Welche Bedeutung hat Allerheiligen?
Am 1. November gedenken die Katholiken mit Allerheiligen ihrer Heiligen. Dem christlichen Verständnis nach gilt das Fest „aller der in Christus vollendeten“. Zwar hat in der katholischen Kirche jeder Heilige außerdem seinen eigenen Gedenktag. Allerdings kamen im Laufe der Jahrtausende zu viele Heilige zusammen, als dass man jeden Gedenk- zum Feiertag erklären könnte. Nur Allerheiligen ist auch gleichzeitig ein gesetzlicher Feiertag. Und mehr noch:
Es ist ein Hochfest. Im Mittelpunkt stehen vor allem die Märtyrer. Also solche Heiligen, die durch besonders große Frömmigkeit und Nähe zu Gott auffielen und in den Anfängen des Christentums häufig ihr Leben dafür ließen. Andere Deutungen weiten den Feiertag zum Gedenken an Verstorbene aus, die nicht heiliggesprochen wurden, jedoch im Verborgenen ihren Glauben gelebt und verkündet haben.
Wo das Feiertagsgesetz gilt
Da Allerheiligen ein rein katholischer Feiertag ist, wird er nur in überwiegend katholischen Bundesländern gefeiert. Dazu gehören: Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Außerdem feiert man Allerheiligen in Österreich, Liechtenstein, Luxemburg und in den katholisch geprägten Kantonen der Schweiz. Für Deutschland heißt das, dass Allerheiligen dem Feiertagsgesetz unterliegt. Wer beispielsweise mit einer öffentlichen Feier gegen das Tanzverbot verstößt, kann dafür in Nordrhein-Westfalen mit bis zu 1.000 Euro Strafe rechnen.
Wo ist Allerheiligen kein Feiertag in Deutschland?
Aber es geht nicht überall so streng zu. Allerheiligen ist kein Feiertag in Deutschland in folgenden Bundesländern:
- Berlin
- Brandenburg
- Bremen
- Hamburg
- Hessen
- Mecklenburg-Vorpommern
- Sachsen
- Sachsen-Anhalt
- Schleswig-Holstein
- Thüringen
Bedeutet auch: Während andere Kinder schulfrei oder sogar Schulferien haben, müssen Schüler in den zuletzt genannten Bundesländern weiterpauken.
Was macht man an Allerheiligen?
Allerheiligen gehört zu den stillen Feiertagen. Wie für Karfreitag vor Ostern gilt das sogenannte Tanzverbot. Neben öffentlichen Tanzveranstaltungen ist auch laute Musik verboten. Diese Regeln sollen das würdevolle Gedenken der Toten sicherstellen. Das findet meist in Form von Gottesdiensten und anschließender Gräbersegnung statt.
Dabei geht ein Priester durch die Friedhofsreihen. Er segnet und besprengt die Gräber mit Weihwasser. Eigentlich ist diese Prozedur schon Teil von Allerseelen, findet aber dennoch oft am Vortag statt. Üblicherweise bedecken die Hinterbliebenen das Grab mit Grün und schmücken es, beispielsweise einem Grablicht und Blumen.
Zusätzlich zu Gebeten sollen diese Rituale helfen, dass die Verstorbenen aus dem Fegefeuer erlöst werden.
Brauchtum rund um den 1. November
Neben kirchlichen Bräuchen haben sich weitere typische Bräuche in Deutschland entwickelt. So schenken in Süddeutschland und Teilen Österreichs die Tauf- und Firmenpaten ihren Patenkindern den sogenannten Allerheiligenstriezel, ein Hefegebäck in Zopfform mit Hagelzucker. In Mainz hat sich seit dem 14. Jahrhundert die Tradition erhalten, eine kegelförmige Kerze (der sogenannte Newwelling) anzuzünden. Üblicherweise ist das Kerzenwachs in den Farben Rot, Weiß, Blau, Gelb oder Grün gehalten.
Daneben findet rund um den 1. November an vielen Orten ein Allerheiligenmarkt oder eine Allerheiligenkirmes statt. So rühmt sich die Stadt Soest, die größte Altstadtkirmes Europas zu haben. Wie sich Kirmesmusik, Spaß und Süßigkeiten mit stillem Gedenken vertragen? Ganz einfach: Die Feste finden vor oder nach Allerheiligen statt, aber nie am selben Tag. Für den Zeitraum vom 1. bis zum 8. November hat sich auch die Bezeichnung „Seelenwoche“ eingebürgert.
Wie hängen Allerheiligen und Allerseelen zusammen?
Der Gedenktag Allerseelen ist eng mit dem Hochfest Allerheiligen verknüpft: Im Gegensatz zum Erstgenannten wird hier nicht der Heiligen, sondern aller Verstorbenen gedacht. Ein wichtiger Aspekt: Diese Verstorbenen befinden sich noch im Fegefeuer, haben also noch nicht die volle Gemeinschaft mit Gott erreicht. Allerseelen findet immer am 2. November, also direkt am Tag nach Allerheiligen statt. Jedoch handelt es sich hierbei nicht um einen gesetzlichen Feiertag. Da es an beiden Tagen um das Gedenken an Verstorbene geht, haben sich Allerheiligen und Allerseelen zum Doppelfest entwickelt.
Die Bedeutung von Allerseelen ist vergleichbar mit dem Totensonntag in der evangelischen Kirche: Auch an Allerseelen erinnern sich die Gläubigen an ihre lieben Verstorbenen, indem sie auf den Friedhof gehen. Grabpflege und Gedenken, innere Zwiegespräche oder Gebete sind dann üblich. Auffälligster Unterschied: Sowohl Allerheiligen als auch Allerseelen können mitten in der Woche liegen, da ihr Datum fix ist.
Herkunft des Festum Omnium Sanctorum
Der lateinische Name für Allerheiligen, „Festum Omnium Sanctorum“, lässt es bereits vermuten: Die Ursprünge lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr der Feiertag allerdings einige Veränderungen. Ein erstes Hochfest der Ostkirche ist der „Herrentag aller Heiligen“ im 4. Jahrhundert. Er wurde (und wird) noch am ersten Sonntag nach Pfingsten gefeiert.
Nachdem Allerheiligen vorübergehend auf dem Freitag nach Ostern lag, bestimmte Papst Gregor IV. im 9. Jahrhundert den 1. November als Festtag. Dieser gilt bis auf den heutigen Tag in der Westkirche. Den Gedenktag Allerseelen führte der französische Benediktinerabt Odilo von Cluny im Jahre 998 ein.
Wie hängt Halloween damit zusammen?
Die Bezeichnung für das englische Fest „Halloween“ setzt sich aus den Begriffen „All hallows evening (oder eve)“ zusammen. „Hallows“ ist ein veralteter Begriff für „Heilige“ (heute: saints). Wörtlich übersetzt heißt das Fest also „Aller Heiligen Abend“ und bezeichnet den Vorabend von Allerheiligen. Hierbei handelt es sich um eine Mischung aus verschiedenen keltisch-heidnischen Bräuchen, die mit dem Winterbeginn und der Ehrung der Toten zusammenhängen.
Heutzutage verbinden die meisten mit Halloween gruselig verkleidete Kinder, die um die Häuser ziehen. Dabei fordern sie Süßigkeiten und „drohen“ im Gegenzug mit Streichen, falls sie keine bekommen. Besonders verbreitet ist Halloween im angelsächsischen Sprachraum. Irische Einwanderer brachten ihre Traditionen und Rituale nach Amerika. Von dort aus kehrte dieser Brauch seit dem späten 20. Jahrhundert zurück auf den Kontinent und schwappte auch nach Deutschland.
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