Nutri-Score: Berechnung und Definition
Mit dem Nutri-Score können Sie die Nährwerte eines Lebensmittels auf einen Blick einschätzen: anhand einer Tabelle von A bis E. Doch kaum ist der Nutri-Score in Deutschland eingeführt, gibt es auch schon Kritik. Da ist von Augenwischerei oder von einem zahnlosen Tiger die Rede. Um dies differenziert beurteilen zu können, lohn ein Blick auf die Berechnung des Nutri-Score.
Der Nutri-Score richtet sich per Definition nach den Nährwerten eines Lebensmittels, die im Übermaß zu Krankheiten und Übergewicht führen können. Dies sind insbesondere diese vier:
Diese Bestandteile drücken den Nutri-Score nach unten. Das heißt, je mehr dieser Inhaltsstoffe in einem Lebensmittel enthalten sind, umso mehr wandert die Skala von A in Richtung E, also von Grün nach Rot. Eine solche negativere Bewertung kann jedoch auch ausgeglichen werden. Durch gesunde Nahrungsbestandteile wie:
- Obst und Gemüse
- Ballaststoffe
- Eiweiß
- Nüsse
Die Inhaltsstoffe werden also gegeneinander abgewogen: Gesund gegen Ungesund. Dies alles auf Basis von 100 Gramm beziehungsweise 100 Millilitern.
Diese Angaben werden dem Zutatenverzeichnnis sowie der Nährwert-Tabelle entnommen, die ohnehin seit vielen Jahren verpflichtend auf verarbeiteten Lebensmitteln abgedruckt werden müssen. Der Nutri-Score ist zwar eine freiwillige Angabe, aber wenn er abgedruckt ist, dann beruht er auf korrekten Daten.
So funktioniert die Nutri-Score-Tabelle
Jeder Hersteller vergibt den Nutri-Score selbst. So kann sich ein Lebensmittelproduzent in Deutschland freiwillig entscheiden, ob er ihn auf seine Packung druckt oder nicht. In anderen Ländern ist er bereits verpflichtend.
Wenn der Nutri-Score abgedruckt wird, dann sieht das Schema immer gleich aus: Eine Skala von fünf verschiedenfarbigen Buchstaben. Der für das Produkt passende Buchstabe ist dabei deutlich hervorgehoben.
Die Nutri-Score-Liste in Deutschland
Doch was bedeutet der einzelne Buchstabe im Nutri-Score genau? Eine Übersicht:
- Nutri-Score A
Der Nutri-Score A ist dunkelgrün. Er ist die beste Bewertung eines Lebensmittels. Das bedeutet, solch gekennzeichnete Produkte können Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung sein. - Nutri-Score B
Der Nutri-Score B ist hellgrün. Er ist die zweitbeste Bewertung eines verarbeiteten Lebensmittels. Das bedeutet, solch gekennzeichnete Produkte sind durchaus zum regelmäßigen Verzehr geeignet, aber nicht direkt gesundheitsförderlich. - Nutri-Score C
Der Nutri-Score C ist gelb. Er ist die drittbeste Bewertung eines verarbeiteten Lebensmittels. Das bedeutet, solch gekennzeichnete Produkte sind in ihrer Zusammensetzung eher unausgewogen. Sie sollten nicht regelmäßig genossen werden. - Nutri-Score D
Der Nutri-Score D ist orange. Er ist die zweitschlechteste Bewertung eines verarbeiteten Lebensmittels. Das bedeutet, solch gekennzeichnete Produkte sollten eher in Ausnahmefällen genossen werden. - Nutri-Score E
Der Nutri-Score E ist dunkelrot. Er ist die schlechteste Bewertung eines verarbeiteten Lebensmittels. Das bedeutet, solch gekennzeichnete Produkte sind nach Möglichkeit zu meiden, wenn Sie sich gesund ernähren wollen.
Dabei sollten Sie beim Vergleich immer die selbe Produktgruppe heranziehen. Also zum Beispiel das eine Müsli mit dem anderen. Eine Tiefkühl-Lasagne mit einer Packung Süßigkeiten zu vergleichen, macht naturgemäß wenig Sinn.
Nutri-Score: Nachteile und Vorteile
Der Nutri-Score ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Doch wie überall gibt Vor- und Nachteile.
Ob dabei die Kritik oder das Lob für den Nutri-Score überwiegen, kann letztlich nur jeder für sich selbst entscheiden. Der Nutri-Score ist ja lediglich ein zusätzliches Instrument. Es kann dennoch weiterhin wichtig sein, hin und wieder einen Blick einen auf die Nährwert-Tabelle zu werfen. Denn einiges kann der Nutri-Score nicht leisten:
Nachteile des Nutri-Score
Die Kritik am Nutri-Score macht sich vor allem an folgenden Punkten fest:
- Freiwilligkeit
Zunächst einmal ist der Nutri-Score freiwillig. Wer also einen Nutri-Score A oder B hat, dürfte dies nur allzu gerne auf die Packung drucken. Dunkelrot bewertete Produkte mit Nutri-Score E dürften sich aber in den Regalen kaum finden. Daher ist es eher unwahrscheinlich, dass demnächst auf Limonaden oder Fertiggerichten ein Nutri-Score zu finden ist. - Landesgrenzen
Der Nutri-Score gilt in Deutschland. In anderen Ländern Europas gibt es ähnliche Tabellen, in vielen aber gar keine. Der Nutri-Score ist also keine EU-Verordnung. Ein einheitliches System wäre aber sowohl für die Hersteller als auch für die Verbraucher ein wichtiges Instrument. - Verführung
Nichts geht über frische Produkte. Doch auf einem Apfel oder einer Paprika findet sich selbstverständlich kein Nutri-Score. Verbraucherschütze bemängeln, dass dies dazu verführe, noch mehr verpackte und verarbeitete Lebensmittel zu kaufen, da diese ja als gesund eingestuft würden. Eine ausgewogene Ernährung ist dadurch aber noch lange nicht erreicht. - Zusatzstoffe
Wenn ein Produkt wenig Kalorien hat, bekommt es eine positivere Bewertung. Dies kann jedoch auch durch den Einsatz ungesunder, künstlicher und billiger Süßstoffe geschehen. Hochwertige aber kalorienhaltigere Bio-Lebensmittel könnten im Einzelvergleich so deutlich schlechter dastehen. - Umweltschutz
Der Nutri-Score zeigt nur die Nährwerte an. Nicht aber die Herkunft der Produkte und der Verpackung. So muss ein mit dem Nutri-Score A bewertetes Produkt nicht automatisch umweltfreundlich sein. Verarbeitetes Fleisch kann zum Beispiel durchaus aus Massentierhaltung stammen und mit Antibiotika behandelt sein. - Berechnung
Zwar sind die Parameter, nach denen die Berechnung des Nutri-Score erfolgt, transparent. Aber dennoch ist das Abwägen von beispielsweise Ballaststoffen gegen Zucker unwissenschaftlich. So können Produkte mit viel Zucker dennoch einen vergleichsweise guten Nutri-Score erhalten, wenn auch genügend gesunde Inhaltsstoffe darin enthalten sind. - Mischung
Der Nutri-Score ist eine Verallgemeinerung. Er führt die Nährstoffe nicht einzeln auf. Kritiker sagen, es wäre sinnvoll, drei oder vier verschiedene Nutri-Scores auf die Produkte zu drucken: Eine Tabelle für Zucker, eine für Fett, eine Salz.
Vorteile des Nutri-Score
Doch der Nutri-Score erntet nicht nur Kritik. So bietet er auch eine von Vorteilen und nicht nur Nachteile:
- Vergleichbarkeit
Mit dem Nutri-Score lässt sich auf einen Blick das eine mit dem anderen Produkt der gleichen Produktgruppe vergleichen. Und zwar ohne, dass Sie umständlich das Kleingedruckte auf der Rückseite aufschlüsseln müssen. So ist Tiefkühl-Pizza eben nicht gleich Tiefkühl-Pizza. - Rezeptur
Ein guter Nutri-Score ist auch ein guter Werbeeffekt für die Lebensmittelhersteller. Daher steigt der Druck, ihre Rezepturen entsprechend anzupassen, um letztendlich mehr zu verkaufen. - Verhaltensänderung
Letztendlich kann der Nutri-Score auch zu einer besseren Ernährung führen. Das zeigen Untersuchungen in Frankreich, wo es den Nutri-Score schon einige Jahre lang gibt. Diese haben ergeben, dass bei den Verbrauchern bis zu 12 Prozent mehr gesunde Produkte auf den Tisch kommen. - Warnung
Wenn der Nutri-Score fehlt, kann man zukünftig davon ausgehen, dass es sich bei dem entsprechenden verarbeiteten Lebensmittel um kein ausgewogenes Produkt handelt. So dürfte die klassische Nuss-Nougat-Creme Nutella wohl kaum einen Nutri-Score A erhalten, da sie zu über 50 Prozent aus Zucker besteht.
Nutri-Score: Beispiele und Produkte
Es gibt bereits schon einige Hersteller, die den Nutri-Score verwenden, auch wenn es noch sehr wenige sind. Hier eine Liste bekannter Hersteller, die Ihre Produkte mit dem Nutri-Score auszeichnen:
- Iglo
- Danone
- McCain
- Harry-Brot
- Mestemacher
- Bofrost
Und selbst der häufig kritisierte Branchenriese Nestlé hat angekündigt, den Nutri-Score für einige Produkte zukünftig verwenden zu wollen.
Einkaufen ohne Nutri-Score
Doch in den meisten Fällen wird der Nutri-Score zunächst fehlen. Dann ist wichtig, weiterhin die Inhaltsstoffe auf der Rückseite genau unter die Lupe zu nehmen: Salzgehalt, Zucker, Kohlenhydrate, Fett. Und zwar immer auf 100 Gramm beziehungsweise 100 Milliliter.
Meist werden die Angaben zusätzlich auch pro Portion gemacht. Diese Portionsgrößen sind jedoch willkürlich gewählt und sollten daher außer Acht gelassen werden. Daher gilt beim Einkauf im Supermarkt leider noch viel zu oft: Selber Nachdenken und genau auf die Nährwerttabelle schauen.
Oder noch besser: Kaufen Sie frische und regionale Produkte – zum Beispiel auf dem Markt oder im Bioladen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit einer ausgewogenen Ernährung beinahe automatisch an.
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