Ehrenamt Flüchtlingshilfe: Was macht die Flüchtlingshilfe?
Ganz allgemein bezeichnet Flüchtlingshilfe die Unterstützung von Menschen, die nach Deutschland geflohen sind. Ziel ist es, bei der ersten Orientierung zu helfen und ein neues Leben aufzubauen. Häufig stammen die Flüchtlinge aus Kriegs- oder Krisengebieten und der Wunsch nach Sicherheit für Leib und Leben ist die Motivation für ihre Flucht.
Flüchtlingshilfe hat viele Gesichter. Konkret geht es in erster Linie um die Aufnahme, Betreuung und Verpflegung Geflüchteter. Bei Asylsuchenden mit Bleibeperspektive ist Integration in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt ein weiterer wichtiger Aspekt.
Häufige Fragen und Antworten rund ums Ehrenamt
Als Rentner dürfen Sie so viel ehrenamtlich arbeiten, wie Sie möchten. Manche Ehrenämter haben einen Zeitaufwand von wenigen Stunden im Monat, andere von wenigen Stunden pro Woche. Berufstätige sollten den Umfang der Tätigkeit mit ihrem Arbeitgeber klären, sofern er den Bereich der Nebenberuflichkeit überschreitet.
Als Nebentätigkeit gilt alles, was bis zu maximal einem Drittel der Vollzeit-Erwerbstätigkeit zeitlich in Anspruch nimmt. Je nach Arbeitszeit sind dies zwischen 11 und 14 Stunden pro Woche.
Beispiel: Sie leiten in Ihrem Urlaub eine Jugendfreizeit leiten, die über zwei Wochen 24-Stunden am Tag andauert. Dies ist als Ehrenamt zu werten, wenn das zeitliche Engagement aufs ganze Jahr gesehen unter einem Drittel Ihres Hauptberufs bleibt.
Auch Arbeitslose können ein Ehrenamt ausüben. Allerdings hat der die Vermittlung in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit immer Vorrang. Daher ist auch der Bezug von Arbeitslosengeld an einige Vorgaben geknüpft: Sofern Ihr Ehrenamt mehr als 15 Stunden pro Woche in Anspruch nimmt, müssen Sie dies der Arbeitsagentur melden.
Zudem darf die Aufwandsentschädigung nicht den Betrag von 200 Euro pro Monat überschreiten. Andernfalls wird Ihnen dies auf die Leistungen der Agentur für Arbeit angerechnet.
Die Ehrenamtspauschale ist steuer- und sozialversicherungsfrei. Allerdings muss sie in der Steuererklärung aufgeführt werden. Dafür muss es sich um eine ideelle Tätigkeit handeln, etwa die Mitarbeit bei der Tafel.
Wer als aktiver Fußballer von seinem Verein eine Zahlung erhält, muss diese also voll versteuern und bei der Sozialversicherung angeben. So etwas fällt nicht unter die Ehrenamtspauschale.
Um das soziale Engagement bei einer Prüfung belegen zu können, ist letztlich die Satzung des Vereins oder der Institution entscheidend. Dazu muss der Vorstand die Ehrenamtspauschale dem Ehrenamtlichen aktiv bestätigen.
Weiteres Kriterium ist die pauschale Zahlung der Aufwandsentschädigung. Eine Bezahlung nach Stundenlohn ist keine ehrenamtliche Tätigkeit mehr, sondern ein Nebenjob.
Die Ehrenamtspauschale geben Sie dort in der Steuererklärung an, wo Sie auch Ihre hauptberuflichen Einnahmen eintragen. Bei Selbstständigen ist dies die Einnahmen-Überschussrechnung (EÜR), bei Arbeitnehmern die Anlage N.
Übersteigen die Einnahmen durch das Ehrenamt die Höhe der Pauschale, so muss der darüberliegende Betrag als Nebeneinnahme eingetragen werden.
Zusätzlich können Sie durchs Ehrenamt entstandene Aufwendungen als Betriebskosten beziehungsweise Werbungskosten absetzen. Wer jedoch für die ehrenamtliche Tätigkeit bereits von einer Steuerbegünstigung profitiert (beispielsweise dem Übungsleiterfreibetrag) kann die Ehrenamtspauschale nicht anwenden.
Doppeltes Profitieren für die gleiche Tätigkeit ist ausgeschlossen. Gleiches gilt für die Kombination mehrerer Ehrenämter. Der Gesamtbetrag für alle Tätigkeiten zusammen erhöht sich nicht – die Ehrenamtspauschale bleibt immer bei den 840 Euro.
Bei einer Mitarbeit in einer sozialen Organisation, in Vereinen sowie Körperschaften öffentlichen Rechts sind Sie in der Regel gesetzlich unfall- und krankenversichert. Zudem haben alle Bundesländer für ehrenamtlich Tätige Sammelverträge zur Haftpflichtversicherung abgeschlossen.
Fragen Sie Ihre Organisation vorab, ob ausreichender Versicherungsschutz (Unfall-, Berufsunfähigkeits- und Haftpflichtversicherung) existiert. Gegebenenfalls müssen Sie selbst tätig werden. Das gilt auch für ehrenamtliches Engagement im privaten Bereich: Wer also im Rahmen der Nachbarschaftshilfe oder als Leihoma mit den Nachbarskindern etwas unternimmt, muss sich selbst versichern.
Wie sieht das Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe aus?
Die Möglichkeiten, sich auch im Alter ehrenamtlich für Geflüchtete zu engagieren, sind vielfältig. Einige Beispiele möchten wir hier nennen:
Spenden
Wer sein gesamtes Hab und Gut zurücklassen musste, fängt bei Null an. Sach- und Geldspenden sind daher essentiell für die Geflüchteten. Das können Lebensmittel, Kleidung und Hygieneartikel sein. Aber auch andere Dinge des täglichen Lebens wie etwa Spielzeug oder Powerbanks für Handys sind willkommen. Ein Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe kann bedeuten, diese Dinge selbst zu spenden oder solche Spenden zu organisieren. In jedem Fall sollten Sie zuvor klären, woran es besonders mangelt. Wichtig außerdem: Die Spenden sollten neuwertig oder zumindest tadellos und sauber sein.
Dolmetschen
Bevor Flüchtlinge in hiesigen Kursen die Sprache lernen, ist die Verständigung oft schwer und holprig. Englisch ist zwar Weltsprache, aber nicht immer reichen die Kenntnisse. Wer die Sprache des Flüchtlings spricht, kann dolmetschen. Das hilft beispielsweise bei Arztbesuchen und Behördengängen. Aber Dolmetschertätigkeiten können auch dazu beitragen, im Streit zwischen verschiedenen Parteien zu vermitteln.
Begegnungen
Damit Menschen sich integrieren, brauchen sie Kontakt zur hiesigen Gesellschaft. Genau der fehlt in Sammelunterkünften. Das erschwert jedoch nicht nur sprachliche Fortschritte, sondern ein Verständnis für die Kultur des aufnehmenden Landes. Daher sind Kontakte zwischen Flüchtlingen und angestammten Menschen so wichtig. Genau das ermöglicht ein Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe. Sie fungieren als Botschafter für Ihr Land und Ihren Ort. Dazu können Sie beispielsweise wie ein Reiseführer auf Sehenswürdigkeiten und Wissenswertes in der Umgebung aufmerksam machen. So lernen die neuen Mitbürger wichtige Anlaufstellen (Ausländerbüro, Jobcenter, Post) und Infrastruktur (Schule, Ärztehaus, Supermarkt) kennen. Umgekehrt profitieren Sie von Einblicken in die Lebenswelt der Geflüchteten.
Sprach- und Integrationskurse
Im Kontakt mit Deutschen bietet sich für die Geflüchteten die Gelegenheit, die Landessprache zu lernen. Gleichzeitig reichen die bisherigen Sprachkenntnisse oft nicht, um eine Erwerbsarbeit aufzunehmen. Wenn zudem private Begegnungen rar sind, können Sprach- und Integrationskurse Abhilfe schaffen. Oft bieten pensionierte Lehrer Unterstützung an. Ihr pädagogisches und didaktisches Know-how ist zwar zur Vermittlung geeignet. Jedoch obliegt die Durchführung und Zertifizierung solcher Kurse dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Das beauftragt lokale Bildungsträger mit der Durchführung.
Kinderbetreuung
Während die Eltern Deutsch lernen, benötigen die Kinder Betreuung. Auch so ist der Alltag in Flüchtlingsunterkünften für Kinder oft langweilig. Kinder zu beschäftigen, mit ihnen zu basteln oder spielen, ist eine wichtige und für viele erfüllende Aufgabe. Denn so können Ehrenamtliche Sprache und kulturelle Gepflogenheiten im Aufnahmeland vermitteln. Gleichzeitig hilft die Ablenkung den Kindern und Jugendlichen dabei, die Erfahrungen der Flucht zu verarbeiten. Auch Hilfe bei Hausaufgaben für Schulkinder ist willkommen.
Freizeitaktivitäten
Neben einer Erwerbstätigkeit sind (Sport-)Vereine ideal, um Kontakt zwischen Alteingesessenen und Geflüchteten herzustellen. Sport ist nicht nur eine universelle Sprache, sondern hilft beim Abbau von Stress. Außerdem fördert er Teamfähigkeit und Gemeinschaftssinn. Und nicht zuletzt geben Freizeitaktivitäten im sportlichen Bereich Flüchtlingen die Chance, ihr Können unter Beweis zu stellen. Das hilft beim Abbau von Vorurteilen und steigert das Selbstwertgefühl der Geflüchteten.
Wohnraum
Sammelunterkünfte bieten nur wenig Privatsphäre. Flüchtlinge mit Asylstatus benötigen eine eigene Wohnung. Angesichts des vielerorts angespannten Wohnungsmarktes ist das eine logistische und organisatorische Herausforderung. Mit einem Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe können Sie Flüchtlingen bei der Suche helfen. Typische Anlaufstellen sind Kleinanzeigen, Immobilienportale und Wohnungsgesellschaften. Indem Sie Ihre Schützlinge bei Besichtigungen begleiten und mit Vermietern sprechen, vergrößern Sie ihre Chancen auf eine neue Unterkunft. Unterstützen können Sie ferner, wenn Sie Ihrerseits Wohnraum zur Verfügung stellen können.
Behördengänge
Wer in der Fremde ist, kennt sich nicht mit den neuen Strukturen und Behörden aus. Gleichzeitig gibt es für Geflüchtete eine Vielzahl an Terminen und Fristen zu beachten. Ehrenamtliche können im Umgang mit Verwaltung, beim Ausfüllen von Formularen und Anträgen eine wertvolle Hilfe sein. Juristische Einzelfragen sind jedoch weiterhin ausschließlich durch Experten zu klären.
Flüchtlingshilfe Organisationen in Deutschland
Flüchtlingshilfe hat viele Gesichter. Zahlreiche Initiativen, Wohlfahrtsverbände, Kirchengemeinden sowie Sozialdienste der Stadt / Gemeinde arbeiten zusammen. Daneben gibt es lokale Bündnisse und Kampagnen. Daher ist ein Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe vielgestaltig, nicht nur von den Tätigkeiten her, sondern auch je nach Organisation. Flüchtlingshilfe Organisationen gibt es deutschlandweit.
Um sich über lokale Strukturen in Ihrer Nähe zu informieren, können Sie beispielsweise die Flüchtlingsräte der Bundesländer kontaktieren. Diese arbeiten mit diversen Initiativen und Verbänden zusammen. Die großen Wohlfahrtsverbände haben oft eine eigene Flüchtlingshilfe. Nachfolgend ein Überblick über bekannte Organisationen:
UNO-Flüchtlingshilfe
Die UNO-Flüchtlingshilfe in Deutschland ist ein Teil des UNHCR. Sie fördert diverse Einrichtungen in ganz Deutschland. Darunter solche, die rechtliche Beratung bieten, die Flüchtlinge psychologisch oder persönlich betreuen oder Bildungs- und Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete im Angebot haben.
ASB Flüchtlingshilfe
Die Flüchtlingshilfe des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) ist wie bei den anderen großen Verbänden (Malteser, Johanniter…) nicht nur in vielen deutschen Städten und Gemeinden im Einsatz für Flüchtlinge. Auch in den Herkunftsländern sind ASB-Helfer im Einsatz. Dazu gehört die Versorgung und Betreuung als auch zahlreiche Wohnprojekte für Geflüchtete.
Caritas Flüchtlingshilfe
Auch der große Wohlfahrtsverband Caritas bietet Möglichkeiten zum Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe je nach Region. So können ehrenamtlich Engagierte direkt vor Ort helfen. Projekte und Programme sind beispielsweise „Menschen stärken Menschen“, „Gemeinsam für Teilhabe“ oder „Neustart im Team (NesT)“. Diese stellen Begegnung und Begleitung im Alltag sicher.
Arbeiterwohlfahrt (AWO) Flüchtlingshilfe
Die AWO bietet Wohnunterkünfte in Erstaufnahmeeinrichtungen. Daneben bietet sie durch Migrations- und Integrationsfachdienste Beratung bei Behördengängen, Deutschkurse und vermittelt an Organisationen mit sozialpädagogischer Betreuung.
Weitere Initiativen
Wer sich für die Tätigkeit Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe interessiert, findet weiterführende Informationen hier:
Qualifizierung fürs Ehrenamt Flüchtlingshilfe
Grundsätzlich kann sich jeder ehrenamtlich engagieren, der das möchte. Allerdings sind für die Tätigkeit Kenntnisse des Asylrechts sinnvoll. Viele Organisationen bieten daher Kurse für die Ehrenamtlichen an. Hier lernen sie Wissenswertes zum Ablauf des Asylverfahrens in Deutschland. Weitere Inhalte können Informationen zu Sozialleistungen für Flüchtlinge und psychosoziale Auswirkungen von Flucht sein.
Eignung für die Tätigkeit prüfen
Wenngleich solche Kurse auf die Tätigkeit vorbereiten: Wer ein Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe ausüben möchte, sollte sich vorab seinen eigenen Erwartungen und Wünschen stellen. Klären Sie vorab folgende Fragen für sich:
- Wie lange wollen Sie sich für die ehrenamtliche Tätigkeit engagieren?
- Welche Organisation bietet ehrenamtliche Tätigkeiten in der Flüchtlingshilfe?
- Wer ist Ansprechpartner?
- Worin liegen Ihre Fähigkeiten und Stärken, wie kann Ihre Unterstützung konkret aussehen?
Dazu ist Folgendes anzumerken: Im Laufe ihrer Tätigkeit kommen ehrenamtliche Helfer immer wieder an ihre Grenzen. Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Unterschiedliche Erwartungshaltung
Eigene Ansprüche und Vorstellungen davon, wie die Unterstützung aussehen könnte und die des Flüchtlings. - Bürokratische Hindernisse
Manchmal weichen die eigenen Überzeugungen von dem ab, was rechtlich möglich ist, Stichwort Bleibeperspektive. - Kulturelle Diskrepanzen
Unterschiedliche Wert- und Moralvorstellungen, auch Vorurteile können das Miteinander erschweren. Dazu zählen Reizthemen wie Religion, Frauenrechte oder Kindererziehung. - Traumatische Erlebnisse
Die Konfrontation mit Schilderungen großer Not und Gewalterfahrungen sind emotional belastend.
Aus den genannten Gründen und für eine gesunde Selbstfürsorge ist es sinnvoll, das eigene Engagement zeitlich zu begrenzen.
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