Definition: Was ist Empathie?
Empathische Menschen besitzen die Fähigkeit, die Emotionen und Motive von anderen zu erkennen. Mehr noch: Sie können sich regelrecht einfühlen. Das erleichtert es, das Verhalten jener Menschen besser vorhersagen und sich darauf einstellen zu können. Synonym zu Empathie (englisch: empathy) verwendet man allgemeinsprachlich den Begriff Einfühlungsvermögen oder Mitgefühl. Letzteres ist definitiv ein Bestandteil von Empathie, allerdings gehört mehr dazu.
Die 4 Säulen der Empathie
Empathisch zu sein ist eine wichtige Fähigkeit. Es ermöglicht jemanden, die Mimik und Körpersprache anderer Menschen zu lesen und zu begreifen. So können sie nicht nur ihr eigenes Verhalten daran anpassen, sondern auch bessere Beziehungen zum Gegenüber aufbauen. Diese Antenne – man könnte auch von Sensibilität oder Feingefühl sprechen – setzt sich aus 4 Säulen zusammen:
1. Wahrnehmung
Leitfrage: Wie geht es meinem Gegenüber? Durch Äußerlichkeiten wie Gestik, Mimik, Körpersprache, aber auch Tonalität und entsprechende Aussagen können Sie die Gefühlslage des anderen erkennen.
2. Verständnis
Leitfrage: Warum geht es meinem Gegenüber so? Sie versuchen die dahinterstehenden Ursachen, Umstände oder eventuelle Motive zu ergründen.
3. Resonanz
Leitfrage: Wie reagieren Sie darauf? Je nachdem, zu welchem Ergebnis sie zuvor gekommen sind, fällt Ihre Reaktion angemessen aus. Durch Ihr Verhalten und Ihre Worte demonstrieren Sie Mitgefühl, Akzeptanz und Rücksicht.
4. Antizipation
Leitfrage: Wie reagiert Ihr Gegenüber auf Sie? Beziehungsweise: Wie wird es sich zukünftig verhalten? Basierend auf den anderen Säulen können Sie nun abschätzen, ob Ihr Gegenüber sich rational oder emotional verhalten wird.
Empathie Bedeutung
Was bedeutet Empathie genau? In der Wissenschaft – Psychologie und Soziologie – unterscheidet man noch genauer zwischen drei verschiedenen Formen von Empathie:
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Emotionale Empathie
Die emotionale Form erlaubt es jemanden, auf der Gefühlsebene genau nachempfinden zu können, was und warum eine andere Person empfindet. Sehr empathischen Menschen kann es passieren, dass sich die Stimmung ihres Gegenübers auf sie selbst überträgt.
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Kognitive Empathie
Kognitive (oder mentale) Empathie ermöglicht zusätzlich den Perspektivwechsel (Perspektivenübernahme): Dahinter verbirgt sich ein komplexer Denkprozess. Dieser bewirkt, dass jemand die Umstände eines anderen berücksichtigt und überlegt, was dieser denken könnte.
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Soziale Empathie
Menschen unterscheiden sich. Sei es aufgrund ihres Geschlechts, Alters, Herkunft, Kultur oder Charaktermerkmale. Bei sozialer Empathie ist jemand in der Lage, sich auf diese verschiedenen Aspekte einzulassen. Er oder sie versteht, vor welchem Hintergrund eine Gruppe sich so und nicht anders verhält.
Vor- und Nachteile von großem Einfühlungsvermögen
Ob im Job oder im Privatleben: Sich empathisch in andere hineinversetzen zu können, bringt zahlreiche Vorteile. Für manche Berufsgruppen ist diese Fähigkeit geradezu unabdingbar. Man denke etwa an Psychologen und Therapeuten: Ohne einfühlsames Verhalten kämen sie kaum an die Problemen ihrer Klienten heran.
Gleiches gilt aber auch für Polizisten. Hätten sie nicht die Fähigkeit, sich in Fremde hineinzuversetzen, kämen sie ihnen nicht auf die Spur. Zukünftige Verbrechen ließen sich nicht verhindern, alte Fälle nicht lösen. Aber auch im privaten Umfeld ist Einfühlungsvermögen gefragt. Die Vor- und Nachteile im Überblick:
Vorteile
- Empathische Fähigkeiten erleichtern das Kontakte knüpfen. Das gilt fürs Netzwerken in Job oder Verein gleichermaßen.
- Wer die Gefühlswelt anderer nachvollziehen kann, kann Konflikte vorbeugen. Oder sich zumindest deeskalierend verhalten. Das ermöglicht es beispielsweise, bei Familienstreitigkeiten zu vermitteln.
- Ihre Empathie führt zu angemessenem Verhalten. Das wiederum lässt Sie sympathisch wirken.
Nachteile
- Übergroßes Einfühlungsvermögen kann in regelrechtes „Mit-Leiden“ ausarten. Das ist auf Dauer belastend.
- Empathische Menschen sind gutgläubiger und daher anfälliger für Manipulation. Das kann Ausbeutung durch andere zur Folge haben.
- Wer besonders empathisch ist, stellt seine eigenen Interessen womöglich nach hinten an. Auf Dauer werden Sie so unglücklich.
Empathielos: Was ist das Gegenteil von Empathie?
Angesichts der Vorteile ist man geneigt, diese Eigenschaft uneingeschränkt zu bejahen. Aber wie so oft kommt es auf die Ausprägung an. Und nicht nur das: Empathie hat auch seine Schattenseiten. Denn häufig bringen wir Mitgefühl und Verständnis vor allem denen entgegen, die uns ähnlich sind. Das kann sogar bewirken, dass wir uns mit Gruppierungen solidarisieren, die sich so gar nicht empathisch anderen gegenüber verhalten. So werden Konflikte innerhalb einer Bevölkerung unter Umständen angeheizt.
Und so gibt es auch ein Gegenteil von Empathie: die Ekpathie. Das bedeutet allerdings nicht, sich egoistisch und empathielos anderen Menschen gegenüber zu verhalten. Vielmehr ist Ekpathie die andere Seite ein- und derselben Medaille und dient dem Selbstschutz. Wenn Einfühlungsvermögen es ermöglicht, Menschen besser zu verstehen (und im Extremfall sich selbst darüber zu vergessen), bewirkt Ekpathie das gegenteilige Verhalten:
Es beschreibt das „Ausfühlungsvermögen“. Damit ist keine einzelne Handlung gemeint, sondern ein Prozess. Wie oben aufgeführt, kann es sehr empathischen Menschen passieren, dass sie über ihre eigenen Bedürfnisse hinweggehen. Sei es, dass sie manipuliert werden oder dass sie ihre eigenen Belange hinter dem Leid anderer zurückstellen. Damit ist aber langfristig niemanden gedient – erst gar nicht, wenn sie im Mitleid ertrinken.
Empathie lernen: Empathischer werden in 5 Schritten
Einfühlungsvermögen ist eine Sozialkompetenz und lässt sich lernen – am besten durch tägliche Praxis. Das können Sie tun:
1. Hören Sie aufmerksam zu
Wer ständig Monologe hält und nie andere zu Wort kommen lässt, erfährt auch nichts über sie. Statt selber zu reden, sollten Sie also zuhören. Kommentarlos zu lauschen ist allerdings das andere Extrem. Wichtig daher, dass Sie auch nachhaken – etwa, wenn etwas unklar ist. Oder Sie erkundigen sich, wie es der Person geht.
2. Seien Sie offen für Neues
Andere Menschen aus fremden Kulturen mit ungewohnten Verhaltensweisen: Das kann eine Herausforderung sein. Und eine Bereicherung. Versuchen Sie, unvoreingenommen auf solche Personen zuzugehen. Die eigenen Erfahrungen und Verhaltensweisen sollten nicht der endgültige Maßstab sein. Bei genauerer Betrachtung entdecken Sie vielleicht erst auf dem zweiten Blick Gemeinsamkeiten – aber die wären Ihnen entgangen, hätten Sie sich keine Mühe gegeben.
3. Zeigen Sie Interesse
Selbstdarstellern und Narzissten entgeht vieles – weil sie nur sich und ihre Interessen ins Zentrum rücken. Andere Menschen haben aber auch Hobbys. Erkundigen Sie sich danach, beobachten Sie die Begeisterung bei bestimmten Themen und informieren Sie sich.
4. Beobachten Sie andere
Mimik und Körpersprache verraten bereits viel über das Gefühlsleben anderer. Und bei Sympathie spiegeln wir das häufig wider: Ganz unbewusst, etwa wenn uns eine Person anlächelt, lächeln wir zurück. Andere Menschen zu beobachten, bei ihren Routinen und Gewohnheiten, aber auch Äußerlichkeiten wahrzunehmen, erleichtert die Empathie.
5. Signalisieren Sie Verständnis
Empathie bedeutet echte Anteilnahme in wichtigen, mitunter einschneidenden Momenten. Dazu zählt, sich erkennbar mitfreuen zu können bei guten Nachrichten. Aber natürlich auch mitfühlend Verständnis auszudrücken, wenn jemand traurig ist. Ehrlich (!) gemeinte Worte wie „Ich kann das sehr gut nachvollziehen“ oder „Es tut mir sehr leid für Dich“ schaffen Nähe. Wer sich verstanden fühlt, öffnet sich leichter seinem Gegenüber.
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