Rituale: Sinnvoll für unser Sicherheitsgefühl

Rituale geben uns im hektischen Leben Halt und Sicherheit. So ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Menschen Ihre eigenen Rituale entwickeln. Wir zeigen, für was Rituale gut sind und beleuchten Beispiele für sinnvolle Rituale für Kinder und Erwachsene. Außerdem gehen wir der Frage nach, wann Rituale an ihre Grenzen stoßen.

Rituale: Sinnvoll für unser Sicherheitsgefühl

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Für was sind Rituale gut?

Der Begriff der Rituale wird meist mit großen religiösen, spirituellen Zusammenhängen assoziiert, wo althergebrachte Traditionen regelrecht zelebriert werden. Doch Rituale sind weit mehr als das. Rituale folgen klaren Regeln und Abläufen. Sie basieren auf regelmäßigen Wiederholungen und stehen oft symbolisch für einen tieferen Sinn.

In der Psychologie ist man sich inzwischen sicher: Jeder Mensch braucht Rituale, um seinem Leben Struktur zu geben. Denn Rituale…

  • …geben das Gefühl von Sicherheit in einer hektischen Welt.
  • …schaffen ein Gemeinschaftsgefühl mit anderen Menschen.
  • …gewähren Auszeiten.
  • …geben uns Orientierung.
  • …schaffen uns regelmäßig besonders wertvolle Momente.

Rituale helfen uns dabei, Tage, Wochen oder ganze Jahre in ein geregeltes System zu unterteilen. Sie sind persönliche Fixpunkte. Diese werden in regelmäßigen Abständen wieder und wieder zelebriert. In diesen Zeiten müssen wir keine Entscheidungen treffen. Alles läuft automatisiert ab.

Das gibt unserem Gehirn einen sicheren Anker und verursacht das Gefühl des Aufgehobenseins und der Geborgenheit. Rituale machen das Leben vorhersehbarer, kontrollierbar und damit einfacher.

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Welche Rituale gibt es?

Rituale lassen sich grob in zwei Kategorien unterteilen:

  • Persönlichen Rituale
    Der morgendliche Kaffee, das Feierabendbier, die tägliche Fernsehsendung, die gleiche Einkaufszeit, die selbe Spazierstrecke, der jährlich gleichbleibende Urlaubsort – jeder hat so seine eigenen kleineren und größeren Rituale.
  • Gesellschaftliche Rituale
    Festtage wie Weihnachten, Ostern oder Silvester sind für viele Menschen wichtige Ankerpunkte. Selbst wenn der Einzelne damit weniger verbinden kann, so sind diese Rituale doch gesellschaftlicher Konsens.

In beiden Fällen handelt es sich um Situationen, die wir im Griff haben und in- und auswendig kennen. Keine Neuheiten, kein Stress, keine Veränderung, keine Herausforderung, auf die wir reagieren oder an die wir uns anpassen müssen. Altbekanntes erdet uns.

Beliebte Rituale im Alltag: Beispiele

Je nach Tageszeit, Lebensphase und persönlichen Vorlieben gibt es verschiedene Rituale, die wir pflegen können. Einige Beispiele:

  • Morgenritual

    Wir sind müde und verschlafen und müssen erst langsam in die Gänge kommen. Dabei kann es uns helfen, uns mit unserem Körper zu befassen. Viele Menschen widmen sich morgens Ihrem Körper und ihrem Geist. Sei es durch Gymnastik oder andere Bewegungen. Ebenso hilfreich sind Meditation, Yoga oder ein Spaziergang. Es muss nicht immer der Kaffee sein, ohne den wir uns einbilden, nicht fit werden zu können.

  • Freundesritual

    Gerade im Ruhestand können wir uns unseren sozialen Beziehungen intensiver widmen. Warum nicht täglich oder wöchentlich uns mit Freunden treffen? Das kann in unserem Lieblingscafé sein. Oder eine feste Zeit, um gemeinsam Sport wie beispielsweise Nordic Walking zu betreiben.

  • Familienritual

    Familienfeiern und -feste sind ein wichtiger Ankerpunkt und gewinnen immer mehr an Bedeutung wenn wir älter werden. Außerhalb dieser bestimmten Highlights lassen sich bestimmte Zeiten ritualisieren, in denen der Kontakt zu Kindern und Enkelkindern bewusst aufgenommen wird. So zum Beispiel als Besuch, Telefonat oder per Skype, wenn die räumliche Distanz nichts anderes zulässt.

  • Ruheritual

    Sich zu seiner Lieblingsmusik zurückziehen, entspannt ein Buch lesen, ein Hobby nur für sich selbst pflegen. All das kann wichtig sein, um Zeit für uns selbst zu haben und zur Ruhe zu kommen. Das Bedürfnis nach innerer Einkehr wird gerade im Alter zunehmend wichtiger.

  • Abendritual

    Um abends zur Ruhe zu kommen und Abschied vom Tag zu nehmen, sollte es nicht zwangsläufig der Fernseher sein. Besser ist es, künstliche Lichtquellen auszuschalten. So kann man den Tag in Ruhe Revue passieren lassen. Möglichkeiten dazu sind: Ein Entspannungsbad mit Kerzen, das Führen eines Tagebuchs, schöne Musik.

Rituale für Kinder

Für Kinder sind Rituale besonders wichtig. In der Pädagogik gelten sie als ein entscheidendes Element für die Entwicklung. Sie geben Sicherheit und fördern dadurch die Selbstständigkeit sowie das soziale Miteinander. Außerdem erleichtern sie Übergänge und Veränderungen in den jeweiligen Entwicklungsphasen.

Das ist besonders wichtig, wenn Sie Enkelkinder haben. Dabei geht es nicht nur um die Feste wie Weihnachten oder Ostern. Großeltern sollten zusätzlich für die Kinder eigene Rituale entwickeln. Zum Beispiel:

  • Lieder, die gemeinsam gesungen werden.
  • Späße, die auf Wiederholungen beruhen.
  • Spiele, die regelmäßig gespielt werden.
  • Unternehmungen, nur Enkel und Großeltern vorbehalten sind.
  • Uhrzeiten, die immer gleich bleiben.
  • Geschichten, die vorgelesen oder erzählt werden.

Religiöse Rituale

Religiöse Rituale vermitteln vielen Menschen nicht nur Sicherheit, sondern zudem die Besinnung auf ihren Glauben. Das Christentum ist zum Beispiel voller Rituale:

  • Taufe
  • Hochzeit
  • Abendmahl
  • Gebete
  • Konfirmation beziehungsweise Kommunion
  • Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen

Trauerrituale

Gerade bei einem Trauerfall können uns Rituale dabei helfen, besser Abschied zu nehmen und uns Erinnern zu können. Auf diese Weise können wir das Unfassbare ein Stückchen besser begreifen. Viele Trauerrituale sind gesellschaftlich vorgegeben, andere suchen wir uns selbst. Einige Beispiele für Trauerrituale:

  • Beerdigung
  • Leichenschmaus
  • Trauerfeier
  • Unfallkreuze
  • Erinnerungsstücke
  • Totenwache
  • Totenmaske

Da jede Trauer individuell ist und jeder Mensch anders trauert, ist es wichtig, dass Sie im Trauerfall dabei Ihren persönlichen Weg und Ihr Trauerritual finden. Der eine genießt es zum Beispiel als Prozess des Abschiednehmens alte Fotos anzuschauen oder die gemeinsame Lieblingsmusik zu hören. Andere wiederum belastet dies und es vergrößert ihre Trauer nur noch.

Spirituelle Rituale

Nicht nur die christliche Kirche ist voll von symbolisch aufgeladenen Ritualen. Das trifft für alle Glaubensrichtungen zu. Und selbst wer keiner Religion angehört, kann von gewissen spirituellen Ritualen geprägt sein. Neben den weit verbreiteten Aberglauben wie einer schwarzen Katze, dem vierblättrigen Kleeblatt oder einem Schornsteinfeger, greifen die meisten Menschen vor allem in Situationen großer Unsicherheit zu ihren Glücksbringern und wenden sich dem Aberglauben zu.

Etwa bei einer Lottoziehung oder einer ausstehenden Diagnose beim Arzt. Neben der fehlenden Kontrolle ist die Wichtigkeit der Angelegenheit der zweite entscheidende Faktor. Je unsicherer wir sind und je bedeutsamer eine Sache für uns ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir auf spirituelle Rituale und Glücksbringer setzen.

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Vorsicht, wenn Rituale das Leben diktieren

Viele erhoffen sich, durch Rituale ihr Leben unter Kontrolle bringen zu können. Und solange nicht unser kompletter Tag von in Stein gemeißelten Ritualen zwanghaft bestimmt wird, ist das nichts Negatives.

Erst wenn das Streben nach Ritualen und Routinen überhand nimmt, können uns diese einengen und unflexibel machen. Dann bringen wir uns womöglich um schöne, spontane Erlebnisse. Es gilt, die richtige Balance zwischen Spontanität und festgelegten Abläufen zu finden.

Und auch bei den Ritualen selbst sollten wir uns darauf konzentrieren, dass sie uns gut tun und nicht nur Mittel zum Zweck werden, um Unsicherheit zu vermeiden. Sie können uns dabei zwar helfen, sollten jedoch nie in einem „Wenn-Dann“ münden, nach dem Motto: „Wenn ich dieses tue, werde ich automatisch glücklicher“.

Neue Rituale finden

Lassen Sie daher die Rituale los, die Sie nicht mehr brauchen. Sie sollten Ihre Rituale regelmäßig hinterfragen: „Welche Sicherheit gibt mir das Ritual? Ist es mir wirklich noch wichtig?“ Wer im Berufsleben steckt, ist zum Beispiel zwangsläufig Ritualen ausgesetzt, die nach dem Eintritt in den Ruhestand keinen Sinn mehr machen. Trotzdem halten viele aus Gewohnheit an alten Abläufen fest oder sind darin sogar gefangen.

Finden Sie für sich besser eine neue Struktur für Ihren Tagesablauf. Einige Tipps dazu:

  • Genießen Sie den Morgen in Ruhe. Mit einer Teezeremonie, Entspannungsübungen oder einem morgendlichen Spaziergang.
  • Suchen Sie sich eine Aufgabe und legen dafür eine tägliche Uhrzeit fest.
  • Planen Sie feste Zeiten und Aktivitäten mit Freunden und Familie ein.
  • Suchen Sie sich die geeignete Zeit für sportliche Aktivitäten. Je nachdem, wann Ihr Körper am leistungsfähigsten ist.
  • Finden Sie einen Ort, an dem Sie sich wohlfühlen und suchen diesen regelmäßig auf.
  • Gestatten Sie sich Abendrituale, um zur Ruhe zu kommen und vom Tag Abschied zu nehmen. Zum Beispiel ein Entspannungsbad oder eine feste Lesezeit.

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