Erste Hilfe: So können Sie Leben retten

Bei vielen liegt der letzte Erste Hilfe Kurs schon Jahre oder gar Jahrzehnte zurück – meistens zur Zeit, als der Führerschein gemacht wurde. Seither hat sich viel verändert, anderes gerät zudem in Vergessenheit. Dabei ist Erste Hilfe gerade im Alter wichtig. Bei vielen alterstypischen Notfällen lässt sich dadurch das Leben des Partners oder eines Freundes retten. Was Sie zum Thema Erste Hilfe wissen müssen, wie Sie bei einem Notfall handeln sollten und wann welche Maßnahme sinnvoll ist, erfahren Sie hier.

Erste Hilfe: So können Sie Leben retten

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Erste Hilfe Kurs: Online und in der Nähe

Den Begriff Erste Hilfe assoziieren viele lediglich mit dem Versorgen schwerverletzter Personen bei einem Unfall. Grund hierfür ist die Verpflichtung, vor der Prüfung zum Führerschein einen eintägigen Kurs zu absolvieren, der lebensrettende Sofortmaßnahmen (kurz: LSM-Kurs) lehrt.

Dabei ist Erste Hilfe viel mehr als nur das Beatmen von Unfallopfern. Die allermeisten Fälle, in denen Erste Hilfe geleistet werden muss, ereignen sich im privaten Umfeld. Daher ist unter Erster Hilfe allgemein die Versorgung von medizinischen Notfällen zu verstehen, bis der Rettungsdienst eintritt. Dazu zählen neben Atemstillstand und Kreislaufversagen auch diverse Verletzungen.

Dies alles lernen Sie bei einem Erste Hilfe Kurs vor Ort. Ansprechpartner sind unter anderem je nach Bundesland:

  • Deutsches Rotes Kreuz
  • Malteser
  • Johanniter
  • Arbeiter Samariter Bund
  • Feuerwehr
  • Krankenhäuser
  • Altenheime
  • Schulen
  • Betriebe

In Zeiten von Corona wird der Erste Hilfe Kurs zwar von einigen Anbietern auch online angeboten, dies kann aber nur eine Notlösung sein. Denn die Übungs- und Korrekturmöglichkeiten fallen beim Erste Hilfe Kurs online weg.

Dennoch hat das Deutsche Rote Kreuz eine App entwickelt, die Ihnen im Notfall aber auch im Vornherein helfen kann. Hier erfahren Sie alles weitere.

Erste Hilfe Kurs: Führerschein oder Alltag?

Erste Hilfe Kurse gibt es diverse. Von der Ersten Hilfe für den Säugling bis hin zum spezialisierten Fachpersonal bei bestimmten Krankheiten.

Wir empfehlen, im Abstand von mehreren Jahren einen zweitätigen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren (nicht nur den eintägigen LSM-Kurs für den Führerschein).

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Erste Hilfe Maßnahmen: Hauptsache handeln

Doch was macht man bei der Ersten Hilfe? Schwere Erkrankungen wie ein Schlaganfall (Apoplex) oder ein Herzinfarkt sind Fälle, in denen schnelle Erste Hilfe geleistet werden muss, um dem Betroffenen eine bessere Überlebenschance zu ermöglichen.

Viele haben jedoch Angst, bei Maßnahmen zur Ersten Hilfe Fehler zu machen und handeln daher aus Unsicherheit gar nicht. Doch das ist in der Tat der einzige Fehler, denn man tatsächlich begehen kann: Nichts zu tun. Daher gilt: Jede Erste Hilfe ist besser als Nichtstun.

Erste Hilfe Ablauf: HELD und weitere Grundsätze

Mit den Jahren hat sich eine Abkürzung durchgesetzt, welche die Maßnahmen verdeutlicht, die Sie in einem Notfall auf jeden Fall anwenden können und sollten: der HELD. Die Buchstaben stehen dabei im Einzelnen für:

  • Hilfe holen, also einen Notruf (112) absetzen
  • Ermutigen, also Mut und Trost zusprechen, Zuhören und Körperkontakt suchen
  • Lebenswichtige Funktionen prüfen, also Bewusstsein beziehungsweise Atmung regelmäßig im Blick behalten
  • Decke unterlegen, also an den Wärmeerhalt denken – selbst im Hochsommer

Diese vier Dinge kann nahezu jeder Mensch leisten. Und die gute Nachricht ist: Wenn Sie das tun, sind Sie bereits ein Held.

Gerade der erste Punkt ist dabei besonders wichtig: In ganz Europa hat sich inzwischen mit der 112 eine einheitliche Notrufnummer durchgesetzt. Wenn Sie dort anrufen, ist es sehr entscheidend, dass Sie eine weitere Eselsbrücke berücksichtigen: Die fünf W:

  • Wo hat sich der Notfall abgespielt?
  • Was ist passiert?
  • Wieviele Personen sind zu versorgen?
  • Welche Verletzungen und Symptome sind zu erkennen?
  • Warten Sie auf Rückfragen!

Insbesondere der letzte Punkt hat die größte Bedeutung. Denn es kann immer sein, dass Sie in der Aufregung eine Information vergessen haben oder undeutlich gesprochen haben. Daher sollten Sie das Gespräch erst beenden, wenn Ihnen mitgeteilt wird, dass alles klar und Hilfe unterwegs ist. Ihr Name, also wer anruft, ist hingegen weniger von Belang.

Anschließend widmen Sie sich bitte erst dem Verletzten oder Erkrankten. Teilen Sie diesem ruhig mit, was mit ihm geschieht und dass Sie für ihn da sind. Sind andere Personen zugegen, schirmen Sie den Betroffenen bitte von diesen ab.

Denken Sie dabei bitte unbedingt an Eigenschutz: Bei einem Unfall gilt es daher zunächst, die Unfallstelle abzusichern, bei Blutungen sollten Sie unbedingt Handschuhe anziehen.

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Wann sind welche Erste Hilfe Maßnahmen wichtig?

Zunächst ist es in jedem Notfall wichtig, dass Sie selbst so gut wie möglich Ruhe bewahren und ausstrahlen. Atmen Sie daher mehrmals tief ein und aus, um Ihren eigenen Puls herunter zu fahren und den Stress zu minimieren.

Nachdem Sie wie erwähnt einen Notruf abgesetzt und die Stelle abgesichert haben, können Sie sich dem Betroffenen zuwenden. Sprechen Sie ihn an. Reagiert er nicht und ist nicht bei Bewusstsein, geht es in einem zweiten Schritt immer darum, die Atmung zu prüfen.

Dazu gehen Sie mit Ihrem Ohr einige Zentimeter über die Nase des Verletzten mit Blickrichtung seines Körpers. Auf diese Weise können Sie die Atmung gleich dreifach beurteilen:

  • Sie hören die Atmung
  • Sie fühlen an Ihrem Ohr, ob sich ein Luftzug durch die Atmung entwickelt
  • Sie sehen, ob sich der Brustkorb leicht hebt

Der Puls wird schon sein längerem nicht mehr gemessen, da in diversen Untersuchungen selbst Ärzte in Stresssituationen entweder keinen eindeutigen Puls erfühlt haben, obwohl dieser vorhanden war oder aber ihren eigenen Puls für den des Patienten hielten. Folglich kann man in diesem Zusammenhang von einem Ersthelfer eine einwandfreie Begutachtung keinesfalls erwarten.

Die stabile Seitenlage

Ist eine Atmung vorhanden, legen Sie den Bewusstlosen bitte von der Rückenlage in die stabile Seitenlage, damit die Zunge nicht in den Rachen rutscht und die Atmung blockiert. Dazu gehen Sie bitte wie folgt vor:

  1. Knien Sie sich an die Seite des Betroffenen und strecken das Ihnen zugewandte Bein aus. Das andere, von Ihnen abgewandte, winkeln Sie bitte im rechten Winkel an, stellen es also auf.
  2. Den Arm, der Ihnen am nächsten liegt, legen Sie bitte im rechten Winkel so nach oben, dass die Handfläche gen Himmel zeigt.
  3. Ergreifen Sie das gegenüber von Ihnen gelegene Handgelenk des Betroffenen und legen Sie diesen Arm vor dessen Brust, so dass die Hand die Wange berührt. Halten Sie diesen Arm dabei fest, damit er wieder zurück rutscht.
  4. Mit Ihrer anderen Hand ergreifen Sie nun die von Ihnen abgewandten Hüfte und ziehen den Betroffenen zu sich herüber. Diese Rollen geht selbst bei schweren Menschen erstaunlich einfach.
  5. Überstrecken Sie nun den Kopf und öffnen den Mund. Diese Haltung können Sie mit der Hand, die an der Wange liegt, absichern. Gegebenenfalls müssen Sie zuvor seinen Mund- und Rachenraum von Erbrochenem frei räumen – selbstverständlich mit Handschuhen.
  6. Kontrollieren Sie weiterhin die Atmung des Betroffenen und die Tatsache, dass der Mund der tiefste Punkt des Körpers bleibt, damit ein eventuelles Erbrechen oder Speichel nicht die Atemwege verstopft, sondern ungehindert abfließen kann.

So sieht die stabile Seitenlage dann ordnungsgemäß aus:

Erste-Hilfe-Stabile-Seitenlage-Bewusstlosigkeit

Die Reanimation

Wenn Sie keine Atmung feststellen können, geht es darum, den Betroffenen in Rückenlage zu reanimieren. In der Regel geht man davon aus, dass ein Ersthelfer dabei dreißig Mal auf die Mitte des Brustkorbs drückt und zweimal Atemluft durch Mund und Nase spendet.

Dabei ist die Herz-Druck-Massage deutlich wichtiger als die Beatmung. Sie sollte kräftig in einer Frequenz von hundert Kompressionen pro Minute erfolgen – das ist ungefähr der Rhythmus der Songs „Stayin Alive“ von den Bee Gees oder „Atemlos“ von Helene Fischer. Summen Sie diese Lieder also gerne vor sich hin, um die Frequenz zu halten.

Bei einer Reanimation sollten Sie auch keine Furcht haben, dem Betroffenen eine Rippe zu brechen. Zum einen sind Rippen stabiler als man denkt und selbst wenn dies geschehen sollte, ist ein Rippenbruch das kleinere Übel, welches problemlos ausheilbar ist. Oder drastischer formuliert: Lieber überleben mit gebrochener Rippe anstatt tot mit ungebrochener.

Ist ein Defibrillator erreichbar, sollten Sie diesen nutzen. Die meisten Geräte sprechen Ihnen genau vor, was zu tun ist, andernfalls finden Sie dort eine leicht verständliche, bildliche Anleitung auf den Geräten.

Blutungen stoppen

Bei schlimmen Blutungen geht es darum, diese mittels eines Druckverbandes zu stoppen. Hierfür benötigen Sie zum einen keimfreies Verbandsmaterial und etwas, mit dem Sie Druck ausüben können.

Wickeln Sie zunächst den Verband einige Male um die Wunde und legen dann eine weitere Kompresse oder einen unausgerollten Verband fest auf die Wunde. Im Notfall tut es auch ein fester Gegenstand wie ein Feuerzeug oder ein stabiles Päckchen.

Drücken Sie dabei diesen Gegenstand fest auf die verbundene Wunde und fixieren ihn mit dem Verband. Die Stillung der Blutung ist diesem Fall wichtiger als eine eventuelle Infektion zu verhindern.

Wunden decken Sie bitte locker mit einem sterilen Verbandstuch ab. Keinesfalls sollten Sie dies zu fest binden. Blasen oder ähnliches bitte nicht öffnen.

Schocklage

Bei einem allergischen Schock (zum Beispiel durch einen Insektenstich) oder einem Schock durch Blut- und Flüssigkeitsverlust, lagern Sie den Patienten bei Bewusstsein bitte auf dem Rücken und legen die Beine leicht erhöht auf ein dickes Kissen oder eine ähnliche Unterlage.

So kann das Blut besser in das Gehirn oder andere lebenswichtige Organe fließen. Verliert er sein Bewusstsein, ist die stabile Seitenlage anzuwenden.

Lagerung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Bei Notfällen des Herz-Kreislauf-Systems wie dem Herzinfarkt oder dem Apoplex, gilt das Gegenteil von der Schocklage.

Lagern Sie Patienten mit ausgestreckten Beinen und leicht erhöhtem Oberkörper, um Druck von Herz und Gehirn zu nehmen. Öffnen Sie das Hemd und alles, was beengt.

Verbrennungen und Erfrierungen behandeln

Bei Verbrennungen und Verbrühungen gibt es drei Dinge, die wichtig sind: kühlen, kühlen, kühlen. Aber bitte nicht mit Eis oder kaltem Wasser, sondern mit lauwarmen Wasser. Und das ganze über einen langen Zeitraum, nicht nur einmalig.

Bei einer Erfrierung bitten Sie den Betroffenen, die Körperstellen selbst so gut wie möglich in Bewegung zu halten. Wenden Sie extern keine Maßnahmen an wie Reiben oder Wärmflaschen. Sie können jedoch Ihre eigene Körperwärme durch ein Halten der erfrorenen Stelle abgeben. Öffnen Sie zudem Schuhe und Kleidung an den entsprechenden Stellen aber vermeiden Sie weitere Kälteeinwirkungen. Warme, und leicht gezuckerte Getränke helfen ebenfalls.

Brüche stabilisieren

Brüche sollten Sie in der Schonhaltung, die der Betroffene bereits von sich aus einnimmt möglichst stabilisieren. Offene Wunden gilt es wie oben erwähnt, steril zu versorgen, ansonsten improvisieren Sie mittels Verband, Dreieckstuch und festem Gegenstand eine Schiene, um Stabilität zu gewährleisten.

Vergiftungen versorgen

Zusätzlich zum Notruf 112, können Sie über die Telefonnummer 19240 die Giftnotufzentrale in der nächstgelegenen Großstadt erreichen. Helfen Sie außerdem dem Betroffenen beim Erbrechen, erzwingen Sie dies aber nicht.

Bei ätzenden Substanzen ist hingegen davon abzusehen, da diese möglichst kein zweites Mal durch den Rachenraum und die Speiseröhre gelangen sollten.

Erste Hilfe: PDF in Kurzfassung

Wir haben für Sie die wichtigsten Regelungen noch einmal in einer PDF-Datei zusammengefasst, die Sie sich HIER herunterladen und ausdrucken können. So können Sie sie jederzeit im Geldbeutel mit sich führen.

Info: Unterlassene Hilfeleistung

In Deutschland ist jeder Mensch verpflichtet, Hilfe im Notfall zu leisten. Ansonsten macht er sich strafbar. Unterlassene Hilfeleistung kann zu empfindlichen Geldstrafen und im Extremfall sogar zum Freiheitsentzug führen.

Haben Sie keine Angst, wenn Sie mit dieser Hilfeleistung jemandem schaden: Wenn Sie Erste Hilfe leisten, sind Sie von der Haftung aufgrund Fahrlässigkeit ausdrücklich ausgenommen, können also bei einem Fehler nicht belangt werden: Weder wenn Sie eine weitere Verletzung zufügen, noch wenn Sie die Kleidung oder anderes Eigentum zerstören müssen, um helfen zu können.

Als Ersthelfer sind Sie ein wichtiger Bestandteil der Rettungskette. Ohne Sie können die weiteren Glieder nicht funktionieren. Die Rettungskette sieht daher folgendermaßen aus:

  1. Notruf und Erstversorgung durch den Ersthelfer
  2. Lebensrettende Sofortmaßnahmen durch den Ersthelfer
  3. Eintreffen des Rettungsdienstes und des Notarztes und weitere Versorgung und Stabilisierung
  4. Transport ins Krankenhaus
  5. Behandlung in der Notaufnahme
  6. Weitergehende stationäre Versorgung des Patienten

Sie sehen also: Wenn Sie als Ersthelfer nicht tätig werden, können die weiteren Hilfen nicht zeitnah erfolgen.

Erste-Hilfe in Zeiten von Corona

In Zeiten, in denen ein Mindestabstand angebracht ist, verändert sich auch die Erste Hilfe. Selbstverständlich geht Ihr Eigenschutz als Ersthelfer immer vor.

Daher sind das Anlegen von Alltagsmasken zusätzlich zu Einweghandschuhen bei der Ersten Hilfe dringend zu empfehlen. Nicht nur bei Ihnen, auch bei dem Patienten.

Zudem sollte bei der Reanimation auf die Beatmung verzichtet und nur eine Herzdruck-Massage durchgeführt werden. Wenn Sie dennoch Sorge vor einer Ansteckung haben, ist dies grundsätzlich nachvollziehbar. Einen Notruf können Sie jedoch immer absetzen – auch mit einem Mindestabstand von 1,5 Metern.

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[Bildnachweis: herbstlust.de]

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