Was bedeutet Erotik?
Per Definition bezeichnet Erotik die sinnliche und vor allem sexuelle Anziehungskraft zwischen zwei (oder mehreren) Menschen. Der Begriff stammt vom Altgriechischen „Eros“ ab, was steht sowohl für den antiken Liebesgott als auch für die begehrliche Liebe steht.
Auch die verschiedenen Darstellungsformen zählen im weiteren Sinne zur Erotik. Beispielsweise Erotik in der Kunst: Aktfotografie, nackte Statuen in der Bildhauerei sowie sexuelle Szenen in der Malerei. Häufig wird der Begriff euphemistisch genutzt: Erotikfilm statt Pornofilm, erotisches Spielzeug statt Sexspielzeug.
Worin unterscheiden sich Erotik und Sex?
Für Erotik braucht es nicht viel: Es reicht schon ein ausgeprägtes Maß an Fantasie, das Wiederaufleben von Erinnerungen, um die Begierde zu entfachen. Gleichwohl: Knisternde Berührungen, aufreizende Bewegungen, leidenschaftliche Blicke – alles das zählt ebenfalls zur Erotik.
Oft bereitet sie den Weg für mehr, aber nicht zwangsläufig. Allein der Gedanke reicht. Sex beschreibt mehr das aktive Tun, den Geschlechtsverkehr. Erotik ist eher das Drumherum, die Atmosphäre. Und die kann auch im Kopf stattfinden. Idealerweise ergänzen sich beide Faktoren jedoch. All das ist auch bei Menschen jenseits der 60 Jahre noch ein Thema.
Erotik in der Beziehung
Studien zufolge ist sexuelle Begierde auch im Ruhestand noch ein Thema. Unter den 75-Jährigen waren es 61 Prozent aller Frauen und 58 Prozent aller Männer, die erotische Fantasien und Wünsche hegen. Ob Erotik aber überhaupt noch stattfindet, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zunächst ganz banal: Ohne eine Beziehung haben die meisten älteren oder alten Menschen kaum eine Chance. Dann wirkt sich ebenfalls die Qualität der Partnerschaft aus: War es bisher eine glückliche Ehe, in der jeder Partner seine Sexualität ausleben konnte?
Wie stehen beide zum Thema? Senioren heutzutage haben ihre Jugend in den sechziger und siebziger Jahren verbracht – eine Zeit, die sexuell freizügiger als noch Jahre zuvor war. Dennoch leben in manchen Fällen Paare nur noch aus Gewohnheit zusammen. Darunter leidet irgendwann das Intimleben. Die Partner sehen sich weniger als sexuelles Wesen, mehr als gute Freunde. Entscheidend auch der gesundheitliche Zustand. Wer sich kraftlos fühlt und unter Antriebslosigkeit leidet, denkt kaum an erotische Begegnungen.
Gründe für besseren Sex im Alter
Auch wenn sich die Sexualität im Laufe der Jahrzehnte ändert: Grundsätzlich bleiben das Interesse an Lust und Erotik bis ins hohe Alter erhalten. Dafür gibt es vor allem diese Gründe:
- Sie sind selbstsicherer
In jungen Jahren dominiert die Unerfahrenheit – was muss wo hin und wie? Junge Frauen und Männer plagen gleichermaßen Versagensängste und Angst vor Schmerzen. Der Leistungsdruck ist hoch, alles muss ausprobiert und umgesetzt werden. Ältere hingegen machen sich von diesem Leistungsdenken frei. Sie müssen keiner Mode hinterherrennen. Zudem haben Männer ab 40 seltener einen vorzeitigen Samenerguss. - Sie sind entspannter
Jüngere Paare stehen teilweise unter Druck wegen einer Familiengründung. Stellt sich der Nachwuchs nicht wie erwünscht ein, belastet das das Liebesleben. Umgekehrt kann auch die Angst vor ungewollter Schwangerschaft die erotische Stimmung zunichte machen. In der Lebensmitte angekommen, brauchen sich Paare über solche Dinge nicht mehr den Kopf zu zerbrechen. - Sie kennen Ihren Körper
Viele haben über die Jahre Erfahrungen sammeln können – teilweise auch mit verschiedenen Partnern. Auch haben sie mithilfe von Selbstbefriedigung ihren Körper kennengelernt. Sie sind sich ihrer Sexualität sicher und wissen, was sie mögen und was nicht. Durch ihre Lebenserfahrung haben sie weniger Hemmungen, sich im Kopf fallen zu lassen.
Altersbedingte Einschränkungen
Gleichwohl kommt es im Alter zu einigen Veränderungen, welche die Erotik bremsen. Manchmal sind es körperliche Einschränkungen, manchmal wirken sich psychische Probleme und Sorgen auf die Lust aus.
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Hormonumstellungen
Hier sind vor allem die Wechseljahre bei der Frau zu nennen. Diese können durch einen sinkenden Östrogenspiegel vermehrt zu trockener Scheidenschleimhaut führen. Zudem baut sich der Erregungszustand länger auf. Der ist notwendig, um ausreichend Gleitflüssigkeit zu bilden. Zu geringe Erregung und zu wenig Scheidensekret ruft Schmerzen beim Verkehr hervor.
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Lustlosigkeit
Ist der Geschlechtsverkehr mit Schmerzen verbunden, lässt die Lust an der Liebe nach. Hinzu kommen körperliche Gebrechen (Hüft- oder Rückenschmerzen, Schmerzen innerhalb der Vagina, etwa aufgrund von Entzündungen oder Verwachsungen) als auch seelische Beeinträchtigungen. Ängste und Schamgefühl, aber auch Medikamente stehen der Erotik im Weg. Bei Männern kann der sinkende Testosteronspiegel zu einer reduzierten Libido führen.
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Krankheiten
Bestimmte Krankheiten nehmen im Alter zu. Sie können der Erotik einen Dämpfer verpassen. Beispielsweise kann Diabetes Durchblutungsstörungen auslösen und damit die erektile Dysfunktion begünstigen. Medikamente wie Beta-Blocker gegen Bluthochdruck können Erektionen erschweren. Auch Operationen im Zuge vorhergegangener Krankheiten hinterlassen ihre Spuren. All das kann die Unbefangenheit mit dem eigenen Körper erschweren.
Gesellschaftlicher Blick auf Sex im Alter
Sexuelle Aktivität und Attraktivität wird vor allem mit der Jugend verbunden. Fakt ist, dass auch Senioren Lust an Erotik verspüren und auch ausleben – vorausgesetzt, sie haben die Gelegenheit dazu. Denn ein Problem ist die Kluft zwischen Männern und Frauen im Alter: Frauen werden im Schnitt sieben Jahre älter. Ihnen fehlt schlichtweg der Partner, sofern sie nicht noch verheiratet sind.
Dabei hätten sie beste Voraussetzungen dafür, ihre Sexualität auszuleben. Während bei Männern häufiger mit Potenzstörungen zu kämpfen haben, sind Frauen im Alter entspannter. Hinzu kommen gesellschaftliche Doppelstandards: Ergraute Männer gelten als sexy, Frauen jenseits der Wechseljahre als alt. So zieht es nicht wenige betagte Männer zu jüngeren Frauen. All das erschwert das Matching für ältere Frauen. Manche begeben sich daher gezielt auf Partnersuche.
Tipps für mehr Erotik
Sex im Alter mag anders verlaufen, aber er kann stattfinden – wenn Sie es wollen. Manchmal braucht es dazu lediglich einiger Vorbereitungen und Veränderungen im Vergleich zu früher. Deshalb muss er aber nicht schlechter sein. Die nötige Prise Erotik können Sie immer noch aufbringen. Was Sie zusätzlich tun können:
1. Gespräch suchen
An vorderster Stelle sollte das Gespräch mit dem Partner beziehungsweise der Partnerin stehen. Beide Seiten sollten über mögliche Probleme und Gefühle sprechen: Welche Emotionen löst es aus, wenn einer den anderen abweist, wo liegen die Gründe für Unlust oder Unvermögen? Sind beispielsweise Erektionsprobleme körperlicher Natur oder die Folge von Stress in der Beziehung? Wichtig sind hier eine generelle Offenheit und Bereitschaft, diese Dinge gemeinsam anzugehen.
2. Zeit nehmen
Im (hohen) Alter läuft alles etwas langsamer ab: Bei Seniorinnen dauert es länger, bis die Scheide entsprechend feucht ist. Auch die Erektion stellt sich bei Senioren erst nach einer Weile ein. Das Gute: Keiner treibt Sie. Sie können sich alle Zeit der Welt nehmen und sollten das auch tun. Ungeduld ist ein Lustkiller. Ein langsames Vorspiel hingegen gibt Ihnen Gelegenheit, den Partner zu erkunden und zärtliche Berührungen auszutauschen. Nicht immer kommt es zum Orgasmus, aber das muss es auch nicht. Der Weg ist das Ziel.
3. Hilfsmittel verwenden
Ganz ohne Hilfsmittel geht es manchmal nicht. Dennoch müssen Sie nicht auf Zärtlichkeiten verzichten. Mit genügend Zeit sowie Gleitgel oder hormonhaltigen Cremes lässt sich beispielsweise bei mangelnder Feuchtigkeit Abhilfe schaffen. Zusätzliche Kissen oder zusammengerollte Handtücher sorgen für die gewünschte Polsterung. Luststeigernd kann auch der Einsatz von Liebesspielzeug sein, mit dem Sie Ihren Partner oder Partnerin verwöhnen.
4. Ernährung beachten
Wichtig ist die richtige Ernährung: In der Regel nehmen wir alle viel zu viel Zucker zu uns. Er ist versteckt in vielen Dingen, etwa bequemen Fertiggerichten. Das empfiehlt sich nicht nur im Kampf gegen Diabetes. Gesundes Essen mit wenig Fleisch hilft auch bei Erkrankungen wie Gicht und Arthrose. Nicht zuletzt können Sie so Übergewicht vermeiden – was nicht nur die Beweglichkeit einschränkt, sondern auch die Lust.
5. Positionen ausprobieren
Je nach Beschwerden können manche Stellungen vorteilhafter als andere sein. Das hilft, die jeweils betroffenen Gelenke und Muskeln zu entspannen. Beispielsweise empfinden viele die Löffelchenstellung als angenehm, bei der beide Partner Seite an Seite liegen und in eine Richtung schauen. Bei Rücken- und Gelenkschmerzen können auch die Missionars- oder Reiterstellung eine Alternative sein.
6. Sport treiben
Wer rastet, der rostet. Daher ist Bewegung im Alter das A und O. Das muss aber nicht immer schweißtreibender Sport nach Wettkampfmanier sein. Manchmal reichen auch sanftere Sportarten wie Yoga und Beckenbodentraining. Beides eignet sich für Mann und Frau und hat viele Vorteile: Es hilft nicht nur später beim Entspannen, sondern trainiert diverse Muskeln. Gut ist das bei beginnender Inkontinenz, aber auch bei Prostataproblemen.
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