Was ist ein Lesementor?
Ein Lesementor ist ein ehrenamtlicher Mitarbeiter, der Kinder und Jugendliche beim Lesen unterstützt. Manchen fehlt schlichtweg der Zugang zu Büchern. In ihrem Zuhause wird kein Wert aufs Lesen gelegt. Andere Schüler haben beispielsweise Fluchterfahrungen. Aufgrund schwieriger Lebensbedingungen hatten sie keine Chance, strukturiert zu lernen. Auch unterschiedliche Schriftsysteme erschweren das Lese- und Sprachverständnis: Hier die deutsche Sprache mit lateinischer Schrift, dort häufig arabische oder kyrillische Schrift.
Wer jedoch nicht richtig lesen und schreiben kann, hat auch Schwierigkeiten, Inhalte zu verstehen. Die Gefahr ist daher groß, dass Schüler hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Sie erwerben geringere Bildungsabschlüsse oder verlassen die Schule womöglich gänzlich ohne Schulabschluss. Ein Teufelskreis entsteht: Denn das wiederum erschwert eine fundierte Ausbildung. Ohne Ausbildungsabschuss sind Jugendliche aber stärker von Arbeitslosigkeit und Armut bedroht.
Mentor-Verein kooperiert mit Schulen
Auf den Hannoveraner Buchhändler Otto Stender geht die Idee auf das Projekt „Mentor“ zurück. Daraus entstand 2003 der erste Verein namens „Mentor – Die Leselernhelfer“, der sich gezielt der Leseförderung widmet. Wenige Jahre später gründete sich der Mentor-Bundesverband, der mittlerweile auf rund 100 Vereine deutschlandweit blickt. Diese kooperieren mit Schulen vor Ort.
Ziel des Verbands ist die Vernetzung der Vereine und Leseinitiativen untereinander. Das gelingt durch regelmäßigen Austausch zum Zwecke der Leseförderung. Dafür wirbt der Verband um Lesementoren und bemüht sich um finanzielle sowie politische Unterstützung. So sind je nach Ort verschiedene andere Bildungseinrichtungen und die Stadt mit involviert: Volkshochschulen stellen beispielsweise Räumlichkeiten zur Verfügung, mancherorts unterstützt die Stadt bei der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit.
Wie sieht das Ehrenamt als Lesementor aus?
Als Lesementor bringen Sie Kindern und Jugendlichen die Welt der Bücher näher. Lesen ist nicht nur Mittel zum Zweck für die spätere Berufswahl: Lesen formt Fantasie und Kreativität, erhöht das Ausdrucksvermögen und hilft bei der Meinungsbildung. Nicht zuletzt ist es ein sinnstiftendes Hobby. Dazu verbringen Sie Zeit mit einem Grundschüler oder Jugendlichen.
Sie kümmern sich persönlich und orientieren sich am individuellen Bedarf Ihres Lesekindes. Währenddessen geht es nicht darum, einfach nur vorzulesen. Gemeinsam mit dem betreuten Kind lesen Sie Texte und tauschen sich darüber aus. So stellen Sie sicher, dass das Lesekind die einzelnen Wörter versteht. Gleichzeitig hebt sich dieses Vorgehen vom Lernen in der Schule ab:
- Betreuung
Leselernhelfer beim Verein „Mentor“ betreuen 1:1. Das ermöglicht, sich voll und ganz auf das Lesekind zu konzentrieren und es individuell zu fördern. Derart intensive Betreuung ist Lehrern schlichtweg unmöglich. - Inhalte
Ein Lesementor gibt keine Nachhilfe. Daher können die Inhalte sich auch an den Interessen des Lesekindes orientieren. Das beinhaltet „Fußballgeschichten, Superheldencomics oder Einhornromane“ ebenso wie Spiele (zum Beispiel Sprachmemory). - Motivation
Ziel ist eine entspannte Atmosphäre, in der Kinder ohne Leistungsdruck und losgelöst von Schule Spaß am Lesen entwickeln.
Lesementoren Material
Der Verein Mentor stellt seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern eigens erstellte Materialien zur Verfügung. Dafür können Sie auf eine Wissensdatenbank zurückgreifen. Diese enthält neben methodischen Hinweisen über 200 Dokumente, Tipps und Vorlagen für die Aufgabe als Lesementor. Geeignete Lesematerialien können unter anderem diese sein:
- Comics
- Bilderbücher
- Zeitungsausschnitte
- Sachtexte
- Bedienungsanleitungen
- Sprachspiele
- Gedichte
- Witze
Die Texte können sowohl in gedruckter als auch digitaler Form vorliegen. Auch spezielle Lese-Apps sowie Internetseiten für Kinder gehören zum Lesestoff. Denn Ziel ist nicht, Wissen einzupauken, sondern die generelle Lesefähigkeit zu fördern. Je nach Alter und persönlichem Hintergrund ist das ein langwieriger Prozess. Durch das regelmäßige Lesen bauen Sie die Sprachfähigkeit der jungen Menschen nach und nach auf.
Was sollten Sie als Lesementor mitbringen?
Grundvoraussetzung für das Ehrenamt als Lesementor ist Spaß am Lesen und am Umgang mit Kindern. Diese sind im Alter zwischen 6 und 16 Jahren. Für Ihre Arbeit sollten Sie die notwendige Geduld mitbringen, denn es geht darum, Frustration und Unlust auszuhalten. Immer wieder müssen Sie sich die Zeit nehmen, Ihr Lesekind (auch bei Rückschlägen) erneut zu motivieren. Dafür braucht es häufig Humor, Einfühlungs– und Begeisterungsvermögen.
Idealerweise können Sie ein bis zwei Stunden pro Woche erübrigen. In dieser Zeit üben Sie mit Ihrem Lesekind entweder in seiner Schule oder per Online-Lesestunde. Wer als Lesementor ehrenamtlich arbeiten will, wendet sich am besten an seinen lokalen beziehungsweise regionalen Mentor-Verein.
Das bewirkt Ihr Engagement
Der Bundesverband Mentor betont in seinem Leitfaden, dass es nicht um Hausaufgabenbetreuung geht. Viel wichtiger seien Aufmerksamkeit und Zuwendung. Sie sollten daher Ihre eigenen Erwartungen zurückhalten und Enttäuschungen aushalten können. Denn am Anfang geht es erst einmal darum, Vertrauen aufzubauen.
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Sie gehen auf den Schüler ein
Das Lesekind erfährt so Anerkennung und Wertschätzung für seine Mühe und seine Fähigkeiten. Diese positive Bestärkung motiviert, mehr zu üben. Das Lesekind kann so seine Leistungen verbessern.
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Sie bauen eine Beziehung auf
Eine persönliche Bindung motiviert ganz anders als eine rein funktionale Beziehung. Indem Sie Ihr Lesekind kennenlernen (und umgekehrt der Schüler Sie), taucht jeder in die Lebenswelt des jeweils anderen ein. Sie erfahren, was Ihr Lesekind beschäftigt.
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Sie wirken ausgleichend
Besonders Kinder aus Migrantenfamilien sind benachteiligt: Sie müssen in einer weitgehend fremden Sprache Lese- und Schreibfähigkeiten erwerben. Gleichzeitig wird zuhause kein oder kaum Deutsch gesprochen. Die Eltern können nicht korrigierend unterstützen. Als Lesementor schlagen Sie eine Brücke zur Sprache. Studien zufolge kann Ihr Einsatz sogar soziale Ungleichheit aufheben und soziale Kompetenzen fördern.
Lesementor werden: So gelingt der Einstieg
Alle Lesementoren werden nach demselben Konzept ausgebildet. Auch als Lesementor erhalten Sie eine Einstiegsqualifizierung. Darin achtet der Verband darauf, dass der Unterschied zwischen Nachhilfe und Leseförderung klar heraustritt. Außerdem erfahren Sie etwas übers Zeitmanagement und wie Sie geeigneten Lesestoff für Ihre Tätigkeit finden. Dafür stellt der Bundesverband Materialien zur Verfügung. Zusätzlich kann er geeignete Referenten empfehlen und den Kontakt zu einem nahegelegenen Verein vermitteln.
Daneben tragen Hospitationen bei Mentor-Kind-Lesestunden sowie persönliche und telefonische Beratung dazu bei, Unsicherheiten abzubauen. Aber nicht nur das: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt „Digitaler Treffpunkt der Generationen“ vom Bundesverband Mentor. Darin erhalten Ehrenamtliche Schulungen im Umgang mit Tabletts und Lese-Apps. Das verschafft ihnen die Sicherheit im Umgang mit digitalen Medien, die sie für ihr Ehrenamt benötigen. Gleichzeitig profitieren sie privat von der Kompetenz.
Ablauf in Zusammenarbeit mit der Schule
Um als Lesementor arbeiten zu können, arbeiten Sie direkt mit der Schule zusammen. Das gestaltet sich folgendermaßen:
- Übereinkunft treffen
Sie suchen das Gespräch mit einer kooperationswilligen Schule und vereinbaren (am besten schriftlich) die Regeln. - Einverständnis einholen
Bevor ein Lesementor beginnen kann, muss der Schulleiter das Einverständnis des Erziehungsberechtigten einholen. - Schüler auswählen
Je nach Anzahl der Lesementoren trifft ein Lehrer eine Auswahl an Schülern und stellt jedem Schüler einen Lesementor zur Seite. - Kennenlernen organisieren
In der Schule kommt es zu einem ersten Kennenlernen zwischen Mentor, Lesekind und Lehrer. Wünschenswert ist hier eine Teilnahme der Eltern. Hier bespricht man außerdem, wann jeweils wie Lesestunde stattfindet. - Kontaktperson stellen
Die Schule stellt eine Kontaktperson, die Ansprechpartner sowohl für den Lesementor als auch den Lehrer ist. Diese stellt die Terminvergabe sicher und kümmert sich um einen freien Raum für die Lesestunde. - Informationspflicht beachten
Sollte der Schüler aus Krankheitsgründen verhindert sein, muss die Schule den Lesementor darüber informieren. Umgekehrt gilt das Gleiche für den Lesementor.
Häufige Fragen und Antworten zum Ehrenamt
Als Rentner dürfen Sie so viel ehrenamtlich arbeiten, wie Sie möchten. Manche Ehrenämter haben einen Zeitaufwand von wenigen Stunden im Monat, andere von wenigen Stunden pro Woche. Berufstätige sollten den Umfang der Tätigkeit mit ihrem Arbeitgeber klären, sofern er den Bereich der Nebenberuflichkeit überschreitet.
Als Nebentätigkeit gilt alles, was bis zu maximal einem Drittel der Vollzeit-Erwerbstätigkeit zeitlich in Anspruch nimmt. Je nach Arbeitszeit sind dies zwischen 11 und 14 Stunden pro Woche.
Beispiel: Sie leiten in Ihrem Urlaub eine Jugendfreizeit leiten, die über zwei Wochen 24-Stunden am Tag andauert. Dies ist als Ehrenamt zu werten, wenn das zeitliche Engagement aufs ganze Jahr gesehen unter einem Drittel Ihres Hauptberufs bleibt.
Auch Arbeitslose können ein Ehrenamt ausüben. Allerdings hat der die Vermittlung in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit immer Vorrang. Daher ist auch der Bezug von Arbeitslosengeld an einige Vorgaben geknüpft: Sofern Ihr Ehrenamt mehr als 15 Stunden pro Woche in Anspruch nimmt, müssen Sie dies der Arbeitsagentur melden.
Zudem darf die Aufwandsentschädigung nicht den Betrag von 200 Euro pro Monat überschreiten. Andernfalls wird Ihnen dies auf die Leistungen der Agentur für Arbeit angerechnet.
Die Ehrenamtspauschale ist steuer- und sozialversicherungsfrei. Allerdings muss sie in der Steuererklärung aufgeführt werden. Dafür muss es sich um eine ideelle Tätigkeit handeln, etwa die Mitarbeit bei der Tafel.
Wer als aktiver Fußballer von seinem Verein eine Zahlung erhält, muss diese also voll versteuern und bei der Sozialversicherung angeben. So etwas fällt nicht unter die Ehrenamtspauschale.
Um das soziale Engagement bei einer Prüfung belegen zu können, ist letztlich die Satzung des Vereins oder der Institution entscheidend. Dazu muss der Vorstand die Ehrenamtspauschale dem Ehrenamtlichen aktiv bestätigen.
Weiteres Kriterium ist die pauschale Zahlung der Aufwandsentschädigung. Eine Bezahlung nach Stundenlohn ist keine ehrenamtliche Tätigkeit mehr, sondern ein Nebenjob.
Die Ehrenamtspauschale geben Sie dort in der Steuererklärung an, wo Sie auch Ihre hauptberuflichen Einnahmen eintragen. Bei Selbstständigen ist dies die Einnahmen-Überschussrechnung (EÜR), bei Arbeitnehmern die Anlage N.
Übersteigen die Einnahmen durch das Ehrenamt die Höhe der Pauschale, so muss der darüberliegende Betrag als Nebeneinnahme eingetragen werden.
Zusätzlich können Sie durchs Ehrenamt entstandene Aufwendungen als Betriebskosten beziehungsweise Werbungskosten absetzen. Wer jedoch für die ehrenamtliche Tätigkeit bereits von einer Steuerbegünstigung profitiert (beispielsweise dem Übungsleiterfreibetrag) kann die Ehrenamtspauschale nicht anwenden.
Doppeltes Profitieren für die gleiche Tätigkeit ist ausgeschlossen. Gleiches gilt für die Kombination mehrerer Ehrenämter. Der Gesamtbetrag für alle Tätigkeiten zusammen erhöht sich nicht – die Ehrenamtspauschale bleibt immer bei den 840 Euro.
Bei einer Mitarbeit in einer sozialen Organisation, in Vereinen sowie Körperschaften öffentlichen Rechts sind Sie in der Regel gesetzlich unfall- und krankenversichert. Zudem haben alle Bundesländer für ehrenamtlich Tätige Sammelverträge zur Haftpflichtversicherung abgeschlossen.
Fragen Sie Ihre Organisation vorab, ob ausreichender Versicherungsschutz (Unfall-, Berufsunfähigkeits- und Haftpflichtversicherung) existiert. Gegebenenfalls müssen Sie selbst tätig werden. Das gilt auch für ehrenamtliches Engagement im privaten Bereich: Wer also im Rahmen der Nachbarschaftshilfe oder als Leihoma mit den Nachbarskindern etwas unternimmt, muss sich selbst versichern.
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