Was ist Wut?
Wut ist eine heftige Emotion, die für zornige Erregung steht. Der entsprechende lateinische Begriff „Furor“ beschreibt Wut als Raserei, Leidenschaft oder Wahnsinn. Ähnlich auch das französische Pendant „Rage“, das mit Zorn oder Toben übersetzt wird.
Auslöser für dieses Gefühl können Beleidigungen oder Bedrohung, aber auch Wut über die Unfähigkeit anderer, Ungerechtigkeiten oder eigenes Versagen sein. Sie entsteht, wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt werden oder wir das Gefühl haben, dass unsere Grenze überschritten wurde.
Wut ist weder gut noch schlecht – sie ist ein natürlicher Teil unseres Gefühlslebens. Ihre Funktion ist es, uns auf Gefahr oder Unrecht hinzuweisen und uns zur Handlung zu motivieren. Entscheidend ist, wie wir mit unserer Wut umgehen: Verhalten wir uns aggressiv oder nutzen wir sie als Antrieb, um positive Veränderungen herbeizuführen.
Welches Bedürfnis steckt hinter Wut?
Häufig ist Wut Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse. Kaum Wertschätzung, fehlende Unterstützung, mangelnder Respekt beziehungsweise Unfairness sind typische Ursachen für Wut. Letztendlich wurde hier ein Bedürfnis nicht erfüllt. Welche das beispielsweise sein können, entnehmen Sie der nachfolgenden Liste:
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Anerkennung und Wertschätzung
Sie gewinnen den Eindruck, dass Ihre Leistungen, Meinungen oder auch Gefühle nicht anerkannt und geschätzt werden.
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Gerechtigkeit und Fairness
Sie erleben Ungerechtigkeit, sei es persönlich oder in einem größeren sozialen Kontext. Man verhält sich nicht fair Ihnen gegenüber.
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Selbstbestimmung und Freiwilligkeit
Ihr Recht auf Selbstbestimmung wird eingeschränkt und Sie werden daran gehindert eine Entscheidung freiwillig zu treffen..
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Sicherheit und Fürsorge
Sie fühlen sich durch einen Umstand bedroht. Man sorgt sich nicht um Sie und beraubt Sie stattdessen der Sicherheit.
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Zugehörigkeit und Gemeinschaft
Sie sich fühlen sich aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, so dass Sie sich allein gelassen und nicht dazugehörig fühlen.
Wenn Sie das Bedürfnis hinter Ihrer Wut erkennen, können Sie Ihre eigene Verärgerung besser einordnen und konstruktiv mit ihr umgehen.
Akut-Situation: Anleitung zur Selbstreflexion
Sie möchten sich selbst und Ihren Wutausbruch besser verstehen? Dann nutzen Sie in einem ruhigen Moment unsere Fragen zur Selbstreflexion:
- Wie fühle ich mich im Moment?
Bewerten Sie Ihre Gefühlslage nicht nur mit ‚gut‘ oder ’schlecht‘, sondern versuchen Sie, Ihrem Gefühl genauer auf den Grund zu gehen: Traurig, hilflos, ungeliebt, respektlos behandelt. - Was ist gerade passiert?
Nutzen Sie die Adlerperspektive und beschreiben Sie möglichst wertfrei den Hergang der Geschehnisse. - Was hat den anderen bewegt?
Dieser Schritt ist der schwierigste: Ein Blick hinter die Fassade. Sie zeigen empathisches Verhalten, in dem Sie versuchen, den anderen zu verstehen. Auf diese Weise stellen Sie alles in einen Zusammenhang und schaffen eine Basis für einen konstruktiven Umgang mit der Situation. - Was genau hat mich nun an dieser Situation getroffen?
Hat der andere etwas Falsches gesagt oder getan? Oder sind Sie unzufrieden mit Ihrem eigenen Verhalten oder schlechten Leistungen? - Was schlage ich als Lösung vor?
Idealerweise finden Sie jetzt eine Lösung, um die Ursache für Ihren Ärger zu beseitigen. In manchen Situationen (etwa bei Hierarchiegefälle) sind Ihnen die Hände gebunden. In dem Fall können Akzeptanz und Erwartungen eine Lösung sein.
Wie äußert sich Wut?
Die Röte steigt ins Gesicht, eine zittrige Stimme, schneller Atem und die Stirn in Falten gelegt. Verkniffene Lippen, manchmal schießen der wütenden Person gar die Tränen in die Augen. Wut zeigt sich sowohl körperlich als auch emotional:
Körperliche Symptome
- Beschleunigter Herzschlag
- Verspannte Muskeln, insbesondere im Kiefer oder Nacken
- Erröten oder Schweißausbrüche
- Zittern
- Erhöhte Atemfrequenz
Emotionale Symptome
- Reizbarkeit
- Aggressives Verhalten
- Impulsivität
- Gefühl der Überforderung
Wohin mit der Wut?
Wut kann überwältigend sein, wenn wir nicht wissen, wie wir sie kanalisieren sollen. Hier sind einige konstruktive Wege, um Wut zu verarbeiten.
Wie kann ich meine Wut loswerden? Maßnahmen
Sie können sich selbst mit Sofortmaßnahmen helfen, wenn die Wut Sie überfällt. Mit einem klaren Kopf und Gelassenheit, finden Sie bessere Antworten für Ihre Problem:
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Atmen Sie langsam ein und aus
Atmen Sie in Akutsituationen langsam tief ein- und aus. Das ist wichtig, denn unter Stress und bei Wut atmen wir flach. Mit langgezogener Ausatmung entspannen wir leichter und transportieren außerdem die verbrauchte Luft hinaus.
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Verlassen Sie die Situation
Verlassen Sie den Raum beziehungsweise die Situation. Schaffen Sie einen anderen Reiz. Gehen Sie zum Beispiel ins Bad und lassen Sie kaltes Wasser über Ihre Unterarme laufen, das kühle Nass verschafft direkte Linderung.
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Denken Sie an etwas Schönes
Ihre Gedanken benötigen Abstand. Fokussieren Sie innerlich auf eine schöne Begebenheit und erinnern Sie sich an ein erfreuliches Erlebnis.
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Finden Sie ein Ventil
Manchen Wutgeplagten hilft es, sich im Sport so richtig auszupowern. Andere können sich bei verschiedensten Hobbys wie Gärtnern oder Malen austoben. In jedem Fall sollten Sie etwas tun: Die Aktivität gibt Ihnen ein Gefühl von Kontrolle, gleichzeitig bauen Sie Stress ab. Auch Meditation kann ein guter Weg sein, aufgestauten Zorn zu verarbeiten.
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Suchen Sie sich einen Gesprächspartner Ihres Vertrauens
Durch Reden verarbeiten wir das Geschehen, denn die Gefühle können raus. Ein vertrauenswürdiger Gesprächspartner wird Ihnen neue Impulse geben und helfen, die Situation besser einordnen zu können.
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Nehmen Sie es mit Humor
Oft hilft es, die Situation mit einer Prise Humor zu betrachten, und einmal kräftig darüber zu lachen. Das verringert die Intensität der Wut.
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Schreiben Sie Tagebuch
Tagebuch schreiben hilft dabei, die – teils wirren – Gedanken konkret auszuformulieren. Statt diffuser Gefühle können Sie klarer benennen, was genau den Ärger und die Wut bei Ihnen verursacht. Das eignet sich einerseits als Vorbereitung zu einem (klärenden) Gespräch mit dem Kontrahenten. Andererseits hilft das Schreiben bereits beim Dampf ablassen.
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Professionelle Hilfe
Wenn die Wut Ihr Leben stark beeinträchtigt, sollten Sie sich professionelle Hilfe suchen und eine Therapie beginnen, damit Sie die Ursachen ergründen und Ihnen auch langfristig geholfen wird.
Trigger: Explodieren Sie immer an der gleichen Stelle?
Fragen Sie sich in einer ruhigen Minute selbst, was bei Ihnen Wutgefühle auslöst. Gibt es bestimmte Themen, die für Sie ein rotes Tuch sind? Drücken manche Menschen immer den gleichen „Knopf“ bei Ihnen? Je besser Sie über Ihre Schwachpunkte Bescheid wissen, desto besser können Sie sich wappnen. Entweder, indem Sie diese bearbeiten oder aber vorbereitet sind, sobald jemand das Thema darauf bringt.
Wie kann ich meine Wut rauslassen?
Und dann kommt der Punkt, an dem die Wut Sie einfach nicht verlassen möchten. Ihre Gedanken kreisen immer wieder um den Vorfall, der Ärger gärt in Ihnen. Jetzt ist es wichtig, sich nicht in destruktive Bahnen lenken zu lassen und den Zorn zum Beispiel in Alkohol zu ertränken. Lassen Sie die Wut eher gezielt frei. Hier sind einige effektive Möglichkeiten:
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Sport treiben
Nutzen Sie intensive körperliche Aktivität wie Laufen, Tanzen oder Boxen, selbst Nordic Walking oder ein strammer Spaziergang helfen die aufgestaute Energie freizusetzen.
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Schreien
Manchmal muss die Wut mit einem lauten Schrei raus: Suchen Sie sich einen privaten Ort, zum Beispiel einen Wald, und lassen Sie Ihren Zorn durch inbrünstiges Schreien heraus.
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Kissen schlagen
Es klingt so kindisch, aber hilft: Kräftig in ein Kissen schlagen. Sie tun keinem weh und können doch effektiv Ihre Aggression abbauen.
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Schreiben
Schreiben Sie einen Brief an die Person oder Situation, die Sie wütend macht. Sie müssen ihn nicht abschicken – allein das Schreiben wirkt befreiend, weil Sie endlich Ihre Wut in Worte kleiden können.
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Musik hören
Knallende Bässe, kraftvolle Musik – hören Sie, was zu Ihrer Gefühlslage passt und wenn Ihnen danach ist, dann tanzen Sie auch. Bewegung hilft der gedanklichen Verarbeitung – und Sie kanalisieren Ihre Wut auf kreative Weise.
Welche Symptome hat unterdrückte Wut?
Wut sollte keineswegs unterdrückt werden. Wichtig ist hier zu unterscheiden zwischen dem Gefühl und dem Verhalten. Im Sprachgebrauch wird Wut oft für beides genutzt. Es muss aber differenziert betrachtet werden: Das Gefühl von Wut ist in uns. Es zu zulassen und mit ihm zu arbeiten, hilft weiter. Aggressives Verhalten hingegen hat eine verletzende oder gar zerstörerische Wirkung.
Wird Wut unterdrückt, äußert sich das sowohl psychisch als auch physisch auf unterschiedliche Weise:
Symptome von unterdrückter Wut
Körperliche Symptome:
- Verspannungen: Die Muskel verspannen sich, besonders im Nacken, Rücken oder Kiefer.
- Kopfschmerzen: Die Verspannungen führen zu Kopfschmerzen oder Migräne.
- Magen-Darm-Probleme: Der Verdauungstrakt bereitet Probleme mit Bauchschmerzen, Übelkeit oder Verdauungsstörungen.
- Herz-Kreislauf-Probleme: Erhöhter Blutdruck, Herzrasen oder allgemeines Herzklopfen treten auf.
- Chronische Schmerzen: Betroffene überkommen diffuse Schmerzen, die medizinisch oft schwer erklärbar sind.
Psychische Symptome
- Reizbarkeit: Kleine Auslöser führen bei Betroffenen zu unverhältnismäßiger Frustration oder Ärger.
- Depressive Verstimmung: Die unterdrückte Wut kann sich in Form von Niedergeschlagenheit, Energie- und Hoffnungslosigkeit zeigen.
- Angst: Innere Unruhe, Sorgen und ein Gefühl von Bedrohung belasten den Wütenden.
- Perfektionismus: Betroffene haben ein übermäßiges Bedürfnis nach Kontrolle, um Gefühle wie Wut zu vermeiden.
- Emotionale Abgestumpftheit: Außerdem haben Sie Schwierigkeiten, Freude oder andere positive Emotionen zu empfinden.
Verhaltenssymptome:
- Passiv-aggressives Verhalten: Menschen, die ihre Wut unterdrücken, sind manchmal sarkastisch, lehnen vieles ab oder prokrastinieren, um sich bestimmten Situationen nicht stellen zu müssen.
- Sozialer Rückzug: Sie ziehen sich zurück und vermeiden so den Kontakt mit anderen Menschen und daraus resultierenden Konflikte.
- Selbstschädigendes Verhalten: Betroffene versuchen durch übermäßige Arbeit, Essen oder Trinken ihre Gefühle zu betäuben.
Unterdrückte Wut kann krank machen
Langfristig unterdrückte Wut kann ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen, wie die oben beschriebenen Symptome zeigen. Zur Selbstfürsorge gehört es, über seine eigenen Empfindungen zu reflektieren und auch Wut als Emotion zu akzeptieren.
Machen Sie sich darum auf den Weg – in Gesprächen mit Freunden, Seelsorger oder auch Therapeuten. Lassen Sie dieses Gefühl zu, nutzen Sie die Selbstreflexion, um freier leben zu können.
Warum ist Wut positiv?
Das Gefühl der Wut sinnvoll: Die Psychologie sieht darin ein Warnsignal des Körpers, das von uns entschlüsselt werden kann. Es zeigt dem Zornigen, dass etwas nicht in Ordnung ist: Eine Grenze wurde überschritten. Die Person ist also angehalten, etwas zu verändern.
Sinnvoll ist das Gefühl nicht nur für Sie selbst, sondern auch als Signal für andere. Nicht jeder merkt sofort, wenn er sich beispielsweise im Ton vergriffen hat.
Wut wird so zu einer treibenden Kraft, die positiv genutzt werden kann:
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Motivation
Wut motiviert uns: Wir setzen uns für anderen und uns selbst ein. Wir stecken neue Ziele und bekämpfen Ungerechtigkeiten.
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Grenzen setzen
Wut signalisiert, dass unsere Grenze verletzt wurde. Wir ergreifen Stellung und kommunizieren die Grenzüberschreitung. Das schafft Klarheit für die Zukunft.
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Ehrlichkeit
Wut bringt unsere wahren Gefühle ans Licht, die wir vielleicht zuvor ignoriert haben. Wir gehen achtsamer mit uns selbst um und können eine wertschätzende Haltung einfordern.
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Veränderung
Mit der Wut beginnt der Wunsch nach Veränderung. Wir sprechen Missstände an und können sie bearbeiten.
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