Selbstverteidigung für Senioren: Sinnvoll oder nicht?

Viele ältere Menschen fühlen sich zunehmend unsicher – gerade in größeren Städten. Für viele liegt es daher nahe, sich mit dem Thema Selbstverteidigung für Senioren zu beschäftigen.

Doch ist das überhaupt sinnvoll? Welche Vorteile hat ein Selbstverteidigungskurs und was wird genau angeboten? Wo können Senioren Techniken zur Selbstverteidigung erlernen?

Wir haben uns Angebote und Hintergründe für Sie genauer angesehen…

Selbstverteidigung für Senioren: Sinnvoll oder nicht?

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Selbstverteidigung für Senioren: Sinnvoll oder nicht?

Glaubt man den reißerischen Medienberichten und -schlagzeilen, so sind die Zeiten gefährlicher und gewalttätiger geworden. Berichte von Raubüberfällen und Verbrechen scheinen in den letzten Jahren zuzunehmen. Doch wie immer lohnt es sich, genauer hinzusehen: Die Statistiken von Gewaltverbrechen zeigen überregional keinen signifikanten Anstieg dieser Form der Kriminalität an – ganz im Gegenteil: die Zahlen sind hier eher rückläufig.

Dennoch kommt es durchaus vor, dass in einigen Einzelfällen die Täter skrupelloser als früher bei ihren Gewalttaten vorgehen, was durch die mediale Berichterstattung bei vielen – insbesondere älteren – Menschen zu einer Verunsicherung, bisweilen sogar zu Ängsten führt.

Glaubt man Polizeipsychologen, so erhöht sich durch genau diese Angst die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Gewalttat zu werden. Denn Täter suchen in der Regel keine Gegner, sondern Opfer. Und wer eine verängstigte Körpersprache aufweist und auch sonst nicht besonders kräftig wirkt, kann mitunter eher angegriffen werden als große, muskulöse Personen mit selbstbewusstem Auftreten.

Diese psychologische Komponente sollte nicht außer Acht gelassen werden und spielt auch im Erlernen von Techniken zur Selbstverteidigung eine große Rolle. Je größer das subjektive Sicherheitsgefühl, umso selbstbewusster die Ausstrahlung und umso niedriger das Risiko, Opfer eines Angriffs zu werden. Selbstverständlich ist dies kein Automatismus, sondern lediglich eine psychologische Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Dennoch hilft es vielen älteren Menschen, sich mit dem Thema Selbstverteidigung auseinander zu setzen. Dabei geht es nicht unbedingt darum, den schwarzen Gürtel in Karate anzustreben. Vielmehr um die Steigerung von Kraft, Ausdauer und insbesondere Beweglichkeit. Außerdem darum, einfache Verteidigungstechniken zu erlernen, die im Falle, dass eine Selbstverteidigung notwendig ist, sofort anwendbar sind, da sie sich durch das Training automatisiert haben.

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Diese Möglichkeiten gibt es, Selbstverteidigung zu lernen

Bei der Auswahl der richtigen Technik zur Selbstverteidigung und des entsprechenden Kurses, sollte immer die persönliche Konstitution eine wesentliche Rolle spielen. Zu große körperliche Belastung kann das Verletzungsrisiko erhöhen und wirkt daher im Endeffekt kontraproduktiv.

Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich für ein Training entscheiden, das zu Ihnen passt. Viele Selbstverteidigungstechniken haben sich im Laufe der letzten Jahre verändert und erweitert. Einige, die sich speziell für Senioren eignen, legen den Fokus auf den Einklang von Geist und Körper. Zwar ist die körperliche Fitness ein wesentlicher Aspekt, aber eben nicht der einzige. Die richtige Atmung und die innere Einstellung spielen dabei eine mindestens ebenso große Rolle. Auf diese Weise wird nicht nur die Koordination verbessert, auch das Auftreten verändert sich zum Positiven.

Daher gibt es Trainings zur Selbstverteidigung, die sich speziell für Senioren eignen:

  • Tai Chi
    Die chinesischen Techniken des Schattenboxens Tai Chi und Qigong werden in den meisten Kursen gerne miteinander verbunden. Dabei steht vor allem die Körperwahrnehmung eine große Rolle. Neben den bewussten Übungen und der Atemtechnik stehen deshalb auch die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit sowie die Meditation im Vordergrund. Dadurch werden zum einen die Beweglichkeit als auch das Auftreten und die Konzentration gefördert.
  • Wing Chun
    Ebenfalls aus China stammt Wing Chun. Diese Selbstverteidigung ist aus dem Kung Fu entstanden. Im Gegensatz dazu legt Wing Chun allerdings Wert auf die praktische Anwendbarkeit im Alltag und nicht auf komplizierte und spektakuläre Bewegungen. Daher birgt Wing Chun deutlich weniger Verletzungsgefahren als Kung Fu. Vielmehr spielt die Schulung der Reaktionsfähigkeit eine entscheidende Rolle.
  • Aikido
    Aikido stammt aus Japan. Die Lehre beschränkt sich auf Defensive und nicht auf Angriffe. Daher ist Aikido für ältere Menschen geradezu prädestiniert. Es geht zum Beispiel darum, einem Angriff schnell auszuweichen, sich aus bestimmten Griffen zu befreien oder verletzungsfrei zu fallen. Auch einfache Hebeltechniken werden gelehrt.
  • Krav Maga
    Krav Maga wurde in Israel entwickelt und beinhaltet eine sehr effektive Selbstverteidigung. Es geht hier weniger um theoretische Hintergründe, sondern darum, sich in konkreten Situationen wehren zu können. Dies schließt auch die Zuhilfenahme von Hilfsgegenständen wie Regenschirm oder Spazierstock mit ein. Aber auch um die einfache Befreiung aus Griffen und das effektive Handeln, um sich Respekt zu verschaffen – beispielsweise indem man dem Angreifer in die Augen oder die Weichteile greift.

Für was Sie sich auch immer entscheiden: Wichtig ist, dass Sie es nicht bei ein paar Stunden belassen. Techniken zur Selbstverteidigung müssen dauerhaft geübt und verinnerlicht werden. Es bringt nichts, wenn Sie in einer Gefahrensituation einen möglichen Angreifer erst bitten müssen, kurz inne zu halten, bis Sie sich eventuell an die erlernten Inhalte eines lange zurückliegenden Selbstverteidigungskurses erinnert haben.

Das sollten Sie bei der Auswahl eines Selbstverteidigungskurses beachten

Bei der Wahl des für Sie passenden Trainings zur Selbstverteidigung, sollten Sie darauf achten, dass diese auch gezielt für Menschen im fortgeschrittenen Alter angeboten werden. Es ist eher nicht zielführend, wenn Sie als erfahrender und besonnener 50-Jähriger zwischen lauter testosterongeplagten Mitzwanzigern rumturnen. Schließlich sollen Sie keine körperlichen Höchstleistungen im Kampfsport vollbringen, sondern lernen, sich im Falle eines Angriffs mit einfachen Mitteln zur Wehr zu setzen – und zwar auch dann, wenn Sie das Adrenalin viele komplizierte Griffe vergessen lässt.

Daher geht es darum, dass die Intensität niedrig und die Übungen einfach sind. Sie sollten sich nicht überfordern, sondern vor allem Ihr Verletzungsrisiko gering halten. Deshalb sollten Vollkontaktsportarten weitestgehend tabu sein. Es geht vielmehr darum, die Techniken respektvoll mit einem Trainingspartner zu üben.

Bevor Sie dann die erste Trainingsstunde absolvieren, ist es ratsam, dass Sie sich noch einmal gründlich von Ihrem Hausarzt durchchecken lassen und mit ihm Ihre Pläne besprechen. Gerade Herz-Patienten sollten vorsichtig sein mit Selbstverteidigung.

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Selbstverteidigung für Senioren: Diese Gründe sprechen noch dafür

Es gibt noch weitere Gründe, die dafür sprechen, sich mit dem Selbstverteidigung zu beschäftigen. So stehen nicht nur Sicherheits- und Selbstbewusstseins-Aspekte im Vordergrund, sondern zum Beispiel auch folgende Gründe:

  • Training von Kondition und Geschicklichkeit
  • Bewegung und Förderung des Herz-Kreislauf-Systems
  • Verbesserung von Kraft, Koordination und Konzentration für den Alltag
  • Gemeinsame Erfolgserlebnisse in einer Gruppe
  • Förderung von verbalen Schlagfertigkeitstechniken und Setzen von Grenzen
  • Austausch mit anderen Menschen
  • Abbau von Ängsten
  • Schärfung des Blicks über den eigenen Tellerrand

Zudem wird in den Kursen zur Selbstverteidigung auch gelehrt, wie die rechtliche Seite ist: Was gilt als Notwehr, was ist erlaubt und wie verhalten Sie sich in einem Notfall am besten.

Im Übrigen gibt es auch Kurse zur Selbstverteidigung, die speziell auf Rollstuhlfahrer ausgelegt sind. Und auch, wenn Sie einen Rollator benutzen, müssen Sie nicht auf ein Training zur Selbstverteidigung verzichten – es sieht dann eben inhaltlich nur komplett anders aus. Hier geht es insbesondere darum, die Umwelt auf sich aufmerksam zu machen, aber auch um den Umgang mit Pfeffersprays oder kleinen aber extrem lauten Alarmsirenen.

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Selbstverteidigung für Senioren: Hier können Sie es lernen

Selbstverteidigung können Sie an vielen Orten trainieren – je nachdem, für welches Angebot Sie sich entscheiden. Informieren Sie sich einfach bei verschiedenen Einrichtungen, was diese im Einzelnen anbieten. Beispielsweise bieten folgende Institutionen Kurse zur Selbstverteidigung für Senioren an:

  • Kampfkunstschulen
  • Volkshochschulen
  • Altenheime
  • Fitnessstudios
  • Spezialisierte Vereine

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