Blasenkrebs Symptome: Frau und Mann unterschiedlich?
Wenn sich die Zellen an der Harnblasenschleimhaut verändern und schneller teilen als üblich, spricht man von Blasenkrebs. Medizinisch wird er als Urotheltumor beziehungsweise Blasenkarzinom bezeichnet. Pro Jahr erkranken knapp 30.000 Menschen daran. Der Altersdurchschnitt liegt bei 73 Jahren. Über zwei Drittel der Betroffenen sind männlich. Unterschiede zwischen Geschlechtern in den Symptomen gibt es dabei keine.
Blasenkrebs ist darum so gefährlich, weil er lange Zeit unbemerkt bleibt. Die wenigsten Menschen, die an Blasenkrebs leiden, haben zunächst Schmerzen. Die Beschwerden und Symptome treten meist erst dann auf, wenn der Tumorbefall bereits fortgeschritten ist. Mitunter hat er dann sogar auf andere Organe durch die Bildung von Tochtergeschwulsten (sogenannte Metastasen) gestreut.
Deshalb ist es wichtig, dass Sie bereits die ersten kleinen Signale nicht unterschätzen. Lassen Sie diese sicherheitshalber schnellstmöglich urologisch abklären.
Erste Symptome können zum Beispiel folgende sein:
- Rot-braune Verfärbung des Urins
- Der Urin stinkt ungewöhnlich stark
- Häufiger Harndrang
- Nur geringe Menge an Urinausschüttung beim Wasserlassen
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Drücken und Ziehen im Unterleib, vergleichbar mit häufigem Seitenstechen
Blasenkrebs-Erfahrungsberichte zeigen: Oft wird zu lange gewartet
Wer mit Betroffenen spricht, merkt schnell, dass viele von ihnen die ersten Anzeichen auf die leicht Schulter genommen haben. Vor allem Männer schieben Symptome wie häufigen Harndrang oder geringe Urinausschüttungen oft auf eine gutartige Vergrößerung der Prostata.
Da diese im Alter völlig normal ist, sehen viele Männer darin kein Grund zur Besorgnis. Dazu kommt, dass die anderen Symptome ebenfalls unspezifisch sind und nur wenig Schmerzen verursachen.
Blasenkrebs Urintest: Der Blasenkrebs-Schnelltest aus der Apotheke
Und wenn sie dann doch einmal genauer wissen möchten, was hinter den Symptomen steckt, greifen sie zu einem Urintest. Nur: Was taugt solch ein Blasenkrebs-Schnelltest aus der Apotheke?
Erstaunlicherweise ist solch ein Urintest erstaunlich aussagekräftig. Richtig nach Gebrauchsanweisung angewandt, sind die Ergebnisse zu circa 80 Prozent sicher. Dies betrifft dann aber schon fortgeschrittene Stadien.
Einen Besuch beim Arzt kann ein solcher Blasenkrebs-Schnelltest aus der Apotheke deshalb nicht ersetzen. Denn nur wer bereits nach dem Auftreten der ersten Symptome einen Arzt aufsucht, hat vergleichsweise gute Chancen, von seinem Blasenkrebs geheilt zu werden.
Nur die ärztliche Diagnose gibt Sicherheit
Der Arzt wird zunächst in einem ersten Gespräch auf Ihre Beschwerden und Ihre Lebensumstände eingehen. Anschließend wird er eine Urinprobe von Ihnen nehmen und diese im Labor untersuchen. Zudem wird er Ihre Blase von vorne und durch den Enddarm ertasten. Ist eine Vergrößerung der Blase auf diesem Wege bereits feststellbar, ist höchste Eile geboten. Denn dann ist der Tumor bereits sehr stark angewachsen.
Im Anschluss wird eine Ultraschall- und eine Röntgenuntersuchung durchgeführt. So lassen sich genaue Informationen über Größe und Lage des mutmaßlichen Tumors erhalten und kann diesen gegebenenfalls bestätigen oder ausschließen.
Wird Blasenkrebs diagnostiziert, muss unter Narkose eine Blasenspiegelung durchgeführt werden. Dabei wird ein Beobachtungsinstrument, das sogenannte Zystoskop, über die Harnröhre in die Blase eingeführt, um diese von innen zu betrachten. Zudem wird eine Gewebeprobe entnommen, die sogenannte Biopsie. Diese Zellen werden unter einem Mikroskop untersucht um Aufschluss über die genaue Beschaffenheit und die Bösartigkeit des Tumors zu erhalten.
Schließlich werden Leber, Brust, Bauch und Knochen mittels unterschiedlicher bildgebender Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, Computertomografie und nuklearmedizinischer Szintigrafie untersucht. Dies dient dazu, um eine eventuelle Bildung von Metastasen festzustellen beziehungsweise auszuschließen.
Ist Blasenkrebs tödlich? Lebenserwartung bei Blasenkrebs
Kann man Blasenkrebs überleben? Wie stehen die Chancen bei Blasenkrebs? Ist ein starker Befall von Metastasen zu verzeichnen, sinken die Überlebenschancen in der Regel erheblich. Im schlimmsten Fall können die betroffenen Patienten nur noch palliativ behandelt werden.
Ist Blasenkrebs in Stadium 4 (Endstadium) angekommen, beträgt die Lebenserwartung oft nur wenige Wochen. Dann haben sich die Metastasen im ganzen Körper ausgebreitet und der Verlauf verschlimmert sich von Tag zu Tag rapide.
Dies kommt jedoch zum Glück nur selten vor. Ungefähr drei Viertel aller Patienten mit Blasenkrebs überstehen die Erkrankung ohne nachhaltige Probleme.
Wo und wie schnell wächst Blasenkrebs genau?
Bei Blasenkrebs werden zwei verschiedene Formen unterschieden:
- Das nicht-muskelinvasive Harnblasenkarzinom bildet sich nur oberflächlich am Gewebe.
- Wächst es tiefer ein, wird es als eingewachsenes muskelinvasives Karzinom bezeichnet. Es schädigt nun die Blasenmuskulatur und sogar umliegendes Gewebe.
Ist dieses Stadium erreicht, wachsen die Krebszellen schnell und müssen schleunigst behandelt werden. Trotzdem sind die Heilungschancen verhältnismäßig gut. Handelt es sich lediglich um das Frühstadium des oberflächlichen Karzinoms, ist die Prognose sogar noch besser. Bis zu 95 Prozent aller Patienten in diesem Stadium können geheilt werden.
Therapiemöglichkeiten sind vielfältig
Je nach Stadium der Blasenkrebserkrankung gibt es unterschiedliche Behandlungsmethoden. Dabei spielen neben der Bösartigkeit die Größe und die genaue Lage des Tumors eine Rolle.
Folgende Therapiemöglichkeiten stehen dabei zur Auswahl:
- Entfernung des Tumors mittels Zystoskop unter örtlicher Betübung.
- Immun- und Chemotherapie
- Strahlentherapie
- Entfernung der Blase und Bildung einer Neoblase aus einem Stück Darm
In den allermeisten Fällen kann der Tumor endoskopisch entfernt werden. Im gleichen Arbeitsschritt werden örtlich Medikamente eingebracht, die eine Neuentstehung des Tumors verhindern sollen. Eine weitere medikamentöse Behandlung schließt sich unmittelbar daran an und dauert ungefähr zwei Monate.
Eine Alternative ist die radioaktive Bestrahlung des Tumors, um diesen über mehrere Wochen Stück für Stück zu vernichten.
Anfertigen einer neuen Blase als Alternative
Ist der Tumor tiefer eingewachsen und nicht so einfach zu entfernen, muss die Blase teilweise oder mitunter sogar komplett entfernt werden. Da in diesem Fällen meist die umgebenden Organe befallen sind, werden dabei oft Prostata beziehungsweise Gebärmutter und Eierstöcke entfernt sowie Teile der Harnröhre.
Die Funktion der Blase übernimmt in der Folge ein Stück des Darmes. Dieses wird beim operativen Eingriff ebenfalls entnommen und zu einer neuen Blase geformt. So kann das dauerhafte Tragen eines Urinbeutels vermieden werden.
Diese etwas kleinere Neoblase besitzt jedoch keine entsprechenden Nervenanbindungen, die anzeigen könnten, dass sie voll ist. Deswegen muss der Patient zukünftig immer regelmäßig an einen Toilettengang denken – meist alle drei bis vier Stunden.
Eine weitere operative Möglichkeit ist die Umleitung der Harnleiter in den Dickdarm, so dass der Urin während des Stuhlgangs ablaufen kann. Dies kann aber für den Schließmuskel mitunter problematisch werden.
Chemotherapie frühzeitig gegen Metastasen einsetzen
Ist aufgrund der Konstitution des Patienten eine Operation nicht möglich, wird gegen den Tumor mit chemischen Mitteln angekämpft. Das passiert ebenfalls parallel zu den anderen Therapien, wenn sich bereits im Körper Metastasen gebildet haben.
Dies ist umso wahrscheinlicher, je stärker sich die Wucherungen in der Harnblase ausgebreitet haben. Ist nicht mehr nur die Schleimhaut sondern das Muskelgewebe betroffen, ist eine Metastasenbildung kaum mehr aufzuhalten.
Was kann Blasenkrebs auslösen?
Die genauen Ursachen von Blasenkrebs liegen für die Forscher noch im Dunkeln. Warum sich letztendlich ein Blasenkarzinom bildet, ist offen.
Fest steht aber, dass Giftstoffe, die in den Körper gelangen, das Risiko deutlich erhöhen. Das können Chemikalien oder radioaktives Material sein, denen die Betroffenen bei der Arbeit ausgesetzt sind. Dies trifft beispielsweise Lackierer oder in der Industrie Beschäftigte.
In den allermeisten Fällen handelt es sich bei diesen Giftstoffen aber um Nikotin und Teer. Fast 70 Prozent aller Patienten, die an Blasenkrebs leiden, sind Raucher. Die Giftstoffe werden in den Nieren aus dem Körper herausgefiltert und in der Blase gesammelt, um sie im Anschluss auszuscheiden. Dort haben diese einige Zeit, um die Zellen mutieren und wuchern zu lassen.
Giftstoffe wirken langsam
Das geht bei etlichen Betroffenen sehr langfristig vonstatten. Zuweilen entwickelt sich Blasenkrebs über Jahrzehnte. Häufige Blasenentzündungen können ebenso eine Ursache für die Bildung von Blasenkrebs sein. Gleiches gilt für den regelmäßigen Gebrauch von Schmerzmitteln.
Wer an einer anderen Krebserkrankung leidet und mittels Strahlen- oder Chemotherapie behandelt wird, hat ebenfalls ein höheres Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken. Daher wird während einer Krebsbehandlungen die Blase, wie einige andere Organe, regelmäßig beobachtet und untersucht.
Betroffene können sich in einem Blasenkrebs-Forum austauschen
Gerade bei Blasenkrebs suchen viele betroffene Männer den Austausch mit anderen Leidgenossen. Ein Forum im Internet kann eine erste Anlaufstelle sein. Wir haben drei Vorschläge für Sie ausgewählt.
- Die Blasenkrebs-Online-Selbsthilfegruppe
- Ein Forum zur Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit
- Eine Möglichkeit zum Austausch mit Ärzten und Betroffenen
Blasenkrebs-Vorsorge
Da sich Blasenkrebs lange Zeit ohne Beschwerden entwickeln kann, ist es wichtig, ab und an eine Früherkennung – im Volksmund Vorsorgeuntersuchung genannt – durchzuführen. Meist wird die Blase bei einer Früherkennungsuntersuchung der Prostata vom Urologen gleich mit betrachtet.
Es gibt derzeit keine sichere Nachweismethode, die im frühen Stadium mittels Urinuntersuchung einen Blasenkrebs sicher nachweisen oder ausschließen könnte. Alle paar Jahre könnte daher eine Blasenspiegelung sinnvoll erscheinen, wenn Sie zu einer Risikogruppe zählen.
Da sich Blasenkrebs nur sehr langsam entwickelt, ist eine jährliche Früherkennungsmaßnahme ohnehin nicht notwendig. Sobald Sie hingegen oben genannte Symptome verspüren, ist ein zeitnaher Termin beim Arzt unumgänglich.
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Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und informiert Sie nur allgemein. Er kann und soll eine medizinisch-ärztliche Beratung nicht ersetzen. Vor der Einnahme eines Medikamentes lesen Sie bitte die Packungsbeilage sorgfältig durch und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.