Was bedeutet es, Händchen zu halten?
Die Haut ist unser größtes Organ. Über sie nehmen wir zahlreiche Empfindungen auf. Berührungen sind für Menschen jeden Alters wichtig, ja sogar lebensnotwendig. Unser Körper schüttet dabei nämlich das sogenannte „Kuschelhormon“ Oxytocin aus. Und das gibt uns ein Gefühl der Sicherheit und baut Stress ab. Schon scheinbar kleine Berührungen wie Händchen halten haben daher eine enorme Wirkung für die Psyche. Zunächst sind es Familienmitglieder – kleine Kinder nimmt man an die Hand, wenn man spazieren geht oder eine Straße überquert.
Später wird der Kreis um Freunde in der Schule erweitert. Und dann kommt ein Alter, in dem es vielen wichtig ist, selbstständig zu sein: „Ich kann alleine laufen.“ Spätestens ab der Pubertät hat Händchen halten noch eine weitere Dimension. Denn es ist eine harmlose und gleichzeitig intime Geste – schließlich halten wir nicht mit jedem Händchen. Finden sich zwei Menschen sympathisch oder gar mehr, ist es meist die Vorstufe zu einer Beziehung.
Kulturelle und gesellschaftliche Aspekte
In westlichen Ländern bringt man Händchenhalten bei Männern und Frauen mit Romantik und Partnerschaft in Verbindung. Aus diesem Grund ist es in islamischen Ländern in der Regel verpönt oder sogar verboten, dass Paare sich öffentlich so zeigen. Andersherum kommt es in südlichen, vor allem arabischen und afrikanischen Ländern vor, dass Männer sich an den Händen halten. Sie demonstrieren mit dieser Geste Freundschaft und Respekt.
Ob in westlichen oder eher restriktiven Gesellschaften: Bei homosexuellen Paaren ist Händchen halten noch etwas anderes. Einer älteren EU-Umfrage zufolge verzichten viele darauf aus Angst vor Ablehnung. Immerhin 74 Prozent der schwulen Männer und 51 Prozent der lesbischen Frauen fürchten negative Konsequenzen. Wenn homosexuelle Paare in der Öffentlichkeit Hand in Hand gehen, hat das also mehr den Charakter eines Statements oder bedeutet sogar ein Outing.
Auf diese Arten kann man Händchen halten
Sie können auf unterschiedlichste Arten mit einer anderen Person Händchen halten. Mal locker, mal fest, mal scheinbar zufällig. Und natürlich: An einem heißen Sommertag ziehen es manche vor, ihre schwitzigen Hände eher in der Luft hin und her baumeln zu lassen. Davon unbenommen können Sie mit Ihren Händen folgende Botschaften senden:
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Finger miteinander verschränken
Die wohl eindeutigste Geste beim Händchenhalten: Sie signalisiert Verbundenheit und Nähe. Die Person möchte mit ihrem Partner oder Partnerin ganz viel Körperkontakt haben.
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Lose ein, zwei Finger einhängen
Fälschlicherweise könnte man das als Zeichen geringerer Zuneigung interpretieren. Es hat aber auch etwas Verspieltes und ist in der Öffentlichkeit ein deutliches Zeichen. Denn da fallen Liebes- und Zugehörigkeitsgesten sonst geringer aus.
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Sanft Händchen halten
Er greift ihre Hand ganz sachte. Wer so Händchen hält, signalisiert Zugehörigkeit nach außen. Der Mann zeigt so seiner Partnerin, dass er für sie da ist. Gleichzeitig gibt es genügend Freiraum für beide.
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Ganze Hand fest umschließen
Diese Geste ist ambivalent: Manchmal gibt ein fester Griff Halt – wenn man beispielsweise sonst über einen unebenen Weg stolpern würde. Wird die Hand jedoch dauerhaft umklammert, hat das mehr von einer Dominanzgeste. In dem Fall sollte die Partnerin das Verhalten im Alltag beobachten.
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Hand liegt oben auf
Sitzt ein Paar auf einer Bank und einer legt seine Hand auf die Hand des anderen, ist das auch eine Form des Händchenhaltens. Dabei geht es nicht unbedingt darum, zu dominieren. Vielmehr symbolisiert diese Geste: Ich beschütze dich.
Hand entziehen: Bedeutung situationsabhängig
Wenn eine andere Person jemanden ihre Hand entzieht, muss das nicht zwangsläufig negativ sein. Es kommt auf den Kontext an. Ergreift beispielsweise ein Mann beim ersten Date die Hand und die Frau entzieht sie ihm, schafft das zunächst Distanz. Vielleicht ist ihr dieser Körperkontakt (noch) zu nah. Dann ist es ein Zeichen von Schüchternheit. Möglich aber auch, dass sie sich tatsächlich nicht mehr mit dieser Person vorstellen kann. Das gilt es im Gespräch zu klären.
Vor allem bei frisch verliebten Paaren ist häufig zu beobachten, dass diese sich ständig berühren. Im Laufe der Jahre kann es auch vorkommen, dass Paare weniger Händchen halten und sich stattdessen am Arm einhaken. Das ist kein Vorbote einer Beziehungskrise, sondern lediglich eine andere Form der Zusammengehörigkeit. Nach außen stellt dieses Paar immer noch eine Einheit dar.
Positive Effekte des Händchenhaltens
Jeder kann Händchen halten. Schon Babys umklammern in ihren winzigen Fäustchen die Finger ihrer Mutter. Und das hat viele positive Effekte, bis ins hohe Erwachsenenalter:
- Händchen halten vermittelt Sicherheit
An der Hand des anderen zu gehen, bedeutet einen gewissen Schutz zu genießen. Nach außen ist klar: Ich bin nicht allein. Falls ich stolpere, fängt mich der andere auf. - Händchen halten ist ein Anfang
Bevor Paare zueinander finden, halten sie sich an den Händen. Diese erste Berührung ist ähnlich zart und aufregend wie der erste Kuss. Erwidert der andere die Geste, zeigt er oder sie, dass er mehr als Freundschaft möchte. - Händchen halten ist Vertiefung
Die Geste ist ein Zeichen für Nähe und Zugehörigkeit. Beide Menschen stehen zu sich und ihrer Liebe, verstecken ihre Zuneigung füreinander nicht. Das Händchenhalten hat zudem eine selbstverstärkende Wirkung. - Händchen halten ist Erotik
Mit Händen nehmen wir die Umgebung wahr. Unser Tastsinn übermittelt Kälte, Hitze, Schmerz, aber auch Zärtlichkeit und andere angenehme Berührungen. Hände zu streicheln, mit den Händen den Körper des geliebten Menschen zu erkunden - Händchen halten macht Mut
Indem Sie die Hand Ihres Partners in einer stressigen Situation ergreifen, signalisieren Sie Ihre Unterstützung. Der andere kann Mut schöpfen, weil er nicht allein ist. - Händchen halten ist gesund
Tiffany Martini Field, Direktorin der Medizinischen Fakultät der Universität von Miami, zufolge senkt Händchenhalten den Blutdruck und den Puls. Die Haut sei ein Sinnesorgan, was wie Ohren und Augen Stimulation bräuchte.
Händchen halten ohne Beziehung?
Wenngleich obige Beispiele meist von einer Beziehung ausgehen: Nicht immer ist diese Geste so eindeutig. Für junge Frauen ist Händchenhalten oft noch ein Symbol der Freundschaft. Sie finden nichts dabei, ihre Zuneigung und Verbundenheit so zu zeigen, auch wenn sie kein Paar sind. Bei potenziellen Beziehungspartnern sieht es anders aus. Händchenhalten ist eine Geste, die die meisten als romantisch interpretieren.
Meist wird jemand seine Hand entziehen, wenn er keinen näheren Kontakt und damit keine Beziehung möchte. Aber hier gibt es kein Richtig oder Falsch. Selbst in einer Affäre kann es vorkommen, dass Partner Händchen halten. Sind beide ungebunden, kann es ein Indiz für den Beginn einer Beziehung sein. Oder aber beide gewichten diese Geste weniger stark als allgemein üblich. Wie es konkret gemeint ist, darüber müssen sich beide verständigen.
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