Miteinander reden: So können Sie besser kommunizieren

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold – sagt der Volksmund. Kein Wunder: Miteinander reden gelingt nicht immer. Teilweise reden wir aneinander vorbei oder treffen den falschen Ton. Aber wer nicht miteinander redet, pflegt auch keine Beziehung. Wie schafft man es, ohne Missverständnisse zu kommunizieren? Wir geben Ihnen verschiedene Tipps, Tricks und Modelle an die Hand, damit Sie klar miteinander kommunizieren können.

Miteinander reden: So können Sie besser kommunizieren

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Unterschiede zwischen reden und sprechen

Viele verwenden die Begriffe „reden“ und „sprechen“ synonym. In beiden Fällen formulieren wir Worte. Aber es gibt feine Unterschiede. Experten meinen mit sprechen, dass ein Mensch oder eine Maschine eine Sprache produziert. Es ist eine erlernte Fähigkeit wie sehen oder laufen. Selbst Papageien können etwas nachplappern, ohne den Inhalt zu verstehen.

Reden hingegen ist eine soziale Handlung. Wir tauschen Informationen aus, sprechen unsere Handlungen ab und pflegen unsere Beziehungen. Ins Gespräch fließen immer unsere Gefühle ein. Das macht das Miteinander-Reden schwierig. Es ist nicht nur ein Austausch von Nachrichten, sondern auch die Mitteilung von Emotionen. Diese lassen sich unterschiedlich interpretieren. Die nachfolgenden Modelle erklären die Hintergründe.

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Miteinander reden: Das Kommunikationsquadrat

Verschiedene Kommunikationsmodelle befassen sich damit, wie Menschen miteinander reden und was dabei passiert. Eins der bekanntesten Modelle stammt von Friedemann Schulz von Thun. Das sogenannte Kommunikationsquadrat (oder 4-Ohren-Modell) greift das Hauptproblem auf: Aussagen sind längst nicht immer so eindeutig, wie wir meinen. Schulz von Thun spricht von vier „Schnäbeln“, mit denen der Sender einer Botschaft spricht. Entsprechend kann der Empfänger diese Botschaft mit vier „Ohren“ hören:

Miteinander Reden Nachrichtenquadrat Kommunikationsquadrat Modell

Wenn wir miteinander reden, teilen wir uns auf vierfache Weise mit. Jede Äußerung beinhaltet vier Botschaften gleichzeitig:

  • Selbstaussage
    Hier offenbart der Mitteilende etwas über sich
  • Sachaussage
    Enthält Informationen über einen Sachverhalt
  • Beziehungsaussage
    Gibt Auskunft, wie der Sender über den Empfänger denkt
  • Appell
    Der Mitteilende will etwas bei seinem Gegenüber erreichen

Der Hörende kann nun in seiner Antwort entscheiden, wie er auf welche Aussage reagieren möchte. Er hört die Nachricht auf vier unterschiedlichen Ohren:

  • Selbstaussage-Ohr
    Was hat er mir gerade über sich selbst mitgeteilt?
  • Sach-Ohr
    Welche Information wurde mir mitgeteilt?
  • Beziehungs-Ohr
    Wie steht es um unsere Beziehung?
  • Appell-Ohr
    Was möchte der Sender von mir?

Das Kommunikationsquadrat im Gespräch

Problem in der Kommunikation zwischen zwei Menschen ist nun, dass nur die Sachaussage bei beiden identisch ist. Sie wird von dem Hörenden überprüft nach folgenden Kriterien:

  • wahr oder nicht wahr
  • relevant oder irrelevant
  • ausreichende oder nicht-ausreichende Information

Kontroversen entstehen an dieser Stelle, wenn beide nicht den gleichen Kenntnisstand über Fakten oder Daten haben. Ein Austausch der Informationen bringt schnell Klärung. Problematisch ist das Zusammenspiel der vier Seiten. Missverständnisse entstehen dann, wenn die beiden Gesprächspartner die Seiten unterschiedlich stark gewichten und unterschiedlich wahrnehmen. Das heißt aber auch: Eine Aussage auf der Sachebene wird mitnichten automatisch mit dem Sach-Ohr gehört.

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Das Eisberg-Modell: Das Problem liegt oft tiefer

Das Eisberg-Modell beschreibt, wie unter der Oberfläche schwelende Erfahrungen, Erlebnisse, Gefühle das Reden beeinflussen. Von einem Eisberg sind nur zehn bis zwanzig Prozent tatsächlich sichtbar. Der viel größere und bedeutendere Teil eines Eisbergs befindet sich unterhalb der Wasseroberfläche. Dieser Teil macht 80 bis 90 Prozent des gesamten Eisbergs aus. Schon der Psychoanalytiker Sigmund Freud zog den Eisberg als Modell heran, um zu beschreiben, was in der Kommunikation zwischen zwei Menschen passiert:

  • Sachebene
    Die Sachebene steht für den sichtbaren Teil des Eisbergs: Informationen, Daten und Fakten.
  • Beziehungsebene
    Die unsichtbare Beziehungsebene unterscheidet sich in zwei weitere Ebenen: Ängste, Gefühle und Erfahrungen kennzeichnen die vorbewusste Ebene. Die unbewusste Ebene hingegen steht für Triebe, Instinkte und Traumata.

Während Menschen miteinander reden, tauschen sie nicht nur Informationen aus. Denn es schwingt mehr mit, als vielen bewusst ist: Unsere aktuelle Stimmung, Wertvorstellungen, Erfahrungen selbst Instinkte und Traumata spielen eine Rolle.

Eisbergmodell Reden

Das Eisberg-Modell im Gespräch

Das bleibt nicht ohne Folgen für Gespräche: Störungen auf der Beziehungsebene wirken sich unweigerlich auf die Sachebene aus. Stehen zwei Personen im ungeklärten Konflikt, werten sie Aussagen auf der Sachebene anders als wenn das Verhältnis ungetrübt wäre. Hinzukommt: Was wir sagen, wie wir etwas hören und aufnehmen, ist abhängig von folgenden Parametern:

  • Aktuelle Situation
    Sind wir gestresst oder entspannt?
  • Persönliche Beziehung
    Habe ich ein Vertrauen darin, dass der andere es gut mit mir meint?
  • Individuelle Erfahrungen
    Habe ich so eine Situation schon mal erlebt und wie ist es mir damals ergangen?
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Hürden in der Kommunikation

Die beiden Modelle zeigen auf unterschiedliche Art, dass verschiedene Faktoren sich auf unsere Kommunikation auswirken. Die verbale Kommunikation beinhaltet alle Informationen, die wir mit unserer Sprache weitergeben. Während wir Informationen weitergeben, kommunizieren wir außerdem nonverbal. Beispielsweise indem wir unseren Worten noch mehr Ausdruck durch Mimik (Mienenspiel), Gesten (Gebärden) und Körperhaltung verleihen. Selbst wenn Partner in einer Beziehungskrise nicht mehr miteinander reden, kommunizieren sie:

Das Schweigen bedeutet, dass jemand nicht reden will. Die Körperhaltung oder Mimik können die Hilflosigkeit signalisieren, die eigenen Gefühle nicht in Worte fassen zu können oder die Angst, den anderen zu verletzen. Zudem spielt unsere Stimme (also das Paraverbale) eine Rolle: Sind verbale und nonverbale Kommunikation nicht mehr im Einklang, können Probleme auftreten. Einer spricht und gibt Informationen weiter, seine viel stärkere Körpersprache teilt allerdings eine andere Nachricht mit.

Sofortmaßnahmen im Gespräch

Worte bewegen viel – doch leider nicht immer in die richtige Richtung. Es gibt Sofortmaßnahmen, die ein Gespräch wieder in die richtige Bahnen lenken. Wenn es hitzig wird, lassen sich Aggressionen durch verschiedene Techniken beherrschen:

  • Abstand nehmen
  • Ignorieren
  • Tief durchatmen
  • Gedanklich rückwärts zählen
  • An etwas Schönes denken

Bei verbalen Entgleisungen oder vulgären Ausdrücken sollte eine zügige Entschuldigung folgen. Die richtet oft schon das Verhältnis. Aber es gibt auch Situationen, die durch schwelende Konflikte erschwert werden. Hier empfiehlt es sich, die Situation genauer zu analysieren.

8 Tipps für besseres Miteinander

Verläuft ein Gespräch nicht wie gewünscht, können Kommunikationsregeln weiterhelfen. Mit den folgenden Tipps können Sie besser miteinander reden:

  1. Aktives Zuhören
    Wenn wir miteinander reden, ist es wichtig, selber zu schweigen und stattdessen aufrichtig und aktiv zuzuhören. So zeigen wir die Wertschätzung für unser Gegenüber.
  2. Eigenes Fehlverhalten
    Zu einem Streit gehören immer zwei. Bei Streitthemen sollten Sie bereit sein, Ihr eigenes Verhalten kritisch zu hinterfragen und Fehler zuzugeben.
  3. Klare Formulierungen
    Im Gespräch sollten wir uns Mühe geben, klar zu formulieren, was wir wirklich wollen.
  4. Eigene Wiedergabe
    Es ist wichtig, in eigenen Worten wiederzugeben, wie wir etwas verstanden haben. Nur so können wir Missverständnissen vorbeugen.
  5. Genaue Beobachtung
    Niemals dürfen wir die nonverbalen Signale, Mimik, Gestik, Körperhaltung und Tonfall unterschätzen – sie sagen mehr über uns aus, als wir vermuten.
  6. Neutrale Haltung
    Gerade in schwierigen Situationen müssen wir uns von den eigenen Emotionen freimachen. Erst so können wir die Botschaft hinter der Botschaft verstehen.
  7. Größere Gelassenheit
    Ein Konflikt ist nichts Schlimmes. Er ist vielmehr als Chance zu verstehen, weil wir unser Verhalten reflektieren und gemeinsam zu neuen Lösungen finden können.
  8. Mehr Gemeinsames
    Sollten Sie trotz aller Bemühungen den Standpunkt Ihres Gegenübers nicht verstehen, kann es helfen, sich die Gemeinsamkeiten vor Augen zu halten.

Ein Tipp: Drucken Sie sich diese Gesprächsregeln aus und pinnen Sie diese an einen zentralen Ort. So können Sie sich in heiß gelaufenen Gesprächen jederzeit daran erinnern. Die PDF-Datei zum Ausdrucken finden Sie hier:

8 einfache Kommunikationsregeln (PDF).

Berühmte Zitate und Sprüche übers Reden

Über das Reden gibt es zudem viele kluge Sprüche und Zitate. Eine Auswahl:

  • „Die Tatsache, dass die Menschen mit zwei Augen und zwei Ohren, aber nur mit einem Mund geboren werden, lässt darauf schließen, dass sie zweimal so viel sehen und hören als reden sollten.“ (Marie de Sévigné)
  • „Freundlichkeit ist eine Sprache, die Taube hören und Blinde sehen können.“ (Mark Twain)
  • „So geht es oft mit einer Unterhaltung: Nach einer Weile vergeblicher Auseinandersetzung merkt man, dass man gar nicht von derselben Sache gesprochen hat.“ (André Gide)
  • „Schweigen ist die unerträglichste Erwiderung.“ (Gilbert Keith Chesterton)
  • „Die beste Entschuldigung ist ein verändertes Verhalten.“ (Unbekannt)
  • „Die Worte mancher Leute sind wie Messerstiche; die Worte weiser Menschen bringen Heilung.“ (Bibel, Sprüche 12,18)

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[Bildnachweis: fizkes by Shutterstock.com]

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