Erwachsenen vorlesen: Ideen, Tipps, Zuhörer

Erwachsenen vorlesen? Das klingt ungewöhnlich. Kindern vorlesen – ja natürlich. Aber wer erwachsen ist, liest doch lieber selbst, so könnte man meinen. Doch das ist nicht immer so. Zum einen fällt das Selbst-Lesen gerade vielen älteren Menschen mitunter schwer. Aber auch wer noch gut sehen kann, liebt es manchmal, einfach nur einer lieben Stimme zuzuhören. Was Sie Erwachsenen vorlesen können und wie Sie das am besten anstellen, beleuchten wir an dieser Stelle für Sie.

Erwachsenen vorlesen: Ideen, Tipps, Zuhörer

Anzeige

Literatur zum Vorlesen für Erwachsene

Erwachsenen vorzulesen ist so eine Sache. Jeder hat seine persönlichen Vorlieben. Dennoch gibt es Bücher, die sich hervorragend dazu eignen, gemeinsam beim Vorlesen in eine fremde Welt abzutauchen und diese miteinander zu erleben.

Wir haben im Folgenden für Sie einiges an Literatur zum Vorlesen für Erwachsene gesammelt: Vom Klassiker bis zur Neuentdeckung.

Lustige Geschichten zum Vorlesen für Erwachsene

Wer Erwachsenen vorlesen und auf Nummer sicher gehen möchte, greift am besten zu einer lustigen Geschichte. Denn Lachen tut jeder gern. Einige Ideen, wie Sie gemeinsam herzhaft lachen können:

  • Arto Paasilinna: Im Wald der gehenkten Füchse
  • Christopher Moore: Die Bibel nach Biff
  • Hermann Harry Schmitz: Das Buch der Katastrophen
  • Jan Weiler: Maria, ihm schmeckt’s nicht
  • Jonas Jonasson: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
  • Thommy Jaud: Hummeldumm

Romane zum Vorlesen

Romane unterschiedlichster Couleur eignen sich ebenfalls, wenn Sie sich als Erwachsene gegenseitig regelmäßig vorlesen möchten. Einige Tipps:

  • Leonie Swann: Glenkill – Ein Schafskrimi
  • Jostein Gaarder: Sophies Welt
  • Luke Rhinehardt: Der Würfler
  • Patrick Süskind: Das Parfüm
  • Bruce Chatwin: Traumpfade
  • Khaled Hosseini: Drachenläufer
  • Henning Mankell: Die weiße Löwin
  • Isabel Allende: Das Geisterhaus

Liebesgeschichten zum Vorlesen für Erwachsene

Geschichten für Erwachsene über Liebe gibt es wie Sand an den Meeren, an denen sie oft spielen – auch jenseits von Rosamunde Pilcher. Wie wäre es zum Beispiel hiermit:

  • Patricia Koelle: Alles voller Himmel
  • Karin Lindberg: Sommer auf Schottisch
  • Gabriella Engelmann: Zu wahr, um schön zu sein
  • Claudia Meimberg: Als die Elefanten kamen
  • Anne Barns: Honigduft und Meeresbrise
  • Emma Wagner: Weil du mich riefst
  • Barbara Leciejewski: Wer, wenn nicht wir

Märchen für Erwachsene zum Vorlesen

Die Zeitschrift „Märchenforum“, die regelmäßig im Schweizer Motabur-Verlag erscheint, bietet eine Reihe moderner sowie gesammelter, traditioneller Märchen aus aller Welt – auch und gerade für Erwachsene. Zudem gibt es auch Erzählungen, die jede Generation faszinieren und begeistern können:

  • Cornelia Funke: Tintenherz
  • Jochen Petersdorf: Rotkäppchen und andere Märchen für Erwachsene
  • Gerald Hüther: Märchen für die Seele
  • Franz Fühmann: Märchen für Erwachsene
  • Allan Andrews: Das Schwein Plantagenet
  • Susanne Baumgärtel: Fabelhafte Kurzgeschichten
  • Stephen Jones: Fearie Tales

Abenteuergeschichten für Erwachsene

Abenteuerbücher erinnern uns an unsere Jugend. Und so lesen wir auch im Erwachsenenalter noch oft Abenteuergeschichten. Beziehungsweise wir lieben es, wenn wir jemanden haben, der sie uns vorlesen kann:

  • Mark Twain: Huckleberry Finns Abenteuer
  • Jules Verne: Reise um die Erde in 80 Tagen
  • J.R.R. Tolkien: Der kleine Hobbit
  • J.K. Rowling: Der Ickabog
  • Ursula Poznanski: Erebos
  • Wolf von Niebelschütz: Die Kinder der Finsternis
  • William Golding: Der Herr der Fliegen

Ein schöner neuer Vorlese-Trend ist übrigens das gemeinsame Krimi-lösen: Zu zweit einen Krimi lesen und gemeinsam raten, wer wohl der Mörder war, sich in die Rollen hineinversetzen und darüber austauschen, wie man sich selber verhalten hätte, hat einen wieder entdeckten Unterhaltungswert. Das Vorlesen erfährt auch hier seine Renaissance.

Kurze Geschichten zum Vorlesen für Erwachsene

Auch das Internet bietet Kurzgeschichten für Erwachsene zum Vorlesen. Zum Beispiel auf diesen Seiten:

Anzeige

Tipps zum Vorlesen für Erwachsenen

Ziel des Vorlesens bei Erwachsenen ist weniger die Wissensvermittlung. Wenn Sie einem Erwachsenen vorlesen, steht viel mehr im Vordergrund, dass Sie…

  • …Zeit mit Ihrem Gegenüber verbringen.
  • …dem anderen eine abwechslungsreiche Freizeitbeschäftigung anbieten.
  • …Wertschätzung zeigen, weil Sie sich um Ihre Zuhörerschaft bemühen.
  • …den Geist anregen.
  • …sich über das Gelesene in einem literarischen Gespräch austauschen.

Grundsätzlich ist wichtig, dass Sie das mit Herz und einer inneren Freudigkeit tun. Ihr Zuhörer spürt, wie engagiert Sie dabei sind:

  • Vermitteln Sie ihm Freude und eigene Leidenschaft, wird sich das auf ihn übertragen.
  • Wenn Sie den Text hingegen nur herunterleiern, spürt das Ihr Zuhörer ebenfalls. Und jetzt fällt ihm oder ihr erst recht auf, ob Sie flüssig vorlesen, wie Sie das Tempo und Rhythmus, Lautstärke und Stimmhöhe variieren.

Je engagierter Sie selber dabei sind, desto untergeordneter ist die Rolle, die Ihre Vorleser-Qualitäten spielen. Nehmen Sie dabei immer auch die Wünsche und Interessen des Zuhörers Rücksicht. Auf jedem Fall sollten Sie Texte wählen, in dem die Sätze lang und verschachtelt sind. Das wird für jeden Zuhörer anstrengend. Solchen kafkaesken Sätzen kann man irgendwann nicht mehr folgen.

Und ganz wichtig: Lesen Sie langsam. Machen Sie Pausen zwischen den Sätzen und strahlen Sie so Ruhe aus. Zum anderen erhöht das aber gleichzeitig auch den Spannungsbogen der Geschichte.

Vorlesen am Sterbebett

Es ist ein heikles Thema für viele: Wie verhalte ich mich am Sterbebett einer geliebten Person. Vorlesen eignet sich in solchen Momenten für beide Beteiligten, die nötige Ruhe und den inneren Frieden zu finden. Der Sterbende hört noch einmal Ihre Stimme in einem angenehmen Klang und Tonfall.

Besonders gut sind hierzu die Lieblingstexte des Sterbenden geeignet. So zum Beispiel seine bevorzugten Bücher oder Gedichte. Ist der Sterbende besonders gläubig gibt es auch einige Bibelverse, die Hoffnung und Zuspruch geben können:

  • „Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten.“ (1 Korinther 15:21)
  • „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Römer 8:38-39)
  • „Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ (Offenbarung 21:3-4)
  • „Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.“ (Matthäus 16:25)
  • „Wohin soll ich gehen vor deinem Geist,
    und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?
    Führe ich gen Himmel, so bist du da;
    bettete ich mich bei den Toten,
    siehe, so bist du auch da.“ (Psalm 139:7-8)
  • „Denn wir wissen: Wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.“ (2 Korinther 5:1)
  • „Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre.“ (Offenbarung 20:6)
  • „Siehe, ich gehe heute dahin wie alle Welt; und ihr sollt wissen von ganzem Herzen und von ganzer Seele, dass nichts dahingefallen ist von all den guten Worten, die der HERR, euer Gott, euch zugesagt hat. Es ist alles gekommen und nichts dahingefallen.“ (Josua 23:14)
  • „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
    fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir,
    dein Stecken und Stab trösten mich.“ (Psalm 23)
  • „Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Ruf ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und die Toten werden in Christus auferstehen zuerst. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft. Und so werden wir beim Herrn sein allezeit.“ (1 Thessalonicher 4:16-17)
  • „Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?“ (Johannes 11:25-26)
Anzeige

So lassen Sie sich vorlesen: Google kann Texte vorlesen

Sie müssen übrigens nicht immer nur anderen vorlesen. Gerade wer an einem kleinen Bildschirm so seine Probleme mit dem Lesen hat, lässt sich Texte einfach vorlesen. Google aber auch Apple haben dafür einen Sprachassistenten.

Sie finden den Vorlese-Assistenten in den Einstellungen unter den Bedienungshilfen. Damit können Sie sich einfach jeden beliebigen Text vorlesen – das ganze funktioniert auf dem Smartphone, dem Tablet oder auch im Browser auf Ihrem Computer. Die Funktion heißt je nach Gerät entweder „Vorlesen“ oder „Screenreader“.

Im Übrigen kann Google nicht nur Texte aus dem Internet vorlesen. Die Vorlesen-Funktion der Bedienungshilfen kann auch Bilder beschreiben und sogar einen Text vorlesen, auf den Sie die Kamera richten.

Alternative: Die Einfach-Vorlesen-App

Als Alternative zu den bereits am Werk verbauten Bedienungshilfen sind Apps, die Ihnen vorlesen. Die bekannteste und beliebteste ist dabei die Einfach-Vorlesen-App. Hier können Sie sie sich herunterladen.

Anzeige

Wo finde ich Zuhörer?

Sie möchten gerne Erwachsenen vorlesen und wissen nicht, wie Sie Zuhörer finden können? Dazu haben wir einige Tipps für Sie.

Zu allererst lohnt es sich in der nahen Umgebung umzuschauen. Vielleicht freut Ihr Nachbar, wenn Sie ihm etwas Zeit widmen. Oder Sie gehen in ein nahegelegenes Altenheim. Die Bewohner freuen sich, wenn ihnen Besucher regelmäßig vorlesen. Oftmals gibt es auch Gemeinschaftsabende, bei denen Sie quasi zum Vorlesen eine kleine Bühne und ein Publikum bekommen.

Auch das Internet kann diesbezüglich als Kontaktbörse fingieren. So kann die ‚Stiftung Lesen‘ ein guter Start sein.

So machen Sie den ersten Schritt

Hilfreich ist, wenn Sie einmal hospitieren. Begleiten Sie einen anderen Vorleser und schauen Sie sich an, wie er vorliest. Das nimmt die erste Hürde und macht es leichter zu entscheiden, ob das Vorlesen für Sie infrage kommt.

Wenn Sie einen Platz gefunden haben, seien Sie stets ehrlich zu sich: Wenn Sie merken, dass die Chemie nicht stimmt, suchen Sie lieber einen anderen Zuhörer. Es ist wichtig, dass eine vertrauensvolle Kommunikation zwischen Ihnen beiden möglich ist.

Häufig bleibt es nicht nur beim Lesen. Viele dieser Menschen sind einsam und freuen sich, wenn sie über das Gelesene sprechen können. Der Austausch darüber hat eine wesentlich Bedeutung, und es kann sein, dass das Gespräch oft noch wichtiger wird als das Vorlesen selbst.

Was andere Leser noch gelesen haben

[Bildnachweis: SFIO CRACHO by Shutterstock.com]

Hier gleich weiterlesen