Was ist eine Paartherapie?
Bei einer Paartherapie sucht ein Paar professionelle Beratung auf. Sinnvoll ist dies bei einer länger andauernden Beziehungskrise, die das Paar alleine nicht bewältigen kann. Beide Partner empfinden ihre Partnerschaft derzeitig als unbefriedigend. Schaffen sie es nicht, ihre Probleme zu lösen, droht sie zu scheitern.
Wann ist eine Paartherapie sinnvoll?
Einige Paare ringen sich erst dann zu einer Paartherapie durch, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Dann kann es zu spät sein. Geht es darum, eine Beziehung zu retten und womöglich eine Scheidung zu vermeiden, empfiehlt sich frühzeitige Unterstützung von außen. Freunde und Familienmitglieder können dies nicht leisten. Denn in der Regel verfügen sie weder über die fachliche Qualifikation, noch sind sie neutral.
Anzeichen und Gründe für Beziehungsprobleme
Wann der Zeitpunkt für eine Paartherapie erreicht ist, ist individuell unterschiedlich. Das hängt mit der Länge der Beziehung, aber auch mit der eigenen Lebenssituation zusammen. Einige stören sich an veränderter Sexualität – nachlassende Leidenschaft kann bei langjährigen Beziehungen zum Problem werden. Andere Paare geraten durch veränderte Rollen in die Krise. So etwa bei Renteneintritt oder wenn die Kinder das Haus verlassen. Ausschlaggebend für die Therapie sollte eine Unzufriedenheit mit dem Status quo sein.
Paartherapie Kosten: Wie teuer ist die Beratung?
Die Kosten für eine Paartherapie müssen die Partner in der Regel selber tragen. Jeder Therapeut oder Coach legt sein Honorar selbst fest. Die Kosten für eine Sitzung liegen zwischen 80 und 200 Euro. Sie können sich außerdem noch je nach Paarsitzung beziehungsweise Einzelsitzung unterscheiden. Das Vorgespräch beziehungsweise die Erstberatung ist bei seriösen Beratern kostenlos. Geplant wird nach Bedarf. Oft sind mindestens zehn Termine nötig.
Die Gesamtkosten sind von verschiedenen Faktoren abhängig: Qualifizierungsgrad des Therapeuten, ortsüblicher Miete oder auch individuell benötigte Zeit für den Aufbau einer Vertrauensbasis. Wem diese Kosten zu hoch sind, kann alternativ eine Paar- oder Eheberatung in Erwägung ziehen. Sie kostet in der Regel pro Stunde zwischen 30 und 40 Euro.
Wird eine Paartherapie von der Krankenkasse bezahlt?
Für gewöhnlich bezahlt die Krankenkasse keine Paartherapie. Grund: Sie ist nicht als Heilbehandlung, sondern lediglich als eine beratende Tätigkeit anerkannt. Aus diesem Grunde hat eine Ehetherapie nicht den Stellenwert einer Psychotherapie, deren Kosten die Krankenkassen tragen (nach Antrag).
Aber: Im Rahmen einer Psychotherapie, wenn etwa einer der Partner psychisch erkrankt ist und schon in Therapie ist, kann der Therapeut auch eine Paartherapie durchführen. Beispielsweise wenn eine Depression vorliegt. Die Begründung: Der andere Partner leidet unter der Erkrankung und die Krankheit belastet die Beziehung stark. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen in einem solchen Fall die Kosten. Private Krankenkassen übernehmen eventuell – je nach Tarif – auch direkt die Kosten für eine psychotherapeutische Paartherapie. Hier müssen Sie sich direkt bei Ihrer Kasse erkundigen.
Paartherapie kostenlos: Diakonie und andere Beratungsstellen
Darüber hinaus gibt es Institutionen, die Paartherapie kostenlos oder gegen ein kleines Entgelt anbieten. Sie können eine echte Alternative bei kleinem Budget und großen Beziehungsproblemen sein. Sozialverbände und Kirchen bieten unter dem Stichwort „Ehe-, Familien- und Lebensberatung“ ebenfalls Paartherapie. Solche Angebote richten sich ungeachtet der Konfession oder Nationalität an alle Bürger. Finanziert werden diese durch die Kirche, Zuschüsse von Land oder Kommune sowie freiwilligen Spenden.
- Pro Familia (www.profamilia.de)
- Kirchliche Beratungsstellen wie Katholische Trägerschaft (www.katholische-eheberatung.de), Evangelische Trägerschaft (www.ekful.de)
- Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung (www.dajeb.de)
Unterschied zur Eheberatung
Statt Paartherapie ist auch von Paarberatung, Eheberatung oder Beziehungscoaching die Rede. Keiner dieser Begriffe ist geschützt und häufig werden sie synonym verwendet. In der Regel spricht man bei zu behandelnden Erkrankungen von „Therapie“. Allerdings widerspricht das der Arbeit eines Paartherapeuten: Er „diagnostiziert“ beim Paar keine Probleme, ihre Probleme werden auch nicht „behandelt“.
Zudem muss es sich bei einem Paartherapeuten nicht notwendigerweise um einen Psychologen handeln: Auch Sozialpädagogen und Seelsorger übernehmen diese Paartherapie. Meist konzentriert sich die Eheberatung auf ein eingegrenztes Thema und sucht speziell für ein Problem eine Lösung. Paartherapie geht tiefer: Hier betrachtet man verschiedene Themen aus der Vergangenheit, um daraus Erkenntnisse für den zukünftigen Umgang abzuleiten und die Beziehung grundlegend zu gestalten.
Wann Paartherapie funktioniert und wann nicht
Eine Paartherapie ist kein Allheilmittel für eine verkorkste Beziehung. Sie kann definitiv nicht jede Partnerschaft retten. Aber sie ist eine gute Methode, weil ein Experte schwierige Gespräche anleitet. Funktionieren kann eine Paartherapie in folgenden Fällen:
- Distanz
Beide haben sich emotional weit von einander entfernt und suchen Wege zurück. - Untreue
Einer oder beide Partner waren untreu, jetzt existieren Unsicherheiten in Umgang mit der Situation. - Belastungen
Das Leben der beiden ist so belastet (etwa durch Job oder Krankheit), dass die Schwierigkeiten sich auf die Beziehung auswirken. - Eskalation
Der Streit ist so weit eskaliert, dass beide Partner keinen Ausweg mehr sehen. - Gewalt
Ein Partner oder beide sind gewalttätig und misshandeln den anderen physisch oder psychisch.
Paartherapie: Wann ist es zu spät?
In einigen Fällen ist es Konfliktscheu, welche Ehen zusammenhält. Die Angst vor Einsamkeit oder dem Verlust des Gewohnten lässt Paare zusammenbleiben, obwohl der Alltag manchmal die Hölle ist. Aber nicht jede Beziehung lässt sich kitten. Manchmal waren die Kinder die einzige Gemeinsamkeit. Sind die jedoch aus dem Haus, treten die Divergenzen offen zutage. Was das Paar dann daraus macht, hängt vom Beziehungswunsch beider ab.
Dafür muss eine grundsätzliche Basis existieren. Sind noch Gefühle füreinander da? Manchmal hilft die Paartherapie dann lediglich dabei, die Kommunikation wiederzubeleben und Impulse für einen wertschätzenden Umgang zu geben. Existieren jedoch tiefe Verletzungen und sieht ein Partner keinen Weg zur Versöhnung, ist eine Trennung unvermeidlich. Gleiches empfiehlt sich bei gewalttätigen Partnern.
Ablauf von Ehe-/Paarberatung
Wenngleich jede Paartherapie sich individuell an den jeweiligen Problemen orientiert: Der grobe Ablauf ist identisch.
1. Erstgespräch
Um zu überprüfen, ob die Chemie zwischen allen Beteiligten stimmt, müssen Sie zunächst einen Termin fürs Erstgespräch vereinbaren. Übrigens: Eine Paartherapie verläuft nicht zwingend zu zweit. Manchmal sieht ein Partner keine Notwendigkeit zur Eheberatung. Oder er glaubt nicht daran, dass sie etwas bringt. In solchen Fällen will sich der eine vielleicht nur neu sortieren und für sich herausfinden, was ihm wichtig ist. Allerdings bleibt auch die Einzeltherapie nicht ohne Auswirkungen auf die Paarbeziehung.
2. Therapieplan
Gemeinsam mit dem Therapeuten legt das Paar das Ziel der Therapie fest: Will es die Beziehung (verbessert) fortführen oder sucht es einen Weg zur Trennung? Denn nicht immer liegt die Lösung darin, als Paar zusammenzubleiben. Je nach Fall sind unterschiedliche Themen zu behandeln. Dazu klärt man, welche äußeren Faktoren zu den Problemen führen. Zusammen überlegen die Partner, inwiefern sie diese verändern können.
3.Sitzungen
Dann bespricht man tiefergehende Themen: Wünsche an den Partner, Bedürfnisse, Ängste, Enttäuschungen und Verletzungen. Der Therapeut kann dafür auf mehrere Methoden aus diversen Therapierichtungen zurückgreifen:
- Systemische Therapie
- Psychoanalytische Therapie
- Familientherapie
Das in den Sitzungen erarbeitete Wissen versucht das Paar zuhause im Alltag umzusetzen. Je besser das gelingt, desto spürbarer gelingen Veränderungen.
4. Alternativmodelle
Üblicherweise läuft die Paartherapie in der Therapiepraxis des Coaches beziehungsweise den Beratungsräumen der Beratungsstellen ab. In Zeiten der Pandemie und als niedrigschwelliges Angebot bieten viele Therapeuten und Coaches Paartherapie auch als Videochat, per Telefon oder sogar als Online-Coaching an. Videochat oder Telefon eignen sich bei eingeschränkter Mobilität. Online-Coaching kann ein erster Einstieg in die Thematik sein und ist meist kostengünstiger als eine klassische Sitzung.
Wie erfolgreich ist eine Paartherapie?
Paartherapie ist in vielen Fällen Kommunikationstraining. Lassen sich beide Partner darauf ein, bestehen gute Erfolgsaussichten. Denn viele Paare wissen nicht, wie sie ein konstruktives Konfliktgespräch führen können. Sie diskutieren nicht lösungsorientiert miteinander. Stattdessen neigen sie zu Übertreibungen. Sie machen sich Vorwürfe, schieben sich gegenseitig die Schuld zu, ohne jemals zu einer Lösung zu finden.
Damit sie dennoch weiter miteinander leben können, brechen viele die Diskussion ab und ignorieren ihre Probleme. Auf Dauer macht das jedoch unglücklich. Der Therapeut deckt mit dem Paar die Kommunikationsfehler auf und übt mit den Klienten adäquates Gesprächsverhalten, zum Beispiel durch Rollenspiele.
Wie lange dauert eine Paarberatung?
Je nach Klärungsbedarf können zwischen acht und 15 Sitzungen anfallen, in manchen Fällen mehr. Das hängt von der Mitarbeit, aber auch von der Länge der Stunden ab. Diese können so lang wie eine Zeitstunde (also 60 Minuten) sein. Es gibt aber auch Therapeuten, die mit 50- oder 90-minütigen Sitzungen arbeiten oder Doppelstunden (dann 120 Minuten) anbieten.
50 Minuten können vor allem bei großem Redebedarf beider Partner zu kurz sein. Weshalb Doppelstunden zwar einerseits ins Geld gehen, andererseits aber auch viel Raum für intensive Arbeit geben. In einer Einzelstunde müssen die Klienten erst einmal „warm werden“, dann ist die Zeit unter Umständen schon vorbei.
Rolle des Therapeuten
Eine vertrauensvolle Beziehung zu beiden ist die Basis. Dafür schafft der Therapeut einen Rahmen, in dem das Paar seine Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken kann. Aufgabe des Therapeuten ist nicht, mit seinem Know-how die Probleme des Paares zu lösen. Seine Rolle besteht vielmehr darin, Hilfestellung zu geben. Die passenden Lösungen erarbeitet das Paar selbst.
Der Paartherapeut begleitet den Veränderungsprozess. In dieser Rolle bleibt er stets unparteiisch. Er weist keinem die Schuld zu, sondern klärt darüber auf, dass die Probleme durch die Beziehungsmuster entstehen. Ziel ist, dem Paar darin zu helfen, zukünftig selbständig Problemlösungen zu finden. Er verstärkt darum ihre positiven Bestrebungen und lobt sie für Geleistetes.
Paartherapie in der Nähe
Sowohl Psychologen, Psychotherapeuten, Sozialpädagogen oder andere Fachkräfte sozialwissenschaftlicher Berufe bieten Paartherapie an. In der Regel haben diese ein Zusatzausbildung für Paar- oder Familientherapie gemacht. Falls Sie nicht durch persönliche Empfehlung von geeigneten Therapeuten Kenntnis haben, können Sie auch Ihren Hausarzt fragen. Der kann Ihnen eine Liste mit Paartherapeuten in Ihrer Nähe geben.
Infrage kommen selbständige Therapeuten sowie soziale, städtische oder kirchliche Beratungsstellen. Alternativ können Sie über das Internet nach einem geeigneten Paartherapeuten suchen. Nachteil: Hier können Sie sich lediglich am Internetauftritt der Therapeuten orientieren. Wenn Sie bei der Suche nach einem Therapeuten Hilfe benötigen, können Sie sich an folgende Stellen wenden:
- Systemische Paartherapie
Systemische Gesellschaft (SG)- Deutscher Verband für systemische Forschung, Therapie, Supervision und Beratung e.V. (www.systemische-gesellschaft.de) - Psychoanalytisch orientierte Paartherapie
Institut für Paartherapie e.V. (www.paarinstitut.de) - Psychotherapie
Informationsdienst des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (www.psychotherapiesuche.de)
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