Was ist Zärtlichkeit?
Zärtlichkeit ist eine besondere Form des Umgangs miteinander. Sie steht für eine innige, mitunter auch intime Beziehung eines Menschen zu einem anderen. Oft drücken wir Zärtlichkeit durch Gesten und Berührungen wie Schmusen, Liebkosen oder Streicheln aus. Das zeigen auch Synonyme wie Liebkosung, Zuneigung, Zuwendung und Fürsorglichkeit.
Wer zärtlich zu einer anderen Person ist, kümmert sich um sie, sorgt sich um ihr Wohlergehen. Einer kranken Person streicheln wir liebevoll übers Haar, wenn jemand traurig ist, drücken wir die Person an uns. Aber auch wenn wir uns für jemanden freuen, wollen wir die Person am liebsten umarmen. Und der Händedruck zur Begrüßung ist ebenfalls ein Ausdruck von Nähe, die wohlgesinnt ist. Der Wunsch nach zärtlichem Umgang ist nur natürlich und zeigt sich in Freud und Leid.
Bedeutung von Zärtlichkeit
Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan. Etwa zwei Quadratmeter beträgt die Gesamtfläche beim Erwachsenen. Und jeder Millimeter kann Berührungen wahrnehmen (Tastsinn) und ebenso spenden (taktile Stimulierung). Dass sie so empfänglich für Berührungen ist, hat einen einfachen Grund. Die Haut ist schon während der embryonalen Entwicklung eng mit dem Nervensystem verbunden. Unabhängig von Geschlecht oder Alter existiert der Wunsch nach körperlicher Nähe und zärtlicher Berührung. Mehr noch: Nähe und zärtliche Berührungen sind lebensnotwendig. Das gilt für Menschen ebenso wie im Tierreich.
Wurden Menschen in ihrer Kindheit emotional vernachlässigt, zeigen sie später häufig Verhaltens- und Persönlichkeitsstörungen. Umgekehrt fördern liebevolle Eltern bei einem Kind, dass dieses sich gesund entwickelt. Es kann später selbst zärtliche Berührungen annehmen und geben. Dieses Verhalten ist Grundvoraussetzung für gesunde, zwischenmenschliche Beziehungen, aus denen sich Liebe und Partnerschaft entwickeln können.
Liebevoller Umgang lässt Urvertrauen entstehen
Kinder, besonders Säuglinge, sind anfangs noch völlig hilflos und auf die Bezugsperson angewiesen. Die erste Bezugsperson ist üblicherweise die Mutter. Heutzutage ist es Standard, direkt nach der Geburt das Kind schnellstmöglich auf den Bauch der Mutter zu legen. So spürt es sofort den innigen Körperkontakt. Ständiger Körperkontakt vermittelt ein Gefühl der Geborgenheit. Wenn bei Angst, Müdigkeit oder Kranksein sich jemand kümmert, weiß das Kind: Ich bin nicht allein.
Regelmäßige Zuwendung – eben nicht nur beim Stillen, Füttern oder Wickeln – lässt das Urvertrauen entstehen. Es zeigt, dass das Kind sich auf die Liebe und Fürsorge der Bezugsperson verlassen kann. Und diese Form der Zärtlichkeit hat bis ans Lebensende positive Auswirkungen:
- Berührungen steigern die Zufriedenheit.
- Über körperliche Nähe regulieren wir Emotionen wie Trauer und Freude.
- Sie tragen dazu bei, Schmerzen zu verringern.
- Körperkontakt baut Stress ab und kann den Blutdruck senken.
Zärtlichkeit beim Mann
Einige Studien deuten darauf hin, dass Frauen ein größeres Bedürfnis nach Zärtlichkeit besitzen als Männern. Dafür kommen verschiedene Ursachen infrage:
- Nerven
Die Haut von Frauen ist mit deutlich mehr und empfindlicheren Nervenenden ausgestattet als die Haut von Männern. - Hormone
Der Testosteronspiegel ist bei Männern höher. Diesem Hormon werden einerseits höhere Leistungsfähigkeit zugeschrieben. Andererseits kann es für stärkere Egozentrik und geringere Empathie verantwortlich sein. - Erziehung
Besonders in älteren Generationen war die Ansicht verbreitet, dass ein zärtlicher Umgang mit Jungen dazu beiträgt, sie verweichlichen oder „verweiblichen“ zu lassen. Diese Meinung gilt mittlerweile als überholt.
Liebe: Was tun, wenn man keine Zärtlichkeit bekommt?
In einer Partnerschaft kann Zärtlichkeit Ausdruck von Erotik sein. Mit seinem Partner zu kuscheln, ihn zu küssen und zu berühren kann als Vorspiel zu sexueller Vereinigung überleiten. Aber nicht automatisch. Zärtliche Berührungen können ganz ohne „Hintergedanken“ passieren und sollten in jeder Partnerschaft vorkommen. Genau das ist aber nicht immer der Fall.
Manchmal werden Liebkosungen mit Sex verwechselt: Der eine will mehr, dem anderen reichen liebevolles Streicheln und Kuscheln. In anderen Fällen sind Küsse und Streicheln überhaupt kein Teil mehr der Beziehung. Wenn Sie Zärtlichkeit vermissen, sollten Sie das Gespräch suchen. Das völlige Ausbleiben ist ein deutliches Indiz für eine Beziehungskrise. Hierbei geht es wohlgemerkt nicht um vorübergehend weniger Körperkontakt, sondern generelle Veränderungen.
Selbsttest: Kommen Zärtlichkeiten zu kurz?
Nachfolgend können Sie in diesem Selbsttest Ihre Partnerschaft einer kritischen Betrachtung unterziehen. Haken Sie einfach Zutreffendes direkt im Browser ab:
- Abends vor dem Zubettgehen kuscheln Sie noch ein bisschen und wünschen sich eine gute Nacht.
- Immer mal wieder überrascht der eine den anderen, bereitet das Frühstück vor, deckt den Tisch ein.
- Wenn einer das Haus verlässt, verabschieden Sie sich liebevoll mit einem Kuss.
- Manchmal hinterlassen Sie sich kleine Liebesbotschaften.
- Sie können einander aufmerksam zuhören und nehmen Anteil an Erzählungen.
- Draußen beim Spazieren ergreifen Sie sofort Ihre Hände.
- Sie und Ihr Partner kochen sich hin und wieder etwas Besonderes oder backen einen Kuchen.
- Der eine mag keine Schnulzen, der andere keinen Fußball: Trotzdem sitzen Sie beisammen, jeder nimmt mal auf die Interessen des anderen Rücksicht.
- Mit einer liebevollen Massage überraschen Sie Ihren Partner.
- Sie machen sich gegenseitig Komplimente.
Zärtlichkeit ausdrücken: Tipps für innige Gesten
Der obige Selbsttest gibt Ihnen bereits Hinweise darauf, wie eine zärtliche Beziehung aussehen kann. Klar ist, dass nicht immer alles eitel Sonnenschein sein kann. Manchmal kommt es zu Streit. Und nicht immer kann man dem Partner einen Kuchen backen. Es geht auch mehr um eine Grundhaltung: Haben Sie beide die gleiche Auffassung davon, dass diese Dinge wichtig sind? Wenn Sie solche Zärtlichkeiten vermissen, ist es Zeit, sie wieder aufzunehmen. Dazu noch einige Tipps:
Zeigen Sie sich wertschätzend
Es sind die kleinen Dinge, in denen sich Wertschätzung und Liebe zeigen. Zärtlichkeit können Sie nicht nur durch Körperkontakt beweisen: Fürsorgliches Verhalten geht auch, indem Sie nachfragen: Geht es Dir gut? Ist Dir warm genug? Kann ich Dir etwas Gutes tun? Konsequenterweise sollten Sie sich so auch in Gegenwart anderer verhalten.
Bei einer Feier bringen Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin ein Getränk mit, helfen in den Mantel und Ähnliches. Ausbleibende Fürsorge kann auf erloschene Liebe hindeuten. Ist der Umgang zudem noch nicht einmal mehr freundschaftlich, zeigt sich das in mangelndem Respekt. Etwa durch schnippische Bemerkungen und Demütigungen im Alltag.
Denken Sie an Ihren Partner
Liefern Sie Ihrem Partner immer wieder kleine Beweise Ihrer Zuneigung. Nicht nur zum Valentinstag. Überraschen Sie ihn mit einem Ausflug ins Solebad oder einer anderen schönen Unternehmung.
Schicken Sie von unterwegs eine Liebesbotschaft aufs Handy. Oder hinterlassen Sie ein Post-it mit Herzchen am Badezimmerspiegel. Loben Sie ihn oder sie für etwas, das Sie toll finden. Ihre ehrliche Anerkennung wird für Freude sorgen. Und ganz häufig ist es so, dass Menschen sich mit etwas Ähnlichem revanchieren.
Nehmen Sie sich Zeit
Zeit für Zärtlichkeit, Zeit für den Partner: Seien es Gespräche oder körperliche Nähe – manches braucht Zeit. Vielleicht sogar Vorbereitung für eine stimmungsvolle Atmosphäre. Zünden Sie ein paar Kerzen an, legen Sie Musik auf und dimmen Sie das Licht. So können Sie nicht nur einen schönen Abend oder das Wochenende einläuten. Oftmals fällt es in heimeliger Atmosphäre leichter, sich zu öffnen. Themen anzusprechen, die einen bedrücken.
Ein Drittel aller Paare mit Beziehungsproblemen gibt mangelnde Zuwendung als Grund an. Zuwendung heißt aber nicht nur Küssen und Streicheln, sondern sich auch dafür zu interessieren, was in dem anderen vorgeht. Der Austausch von Worten bedeutet Nähe. Und diese ist die Basis für (körperliche) Zärtlichkeit. Wenn Sie sich also Zeit nehmen und aufmerksam dem anderen widmen, fühlt er sich geliebt und gesehen.
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