Definition: Was genau ist Bodyshaming?
Was heißt „Bodyshaming“? Der Begriff (auch Body-Shaming) stammt aus dem Englischen für body (Körper) und shaming (beschämen / Beschämung). Wörtlich übersetzt meint Bodyshaming den Vorgang des Beschämens durch abwertende Äußerungen über den Körper. Gehässige Kommentare über das Äußere einer Person fallen unter Diskriminierung. Das ist an sich nichts Neues.
Neu sind hingegen die Kanäle und die Ausmaße. So bezeichnet Body Shaming vor allem die diskriminierenden Erfahrungen in Social Media. Ob auf Instagram, Tiktok, Youtube oder Facebook: Aufgrund der Öffentlichkeit sind potenzielle Opfer einer breiten Masse von Angriffen ausgesetzt. Das kann schließlich in Mobbing beziehungsweise Cyber-Mobbing ausarten.
Die abfälligen Sprüche oder mitunter vielleicht auch gutgemeinten Kommentare suggerieren dem oder der Betroffenen: „Dein Körper ist falsch. Du musst Deinen Körper verändern.“ Aber wir werden nunmal mit diesem Körper geboren. Bestimmte Dinge lassen sich nicht ändern. Selbst Übergewicht ist nicht zwangsläufig eine Folge von maßlosem Essen. Sondern kann eine Form der Fettverteilungsstörung und damit chronisch beziehungsweise genetisch sein.
Beispiele: Formen von Bodyshaming
Die am häufigsten verbreitete Form von Bodyshaming ist Fatshaming. Das meint abwertende Äußerungen aufgrund von Übergewicht. Allerdings kann sich Body Shaming auf nahezu alles beziehen. Während Fettleibigkeit dem Schlankheitsideal entgegensteht, bezeichnet Skinny-Shaming die Diskriminierung von dünnen Menschen. Ihnen wird von anderen Schlankheitswahn unterstellt. Aber grundsätzlich kann jedes körperliche Merkmal Ziel von Beleidigungen sein.
Auch Alter, Behinderung, Hautfarbe oder -probleme (etwa Akne oder Pigmentstörungen) rufen Bodyshaming hervor. Einige dieser Diskriminierungsformen haben noch weitere oder eigene Bezeichnungen wie Ageismus (englisch: ageism, Altersdiskriminierung), Lookismus (englisch: lookism, Diskriminierung aufgrund des Aussehens) oder Rassismus. Das Grundproblem in allen Fällen: Die Body Shamer fühlen sich berechtigt, anderen Personen ungefragt ihre Meinung aufzudrücken. Sie aufgrund vermeintlicher Schwachstellen zu kommentieren und/oder Tipps zu geben. Das ist nicht nur übergriffig und herablassend, sondern oft beleidigend.
Bodyshaming bei Frauen dank Werbung
Nicht ausschließlich, aber in der Mehrzahl betrifft Bodyshaming Frauen. Das liegt daran, dass sie ohnehin einem größeren Druck bezüglich ihres Äußeren standhalten müssen. Plakatwände, Zeitschriften und Werbespots sind voll mit Frauen. Darin bewerben Frauen Produkte überwiegend mit ihrem Körper und ihrem Aussehen. Es existieren dadurch ziemlich stereotype Vorstellungen davon, wie eine Frau auszusehen hat: Welche Maße, welches Alter und dergleichen mehr.
Befeuert wird dies durch Fernsehformate wie „Germany’s Next Topmodel“ und Jugend- sowie Frauenzeitschriften. Sie alle propagieren das perfekte Bild, wie eine Frau zu sein hat. Und das ist vor allem eins – dünn. Dabei arbeitet die Schönheitsindustrie mit allerhand Tricks und retuschierten Bildern. Aber auch auf Männer weitet sich der Druck aus. Ungeachtet vorübergehender Trends wie „Dad Bod“ (leichter Bauch, angeblich typisch für Väter) gilt das „Sixpack“ als Ideal. Also Waschbrett statt Waschbär. Denn schlanke, dünne Menschen stehen stellvertretend für gesunde und disziplinierte Personen.
Ungenügendes Äußeres = ungenügender Charakter?
Und das ist das größere Problem: Die Diskriminierung überträgt sich auch gleichzeitig auf den Charakter. Dicken Menschen wird unterstellt, sie seien phlegmatisch, träge, faul, willensschwach. Sie wirken vielleicht sympathisch und gemütlich, gleichzeitig scheren sie sich aber offenbar wenig um ihren Körper und ihre Karriere. Schlanke Menschen hingegen gelten automatisch als gesund, leistungswillig und erfolgreich.
Studien belegen, dass schlanke Menschen im Job bessere Aufstiegschancen haben, während dicke bereits im Bewerbungsverfahren diskriminiert werden. Diese Diskriminierungserfahrungen machen natürlich etwas mit der Psyche der Betroffenen. Häufig sind Essstörungen, depressive Verstimmungen, geringes Selbstwertgefühl bis hin zu Selbstmordgedanken die Folge.
Aggressionen gegen sich und andere
Bodyshaming ist nicht nur, was andere mit einem machen. Ganz oft richten sich die negativen Gedanken gegen einen selbst. Idealisierte Darstellungen fördern ein schlechtes Gewissen. Etwa wenn man mal keinen Sport gemacht hat. Oder etwas mehr gegessen hat.
Social Media suggeriert, dass andere Menschen perfekt sind und keine Probleme haben. Denn in der Regel stellen die Nutzer nur vorteilhafte Bilder von sich und ihrem Leben hinein. Der Effekt von Bodyshaming bei Männern ist ein anderer als bei Frauen. Studien zufolge neigen sie stärker zu Gewalttätigkeit, vor allem in Form von sexualisierter Gewalt gegenüber Frauen.
Was kann man gegen Bodyshaming tun?
Auch wer nicht besonders aktiv in den sozialen Medien ist: Body Shaming ist keineswegs darauf begrenzt und betrifft die gesamte Gesellschaft. Das kann man tun:
Handeln reflektieren
Der Kampf gegen Bodyshaming fängt bei einem selbst an. Wer sich selbst beobachtet, stellt vielleicht ähnliche Verhaltensweisen fest. Auch dicke Menschen diskriminieren andere – dann vielleicht für ihr Dünnsein, ihre Schwangerschaftsstreifen oder Cellulite. Hier ist Empathie gefragt: Wer selbst nicht immer nur an seinem Körper gemessen werden möchte, sollte auch andere nicht nur nach ihrem Aussehen beurteilen.
Überschreitungen anprangern
Wer in sozialen Medien Zeuge von Body Shaming wird, sollte das auch benennen. Schreibt einer einen gehässigen Kommentar, lassen sich einige Menschen dazu verleiten, sich ebenso zu äußern. Das funktioniert aber auch umgekehrt. Kontern Sie fiese Sprüche (siehe unten) entsprechend. So zeigen Sie den Betroffenen, dass sie nicht allein sind.
Vergleiche unterlassen
Beteiligen Sie sich nicht an Vergleichen mit anderen Menschen. Bezogen auf Äußerlichkeiten sind solche Vergleiche ohnehin sinnlos, da Sie sich mit einem völlig unrealistischen Kunstobjekt vergleichen: Fotos sind oft nachträglich bearbeitet, die abgebildeten Models haben teilweise Schönheitsoperationen hinter sich. Schminke und Beleuchtung tun ihr Übriges. Solche Vergleiche hinken also und führen nur zu schlechter Laune.
Selbstwertgefühl stärken
Das Wichtigste ist: Niemand außer Ihnen selbst kann Ihnen das Gefühl dafür geben, dass Sie so, wie Sie sind, völlig in Ordnung sind. Der Weg zu einem stärkeren Selbstwertgefühl und weg von Bodyshaming führt über Selbstakzeptanz und Selbstliebe. Schlagwort ist hier „Body Positivity“, also ein positives Selbstverständnis vom eigenen Körper.
Bodyshaming Sprüche: Kommentare und Konter
Wer selbst nie Opfer abwertender Sprüche und Kommentare war, macht sich vielleicht wenig Gedanken dazu. Wir geben Ihnen daher einige Beispiele, wie Bodyshaming sich äußert. Zudem zeigen wir, wie Sie solche Äußerungen kontern sollten.
Beispiele für Bodyshaming Sprüche
Fat Shaming ist weit verbreitet. Manch Body Shamer versucht, seinen Kommentar als vorgetäuschte Besorgnis zu verkaufen. In Wirklichkeit ist das Verhalten nichts weiter als ein Ventil für eigene Unzufriedenheit:
- „Das ist nicht mehr dick, das ist schon fett.“
- „Ein bisschen mehr Bewegung täte Dir aber schon gut.“
- „Hast Du eigentlich in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut?“
- „An Deiner Stelle würde ich den Kuchen stehen lassen.“
Beispiele für Skinnyshaming Sprüche
Wenngleich Dünnsein unter Models ein gefragtes Ideal ist, eignet es sich gleichzeitig für Body Shaming. Dahinter steckt mitunter der Neid auf diejenigen, die scheinbar nichts dafür tun müssen, selbst noch in winzigste Kleidergrößen zu passen. Kaschiert wird das mit ebenso scheinbar sorgenvollen wie missgünstigen Bemerkungen. Häufige Sprüche:
- „Die ist ja nur noch Haut und Knochen.“
- „An der ist ja gar nichts mehr dran.“
- „Das sieht aber nicht besonders weiblich aus.“
- „Da kommen ja schon die Rippen hervor.“
Beispiele für entsprechende Konter-Sprüche
Niemand sollte sich wegen seines Äußeren schämen müssen. Oft genug empfinden Betroffene aber von sich aus Scham – der innere Kritiker ist viel zu groß. Einige unserer Konter Beispiele sind daher als positive Glaubenssätze zu verstehen. Diese sollten Sie sich selbst vorsagen, wenn Sie merken, dass Sie sich anfangen zu kritisieren:
- „Dünnsein ist Ordnung. Nicht Dünnsein ist in Ordnung. Dicksein ist in Ordnung. Nicht Dicksein ist in Ordnung. Jemanden für seinen Körper zu kritisieren ist nicht in Ordnung.“
- „All bodies are good bodies – stop body shaming!“ – „Alle Körper sind gute Körper: Stoppt Bodyshaming!“
- „Ich bin gut so wie ich bin.“
- „Du bist/ich bin mehr als Dein/mein Körper.“
- „Ich habe mich so oft gefragt, was mit mir nicht stimmt. Jetzt lass ich das einfach so.“
- „Wenn unsere Augen nur Seelen anstelle von Körpern sähen: Wie anders wären unsere Schönheitsideale.“
Ist Body Positivity die Lösung?
In den letzten Jahren hat sich verstärkt eine Gegenbewegung im Netz herausgebildet, die unter dem Begriff Body Positivity dem Bodyshaming etwas entgegensetzen will. Häufig sind es betroffene Aktivisten selbst, die dem negativen Image den Garaus machen. Etwa, indem sie sich demonstrativ zeigen: Werbung mit sogenannten Curvy Models, also „fülligen“ oder „kurvigen“ Frauen (und Männern) ist häufiger zu sehen. Überhaupt wollen einige Firmen mit mehr Diversität neue Kunden für sich gewinnen. Und so zeigt Werbung immer wieder Menschen, die nicht dem Ideal entsprechen.
Sich selbst und seinen Körper zu akzeptieren ist zwar einerseits ein lobenswertes Ziel. Und natürlich ist Bodyshaming nie gerechtfertigt. Gleichzeitig mehren sich kritische Stimmen, die Body Positivity nicht uneingeschränkt unterstützen. Denn im Falle extremen Übergewichts sollte es nicht nur um Selbstakzeptanz gehen. Es besteht die Gefahr, dass der unbestritten gesundheitsschädliche Aspekt übersehen wird. Und ein Gewichtsverlust als wünschenswerte Option in Vergessenheit gerät. Deshalb kann – manchmal als Zwischenschritt – Body Neutrality sinnvoller sein: Man steht seinem Körper neutral gegenüber.
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