Das beginnt mit den eigenen Eltern und zieht sich durchs gesamte Leben: Mitschüler, Lehrer, Kollegen, Nachbarn. Gute Zusammenarbeit und Erfolg, Dankbarkeit und Glück hängen in großem Maß davon ab, wie viel sich Menschen untereinander vertrauen können. Vertrauensvolle Menschen gehen leichter und gelassener durchs Leben. Nur wer dem anderen vertraut, ist zu tiefen Gefühle fähig und kann Liebe empfinden.
Misstrauen kein Automatismus
Alle diese Arten hängen miteinander zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Das bedeutet allerdings nicht, dass jemand automatisch oder grundsätzlich misstrauisch wäre, nur aufgrund schlechter Kindheitserfahrungen. Es ist vielmehr so: Vertrauen ist ein erlerntes Verhalten. Aber der Mensch lernt im Laufe seines Lebens zu differenzieren:
Die Enttäuschung durch eine Person bedeutet vielleicht, dass er dieser einen Person nicht mehr vertraut. Er mag zunächst auch anderen misstrauisch begegnen, die gewisse Ähnlichkeiten (äußerlich oder im Verhalten) aufweisen. Gleichzeitig ist jeder in der Lage, sein Vorurteil abzulegen. Etwa wenn andere Personen sich bewährt haben. Auch kann man bewusst entscheiden, sein Misstrauen abzulegen und einen Vertrauensvorschuss gewähren.
Vertrauen aufbauen: 5 Tipps für besseres Miteinander
Begegnen sich Menschen erstmals, gilt es zunächst Vertrauen aufzubauen. Ganz gleich, ob in einem Kurs, bei der Arbeit oder in privaten Zusammenhängen: Alle Beteiligten sollten sich vertrauenswürdig verhalten. Auch bei bereits bestehenden Beziehungen ist das wichtig – vor allem, wenn es bereits zu Enttäuschungen kam. Wir haben fünf Tipps für Sie, wie das geht:
Kommunizieren Sie mit anderen
Erst im Umgang mit anderen können Sie Vertrauen aufbauen – diese lernen Sie als vertrauenswürdig kennen. Andersherum hilft es Ihnen, mögliches Misstrauen abzubauen und neue, positive Erfahrungen zu sammeln. Dafür sind Gespräche und regelmäßige Zusammenkünfte wichtig. Anhand solcher Situationen lernen Sie, die andere Person einzuschätzen.
Seien Sie ehrlich
Geben Sie sich nicht anders, als Sie wirklich sind. Wenn Ihnen etwas Furcht einflößt oder nicht liegt, sollten Sie nicht schauspielern. Das beinhaltet auch Transparenz im Umgang mit eigenen Fehlern oder Schwächen. Natürlich müssen Sie Ihrem Gegenüber nicht ungefiltert alles auf die Nase binden. Aber Bereiche, die für die gemeinsame Beziehung von Bedeutung sind, sollten Sie nicht unterschlagen.
Denken Sie positiv
Wer von vornherein negative Erwartungen an sein Gegenüber hat, wird sich entsprechend unkooperativ verhalten. Und genau das Ergebnis provozieren, was eigentlich unerwünscht ist. In der Psychologie ist das als „selbsterfüllende Prophezeiung“ bekannt. Umgekehrt heißt das aber auch: Wenn Sie positiv denken, von anderen Menschen Gutes vermuten, dann begegnen Sie Ihnen direkt anders. Sie strahlen von vornherein eine vertrauenswürdige Grundstimmung aus, die andere freudig zur Kenntnis nehmen werden. Das veranlass sie wiederum, sich ähnlich zu verhalten. Grund dafür sind zum einen Spiegelneuronen in unserem Gehirn, zum anderen das alte Motto: Wie Du mir, so ich Dir.
Achten Sie auf Körpersprache
Auch den anderen zu berühren, etwa die Hand zu reichen oder zu umarmen, ist vertrauensstiftend. Natürlich muss das stimmig sein: Fremde Personen sollten Sie nicht ungefragt berühren. Aber auch die Körpersprache trägt dazu bei, vertrauenswürdig zu wirken. Etwa wenn Sie freundlich lächeln, andere Personen direkt anschauen. Umgekehrt sollten Sie auch darauf achten, wie andere sich Ihnen gegenüber verhalten. Sind Inhalt einer Aussage und die Körpersprache Ihres Gegenübers nicht stimmig, kann das ein Warnhinweis sein.
Geben Sie sich Zeit
Fremde Personen kann man nicht binnen kürzester Zeit kennenlernen. Der Charakter zeigt sich erst auf Dauer – wahre Freunde erkennt man meist sogar erst in Krisenzeiten. Aber auch wenn Sie das Vertrauen verloren haben (etwa nach einem Seitensprung), braucht es Zeit und vertrauenswürdiges Verhalten, um neues zu gewinnen.
Vertrauen: Sprüche zum Nachdenken
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Diese Redewendung spiegelt bereits eine frühere Enttäuschung wider. Zahlreiche Sprüche und Zitate drehen sich darum, wie wichtig Vertrauen ist. Wir haben eine kleine Sammlung zum Nachdenken für Sie:
- „Wer andern gar zu wenig traut, hat Angst an allen Ecken; wer gar zu viel auf andre baut, erwacht mit Schrecken.“ (Wilhelm Busch)
- „Es ist gleich falsch, Allen oder Keinem zu trauen.“ (Lucius Annaeus Seneca)
- „Vertrauen ist, jemanden die Macht zu geben, Dich zu verletzen, aber daran zu glauben, dass er es nicht tut.“ (Unbekannt)
- „Jede Naivität läuft Gefahr lächerlich zu werden, verdient es aber nicht; denn in jeder Naivität liegt unbedachtes Vertrauen und ein Beweis von Unschuld.“ (Joseph Joubert)
- „Willst Du den wahren Charakter eines Menschen erkennen, so schenke ihm Dein Vertrauen und schau, wie er mit diesem Geschenk umgeht.“ (Unbekannt)
- „Geduld ist das Vertrauen, dass alles dann passiert, wenn die Zeit reif dafür ist.“ (Andreas Tenzer)
- „Vertraue nur dir selbst, wenn andere an dir zweifeln, aber nimm ihnen ihre Zweifel nicht übel.“ (Joseph Rudyard Kipling)
- „Vertrauen ist das Gefühl, einem Menschen sogar dann glauben zu können, wenn man weiß, dass man an seiner Stelle lügen würde.“ (Henry Louis Mencken)
- „Der beste Beweis der Liebe ist Vertrauen.“ (Joyce Brothers)
- „Einem Menschen, den Kinder und Tiere nicht leiden können, ist nicht zu trauen.“ (Carl Hilty)
- „Zwei Wahrheiten können sich niemals widersprechen.“ (Galileo Galilei)
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