Handysucht bei Senioren: Symptome, Ursachen + Tipps

Was früher nur ein Problem der jungen Generation war, trifft heute auch die Älteren: Die Handysucht. Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran und mit ihr die Nutzung von Smartphones in allen Altersgruppen. Früher galten Handys vor allem als Kommunikationsmittel für jüngere Menschen. Heute sind Smartphones und Tablets aus dem Alltag der Senioren nicht mehr wegzudenken. Doch mit dem Nutzen wächst auch die Gefahr. In diesem Artikel beleuchten wir das Phänomen der Handysucht bei Senioren, beschreiben die Symptome und geben praktische Tipps, wie man aus der Abhängigkeit aussteigen kann.

Handysucht bei Senioren: Symptome, Ursachen + Tipps

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Was ist Handysucht?

Bei der Handysucht, auch als Smartphone-Abhängigkeit bekannt (in Englisch: „Nomophobia“ von „No-Mobile-Phone-Phobia“), handelt sich um die Angst, ohne Handy unterwegs zu sein und deshalb etwas zu verpassen. Der Handysüchtige nutzt also zwanghaft und übermäßig Mobilgeräte. Das hat negative Auswirkungen auf das soziale, psychische und körperliche Wohlbefinden.
Bei Senioren ist neben dem Smartphone zunehmend die intensive Nutzung eines Tablets zu beobachten, welches das Handy zu Hause ersetzt und das Surfen im Netz durch den größeren Bildschirm komfortabler macht.

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Warum betrifft Handysucht auch Senioren?

Senioren haben in den letzten Jahren in der Nutzung digitaler Technologien stark aufgeholt. Smartphones bieten ihnen Zugang zu sozialen Netzwerken, Nachrichten, Unterhaltungsangeboten und Apps zur Gesundheitsüberwachung. Diese Vielfalt kann jedoch dazu führen, dass Senioren mehr Zeit mit dem Handy verbringen, als ihnen gut tut. Die Einsamkeit im Alter, wenige soziale Verpflichtungen oder Mobilitätsprobleme begünstigen die Handysucht bei der älteren Generation.

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Was sind die Symptome der Handysucht bei Senioren?

Die Symptome unterscheiden sich bei Senioren nicht wesentlich von denen jüngerer Menschen. Allerdings können sie sich aufgrund altersbedingter Besonderheiten anders auswirken. Zu den typischen Anzeichen gehören:

  • Zwanghafte Nutzung:

    Betroffene greifen häufig und ohne konkreten Anlass zum Handy oder einem anderen mobilen Endgerät.

  • Schlafprobleme

    Die Nutzung vor dem Schlafengehen kann zu Einschlafproblemen oder schlechtem Schlaf führen, denn die kleinen Bildschirme senden blaues Licht. Das stört die Schlafqualität, weil die Produktion des „Schlafhormons“ Melatonin blockiert wird.

  • Beeinträchtigung der Gedächtnisleistung

    Durchschnittlich kann der Mensch rund sieben Informationen im Kurzzeitgedächtnis speichern. Smartphones und Tablets überschütten unser Gehirn mit viel mehr Informationen zum Beispiel auf Social Media. Das führt zu einer größeren kognitiven Belastung, als das Gehirn bewältigen kann.

  • Konzentrationsstörungen

    Die permanente Ablenkung durch Benachrichtigungen reduziert die Konzentrationsfähigkeit.

  • Vernachlässigung der eigenen Gesundheit

    Durch die ständig bereitstehende Unterhaltung, Nachrichten, Spiele-Apps sowie Videos wird die Bewegung zugunsten der Handynutzung vernachlässigt.

  • Soziale Isolation

    Obwohl durch die Handynutzung ständig eine Verbindung zur Welt draußen existiert, werden die Senioren immer mehr sozial isoliert. Es besteht zwar eine Verbindung zur digitalen Welt, jedoch wird die reale Kommunikation parallel reduziert.

  • Vernachlässigung von Alltagspflichten

    Durch die Ablenkung werden alltäglichen Verpflichtungen vernachlässigt. Aufgaben im Haushalt oder Garten, selbst die eigene Körperhygiene leidet, weil Antriebskraft durch das unkontrollierte Surfen im Netz verbraucht wird.

  • Reizbarkeit bei Entzug

    Wird das Handy weggenommen oder ist der Akku leer, können Betroffene gereizt oder gar ängstlich reagieren.

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Welche Auswirkungen hat die Handy-Abhängigkeit auf das Leben von Senioren

Die Handysucht hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben. Diese betreffen sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit sowie die sozialen Beziehungen.

  1. Körperliche Gesundheit

    • Bewegungsmangel:
      Die stundenlange Nutzung im Sitzen kann zu Muskelschwund, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Problemen führen.
    • Augenprobleme:
      Der dauerhafte Blick auf einen (kleinen) Bildschirm kann Sehstörungen verursachen.
    • Haltungsschäden:
      Verspannungen im Nacken- und Rückenbereich entstehen durch eine falsche Sitzhaltung.
  2. Psychische Gesundheit

    • Einsamkeit:
      Paradoxerweise fördert die ständige Online-Präsenz ein Gefühl der sozialen Leere.
    • Angst:
      Das intensive Konsumieren schlechter Nachrichten kann eine negative Weltansicht prägen und Angst schüren.
    • Stress:
      Permanente Erreichbarkeit (für Familie und Freunde) kann Druck und Anspannung erzeugen.
    • Selbstwertprobleme:
      Das ständige Vergleichen mit anderen in sozialen Medien kann zu Minderwertigkeitsgefühlen führen.
  3. Soziale Beziehungen

    • Entfremdung von Familie und Freunden:
      Die reale Kommunikation mit Familie und Freunden nimmt ab.
    • Konflikte:
      Diskussionen über die exzessive Nutzung können zu Spannungen im familiären Umfeld führen.

Welche Ursachen hat die Handysucht im Alter?

Die Handysucht im Alter hat leicht nachvollziehbare Ursachen:

  • Einsamkeit

    Das Leben hat sich mit dem Renteneintritt tief greifend verändert. Alte Freundes- und Bekanntenkreise fallen durch den Job weg und die eigenen Familienangehörigen sind beschäftigt. Es fehlt darum häufig der soziale Austausch.

  • Langeweile

    Es gibt viel freie Zeit, die gefüllt werden will. Nicht jeder empfindet Freude bei einem Spaziergang in der Natur oder hat ein Hobby für sich entdeckt. Es wird in den Tag hineingelebt und der Alltag verliert an Struktur.

  • Zugang zu Unterhaltung

    YouTube, Spiele-Apps oder soziale Netzwerke bieten schnell Ablenkung und stehen immer zur Verfügung.

  • Digitale Inklusion

    Die Surfen im Internet schenkt das Gefühl, Teil der modernen Gesellschaft zu sein und am Leben teilzuhaben.

Tipps zur Reduzierung und Vermeidung von Handysucht bei Senioren

Sie haben sich hier wieder gefunden und möchten etwas an Ihrer Handynutzung ändern? Wir haben für Sie die besten Tipps von Therapeuten zusammengestellt:

  1. Bewusstsein schaffen

    Der erste Schritt aus der Abhängigkeit ist das Erkennen des Problems. Sie sollten Ihre persönlichen Gewohnheiten im Umgang mit dem Handy reflektieren:

    • Wie oft greife ich zum Handy?
    • Was mache ich am Handy?
    • Fühle ich mich unruhig, wenn ich es nicht benutze?
  2. Nutzungszeiten begrenzen

    Planen Sie feste Zeiten für Ihren Internetkonsum mit dem mobilen Endgerät ein. Am besten legen Sie Ihr Handy nicht neben das Bett, damit der erste Griff am Morgen und der letzte am Abend nicht der zum Smart-Phone ist. Laden Sie es in einem anderen Raum und planen Sie, wann Sie zum Beispiel Nachrichten lesen oder ausgewählte Spiele spielen möchten.
    Richten Sie außerdem feste Handy freie Zeiten ein, zum Beispiel beim Essen, damit die Unterhaltung nicht gestört wird oder abends zwei Stunden bevor Sie ins Bett gehen, damit Sie gut einschlafen können.

  3. Alternative Beschäftigungen finden

    Die Handyfreie Zeit muss neu gefüllt werden, zum Beispiel in dem sie ein altes Hobby aufleben lassen oder ein neues entdecken: Malen, Gärtnern oder Wandern.
    Auch das Engagement in einem Verein oder Ehrenamt bringt Sie auf andere Gedanken und belebt Ihr Leben. Gerne werden zur Abwechslung auch Gesprächskreise in Kirchen oder Seniorentreffen aufgesucht.

  4. Technische Hilfsmittel nutzen

    Sie können auch technische Hilfsmittel nutzen, um Ihre Zeit am Handy oder Tablet zu reduzieren, zum Beispiel in dem Sie eine Bildschirmzeit-App installieren, die Sie trackt und vor längerem Konsum bewahrt. Sie können Benachrichtigungen deaktivieren, um nicht im Dauermodus Meldungen zu erhalten.
    Und wenn das alles nicht hilft, können Sie Apps deinstallieren, die besonders viel Zeit in Anspruch nehmen und abhängiges Verhalten fördern.

  5. Familie und Freunde einbeziehen

    Offene Gespräche helfen weiter. Diskutieren Sie in der Familie und im Freundeskreis die Handynutzung und suchen Sie Gleichgesinnte. Stellen Sie gemeinsame Handyregeln auf, zum Beispiel für das Essen oder in welchem Zeitraum Sie Nachrichten beantworten.
    Besonders bringen gemeinsame offline Aktivitäten weiter. Planen Sie Treffen oder sogar Unternehmungen, diese schenken Ihnen neue Impulse.

  6. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen

    Wenn die Sucht tief sitzt und Sie nicht allein aus ihr herausfinden, werden Sie mutig und lassen Sie sich von einem Psychologen beraten. Nutzen Sie Therapieangebote oder Selbsthilfegruppen. Es ist keine Schande sich Hilfe zu holen, im Gegenteil es zeugt von Stärke und Weitsicht

Gedanken zum Schluss

Falls Sie sich hier an der ein oder anderen Stelle wieder gefunden haben, zeugt dies von Selbstreflexion. Handy-Abhängigkeit im Alter ist ein ernstzunehmendes, aber oft unterschätztes Problem. Auch Ältere können sich im digitalen Raum verlieren. Zu leicht greifbar ist die Ablenkung und Unterhaltung.
Medienkompetenz im Alter bedeutet ein Bewusstsein dafür zu schaffen, Alternative zu finden und einen gesunden Umgang mit der Technik zu entwickeln.
Das können Sie schaffen, in dem Sie gezielte Maßnahmen ergreifen. Handys sollten ein Werkzeug bleiben und nicht zum Mittelpunkt des Lebens werden.

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[Bildnachweis: Herbstlust.de; Shutterstock.com]

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