Lügen erkennen: Beispiele, Gründe, Gefahren

Studien zufolge lügen Männer häufiger als Frauen. Die Wahrheit ist aber auch: Jeder lügt. Beispiele dafür gibt es im Alltag häufiger. Die Palette reicht von kleinen Flunkereien über Notlügen bis zu handfestem Betrug. In einigen Fällen ist es krankhaftes Lügen, häufig jedoch will der Lügner sich Vorteile verschaffen oder einer Strafe entgehen. Woran Sie Lügen erkennen und welche Risiken der Schwindel birgt…

Lügen erkennen: Beispiele, Gründe, Gefahren

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Definition: Was ist eine Lüge?

Damit eine Aussage als Lüge gilt, muss sie drei Eigenschaften erfüllen:

  • Die Lüge steht im Widerspruch zu Fakten.
  • Sie widerspricht der Überzeugung des Lügners.
  • Beim Hörer soll sie falsche Vorstellungen wecken.

Synonym wird häufig von Schwindel, Flunkerei, Ammenmärchen oder schlichtweg Unwahrheit gesprochen. Einerseits werden Lügen in der Menschheitsgeschichte stark verurteilt. Andererseits kennt die moderne Philosophie durchaus Situationen, in denen Unwahrheiten akzeptabel sind. Bestes Beispiel sind Witze, in denen man mit absurden Übertreibungen Menschen zum Lachen bringt. Fraglich ist auch, ob jeder Euphemismus („Mir geht’s gut“) einer Lüge gleicht – manchmal ist es eine Frage der Höflichkeit, wenn Menschen nicht mit der vollen Wahrheit herausrücken.

Unterschiede bei Männern und Frauen

Manchen Untersuchungen zufolge lügt jeder mindestens zweimal am Tag, andere sprechen sogar von 200 Mal. Grundlage solcher Zahlen dürften entsprechend strenge Maßstäbe dessen sein, was bereits als Lüge zählt. Vor allem aber lügen Männer und Frauen bei unterschiedlichen Dingen: Während Männern vor allem bei Beruf, Auto und Freizeit lügen, sind Frauen bei Alter, Gewicht und Einkäufen unehrlich.

Schon Kinder schwindeln

Wenngleich es kulturelle Unterschiede gibt – das Schwindeln scheint uns Menschen in die Wiege gelegt. Bei Kindern lässt es sich im Alter von drei bis vier Jahren feststellen. Dann haben sich bereits Eigenschaften wie Einfühlungsvermögen und Mitgefühl entwickelt – die Grundlage für bewusstes Lügen.

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Lügen erkennen: 6 verräterische Anzeichen

Gewiefte Profis im Lügen wissen ihre Unwahrheiten zu verstecken. Sie denken sich plausible Erklärungen für Ungereimtheiten und Widersprüche aus. Und dann tragen sie die einstudierten Aussagen mühelos vor. Zu ihrem Repertoire gehören zudem Täuschungen, denen ihre Opfer auf den Leim gehen. Dennoch gibt es verschiedene Merkmale, an denen Sie Lügen erkennen können:

Blickkontakt

Plagt den Lügner das schlechte Gewissen, wird ihm das Lügen vermutlich schwerfallen. In so einem Fall vermeidet der Lügner meist den direkten Blickkontakt. Auch die Blickrichtung kann auf eine Lüge deuten: Der Blick nach links oben etwa spricht für eine konstruierte Wahrheit, der Blick nach rechts oben für eine visuell erinnerte. Heißt aber auch: Bei notorischen Lügnern oder Gesprächspartnern, die sich an etwas erinnern wollen, kommen Sie mit diesem Signal allein nicht weiter.

Mimik

Der amerikanische Psychologe Paul Ekman beschäftigt sich unter anderem mit Emotionen und ihrer Ausprägung. Die Basisemotionen sind dem Menschen angeboren, darunter sind Wut, Angst und Ekel stark ausgeprägt. Diese zu unterdrücken, fällt daher besonders schwer. Häufig versuchen Menschen ihre wahren Gefühle mit einem Lächeln zu übertünchen – meist gelingt das aber nur bedingt: Die Basisemotion huscht kurzfristig übers Gesicht, bevor der Lügner sie verbergen kann. Zudem wirkt das Lächeln oft gekünstelt: Die Mundwinkel zeigen nach oben, aber die typischen Lachfältchen an den Augen fehlen.

Gestik

Verräterische Gesten sind ein weiteres Indiz für Unwahrheiten. So können manche nicht ihre Hände bei sich behalten. Lügner packen sich an die Nase, tippen sich auf die Lippen oder zupfen sich am Ohr. Auch eine eingesunkene Körperhaltung, gesenkter Kopf und Blick sind typische Signale dafür, dass ein Lügner die Anspannung kompensieren will. Auffällig auch, wenn die Reaktion zeitversetzt erfolgt. Beispielsweise fragen Sie, ob Ihrem Partner das Kleid gefällt und er lächelt Sekunden später anerkennend – eine zeitgleiche Reaktion wäre ehrlich.

Ausdruck

Lügner neigen zur indirekten Rede, verallgemeinern ihre Antworten. Etwa wenn die Frau ihren untreuen Mann fragt, ob er sie mit seiner Kollegin betrogen habe. Typisch wäre eine Erwiderung wie: „Du weißt doch, wie wichtig mir Treue ist!“ Lügner vermeiden so die direkte Antwort, um ihr Gewissen zu beruhigen: Schließlich hat er nicht direkt gelogen, da er zu einer völlig anderen Frage geantwortet hat.

Verzögerungen

Spätestens, wenn das Gegenüber genauer nachfragt, kommen Lügner in die Bredouille: Kauft man ihnen ihre mühsam erfundene Lügengeschichte nicht ab, muss nachgelegt werden. Neue Lügen zu erfinden, braucht aber Zeit. Antworten auf Nachfragen zögern Lügner häufig hinaus. Dazu tun sie, als hätten sie die Frage nicht richtig gehört. Oder sie geben mit ihren Worten wieder und tun so, als ob sie den Sachverhalt nicht richtig verstanden hätten.

Stresssymptome

Hibbeliges Auftreten, Schweißtropfen auf der Stirn – das können Anzeichen von Stress sein. Hervorgerufen wird er dadurch, dass der Lügner Inhalt, Stimme und Körpersprache in Einklang bringen will. Das erfordert große Konzentration, Stichwort: Sich nicht in Lügen verstricken.

Aber: Alle diese Symptome sind lediglich Indizien, keine allgemeingültigen Kriterien – erst recht, wenn sie nur vereinzelt auftreten. Wichtig auch, dass Sie kulturelle Besonderheiten berücksichtigen. So gilt es in bestimmten Kulturen als unhöflich, Menschen direkt in die Augen zu schauen. Auch Schüchternheit kann ein Grund sein, den Blickkontakt zu meiden.

Lügen erkennen mit Lügendetektor?

Falsch ist der weit verbreitete Glaube, man könne mit einem Gerät das Gegenüber beim Lügen ertappen: Der sogenannte „Polygraph“ oder „Mehrkanalschreiber“ (so die offizielle Bezeichnung des Lügendetektors) kann nicht die Aussagen einer Person überprüfen. Es misst lediglich körperliche Reaktionen. Dazu gehören beispielsweise Veränderungen bei Atemfrequenz, Puls oder Blutdruck.

Grundgedanke ist der, dass Menschen beim Erzählen von Unwahrheiten nervös sind und dies sich widerspiegelt. Die Einschätzung beziehungsweise Auswertung der graphischen Aufzeichnungen obliegt dem Polygraphisten. Kritiker sehen hier die größte Schwachstelle: Vorurteile und Manipulationen können zu Missbrauch und damit ungültigen Ergebnissen führen.


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Gründe: Warum lügen wir?

Es gibt unterschiedliche Gründe dafür, warum Menschen lügen:

  • Privatsphäre wahren
    Dem Lügner ist beispielsweise unangenehm, dass er homosexuell oder inkontinent ist. Die Frage seines Gegenübers zielt in seine Privatsphäre, daher schwindelt er.
  • Vorteil sichern
    In Bewerbungssituationen schmücken Bewerber ihren Lebenslauf, indem sie Kenntnisse deutlich stärker bewerten. Oder
  • Höflichkeit zeigen
    Dazu zählen etwa Lügen auf die Frage nach dem Geschmack des Gerichts oder dem Outfit der Ehefrau.
  • Strafen abwehren
    Wird nach dem Schuldigen der eingeschlagenen Fensterscheibe gesucht, rettet eine Lüge vor unangenehmen Konsequenzen.
  • Verletzungen vermeiden
    Je nach psychischer Verfassung vermeiden Ärzte oder Angehörige die volle Wahrheit, etwa bei einer schweren Diagnose. Sie wollen dem Patienten nicht die letzte Hoffnung rauben. Das kann womöglich sogar Widerstandskräfte mobilisieren.

Arten von Unwahrheiten

Forscher unterscheiden außerdem die verschiedenen Arten von Lügen. Zu den schwarzen Lügen („Black Lies“) gehören demnach solche, die aus egoistischen Gründen vorgetragen werden. Hier geht es einzig um die persönliche Bereicherung – etwa wenn ein Schaden beim Gebrauchtwagen bewusst verschwiegen wird. Weiße Lügen („White Lies“) hingegen sind im menschlichen Miteinander das, was wir häufig als Notlügen oder Höflichkeitsfloskeln nutzen: Sie können dem Schutz des anderen dienen, basieren auf keinerlei Vorteilsnahme.

Krankhaftes Lügen bei Narzissten

Daneben gibt es Menschen, die krankhaft lügen. Als „Pseudologia Phantastica“ wird das sogenannte „Münchhausen-Syndrom“ bezeichnet. Personen, die darunter leiden, haben meist ein gesteigertes Geltungsbedürfnis. Typischerweise findet sich das bei Narzissten. Sie malen ihre Erzählungen oft detailliert aus, weshalb sie nicht sofort auffliegen.

Ein häufiges Signal sind allerdings dramatische Inszenierungen. So kommt es vor, dass krankhafte Lügner behaupten, sie seien schwer erkrankt (zum Beispiel an Krebs), um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Andere typische Muster sind eine behauptete adelige beziehungsweise prominente Herkunft.

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Was macht die Lüge gefährlich?

Wie wir etwas bewerten, hängt von der Motivation und den entsprechenden Auswirkungen ab. Sicherlich entsteht kein größerer Schaden, wenn jemand auf die Frage „Schmeckt’s Dir?“ mit „Ja, es schmeckt“ antwortet, obwohl das Gericht nicht seinem Geschmack entspricht. Die Motive dahinter sind auch recht nachvollziehbar: Der eine will den anderen nicht kränken, keine Kritik an der Kochkunst üben. Hierbei handelt es sich um das, was im Volksmund als „Notlüge“ bezeichnet wird. Völlig anders die Lage, wenn jemand sein eigenes Fehlverhalten kaschieren will.

Etwa durch Lügen und Betrügen in der Partnerschaft, um beispielsweise einen Seitensprung zu verheimlichen. Die Konsequenzen für den Lügner sind oft absehbar und daher scheut er, die Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Allerdings kommt die Mehrzahl der Unwahrheiten irgendwann ans Tageslicht. Nicht umsonst heißt es: „Lügen haben kurze Beine!“ Und hier beginnt das Problem: Das Vertrauen ist missbraucht, der Belogene wird dem Lügner kaum noch Glauben schenken.

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[Bildnachweis: Herbstlust.de]

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