Was die Menschen motiviert, Ihre Memoiren zu schreiben
Sie haben es bestimmt hin und wieder schon gehört, wenn Sie die eine oder andere Anekdote aus Ihrem Leben erzählen: „Du solltest ein Buch darüber schreiben!“ So oder so ähnlich lautet gerne das Feedback interessierter Zuhörer auf anschauliche Schilderungen von Erinnerungen.
Doch von der schnellen Erzählung bis hin zum Aufschreiben der Memoiren ist es ein weiter Weg. Die Frage, die jeden der schreibt, irgendwann in diesem Prozess mindestens einmal bewegt, lautet dabei: Ist das die Mühe überhaupt wert? Will das eigentlich jemand lesen?
Die letzte Frage können wir selbstverständlich nicht für Sie beantworten. Sie sollte aber zunächst auch keine Rolle spielen.
Denn die Motivation, die Memoiren zu schreiben, liegen bei den meisten Menschen nicht im Außen, sondern in jedem selbst. Häufig sind dies zum Beispiel:
- Sortieren und Verarbeiten der eigenen Erinnerungen
- Das Gefühl erlangen, etwas Bleibendes zu hinterlassen
- Den Nachkommen und Liebsten eine Freude bereiten
- Die freie Zeit mit einem sinnvollen Hobby füllen
- Kognitive Weiterentwicklung fördern
Wie Sie sehen, geht es beim Memoiren schreiben also zunächst keineswegs um andere, sondern primär um Sie selbst. Und das sollte auch so sein, denn andernfalls lässt sich dieses aufwändige Hobby nicht über einen längeren Zeitraum durchhalten.
So beginnen Sie mit Ihren Memoiren
Aller Anfang ist schwer. Diese Binsenweisheit trifft auch und gerade auf das Schreiben zu. Oftmals gehen einem tausende von Gedanken und Ideen im Kopf herum, allerdings ohne einen genauen Plan, wie dies jemals zu einem sinnvollen, kompletten Text führen soll.
Daher empfehlen wie Ihnen zu Beginn folgendes Vorgehen, damit Sie sich und Ihre Gedanken zunächst strukturieren können:
- Halten Sie alle Ideen schriftlich fest
Das lässt sich mit unterschiedlichen Methoden bewerkstelligen: Manche nutzen ein kleines Notizbuch für ihre Erinnerungen, andere gestalten eine Mindmap auf einem großen Papier, wieder andere tippen einfach wild durcheinander Ihre Gedanken in den Computer. Wie auch immer Sie vorgehen: Für diesen Schritt sollten Sie sich einige Tage Zeit nehmen. Nicht alle Erinnerungen kommen sofort in den Sinn. Vieles entsteht mit der Zeit wieder, beispielsweise auch durch Gespräche mit Ihrem Partner oder Ihren Kindern. - Gestalten Sie aus diesen Ideen ein Gerüst
Das Schöne ist: Für Literatur gibt es kaum feste Regeln. Zwar sollten im Endeffekt Rechtschreibung und Grammatik stimmen – der Aufbau Ihrer Memoiren muss jedoch nicht zwangsläufig chronologisch erfolgen. Sortieren Sie Ihre Ideen also so, wie es für Sie den meisten Sinn ergibt. Das geht mit Schere und Papier ebenso gut wie mit dem Computer. - Gliedern Sie Ihren Aufbau
Wenn Sie das Gerüst haben, ist es meist nur noch ein kleiner Schritt zum konkreten Aufbau: Überlegen Sie sich eine Einleitung, mit der Sie die nötigen Hintergrundinformationen geben, den Hauptteil, in dem Sie die konkreten Erlebnisse und Konflikte aufzeigen und den Schlussteil, in dem Sie das Ganze rund machen und gegebenenfalls ein persönliches Fazit ziehen oder vielleicht sogar einen Ausblick wagen. Ihre Memoiren sind also damit aufgebaut wie ein guter Roman. - Suchen Sie sich einen geeigneten Ort zum Schreiben
Sie sollten einen ruhigen, zugleich aber auch inspirierenden und bequemen Ort haben, wo Sie ungestört schreiben können. Das muss nicht immer der Schreibtisch sein. In Zeiten von Laptops kann dies auch in der Natur, im Garten oder sonst wo auf der Welt sein. Die Hautsache ist, dass Sie Störfaktoren ausschalten können. Dazu gehören auch Telefon oder E-Mail-Benachrichtungen, die Sie lautlos stellen sollten. - Beginnen Sie
Was so einfach klingt, fällt vielen am Schwersten: Die ersten Zeilen formulieren. Dabei stellen sich viele mit einem überhöhten Anspruchsdenken selbst ein Bein. Der Beginn muss keineswegs perfekt sein. Nahezu jeder Schriftsteller hat den Beginn seines Buches im Laufe der Entstehung zigmal überarbeitet. Das sollte Sie also nicht daran hindern, einfach die ersten Absätze zu formulieren. - Ignorieren Sie Schreibblockaden
Diese Punkt hängt mit dem vorigen eng zusammen. Schreibblockaden sind ein Mythos, der von Perfektionisten aufgebracht wurde. Kein Fließenleger klagt über eine Fließenleg-Blockade. Gönnen Sie sich Zeit und Ruhe und schreiben dann einfach darauf los. Alles lässt sich später korrigieren. Sie können also auch gerne mittendrin beginnen und das Puzzle später gemäß Ihres Aufbaus wieder zusammenfügen. - Schreiben Sie einfach
Beginnen Sie mit kurzen Sätzen. Verzichten Sie auf unnötige Verschachtelungen. Legen Sie beim Schreiben Wert auf Emotionen. „Show, don’t tell“, lautet eine berühmte Schreibweisheit. Es geht also darum, Bilder vor dem inneren Auge der Leser zu erzeugen. Haben Sie den Mut, Ihre Erlebnisse plastisch zu verdeutlichen – sie können also gerne mit Dialogen, aber auch mit Metaphern oder Vergleichen arbeiten. - Verabschieden Sie sich von der Schere im Kopf
Schreiben Sie einfach. Korrigieren Sie nicht, während Sie schreiben – das kommt irgendwann später und ist ein völlig anderer Prozess. Es geht zunächst darum, möglichst viele Erlebnisse aufs Papier oder in die Datei zu bekommen. Genießen Sie den Prozess, in Erinnerungen zu schwelgen. - Gönnen Sie sich Pausen
Wenn der Schreibfluss einmal stockt: Kein Problem. Machen Sie eine Pause. Widmen Sie sich etwas anderem, machen Sie einen Spaziergang, lesen Sie ein Buch oder träumen Sie einfach vor sich hin. Niemand hetzt Sie! - Legen Sie regelmäßige Schreibzeiten fest
Je nach Ihrem Biorhythmus gibt es Zeiten, zu denen Sie kreativer sind als an anderen Tagesabschnitten. Finden Sie diese heraus und planen Sie diese dann fest zum Schreiben ein. Am besten ist es, täglich ein wenig zu schreiben. Das Memoiren schreiben wird Ihnen deutlich leichter fallen, wenn Sie jeden Tag ein bisschen etwas tun, anstatt nur an einem Tag in der Woche stundenlang durch zu arbeiten.
Zunächst spielt es im Übrigen auch keine Rolle, ob Sie mit dem Stift auf Papier oder mit dem Computer schreiben. Nutzen Sie das Medium, das Ihnen am angenehmsten ist. Viele finden das Schreiben mit dem Füller oder dem Kugelschreiber inspirierender.
Erst, wenn Sie die Memoiren später veröffentlichen wollen, sollten sie als Datei vorliegen. Diese können Sie dann aber auch abtippen lassen, wenn Sie das selbst nicht wollen.
Im Übrigen hilft es im Schreibprozess auch, frühzeitig die ersten Seiten dem Partner oder einer anderen Vertrauensperson zum Testlesen zu geben. Eine andere Meinung und ein anderer Blickwinkel können bereichernd sein.
Jedoch sollten Sie sich in Ihrer Grundausrichtung nicht beeinflussen lassen. Bedenken Sie: Es sind IHRE Memoiren.
Tipp: Perfektionieren Sie Ihren Schreibstil
Ein Text sollte anschaulich und leicht lesbar sein. Benutzen Sie daher also gerne eine bildreiche Sprache. Lesen ist wie Fernsehen im Kopf. Regen Sie mit Ihren Worten und Sätzen die Phantasie des Lesers an. Dazu haben wir einige Tipps für Sie:
- Formulieren Sie konkret und vermeiden Sie Sammelbegriffe.
Diese verhindern, dass ein konkretes Bild im Kopf entsteht. Achten sie auch bei der Wahl der Verben darauf, die Handlung so konkret wie möglich zu beschreiben. Beim Leser entsteht ein ganz anderes Bild im Kopf, wenn er liest: „Er geht“ oder „Er rennt“. - Schreiben Sie im Aktiv.
Sätze im Aktiv sind dynamischer und verständlicher. Sätze im Passiv sind häufig umständlich formuliert. Statt zu schreiben „Er wird in Spanisch unterrichtet“, schreiben Sie lieber „Er lernt Spanisch“. - Verwenden Sie rhetorische Stilmittel.
Eine bewusste Wiederholung wie: „Sie verließ überstürzt das Haus, ohne Mantel, ohne Tasche, ohne Schlüssel“ lenkt den Fokus des Lesers bewusst auf diesen Satz. Oder wie wäre es mit einer Alliteration („Frisch, fromm, fröhlich, frei“) oder einem bewusst eingesetzten Gegensatz („vielsagende Stille“)? Hiermit können Sie Aufmerksamkeit generieren und gestalten Ihre Memoiren stilistisch abwechslungsreich. - Haben Sie Mut zur Lücke.
Ihr Leben ist gewiss so reichhaltig an Erlebnissen, dass Sie kaum im Stande sein werden, alles zu verarbeiten. Insofern kann eine Auswahl nur subjektiv sein und das ist auch gut so. Beim Memoiren schreiben geht es nicht um Vollständigkeit, sondern darum, was Ihnen am wichtigsten ist und was Sie am meisten bewegt hat. Weniger ist also mehr. - Erzeugen Sie offene Fragen
Geschichten werden erst spannend, wenn sich der Leser fragt, wie es denn nun weitergehe. Lösen Sie also nicht jede Situation sofort auf, sondern halten Sie bewusste offene Momente. Vergleichbar mit einem Cliffhanger in einer Fernsehserie am Ende einer jeden Folge. Lassen Sie den Leser dabei nur maximal das wissen, was Sie in der jeweiligen Situation auch wussten.
So bleibt Ihre Schreibmotivation
Viele, die Ihre Memoiren schreiben, verlieren mit der Zeit die Motivation. Das ist im Grunde genommen nicht schlimm, ist für die Betroffenen jedoch häufig ein Gefühl des Scheiterns und der persönlichen Niederlage.
Daher sind Geduld und Gelassenheit die obersten Prinzipien beim Memoiren schreiben. Setzen Sie sich keine Abgabefrist.
Gehen Sie lieber wie erwähnt jeden Tag für eine halbe, eine oder zwei Stunden dran und schauen Sie zu, was dabei entsteht.
Es ist wichtig, dass Sie Ihre Freude dabei behalten. Machen Sie sich also die Motivation, warum Sie schreiben bildlich.
Stellen Sie sich konkret vor, wie Sie Ihre Memoiren stolz präsentieren und Ihre Liebsten damit begeistern. Dies hilft Ihnen selbst in zähen Momenten dabei, bei der Sache zu bleiben.
Info: Veröffentlichung der Memoiren
Wer seine Memoiren schreibt, möchte in den meisten Fällen, dass diese auch gelesen werden. Doch dafür müssen Sie diese nicht zwangsläufig veröffentlichen. Es reicht auch, wenn Sie diese nur Ihren Angehörigen zum Lesen geben.
Das hat den Vorteil, dass Sie sich nicht mit Kosten oder Persönlichkeitsrechten herumschlagen müssen, die Sie im Fall einer Veröffentlichung von jedem namentlich Genannten einholen müssen.
Wenn Sie sich dennoch für eine Veröffentlichung entscheiden, sollten Sie sich zunächst bewusst machen, in welcher Form dies geschehen soll: mit oder ohne Bilder. Bedenken Sie auch hier, dass Sie für jedes verwendete Foto die Persönlichkeitsrechte der abgebildeten Personen einholen und zudem passende Bildunterschriften finden müssen.
Im Anschluss gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, Ihre Memoiren zu veröffentlichen:
- Suchen Sie sich einen kleinen, seriösen Verlag, der im Print-on-demand-Verfahren kleine Auflagen für einen günstigen Preis herausbringen. Bod.de, tredition.de oder biographie-service.de haben sich zum Beispiel darauf spezialisiert und bieten je nach Layoutwunsch und Arbeitsaufwand schon ab wenigen hundert Euro den vollen Service an – manchmal sogar bereits schon inklusive Lektorat.
- Veröffentlichen Sie Ihre Memoiren als E-Book. Bei Amazon Kindle Direct Publishing (KDP) können Sie Ihren Text kostenlos, schnell und einfach hochladen und sogar für kleines Geld verkaufen. Mit der kostenlosen Software Calibre können Sie Ihre Memoiren auch in das passende Format bringen. Wer das nicht in Eigenregie machen möchte, kann seinen Text auch auf dem Portal epubli.de hochladen.
Alternative: Memoiren schreiben lassen
Eine Alternative für alle, die sich das Memoiren schreiben selbst nicht zutrauen oder dazu keine Lust verspüren, ist das Engagement eines Ghostwriters. Dieser verfasst in Ihrem Namen Ihre Erlebnisse, die Sie ihm berichten und tritt gegen Zahlung eines Honorars sämtliche Urheber- und Nutzungsrechte an Sie ab.
Das ist nichts Ehrenrühriges: Ghostwriter schreiben für eine Vielzahl an Menschen, die mehr oder weniger in der Öffentlichkeit stehen. Ihr Angebot ist eine legale Dienstleistung, solange es sich nicht um eine wissenschaftliche Arbeit handelt.
Acadoo.de oder biographiezentrum.de bieten zum Beispiel hier den Rund-um-glücklich-Service an. Das ganze hat aber auch seinen Preis. Je nach Umfang müssen Sie schon mit einem mittleren vierstelligen Betrag oder gar mehr rechnen.
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