Typische Silvester Traditionen in Deutschland
Einige Traditionen an Silvester sind in ganz Deutschland üblich, andere vorrangig in bestimmten Regionen.
Feuerwerk
Zu den tyischen Silvester Traditionen in Deutschland zählt, das Jahr mit einem fulminanten Feuerwerk zu begrüßen. Der Lärm soll böse Geister vertreiben. Der Ursprung ist viel älter als die Pyrotechnik: Schon die alten Germanen gingen mit Krach und Licht gegen Geister und Dämonen vor. Sie glaubten, dass der Kriegsgott Wotan (auch Odin genannt) mit seinem Geisterheer in den sogenannten Rauhnächten umherzog und Schaden anrichtete. Um diese Unheilsbringer zu vertreiben, lärmten die Germanen mit Glocken und Trommeln, entzündeten Wagenräder und rollten diese die Hänge hinunter.
Während in anderen Ländern Privatfeuerwerke übrigens verboten sind, gehören sie hierzulande dazu. Einschränkungen sind trotzdem möglich: In der Nähe von Schutzobjekten ist das Zünden von Feuerwerkskörpern gänzlich verboten. Hinzu kommen je nach Bestimmungen örtlicher Behörden Böllerverbotszonen in den Altstädten. Weiterhin verboten sind Feuerwerkskörper ohne die vierstelligen CE-Kennzeichnung 0589.
Anstoßen
Klassischerweise begießt man das neue Jahr mit Sekt oder Champagner. Der darf aber keineswegs vor Mitternacht geöffnet werden – die Korken sollen erst um 12 Uhr knallen. Dazu zählen viele die letzten zehn Sekunden des Jahres, danach wünscht man sich „frohes neues Jahr“ oder einfach „frohes Neues“.
In der Zeit davor ist ein anderes Getränk üblich: der Punsch. Zutaten dafür sind Wasser (oder Wein), Tee, Zitrone und Zucker. Eine etwas aufwendigere Variante ist die Feuerzangenbowle. Neben Gewürzen wie Nelken, Zimtstange und Sternanis kommt zum trockenen Rotwein noch ein Zuckerhut dazu: Den beträufeln sie mit Rum und verbrennen ihn über dem Weintopf mit den Gewürzen.
Bleigießen
Bis vor wenigen Jahren war noch Bleigießen mit echtem Blei erlaubt. Ein EU-Verbot setzte dem ein Ende. Grund: Blei ist giftig und kann vor allem für Kinder gesundheitsschädlich sein. Mittlerweile sind Alternativen aus Zinn und Wachs zu kaufen. Und die funktionieren genauso: Sie schmelzen über einer Kerze ein kleines Figürchen in einem Löffel.
Die Flüssigkeit gießen Sie in kaltes Wasser. Anschließend nehmen Sie die Form heraus und halten sie gegen das Licht: Die Bedeutung erschließen Sie sowohl anhand der neuen Form als auch des Schattenbilds. Ein Ei bedeutet beispielsweise Nachwuchs, ein Rad steht für Veränderungen.
Deftiges Silvesteressen
Typisch an Silvester sind Essen wie Fondue oder Raclette. Dazu reichen die Gastgeber Fleisch, Schinken und Fisch. Als Gemüse beispielsweise Blumenkohl, Karotten, Zwiebeln und Mixed Pickles sowie Beilagen wie Kartoffeln, Baguettes, Kräuterbutter und Dips. Beide Essen eignet sich für gesellige Abende, weil jeder damit beschäftigt ist, sein eigenes Essen zuzubereiten.
Wer es lieber traditioneller mag, reicht seinen Gästen Fisch, genauer: Karpfen. Das hat noch einen anderen Vorteil. Wer „Karpfen blau“ zubereitet, kocht ihn in Essigwasser. Dadurch enthält er nicht nur seine charakteristische Farbe, sondern die Zubereitung erfolgt mit Schuppen. Davon sollten Sie sich beim Essen eine aufheben. Trocknen Sie die Schuppe und stecken sie diese in Ihr Portemonnaie – das bringt Glück und Geld.
Süßes Silvesteressen
Um Mitternacht folgt dann mit Berlinern (Nordrhein-Westfalen), Krapfen (Bayern) oder Pfannkuchen (Berlin) süßes Silvestergebäck. Dabei handelt es sich jeweils um die gleiche Leckerei, die aber je nach Region einen anderen Namen trägt. Um die Verwirrung komplett zu machen, existieren auch die anderen Namen in den Bundesländern – allerdings für andere Backwaren. Der Berliner beziehungsweise Krapfen oder Pfannkuchen ist üblicherweise mit Konfitüre gefüllt. Zu Silvester oder Karneval gibt es zudem zahlreiche Varianten mit Likör oder Fruchtmus.
Glück bringt es demjenigen, der in einen Berliner beißt und statt süßer Füllung auf Senf stößt. So zufällig das auch wirkt: Solche Backwaren müssen Sie beim Bäcker speziell bestellen und dann heimlich unter die anderen mischen.
Rummelpottlaufen
Typisch an Silvester ist das Rummelpottlaufen, das vor allem in Norddeutschland (Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen) üblich ist. Ähnlich wie an Halloween ziehen dabei am frühen Silvesterabend verkleidete Kinder von Haus zu Haus. Dabei singen sie typische Rummelpottlieder oder sagen Reime auf. Sinn und Zweck ihrer Darbietung sind Süßigkeiten.
Akustisch begleitet werden sie vom Rummelpott, auch Brummtopf genannt. Das ist ein Instrument, bei dem eine Schweinsblase über ein Gefäß gestülpt ist und mit dem sich polternde Geräusche erzeugen lassen. In manchen Regionen laufen auch Erwachsene von Haustür zu Haustür. Statt Süßigkeiten bekommen sie meist einen Schnaps.
Dinner for One
Deutlich gemächlicher geht es beim „Dinner for One“ zu: Typisch für Silvester und nur am letzten Tag im Jahr sendet Das Erste gemeinsam mit den dritten Programmsendern (WDR, BR, MDR…) den beliebten Fernsehsketch. Darin geht es um die ältere, vermögende Dame Miss Sophie und ihren ebenfalls in die Jahre gekommenen, treuen Butler James. Das Skurrile: Der Tisch ist wie jedes Jahr für die Gäste gedeckt, leider sind bereits alle verstorben.
James Aufgabe besteht darin, jeden Gast dennoch würdig zu vertreten, den Wein nachzuschenken und selbst auszutrinken – mit allen Konsequenzen. Die vage Hoffnung darauf, dieses Mal verschont zu bleiben, schlägt sich in der wiederholt gestellten Frage nieder: „The same procedure as last year?“ Worauf Miss Sophie konsequent antwortet: „The same procedure as every year.“
Silvesterzug
Eine regionale Besonderheit aus Schiltach im Schwarzwald ist der Schiltacher Silvesterzug. Er ist in Deutschland in dieser Form einzigartig und reicht etliche Jahrhunderte zurück. Bei diesem Silvesterzug handelt es sich um eine Art Prozession pietistischen Ursprungs. Abends um 20.15 Uhr treffen sich die Teilnehmer auf dem Marktplatz. Singend ziehen sie von dort zum evangelischen Pfarrhaus.
Dort hält der Pfarrer eine Predigt und erteilt anschließend den Segen. Danach zieht der Silvesterzug zurück zum Marktplatz, wo der Bürgermeister eine kurze Ansprache hält. Begleitet ist der Silvesterzug von Fackelträgern, die die ansonsten dunkle Stadt in ein warmes Licht tauchen.
Aberglaube: Was sollte man an Silvester nicht tun?
Manchmal hängen Silvesterbräuche mit Aberglauben zusammen: Wer dies oder das tut, hat Glück in der Liebe. Genauso gut umgekehrt: Wenn jemand etwas tut, bringt ihm das Pech ein. Unbedingt zu vermeiden ist Wäschewaschen und sie in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar zu trocknen. Auch hier geht es wieder um Wotan und sein Geisterheer. Dem Aberglauben zufolge könnten die sich in der Wäsche verheddern und verärgert sein.
Glücksbringer: Was soll an Silvester Glück bringen?
Neben der bereits erwähnten Fischschuppe gibt es einige Glücksbringer. Beliebte Symbole sind Klee, Hufeisen, Schornsteinfeger und Schweinchen – gerne auch kombiniert. Häufig gibt es diese Glücksbringer aus Schokolade und Marzipan. Sie sind beliebte Gastgeschenke, auch als Kleepflanze.
Silvesterbräuche in Europa + weltweit
Typische Rituale und Bräuche zu Silvester gibt es auch anderenorts. Eine Auswahl aus verschiedenen Ländern dieser Erde:
Argentinien
Die Argentinier verarbeiten Altpapier auf kreative Art. Sie machen daraus Papierschnipsel und werfen das Konfetti in der Silvesternacht aus dem Fenster. Damit entledigen sie sich auch symbolisch aller Altlasten. Ein weiterer Silvesterbauch ist das traditionelle Asado, ein spezielles Barbecue. Dieses Festmahl ist auch in anderen Ländern Südamerikas wie Chile und Bolivien als Festmahlzeit bekannt.
Dänemark
In Dänemark hat man sich die letzten Jahre über tatsächlich von der deutschen (!) Fernsehproduktion „Dinner for One“ begeistern lassen, so dass Sie den Sketch auch dort zu Silvester vorfinden. Typisch dänisch hingegen ist der Brauch, um Punkt 12 Uhr von einem Stuhl oder Sofa ins neue Jahr zu springen. Und etwas Süßes darf ebenfalls nicht fehlen – der Kransekage. Das ist ein kleiner Marzipankuchen, der speziell an Silvester gereicht wird.
Italien
An Silvester tragen Frauen rote Unterwäsche. Wichtig ist, dass diese noch neu und ungetragen ist. Das soll Glück bringen, vor allem in der Liebe.
Spanien
Wer in Spanien seinem Glück auf die Sprünge helfen will, verzehrt exakt zu den Glockenschlägen der Puerta del Sol in Madrid jeweils eine Traube. Wer allerdings mehr als 12 isst oder nicht bis zum Ende des letzten Glockenschlags alle Trauben verzehrt hat, dem steht Unglück ins Haus.
Portugal
In Portugal gibt es mit den Trauben dieselbe Silvestertradition wie in Spanien – mancherorts isst man statt Trauben allerdings zwölf Rosinen. In südlichen Regionen schlagen die Leute zudem Pfannen und Töpfe gegeneinander. Der Lärm soll böse Geister vertreiben.
Schottland
Die Schotten feiern ihr Silvester sehr ausgelassen: Immerhin an drei Tagen findet das sogenannte Hogmanay statt. Ein typisch schottischer Brauch ist das First Footing: Ein Gast überbringt als Erster Gaben in einem Haushalt. Glück bringt, wenn ein dunkelhaariger Mann mit einer Münze, Brot, Salz, einem Stück Kohle und Whisky das Haus betritt. Hellhaarige, Frauen, aber auch ein Arzt oder Pfarrer, der als Erster vor der Tür steht, bringen Unglück.
USA
Als typisches Einwanderungsland weisen die USA eine Vielzahl an Silvester Traditionen auf, die aus anderen Ländern bekannt sind. Wie hierzulande zählt beispielsweise die Linsensuppe zu den beliebten Silvestergerichten. Die Linsen erinnern in ihrer Form an Münzen und die stehen wiederum für Glück und Reichtum im nächsten Jahr. Aus Schottland stammt der ebenfalls in den USA praktizierte Brauch, an Silvester um Mitternacht „Auld Land Syne“ (Old long ago) zu singen, was in etwa „Alt und vor langer Zeit“ bedeutet. Außerdem praktizieren viele Amerikaner den Brauch „Nothing goes out“, zu Deutsch: Nichts verlässt das Haus. Keine Dinge – auch kein Müll – darf an Silvester das Haus verlassen.
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